Whistelblowerin Katharina Gun

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„George Bush und Tony Blair, vor allem aber Tony Blair, vermittelten der Öffentlichkeit den Eindruck, sie seien an einer diplomatischen Lösung in Sachen Irak interessiert … In Wirklichkeit aber suchten sie händeringend nach einer Zustimmung der Vereinten Nationen, um den Krieg zu rechtfertigen, den sie offenbar wollten … Man hat uns aufgefordert, an einem illegalen Verfahren mitzuwirken. Mit dem letztendlichen Ziel, eine militärische Intervention wider das Völkerrecht herbeizuführen.“

So kommentierte Katharine Gun, Übersetzerin und Analystin beim GCHQ, die eine als streng geheim klassifizierte Nachricht auf ihrem E-Mail-Account, die Frank Koza, Stabschef der NSA-Abteilung „Regionale Ziele“, am 31. Januar 2003 an die Mitarbeiter des Government Communications Headquarters (GCHQ), dem britischen Spionage-Pendant zum amerikanischen NSA, geschickt hatte. Laut dieser E-Mail ging darum, dass die NSA „eine Flut von Maßnahmen durchführt, die sich insbesondere gegen die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats (UNSC) richtet (abzüglich USA und GB natürlich)“. Ziel war, die Meinungsbildung namentlich unter den nichtständigen Mitgliedsstaaten im Sicherheitsrat auszuforschen: Angola, Chile, Kamerun, Bulgarien, Guinea, Pakistan. Grundsätzlich interessierte sich der Stabschef für „die ganze Palette an Informationen, die den US-Politikgestaltern einen Vorteil verschafft. In der Absicht Resultate zu erzielen, die sich positiv auf US-Interessen auswirken und Überraschungen abwenden“[1]zit. nach Marcia und Thomas Mitchell: The Spy Who Tried To Stop A War, Katharina Gun and the Secret Plot to Sanction the Iraq Invasion, London 2019, S. 3. Koza fordert die britischen Geheimdienstler auf, mit eigenen Mitteln den UNSC auszuspionieren.

Am 27. Januar 2003 hatte der Schwede Hans Blix, Waffeninspekteur der UN, in einem Bericht festgestellt, dass Bagdad den Vorgaben der UN-Resolution 1441 zur Überprüfung seiner Waffenarsenale entsprochen habe. ABC Waffen seien nicht gefunden worden.

Nach einem Abwägen von mehrere Tagen druckte Katharina Gun diese E-Mail aus und übergab sie einer freien Journalistin, die das an Martin Bright, einen Redakteur des Observer weitergab. Nach gründlichen Recherchen und erheblichen internen Konflikten veröffentlichte der Observer am 3. März 2003 diese E-Mail und die Ergebnisse der weiteren Recherche unter der Schlagzeile: „Enthüllt: Schmutzige Tricks der USA, um die Abstimmung im Irak zu gewinnen“.

Drei Tage nach der Veröffentlichung, am 5. März, offenbarte sich Katharina Gun ihren Vorgesetzten.

Am 5. Februar 2003 plädierte Außenminister Colin Powells vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen für den Sturz Saddam Husseins und den Krieg gegen die Irak im Monat darauf. Die Begründung: Saddam Hussein verfüge über Massenvernichtungswaffen. Zwei Jahre später, im September 2005, bedauerte Powell in einem ABC-Interview diese Rede vor dem Sicherheitsrat. Die Behauptung, dass Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen verfügt habe, sei falsch gewesen.

