Dieser Beitrag ist von Benedikt Hopmann und Ingo Müller gestaltet.
Inhalt:
- Historisches Plakat aus dem Jahre 1945 – es ging einmal ganz anders als heute
- Stellungnahme zum 8. Mai 2025: Das antifaschistische Erbe nicht verspielen.
- Ankündigung von drei Veranstaltungen zum 80 Jahrestag der Befreiung vom Faschismus
Historisches Plakat aus dem Jahre 1945 – es ging einmal ganz anders als heute:
Seht Euch die Referenten der Großkundgebung an und vor allem wer dazu aufgerufen habe: SPD, CDU und KPD. Und heute nach 80 Jahren ist davon keine Spur mehr zu sehen. So sieht Antifaschismus aus, gemeinsam dagegen kämpfen und gemeinsam eine friedliche Welt aufbauen und keine Kriege zulassen. Hat die Menschheit nichts aus den katastrophalen zwei Weltkriege sowie den beiden Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki, August 1945, gelernt?
Der Buchenwaldschwur, vom 19. April 1945 ist in der heutigen Zeit aktuell wie je zuvor!
Damals wurde geschworen:
„Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“ Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.“
Stellungnahme: Das antifaschistische Erbe nicht verspielen!
Die Weigerung der deutschen Regierung, Vertreter Russlands und Belorusslands an den Veranstaltungen zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus teilnehmen zu lassen. kann nicht mit dem Krieg in der Ukraine begründet werden. Abgesehen davon, dass die Verantwortung der NATO, USA und auch Deutschlands für diesen Krieg permanent kleingeredet wird, geht es am 8. und 9. Mai 2025 nicht um diesen Krieg, sondern um die Würdigung der herausragenden Bedeutung der Sowjetunion und der sowjetischen Armee im 2. Weltkrieg, also 80 Jahre zuvor. Der Krieg in der Ukraine kann nicht die Tatsache vergessen machen: Ohne die sowjetische Armee wäre Deutschland nicht vom Hitlerfaschismus befreit worden. Es sollte selbstverständlich sein, dass die Befreier zu Veranstaltungen, die an den 80. Jahrestag der Befreiung erinnern, eingeladen werden.
Doch genau diese Teilnahme wird Vertretern Russlands und Belorusslands verweigert.
Damit wird an eine jahrzehntelange Tradition angeknüpft, die schon mit dem 1. Weltkrieg begann. Schon damals vermochte es das deutsche Kaiserreich, die Sozialdemokratie in den Krieg einzubinden, indem es erklärte, dass dieser Krieg „Russland gründlich schwächen müsse“[1]Der SPD-Reichstagsabgeordnete, Eduard David, über seine Unterredung mit dem Staatsekretär Clemens von Delbrück am 24. August 1914: „Ich legte zunächst dar, dass das Hauptmoment, mit dem die … Continue reading Das Zarenreich war reaktionär, aber konnte es einem ebenfalls reaktionären Kaiserreich darum gehen? Tatsächlich ging es diesem Deutschland um eine Politik, die auf Annexionen ausgerichtet war.[2]Zum Streit zwischen Schwerindustrie und Chemie- und Elektroindustrie um die Annexionsziele siehe: Reinhard Opitz, Faschismus und Neofaschismus, Frankfurt a.M., 1984, S. 42 ff.
Im 2. Weltkrieg war wieder der „Osten“ der große Feind, jetzt in Gestalt der Sowjetunion. Wieder verbargen sich dahinter Annexionsziele Deutschlands: Die Eroberung zusätzlichen Siedlungsraums im Osten.[3]In „Mein Kampf“ hatte Hitler dargelegt, dass es Aufgabe des „deutschen Volkes sein müsse, neue Siedlungsgebiete im Osten zu erlangen. Es könne „nicht die Absicht des Himmels … Continue reading Dieses Feinbild wurde – nach einer Unterbrechung von nur wenigen Jahren nach 1945, in der die Sowjetunion als Teil der siegreichen Antihitlerkoalition auch in den von den Westalliierten besetzten Zonen anerkannt war – im „kalten Krieg“ weiter gepflegt. Dafür steht die Totalitarismus-Doktrin, die Angegriffene und Angreifer, Opfer und Täter, Sowjetunion und Hitlerdeutschland gleichsetzte.
Erst die Entspannungspolitik führte zu einem Umdenken. 1985 erkannte der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschand, Richard von Weizsäcker, in seiner Rede vor dem Bundestag am 8. Mai den Sieg der Antihitlerkoalition über das faschistische Deutschland und damit auch auch den Sieg der Sowjetunion als Teil dieser Koalition als Befreiung an: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung“[4]Weizäcker a.a.O.).
