Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus

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Benedikt Hopmann, Mitglied der VVN-VdA, sprach am 8. Mai 2025 auf Einladung der friko vor dem sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten:

Inhalt:

  1. Einschränkungen unserer Grundrechte am Tag der Befreiung.
  2. Was ist das Ziel der Grundrechtseinschränkungen?
  3. An welche Traditionen knüpft die deutsche Außenpolitk gegen Russland an?
  4. Der Kampf um eine antifaschistische Neuordnung in Deutschland.
  5. Der 8. Mai als gemeinsames Erbe der Nachfolgestaaten der UdSSR.
  6. Friedensbewegung und Antifaschismus Hand in Hand: Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus!

Ausgerechnet heute ist es verboten, die Fahne der Sowjetunion zu zeigen[1] – hier, nur wenige hundert Meter vom Reichstag entfernt, wo heute der Bundestag an den 80 Jahrestag der Befreiung erinnern will und vor 80 Jahren die sowjetische Fahne als Banner des Sieges gehisst wurde. Bundestagsvizepräsidentin Andrea Lindholz (CSU) kündigte an, der Bundestag werde heute auch an die „Leistung der Sowjetunion zur Beendigung des Zweiten Weltkrieges“ erinnern.[1]ZDF vom 3.5.202, 16:23 Uhr, abgerufen am 6. Mai 2025; siehe: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/8-mai-gedenktag-weltkriegsende-ausladung-russland-100.html, abgerufen am 7.5.25. Vertreter des gesamten diplomatischen Korps sind zu dieser Gedenkveranstaltung eingeladen, die Vertreter von Russland und Belorus nicht.[2]Zur Nichteinladung: ZDF v. 03.05.2025 | 16:23 Uhr https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/8-mai-gedenktag-weltkriegsende-ausladung-russland-100.html, abgerufen am 6. Mai 2025 Die Allgemeinverfügung, die das Zeigen der sowjetischen Fahne untersagt, gilt nur für den 8. und 9. Mai, also ausgerechnet für den Tag, an dem die deutsche Wehrmacht in Karlshorst, die bedingungslose Kapitulation unterschrieb.[3]In der Sowjetunion hatte zu dem Zeitpunkt schon der 9. Mai begonnen.

Die Weigerung der deutschen Regierung, Vertreter Russlands und Belorusslands an den Veranstaltungen zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus teilnehmen zu lassen, kann nicht mit dem Krieg in der Ukraine begründet werden. Abgesehen davon, dass die Verantwortung der NATO, USA und auch Deutschlands für diesen Krieg permanent kleingeredet wird, geht es am 8. und 9. Mai 2025 um die Würdigung des Sieges der Antihitlerkoalition über den Hitlerfaschismus. Der Krieg in der Ukraine kann nicht die Tatsache vergessen machen: Ohne die Sowjetunion und die sowjetische Armee wäre Deutschland nicht vom Hitlerfaschismus befreit worden. Sie trugen die Hauptlast im Kampf der Antihitlerkoalition gegen den Hitlerfaschismus.

Historiker schätzen, dass zwischen 4,2 und 7 Millionen Hungertote unter den insgesamt 26 bis 27 Millionen sowjetischen Kriegstoten zu beklagen sind. Allein durch die Leningrader Blockade verhungerten 1,1 Millionen Zivilisten. Was dort geschah, erfüllte alle Merkmale der Völkermordkonvention von 1951. Das war Völkermord.

In zahllosen Schlachten mit ungeheuren Verlusten an Menschenleben befreite sich die Sowjetunion vom Hitlerfaschismus. Deutschland wurde befreit. Berlin wurde von über 2 Millionen vor allem sowjetischen Soldaten befreit.

Als Begründung für das Fahnenverbot wird angegeben, dass mit dem Zeigen dieser Fahne eine Rechtfertigung des russischen Angriffskrieges verhindert werden soll. Aber mit dieser Begründung müsste das Zeigen der sowjetischen Fahne auch an jedem anderen Tag im Jahr verboten werden; denn auch an jedem anderen Tag könnte das Zeigen dieser Fahne mit dieser Rechtfertigung verbunden werden. Das Verbot nur am 8. und 9. Mai lässt keinen anderen Schluss zu als den, dass die Sowjetfahne gerade an diesen Tagen, als Banner des Sieges, als die sie auf dem Reichstag gehisst wurde, der ‚Stein des Anstoßes‘ ist und nicht geduldet werden soll.