Den Prozess, den die Staatsanwaltschaft gegen Katharina Gun wegen Geheimnisverrats anstrengte, gewann Katharina Gun. Ihr Anwalt Emmerson rückte die Frage der Legalität des Irakkrieges in den Mittelpunkt. Gun habe gehandelt, um größeren Schaden von Großbritannien abzuwenden und den Tod britischer Soldaten zu verhindern. Dem Rechtsbruch Gun’s sei der deutlich schwerer Rechtsbruch der Regierung Tony Blair’s vorausgegangen. Emmerson hatte Akteneinsicht in Regierungsdokumente beantragt. Generalstaatsanwalt Goldsmith war gleichzeitig Berater des Außenministeriums und hatte in dieser Funktion zunächst mitgeteilt, dass es eine UN-Resolution notwendig sei, um gegen den Irak gewaltsam vorzugehen, dann aber hatte er seine Haltung geändert und am 7. März erklärt, eine Invasion sei grundsätzlich „gesetzeskonform“, ohne eine zweite UN-Resolution. Offensichtlich wollte Goldsmith nicht, dass die Legalität des Irak-Krieges vor dem Gericht erörtert würde. So zog die Staatsanwaltschaft ihre eigene Anklage zurück. Katharina Gun sagte unmittelbar nach ihrem Freispruch: „Ich würde es wieder tun“.

Der Irak-Krieg kostete in der Zeit zwischen 2003 und 2006 nach den Schätzungen der 2. Lancet Studie 390.000 bis 940.000 Menschen, nach einer Studie der WHO 151.000 Menschen das Leben. Allerdings bezieht die Studie eine recht willkürlich definierte Auswahl ziviler Opfer von Gewalt ein. Betrachtet man an alle erfassten Toten, so ergab auch diese Studie der WHO eine Verdoppelung der jährlichen Tdesfälle ab 2003.

Diese Angaben über diese beiden Studien und die in diesen Studien ermittelten Zahlen der Toten des Irak-Krieges stützt sich auf das Buch des IPPNW: Body Count Opferzahlen nach 10 Jahren „Krieg gegen den terror“ Irak Afghanistan Pakistan, 1. internationale Auflage 2015

Diese Darstellung der Whistleblowerin Katharina Gun stützt sich auf das Buch: Michael Lüders „Die Scheinheilige Supermacht. Warum wir aus dem Schatten der USA heraustreten müssen“ München 2021 S. 105 ff.

Mehr zum Thema Whistleblowing hier:

References

References
1 zit. nach Marcia und Thomas Mitchell: The Spy Who Tried To Stop A War, Katharina Gun and the Secret Plot to Sanction the Iraq Invasion, London 2019, S. 3

Die Quellen für diese Dokumente

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Hier werden links zu den Vertragsentwürfen, den Antworten und Stellungnahmen präsentiert. Der russische Vertragsentwurf NATO/Russland in vollem Wortlaut und Zusammenhang hier, der russische Vertragsentwurf USA/Russland hier. Die schriftliche Antwort der NATO ist hier nachzulesen, die schriftliche Antwort der USA hier. Die russische Stellungnahme zur Antwort der USA kann hier nachgelesen werden. Die Antworten der USA und NATO veröffentlichte EL PAIS gegen den Willen der USA und NATO. Alles wird hier im Zusammenhang und vollen Wortlaut vorgelegt

In der Süddeutschen Zeitung vom 17. Dezember 2021[1]https://www.sueddeutsche.de/politik/russland-putin-nato-usa-ukraine-1.5490817 findet man einen link zur englischen Version der russischen Vertragsentwürfe[2]https://mid.ru/ru/foreign_policy/rso/nato/1790803/?lang=en&clear_cache=Y. Wir haben diese englische Version über DeepL ins Deutsche übersetzen lassen.  

Erst eine Veröffentlichung der unter Verschluss gehaltenen schriftlichen Antworten der USA und der NATO vom 26. Januar 2022 durch die spanische Zeitung EL PAIS[3]https://elpais.com/infografias/2022/02/respuesta_otan/respuesta_otan_eeuu.pdf – erreichbar über den link: https://www.tagesschau.de/ausland/europa/nato-russland-ukraine-elpais-101.html ermöglichte, sich ein genaues Bild über diese Antworten der USA und NATO zu machen. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland teilte zu diesen von EL PAIS veröffentlichten Dokumenten mit: „.Die Authentizität der Dokumente wurde der Deutschen Presse-Agentur aus Bündniskreisen bestätigt“[4]https://www.rnd.de/politik/ukraine-konflikt-spanische-zeitung-veroeffentlicht-antworten-der-usa-und-nato-an-russland-PAI23B7JQWG6NGMSNZW27QT4C4.html. Eine deutsche Übersetzung dieser Antworten der USA und NATO findet man im Internet in russland.news[5]http://www.russland.news/antwortschreiben-der-usa-und-nato-zum-forderungskatalog-russlands/ und im „Antispiegel“[6]https://www.anti-spiegel.ru/2022/die-antworten-von-usa-und-nato-auf-russlands-vorschlaege-wurden-geleakt-teil-1-nato/