Doch mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine wurde im Handstreich die ganze Entspannungspolitik für ein Irrweg erklärt. Der Feind steht wieder im Osten. Es kommt dabei den Regierenden offensichtlich gar nicht darauf an, ob es gegen Russland oder gegen die Sowjetunion geht. Hauptsache, der Ritt geht nach Osten. Das ist zugleich willkommener Anlass, die Militarisierung im Inneren massiv voranzutreiben. Da passt es, denjenigen, die 1945 die Befreier waren, 80 Jahre später die Teilnahme an den Veranstaltungen zum Tag der Befreiung zu verweigern – als wären wir jetzt schon im Krieg mit Russland. Die Herrschenden in Deutschland wollen auch die Herrschenden in der Europäischen Union sein, sie sind es jetzt schon wirtschaftlich, über das deutsche Kapital, und sie wollen es auch als Militärmacht sein.
Der 8. Mai ist dazu immer der Gegenentwurf. Denn der 8. Mai öffnet die Tür, mit den Völkern der ehemaligen Sowjetunion, insbesondere auch mit Vertretern Russlands und Belorusslands, die Befreiung vom Faschismus gemeinsam zu feiern – als Basis, auf der sich Zusammenarbeit entwickeln kann.
Der Tag der Befreiung als gemeinsames Erbe, dem wir uns verpflichtet fühlen, heißt also:
Von Lissabon über Moskau bis Peking zusammenarbeiten statt gegeneinander den Krieg vorzubereiten. Wir wollen das nicht. Denn Krieg bedeutet immer: Es ist das Volk, das ins Feuer geschickt wird. Wir haben jetzt schon die Lasten für Militarisierung zu tragen.
Keine Raketen aufzustellen, die von russischer Seite nur als „Messer am Hals“ verstanden werden können und von denjenigen, die die Aufstellung dieser Raketen betreiben und unterstützen, auch nur so gewollt sein können.
Statt den Krieg vorzubereiten das Gegenteil tun und gegen diejenigen angehen, die die Zusammenarbeit mit allen Mitteln torpedieren, mit Wirtschaftssanktionen, Aufrüstung und der Militarisierung der ganzen Gesellschaft im Inneren.
Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus.
Ankündigung von drei Veranstaltungen der Friedensbewegung zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus:
- 09. Mai 2025: Sowjetischen Ehrenmal in TreptowAm 9. Mai möchten wir wieder von 11 – 15 Uhr mit unserem Transparent am Sowjetischen Ehrenmal in Treptow an der rechten Granitfahne stehen. … Weiterlesen
- 08.05.2025: Dank euch SowjetsoldatenAm 8. Mai um 15 Uhr haben wir – wie in jedem Jahr – eine Kundgebung ebenfalls am Sowjetischen Ehrenmal in Tiergarten angemeldet unter … Weiterlesen
- 3. Mai 2025: Wir sagen Danke. Frieden. Gute Nachbarschaft mit RusslandUnter dem Motto „Wir sagen Danke. Frieden. Gute Nachbarschaft mit Russland“ findet bereits am 3.Mai eine kulturpolitische Kundgebung mit vielen Künstlerinnen, Künstlern, (u.a. Tino … Weiterlesen
References
↑1 | Der SPD-Reichstagsabgeordnete, Eduard David, über seine Unterredung mit dem Staatsekretär Clemens von Delbrück am 24. August 1914: „Ich legte zunächst dar, dass das Hauptmoment, mit dem die schweren Widerstände gegen die bewilligung der Kriegskredite überwunden wurden, die Aussicht auf die Niederringung des Zarismus war; daß man dagegen für Frankreich milde Behandlung und anständigen Frieden erwarte … Die augenblickliche Situation zeige das entgegengesetzte Bild. … Sollte das geschehen, so würde die Partei in geschlossener Front von links bis zum äußersten rechten Flügel in schärfste Opposition treten. Und wir glauben, dabei auch einen mächtigen Widerhall weit über die Parteikreise hinaus zu finden. Delbrück entgegnet, daß meine Befürchtungen grundlos seien. Er sit der Auffassung,, daß man Russland im Intersse unserer Sicherheit gründlich schwächen müsse. .., Das sei auch sicher die Auffassung des Reichskanzlers …“ (Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Band 2, Berlin (Ost), 1966, S. 209, Dokument 70, S. 433). |
---|---|
↑2 | Zum Streit zwischen Schwerindustrie und Chemie- und Elektroindustrie um die Annexionsziele siehe: Reinhard Opitz, Faschismus und Neofaschismus, Frankfurt a.M., 1984, S. 42 ff. |
↑3 | In „Mein Kampf“ hatte Hitler dargelegt, dass es Aufgabe des „deutschen Volkes sein müsse, neue Siedlungsgebiete im Osten zu erlangen. Es könne „nicht die Absicht des Himmels sein (…), dem einen Volk fünfzigmal so viel an Grund und Boden auf dieser Welt zu geben, als dem anderen“, zitiert nach Bernhard Sauer, „Von langer Hand geplant“, in: Junge Welt v. 28. April 2025, S. 12 f.; siehe auch Richard von Weizsäcker in senier Rede vom 8. Mai 1985: „Die Initiative zum Krieg aber ging von Deutschland aus, nicht von der Sowjetunion. Es war Hitler, der zur Gewalt griff. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bleibt mit dem deutschen Namen verbunden.“, siehe: https://webarchiv.bundestag.de/archive/2006/0807/geschichte/parlhist/dokumente/dok08.html |
↑4 | Weizäcker a.a.O.). |