Gerhard Langguth, Mitglied der VVN-BdA Lichtenberg sagt: „Wer Vertreter Russlands oder der Nachfolgestaaten der Sowjetunion auslädt und gleichzeitig die Fahne des Sieges verbietet, stellt sich auf die Seite des Verlierers – also Hitlerdeutschlands.“[4]JW v. 6.5.2025, S.8; siehe schon 2024 in der Berliner Zeitung:  https://widerstaendig.de/8-mai-2022-tag-der-befreiung/#langguth; Langguth‘s Urgroßvater, Großeltern, Großonkel und … Continue reading 

Die Bundesregierung knüpft mit ihrer militärischen Unterstützung der Ukraine gegen Russland an eine jahrzehntelange Tradition an, die schon mit dem 1. Weltkrieg begann. Schon damals vermochte es das deutsche Kaiserreich, die Sozialdemokratie in den Krieg einzubinden, indem es erklärte, dass dieser Krieg „Russland gründlich schwächen müsse.“[5]Der SPD-Reichstagsabgeordnete, Eduard David, über seine Unterredung mit dem Staatsekretär Clemens von Delbrück am 24. August 1914: „Ich legte zunächst dar, dass das Hauptmoment, mit dem die … Continue reading Das Zarenreich war reaktionär, aber konnte es einem ebenfalls reaktionären Kaiserreich darum gehen? Tatsächlich ging es diesem Deutschland um eine Politik, die auf Annexionen ausgerichtet war.[6]Zum Streit zwischen Schwerindustrie und Chemie- und Elektroindustrie um die Annexionsziele siehe: Reinhard Opitz, Faschismus und Neofaschismus, Frankfurt a.M., 1984, S. 42 ff.

Im 2. Weltkrieg war wieder der „Osten“ der große Feind, jetzt in Gestalt der Sowjetunion. Wieder verbargen sich dahinter Annexionsziele Deutschlands: Die Eroberung zusätzlichen Siedlungsraums im Osten.[7]In „Mein Kampf“ hatte Hitler dargelegt, dass es Aufgabe des „deutschen Volkes sein müsse, neue Siedlungsgebiete im Osten zu erlangen. Es könne „nicht die Absicht des Himmels … Continue reading

Dieses Feindbild wurde – nach einer Unterbrechung von nur wenigen Jahren nach 1945, in der die Sowjetunion als Teil der siegreichen Antihitlerkoalition auch in den von den Westalliierten besetzten Zonen anerkannt war – im „kalten Krieg“ weiter gepflegt. Dafür steht die Totalitarismus-Doktrin, die Angegriffene und Angreifer, Opfer und Täter, Sowjetunion und Hitlerdeutschland gleichsetzte.

Erst die Entspannungspolitik führte zu einem Umdenken. 1985 erkannte der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, Richard von Weizsäcker, in seiner Rede vor dem Bundestag am 8. Mai den Sieg der Antihitlerkoalition über das faschistische Deutschland und damit auch auch den Sieg der Sowjetunion als Teil dieser Koalition als Befreiung an: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung.“[8]Richard von Weizsäcker in seiner Rede vom 8. Mai 1985: „Die Initiative zum Krieg aber ging von Deutschland aus, nicht von der Sowjetunion. Es war Hitler, der zur Gewalt griff. Der Ausbruch des … Continue reading

Die AfD weigert sich, das anzuerkennen. Die Fraktionsvorsitzende der AfD, Alice Weidel, will am 8. Mai „die Niederlage des eigenen Landes nicht befeiern“.[9]Siehe die Welt v. 13.09.2023, https://www.welt.de/politik/deutschland/plus247410232/Alice-Weidel-Keinerlei-Bereitschaft-sich-gegenueber-NS-Deutschland-abzugrenzen.html. „Siehe auch der Antrag der … Continue reading Wer die Niederlage des Hitlerfaschismus zur Niederlage des „eigenen Landes“ und damit zur eigenen Niederlage erklärt, stellt sich auf die Seite Hitlerdeutschlands. Wenn es keine Niederlage gegeben hätte, was wäre dann gewesen?   

Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine wurde im Handstreich die gesamte Entspannungspolitik zu einem Irrweg erklärt – zugleich willkommener Anlass, die Militarisierung im Inneren massiv voranzutreiben. Da passt es, denjenigen, die 1945 die Befreier waren, 80 Jahre später die Teilnahme an den Veranstaltungen zum Tag der Befreiung zu verweigern. Wie schon im Ersten und im Zweiten Weltkrieg wollen die Herrschenden in Deutschland auch die Herrschenden in der Europäischen Union sein, sie sind es jetzt schon über das deutsche Kapital wirtschaftlich und sie wollen es auch militärisch sein. Dazu hat sich der neue Vizekanzler Klingbeil (SPD) schon vor Monaten bekannt. Der alte und neue Verteidigungsminister Pistorius drückt es so aus: „Ein starkes Deutschland in einem starken Europa.“[10]Rede von Pistorius am 5.5.2025 beim großen Zapfenstreich zur Verabschiedung von Olaf Scholz: https://www.youtube.com/watch?v=-xhpLD5K5x0, abgerufen am 8.5.2025.

Sie tun so, als wären sie jetzt schon wieder im Krieg, wieder mit Russland. Man könnte auch sagen: Sie tun nicht nur so, sondern sie tun alles dafür. Bisher hat sich der neue Bundeskanzler Merz nicht davon verabschiedet, Marschflugkörper vom Typ Taurus an die Ukraine liefern zu wollen, obwohl Russland erklärt hat, es sehe eine solche Lieferung als direkte Beteiligung Deutschlands am Ukrainekrieg.[11]Siehe: https://www.fr.de/politik/warnt-deutschland-vor-lieferung-der-waffe-nach-merz-ansage-zu-taurus-kreml-93689540.html; abgerufen am 8.5.2025. Der Koalitionsvertrag macht dazu keine Aussage; siehe … Continue reading Auch die Aufstellung von US-Raketen in Deutschland, die von russischer Seite nur als „Messer am Hals“ verstanden werden können, treiben die Kriegsvorbereitung gegen Russland voran.  

Der 8. Mai als Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus ist dazu der komplette Gegenentwurf.

Zum ersten Mal nahm eine Bundesregierung unter Willy Brandt im Jahr 1970, zum 8. Mai 1945 Stellung. Die Entspannungspolitik der sozial-liberalen Koalition war eingebettet in das Bemühen um mehr Demokratie, mehr Mitbestimmung. Schon gleich nach dem Krieg hatten diejenigen, die aus den KZ’s kamen, vergeblich, eine antifaschistische Neuordnung der Gesellschaft durchzusetzen versucht.

Es gab die sogenannten vier „D“ des Potsdamer Abkommens: Dekartellierung, Denazifizierung, Demilitarisierung und Demokratisierung. Aber diese vier „D“ wurden nicht realisiert. Die Dekartellierung, die selbst im Ahlener Programm der CDU als eine Vergesellschaftung großen Kapitals verstanden wurde, kam nicht zustande. Die Denazifizierung wurden nach wenigen Jahren vollständig aufgegeben und die Demilitarisierung spätestens 1956 mit der Aufstellung der ersten Bundeswehrverbände in eine Remilitarisierung umgekehrt und mündet jetzt in einer umfassenden Militarisierung der Gesellschaft durch die eben erst gewählte neue Bundesregierung. Auch von einer Demokratie sind wir bis heute weit entfernt.

Im Osten Deutschlands, in der DDR, wurde der Versuch einer antifaschistischen Neuordnung 1990 mit wirtschaftlichen und politischen Eingliederung der DDR in die Bundesrepublik und der folgenden größten Privatisierungswelle, die es jemals gegeben hat, beendet.

Die Aufgabe einer antifaschistischen Neuordnung Deutschlands hat sich also nicht erledigt. Das gilt vor allem auch, weil der Rechtsextremismus in sehr vielen Ländern zugenommen hat, auch in Deutschland, wo die AfD nach neuesten Umfragen inzwischen die stärkste Partei geworden ist.