Die am 17.02.2022 veröffentlichte Erwiderung Russlands auf die Stellungnahme der NATO findet man ebenfalls im „Antispiegel“[7]https://www.anti-spiegel.ru/2022/russlands-antwort-auf-die-reaktion-der-usa-zu-gegenseitigen-sicherheitsgarantien/

 

References

References
1 https://www.sueddeutsche.de/politik/russland-putin-nato-usa-ukraine-1.5490817
2 https://mid.ru/ru/foreign_policy/rso/nato/1790803/?lang=en&clear_cache=Y
3 https://elpais.com/infografias/2022/02/respuesta_otan/respuesta_otan_eeuu.pdf – erreichbar über den link: https://www.tagesschau.de/ausland/europa/nato-russland-ukraine-elpais-101.html
4 https://www.rnd.de/politik/ukraine-konflikt-spanische-zeitung-veroeffentlicht-antworten-der-usa-und-nato-an-russland-PAI23B7JQWG6NGMSNZW27QT4C4.html
5 http://www.russland.news/antwortschreiben-der-usa-und-nato-zum-forderungskatalog-russlands/
6 https://www.anti-spiegel.ru/2022/die-antworten-von-usa-und-nato-auf-russlands-vorschlaege-wurden-geleakt-teil-1-nato/
7 https://www.anti-spiegel.ru/2022/russlands-antwort-auf-die-reaktion-der-usa-zu-gegenseitigen-sicherheitsgarantien/

Gegenüberstellung im Detaille: Die Vorschläge Russlands – die Antworten der NATO

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Hinweise

Damit Lesende möglichst rasch die Wesentlichen Inhalte und Kontroversen erfassen können, wurde ein Teil des russischen Vertragsenwurfs und ein Teil der Antwort der NATO in Fußnoten verlagert. Mit einem kurzen Blick in die Fußnote können Leserinnen und Leser prüfen, welche Textteile in die Fußnote verlagert wurden.

Der Vertragsentwurf Russlands umfasst 9 Artikel. Die NATO ruft in ihrer Antwort nicht jeden der neun Artikel des Russischen Vertragsentwurfs auf, um dann dazu Stellung zu nehmen, vielmehr hat die NATO ihre Antwort in 12 Punkte gegliedert und dabei einige Punkte zusätzlich in Unterpunkte untergliedert.

Um die einzelnen Themen des russischen Vertragsentwurfs und der Antwort der NATO gegenüberstellen zu können, rufen wir jeden Artikel aus dem russischen Vertragsentwurfs in vollem Wortlaut auf, manchmal Absatz für Absatz oder Satz für Satz, und zitieren danach, ebenfalls in vollem Wortlaut, die dazu passenden Stellen aus der Antwort der NATO. Fettgedruckte Worte im Text stammen vom Autor dieser Gegenüberstellung. Die Antwort der NATO ist durch kursiver Schrift kenntlich gemacht.

Artikel 1 des russischen Vertragsentwurfs wird zusammen mit der Antwort der NATO als Fußnote zitiert – jedoch zum Teil auch in den Hauptteil aufgenommen.

Um den Fokus auf die übrigen zentralen Vertragsbestandteile (Artikel 4, 5 6 , 7 und 8 des russischen Entwurfs) und die entsprechenden Antworten der NATO zu richten, wurden die Artikel 2 und 3 des russischen Vertragsentwurfs zusammen mit der Antwort der NATO nur als Fußnote zitiert. Artikel 9 des russischen Vertragsentwurfs wird ebenfalls nur als Fußnote zitiert, weil er technische Details zur Vertragsschließung enthält.

Die Antwort der NATO enthält zwei Themen, die in dem russischen Vertragsenwurf nicht angesprochen werden:

  • Beratung über Möglichkeiten zur Verringerung von Bedrohungen für Weltraumsysteme[1]9.6 Beratung über Möglichkeiten zur Verringerung von Bedrohungen für Weltraumsysteme, unter anderem durch Bemühungen zur Förderung eines verantwortungsvollen Verhaltens im Weltraum; und Russland … Continue reading.
  • Förderung eines freien, offenen, friedlichen und sicheren Cyberspace durch Konsultationen über Möglichkeiten zur Verringerung von Bedrohungen im Cyber-Bereich[2]9.7 Förderung eines freien, offenen, friedlichen und sicheren Cyberspace durch Konsultationenüber Möglichkeiten zur Verringerung von Bedrohungen im Cyber-Bereich, indem Bemühungen zur … Continue reading.

Diese beiden Punkte aus der Antwort der NATO sind in der Fußnote im vollen Worlaut wiedergegeben.

Der russische Vertragsentwurf NATO/Russland im Zusammenhang ist hier zu lesen, der russische Vertragsentwurf USA/Russland hier. Die schriftliche Antwort der NATO ist hier vollständig wiedergegeben, die schriftliche Antwort der USA hier. Die russische Stellungnahme zur Antwort der USA kann hier nachgelesen werden. Alles wird hier im Zusammenhang und im vollen Wortlaut vorgelegt

Unten wird angegeben, wo die Dokumente zu finden sind.


Der Vergleich im Detail: Der Russischer Vertragsentwurf und die Antwort der NATO



Aus Artikel 1 des russischen Vertragsentwurfs:
[3]Artikel 1 des russsischen Vertragsentwurfs Die Vertragsparteien lassen sich in ihren Beziehungen von den Grundsätzen der Zusammenarbeit, der gleichen und unteilbaren Sicherheit leiten. Sie werden … Continue reading.

Die Vertragsparteien lassen sich in ihren Beziehungen von den Grundsätzen der Zusammenarbeit, der gleichen und unteilbaren Sicherheit leiten. Sie werden ihre Sicherheit weder einzeln noch in internationalen Organisationen, Militärbündnissen oder Koalitionen auf Kosten der Sicherheit der anderen Vertragsparteien stärken.

Die Vertragsparteien schaffen keine Bedingungen oder Situationen, die eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der anderen Vertragsparteien darstellen oder als solche wahrgenommen werden könnten.

Die Antwort der NATO:

1. Die NATO ist ein Verteidigungsbündnis und stellt keine Bedrohung für Russland dar. Wir haben uns immer für Frieden, Stabilität und Sicherheit im euro-atlantischen Raum eingesetzt und für ein Europa als Ganzes, frei und in Frieden. Dies sind nach wie vor unsere Ziele und unsere bleibende Vision.

8.1 Alle Staaten respektieren und befolgen die Grundsätze der Souveränität, Unverletzlichkeit der Grenzen und territoriale Integrität der Staaten und Unterlassung der Androhung und Anwendung von Gewalt


Artikel 2 des russischen Vertragsentwurfs[4]Artikel 2 Absatz 1des russischen Vertragsentwurfs: Zur Behandlung von Fragen und zur Lösung von Problemen nutzen die Vertragsparteien die Mechanismen dringender bilateraler oder multilateraler … Continue reading


Artikel 3 des russischen Vertragsentwurfs[5]Die Vertragsparteien bekräftigen, dass sie einander nicht als Gegner betrachten. Die Vertragsparteien setzen den Dialog und die Interaktion zur Verbesserung der Mechanismen zur Verhinderung von … Continue reading.