Der Schwur von Buchenwald bleibt also aktuell. Die Losung der „Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln“ ist eine Aufgabe der Zukunft: Das gilt auch für das Ziel „einer Welt des Friedens und der Freiheit“.

Ein positiver Bezug auf den 8. Mai als Tag des Sieges über den Hitlerfaschismus könnte auch einen anderen Blick auf den Krieg in der Ukraine ermöglichen und zu einem Willen der Verständigung führen.

Im Jahr 2022 und in den folgenden Jahren haben wir am 8. und 9. Mai vor dem sowjetischen Ehrenmal in Treptow ein Transparent mit folgender Aufschrift gezeigt:

„Die Rote Armee war armenisch, aserbaidschanisch, georgisch, kasachisch, kirgisisch, russisch, tadschikisch, turkmenisch, ukrainisch, usbekisch und weißrussisch.

Gemeinsam haben sie den Hitlerfaschismus besiegt und von den Soldaten, die dafür ihr Leben gegeben haben, liegen rund 7.000 hier begraben.“

Hier bei diesem sowjetischen Ehrenmal liegen rund 2.500 sowjetische Soldaten aus viele verschiedenen Sowjetrepubliken begraben.  

Aufschlussreich ist die Auseinandersetzung zwischen Putin und Selenski um einen Waffenstillstand am 80. Jahrestag des Sieges über Hitlerdeutschland. Putin kündigte am 28. April einen einseitigen Waffenstillstand vom Tagesanbruch des 8. Mai bis Tagesanbruch des 11. Mai an.[12]siehe Handelsblatt vom 28.4.2025: https://www.youtube.com/watch?v=oCX8zgTWVVk Das ZDF meldete wenig später: „Angesichts der andauernden russischen Attacken erklärte Selenskyj …, die Ukraine könne die Sicherheit ausländischer Würdenträger, die zum Weltkriegsgedenken am 9. Mai nach Moskau kämen, nicht garantieren.“[13]„Angesichts der andauernden russischen Attacken erklärte Selenskyj außerdem, die Ukraine könne die Sicherheit ausländischer Würdenträger, die zum Weltkriegsgedenken am 9. Mai nach Moskau … Continue reading Der Vize-Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, sah das als ‚verbale Provokation‘. Niemand habe Kiew um Sicherheitsgarantien für die Feiern am 9. Mai gebeten.[14]„Selenskyjs Aussagen bezeichnete der Vize-Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, als ‚verbale Provokation‘. Niemand habe Kiew um Sicherheitsgarantien für die Feiern am 9. … Continue reading Die Erklärung Selenskis kann nur als Drohung verstanden werden, die Militärparade in Moskau am 9. Mai zur Feier des Sieges über den Hitlerfaschismus militärisch anzugreifen. Der eigentliche Offenbarungseid in der Reaktion Selenskis besteht darin, dass er damit offen droht, nicht nur russische Soldaten als Kriegsgegner anzugreifen, sondern sie zugleich als Sieger über den Hitlerfaschismus zu attackieren. Obwohl auch die Ukraine Nachfolgestaat der Sowjetunion ist, hat sie offensichtlich dieses Erbe schon längst aufgegeben.[15]Es ist bekannt, dass das Asow Regiment – gegründet als Freiwilligenbataillon, unter der Führung einer Neonazi-Gruppe namens „Patriot der Ukraine“, mit der Wolfsangel als … Continue reading Das ist das Land, das Deutschland unterstützt.

Das folgende Gebinde wurde am 9.Mai 2025 auf dem Gelände des sowjetisches Ehrenmahls in Treptow am Denkmal „Mutter Heimat“ von ukrainischen Nazis niedergelegt:

Auf dem einen Band des Gebindes steht: „Wenn der Faschismus kommt, scheint noch immer die Sonne.“ Auf dem anderen Band steht: „Freiheit für die Ukraine“. Die Polizei verhinderte nicht, dass dieses faschistische Gebinde dort so niedergelegt werden konnte.

Für die Friedensbewegung war der Tag der Befreiung immer ein gemeinsames Erbe, dem wir uns verpflichtet fühlen. Für die Friedensbewegung wie für Antifaschistinnen und Antifaschisten galt immer beides: Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg! Denn es ist das Volk, das ins Feuer geschickt wird. Wir haben jetzt schon die Lasten für Militarisierung zu tragen.