Artikel 4 des russischen Vertragsentwurfs:

Die Russische Föderation und alle Vertragsparteien, die am 27. Mai 1997 Mitgliedstaaten der Nordatlantikvertrags-Organisation waren, werden keine militärischen Kräfte und Waffen auf dem Hoheitsgebiet eines der anderen Staaten in Europa zusätzlich zu den am 27. Mai 1997 auf diesem Hoheitsgebiet stationierten Kräften stationieren. Mit Zustimmung aller Vertragsparteien können solche Dislozierungen in Ausnahmefällen stattfinden, um eine Bedrohung der Sicherheit einer oder mehrerer Vertragsparteien zu beseitigen.

Antwort der NATO:

8.3 Russland zieht seine Streitkräfte aus der Ukraine, Georgien und der Republik Moldau ab, wo sie ohne Zustimmung des Gastlandes stationiert sind.

9.10 Russland nimmt die Umsetzung des Vertrags über konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE) wieder auf, kehrt zur Teilnahme an der Gemeinsamen Beratungsgruppe zurück und erstellt die im KSE-Vertrag geforderten detaillierten jährlichen Daten und Informationen.


Artikel 5 des russischen Vertragsentwurfs:

Die Vertragsparteien stationieren keine landgestützten Mittel- und Kurzstreckenraketen in Gebieten, die es ihnen ermöglichen, das Gebiet der anderen Vertragsparteien zu erreichen.

Antwort der NATO:

Wir sind weiterhin offen für sinnvolle Rüstungskontrollgespräche und einen Dialog mit Russland über gegenseitige Transparenz und vertrauensbildende Maßnahmen, unter anderem durch die folgenden Vorschläge:

9.11 In Anbetracht der Besorgnis der Bündnispartner über Russlands staatliches  Rüstungsprogramm, einschließlich seiner Bestände an nichtstrategischen Kernwaffen sowie der wachsenden Anzahl und Typen seiner Mittelstrecken- und Kurzstreckenraketen und Trägerraketen, ist Russland zu ermutigen:

  1. Mit den Vereinigten Staaten über künftige Rüstungskontroll- und Abrüstungsabkommen und -vereinbarungen zu verhandeln, die alle amerikanischen und russischen Kernwaffen betreffen, einschließlich nicht-strategischer Nuklearwaffen, nicht-einsatzbereite nukleare Sprengköpfe sowie alle nuklear bewaffneten Trägerraketen mit interkontinentaler Reichweite.
  2. Mit den Vereinigten Staaten ernsthaft über bodengestützte Mittelstrecken- und Kurzstreckenraketen und deren Trägerraketen als Teil einer breiteren Diskussion zu beraten, auch über nächste Schritte mit allen Bündnispartnern und im NATO-Russland-Rat.

Die Stellungnahme Russlands zu dieser Antwort der USA und NATO findet man auf der homepage des russischen Außenministeriums[6]https://mid.ru/en/foreign_policy/news/1799157/?lang=de.


Artikel 6 des russischen Vertragsentwurf:

Alle Mitgliedstaaten der Nordatlantikvertrags-Organisation verpflichten sich, von jeder weiteren Erweiterung der NATO, einschließlich des Beitritts der Ukraine sowie anderer Staaten, Abstand zu nehmen.

Antwort der NATO:

8.2 Alle Staaten respektieren das Recht anderer Staaten, Sicherheitsvereinbarungen zu wählen oder zu ändern, und ihre eigene Zukunft und Außenpolitik frei von Einmischung von außen zu entscheiden. Vor diesem Hintergrund bekräftigen wir unsere Verpflichtung für die NATO-Politik der Offenen Tür gemäß Artikel 10 des Washingtoner Vertrages.

2. Wir sind der festen Überzeugung, dass Spannungen und Meinungsverschiedenheiten durch Dialog und Diplomatie und nicht durch die Androhung oder Anwendung von Gewalt gelöst werden müssen. In Anbetracht der erheblichen, unprovozierten, ungerechtfertigten und anhaltenden andauernden russischen militärischen Aufrüstung in und um die Ukraine und in Belarus fordern wir Russland auf, die Situation unverzüglich in einer überprüfbaren, zeitnahen und dauerhaften Weise zu deeskalieren. Wir bekräftigen unsere Unterstützung für die territoriale Integrität und Souveränität der Ukraine, einschließlich der Krim, innerhalb ihrer international anerkannten Grenzen. Die Lösung des Konflikts in der und um die Ukraine herum, im Einklang mit den in durch vereinbarte Formate verankerten Minsker Vereinbarungen, würde die Sicherheitslage und die Aussichten auf Stabilität in Europa erheblich verbessern.


Artikel 7 Absatz 1 des Russischen Vertragsentwurfs

Die Vertragsparteien, die Mitgliedstaaten der Nordatlantikvertrags-Organisation sind, werden keine militärischen Aktivitäten auf dem Hoheitsgebiet der Ukraine sowie anderer Staaten in Osteuropa, im Südkaukasus und in Zentralasien durchführen.

Antwort der NATO:

8.3 Russland zieht seine Streitkräfte aus der Ukraine, Georgien und der Republik Moldau ab, wo sie ohne Zustimmung des Gastlandes stationiert sind.


Artikel 7 Absatz 2 des Russischen Vertragsentwurfs

Um Zwischenfälle auszuschließen, führen die Russische Föderation und die Vertragsparteien, die Mitgliedstaaten der Nordatlantikvertrags-Organisation sind, in einer Zone vereinbarter Breite und Konfiguration beiderseits der Grenzlinie der Russischen Föderation und der mit ihr in einem Militärbündnis stehenden Staaten sowie der Vertragsparteien, die Mitgliedstaaten der Nordatlantikvertrags-Organisation sind, keine militärischen Übungen oder sonstigen militärischen Aktivitäten oberhalb der Brigadeebene durch.

Antwort der NATO

Keine Antwort


Artikel 8 des russischen Vertragsentwurfs

Dieses Abkommen berührt weder die Hauptverantwortung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen für die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit noch die Rechte und Pflichten der Vertragsparteien aus der Charta der Vereinten Nationen und ist nicht so auszulegen, als berühre es diese.

Antwort der NATO

keine Antwort


Artikel 9 des russischen Vertragsentwurfs

[7]Artikel 9 der russischen Vertragsentwurfs: Dieses Übereinkommen tritt mit dem Tag in Kraft, an dem mehr als die Hälfte der Unterzeichnerstaaten beim Verwahrer ihre Ratifikationsurkunden … Continue reading


3. Die Quellen für diese Dokumente

Hier werden Links zu den Vertragsentwürfen, den Antworten und Stellungnahmen präsentiert. Der russische Vertragsentwurf NATO/Russland in vollem Wortlaut und Zusammenhang hier, der russische Vertragsentwurf USA/Russland hier. Die schriftliche Antwort der NATO ist hier nachzulesen, die schriftliche Antwort der USA hier. Die russische Stellungnahme zur Antwort der USA kann hier nachgelesen werden. Die Antworten der USA und NATO veröffentlichte EL PAIS gegen den Willen der USA und NATO. Alles wird hier im Zusammenhang und vollen Wortlaut vorgelegt

weiterlesen hier

References

References
1 9.6 Beratung über Möglichkeiten zur Verringerung von Bedrohungen für Weltraumsysteme, unter anderem durch Bemühungen zur Förderung eines verantwortungsvollen Verhaltens im Weltraum; und Russland verzichtet auf die Durchführung von Anti-Satellitentests, die große Mengen von Trümmern verursachen
2 9.7 Förderung eines freien, offenen, friedlichen und sicheren Cyberspace durch Konsultationenüber Möglichkeiten zur Verringerung von Bedrohungen im Cyber-Bereich, indem Bemühungen zur Verbesserung der Stabilität durch Einhaltung der internationalen rechtlichen Verpflichtungen und freiwilligen Normen für verantwortungsvolles staatliches Verhalten fortgesetzt werden; und alle Staaten nehmen von böswilligen Cyber-Aktivitäten Abstand
3 Artikel 1 des russsischen Vertragsentwurfs

Die Vertragsparteien lassen sich in ihren Beziehungen von den Grundsätzen der Zusammenarbeit, der gleichen und unteilbaren Sicherheit leiten. Sie werden ihre Sicherheit weder einzeln noch in internationalen Organisationen, Militärbündnissen oder Koalitionen auf Kosten der Sicherheit der anderen Vertragsparteien stärken.