Brecht schrieb noch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges seine Svendborger Gedichte. Darin heißt es:  

„Der Krieg, der kommen wird

Ist nicht der Erste. Vor ihm

waren andere Kriege.

Als der letzte vorüber war

Gab es Sieger und Besiegte.

Bei den Besiegten das niedere Volk

Hungerte. Bei den Siegern

Hungerte das niedere Volk auch.“[16]Bertolt Brecht in: Die Gedichte von Bertolt Brecht in einem Band, Frankf. a.M., 4. Auflg., 1986, S. 637.


[1] Zum Fahnenverbot: Allgemeinverfügung am 8. Mai 2025 in Berlin Amtsblatt, S. 1211: file:///C:/Users/Benedikt/Downloads/abl_2025_19_1189_1244_online-1.pdf und file:///C:/Users/Benedikt/Downloads/av-deutsch-1.pdf abgerufen am 6. Mai 2025    

References

References
1 ZDF vom 3.5.202, 16:23 Uhr, abgerufen am 6. Mai 2025; siehe: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/8-mai-gedenktag-weltkriegsende-ausladung-russland-100.html, abgerufen am 7.5.25.
2 Zur Nichteinladung: ZDF v. 03.05.2025 | 16:23 Uhr https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/8-mai-gedenktag-weltkriegsende-ausladung-russland-100.html, abgerufen am 6. Mai 2025
3 In der Sowjetunion hatte zu dem Zeitpunkt schon der 9. Mai begonnen.
4 JW v. 6.5.2025, S.8; siehe schon 2024 in der Berliner Zeitung:  https://widerstaendig.de/8-mai-2022-tag-der-befreiung/#langguth; Langguth‘s Urgroßvater, Großeltern, Großonkel und Großcousin wurden in Auschwitz bzw. Theresienstadt umgebracht und sein Vater wegen Widerstands gegen den Faschismus in Abwesenheit zum Tode verurteilt (JW v. 6.5.2025, S.8).
5 Der SPD-Reichstagsabgeordnete, Eduard David, über seine Unterredung mit dem Staatsekretär Clemens von Delbrück am 24. August 1914: „Ich legte zunächst dar, dass das Hauptmoment, mit dem die schweren Widerstände gegen die Bewilligung der Kriegskredite überwunden wurden, die Aussicht auf die Niederringung des Zarismus war; daß man dagegen für Frankreich milde Behandlung und anständigen Frieden erwarte … Die augenblickliche Situation zeige das entgegengesetzte Bild. … Sollte das geschehen, so würde die Partei in geschlossener Front von links bis zum äußersten rechten Flügel in schärfste Opposition treten. Und wir glauben, dabei auch einen mächtigen Widerhall weit über die Parteikreise hinaus zu finden. Delbrück entgegnet, daß meine Befürchtungen grundlos seien. Er ist der Auffassung, daß man Russland im Interesse unserer Sicherheit gründlich schwächen müsse. Das sei auch sicher die Auffassung des Reichskanzlers …“ (Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Band 2, Berlin (Ost), 1966, S. 209, Dokument 70, S. 433).
6 Zum Streit zwischen Schwerindustrie und Chemie- und Elektroindustrie um die Annexionsziele siehe: Reinhard Opitz, Faschismus und Neofaschismus, Frankfurt a.M., 1984, S. 42 ff.
7 In „Mein Kampf“ hatte Hitler dargelegt, dass es Aufgabe des „deutschen Volkes sein müsse, neue Siedlungsgebiete im Osten zu erlangen. Es könne „nicht die Absicht des Himmels sein (…), dem einen Volk fünfzigmal so viel an Grund und Boden auf dieser Welt zu geben, als dem anderen“, zitiert nach Bernhard Sauer, „Von langer Hand geplant“, in: Junge Welt v. 28. April 2025, S. 12 f.; siehe auch Richard von Weizsäcker in seiner Rede vom 8. Mai 1985: „Die Initiative zum Krieg aber ging von Deutschland aus, nicht von der Sowjetunion. Es war Hitler, der zur Gewalt griff. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bleibt mit dem deutschen Namen verbunden.“, siehe: https://webarchiv.bundestag.de/archive/2006/0807/geschichte/parlhist/ dokumente/dok08.html.
8 Richard von Weizsäcker in seiner Rede vom 8. Mai 1985: „Die Initiative zum Krieg aber ging von Deutschland aus, nicht von der Sowjetunion. Es war Hitler, der zur Gewalt griff. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bleibt mit dem deutschen Namen verbunden.“, siehe: https://webarchiv.bundestag.de/archive/2006/0807/geschichte/parlhist/ dokumente/dok08.html.
9 Siehe die Welt v. 13.09.2023, https://www.welt.de/politik/deutschland/plus247410232/Alice-Weidel-Keinerlei-Bereitschaft-sich-gegenueber-NS-Deutschland-abzugrenzen.html. „Siehe auch der Antrag der AfD Landtag Brandenburg Ds. 8/727, in dem u.a. gefordert wird: „Die Landesregierung wird aufgefordert, in öffentlichen Verlautbarungen den Begriff „Tag der Befreiung“ zu unterlassen.“; https://www.parlamentsdokumentation.brandenburg.de/starweb/LBB/ELVIS/parladoku /w8/drs/ab_0700/727.pdf
10 Rede von Pistorius am 5.5.2025 beim großen Zapfenstreich zur Verabschiedung von Olaf Scholz: https://www.youtube.com/watch?v=-xhpLD5K5x0, abgerufen am 8.5.2025.
11 Siehe: https://www.fr.de/politik/warnt-deutschland-vor-lieferung-der-waffe-nach-merz-ansage-zu-taurus-kreml-93689540.html; abgerufen am 8.5.2025. Der Koalitionsvertrag macht dazu keine Aussage; siehe auch Tagesspiegel v. 14.4.25, 17:12 Uhr; https://www.tagesspiegel.de/politik/wir-durfen-keine-sekunde-mehr-zogern-cdu-verteidigt-merz-taurus-vorstoss–spd-reagiert-verhalten-13540594.html; abgerufen am 8.5.2025.
12 siehe Handelsblatt vom 28.4.2025: https://www.youtube.com/watch?v=oCX8zgTWVVk
13 „Angesichts der andauernden russischen Attacken erklärte Selenskyj außerdem, die Ukraine könne die Sicherheit ausländischer Würdenträger, die zum Weltkriegsgedenken am 9. Mai nach Moskau kämen, nicht garantieren. Laut Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine sagte er ‚Wir können nicht die Verantwortung tragen für das, was auf dem Gebiet der Russischen Föderation passiert.‘ Russland könne selbst Brandanschläge, Sprengungen oder Ähnliches durchführen und dann die Ukraine beschuldigen, warnte er“ (ZDF am 3.5.2025, 16:48, https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/selenskyj-warnung-siegesfeier-angriffe-charkiw-kraine-krieg-russland-100.html ; abgerufen am 8.5.2025).
14 „Selenskyjs Aussagen bezeichnete der Vize-Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, als ‚verbale Provokation‘. Niemand habe Kiew um Sicherheitsgarantien für die Feiern am 9. Mai gebeten.“ (ZDF am 3.5.2025, 16:48, https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/selenskyj-warnung-siegesfeier-angriffe-charkiw-kraine-krieg-russland-100.html ; abgerufen am 8.5.2025).
15 Es ist bekannt, dass das Asow Regiment – gegründet als Freiwilligenbataillon, unter der Führung einer Neonazi-Gruppe namens „Patriot der Ukraine“, mit der Wolfsangel als gemeinschaftliches Symbol – inzwischen zu den stärksten Einheiten der ukrainischen Armee gehört. Siehe ZDF heute 14.06.2024, 03:19 Uhr: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/militaer-kampftruppe-asow-waffen-usa-100.html. Am 12. Juni hob die US-Regierung das Verbot auf, dem Asow-Regiment in der Ukraine militärische Ausbildung und in den USA hergestellte Waffen zu liefern. Das Verbot bestand, seit die Vereinigten Staaten damit begonnen hatten, einige ukrainische Einheiten auszubilden und zu bewaffnen (ebenda).
16 Bertolt Brecht in: Die Gedichte von Bertolt Brecht in einem Band, Frankf. a.M., 4. Auflg., 1986, S. 637.