Die Vertragsparteien legen alle internationalen Streitigkeiten in ihren gegenseitigen Beziehungen mit friedlichen Mitteln bei und unterlassen die Anwendung oder Androhung von Gewalt in einer Weise, die mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbar ist.

Die Vertragsparteien schaffen keine Bedingungen oder Situationen, die eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der anderen Vertragsparteien darstellen oder als solche wahrgenommen werden könnten.

Die Vertragsparteien üben bei der militärischen Planung und Durchführung von Übungen Zurückhaltung, um die Risiken möglicher gefährlicher Situationen in Übereinstimmung mit ihren völkerrechtlichen Verpflichtungen zu verringern, einschließlich derjenigen, die in zwischenstaatlichen Übereinkünften über die Verhütung von Zwischenfällen auf See außerhalb der Hoheitsgewässer und im darüber liegenden Luftraum sowie in zwischenstaatlichen Übereinkünften über die Verhütung gefährlicher militärischer Aktivitäten festgelegt sind.

Die Antwort der NATO:

1. Die NATO ist ein Verteidigungsbündnis und stellt keine Bedrohung für Russland dar. Wir haben uns immer für Frieden, Stabilität und Sicherheit im euro-atlantischen Raum eingesetzt und für ein Europa als Ganzes, frei und in Frieden. Dies sind nach wie vor unsere Ziele und unsere bleibende Vision.

2. Die NATO bleibt den Grundprinzipien und Vereinbarungen zur Untermauerung der europäischen Sicherheit fest verpflichtet. Wir bedauern Russlands Verstoß gegen die Werte, Grundsätze und Verpflichtungen, die es mitentwickelt hat und die den Beziehungen zwischen der NATO und Russland zugrunde liegen. Die NATO-Bündnispartner sind der Auffassung, dass die euro-atlantische Sicherheit zum Nutzen aller am besten verbessert werden kann, wenn alle Staaten bekräftigen, dass sie sich zu den Zielen und Grundsätzen der Charta der Vereinten Nationen, der auf Regeln beruhenden internationalen Ordnung und diesen Instrumenten in ihrer Gesamtheit freiwillig verpflichtet haben: der Schlussakte von Helsinki von 1975, der Charta von Paris von 1990 und der Istanbuler Charta für europäische Sicherheit. Russland trägt die gleiche Verantwortung für die Umsetzung dieser Grundsätze und Instrumente.

8.1 Alle Staaten respektieren und befolgen die Grundsätze der Souveränität, Unverletzlichkeit der Grenzen und territoriale Integrität der Staaten und Unterlassung der Androhung und Anwendung von Gewalt.

8.5 Russland verzichtet auf die Anwendung von Zwangsmaßnahmen, auf aggressive nukleare Rhetorik und bösartige Aktivitäten gegen Verbündete und andere Länder

9.2 Konstruktiver Einsatz für die Modernisierung des Wiener Dokuments in der OSZE;

9.9 Alle Staaten verpflichten sich erneut zur vollständigen Umsetzung und Einhaltung aller ihrer internationalen Verpflichtungen und Zusagen im Bereich der Verpflichtungen auf dem Gebiet der Rüstungskontrolle, Abrüstung und Nicht-Weiterverbreitung, einschließlich der vollständigen Umsetzung des Chemiewaffenübereinkommens und des Übereinkommens über biologische Waffen.

10. Seit mehr als 30 Jahren bemüht sich die NATO um den Aufbau einer Partnerschaft mit Russland. Auf dem Londoner Gipfel von 1990, als sich der Kalte Krieg dem Ende zuneigte, reichte das Bündnis die Hand der Freundschaft und bot Dialog und Partnerschaft anstelle von Konfrontation und Misstrauen an. In den darauf folgenden Jahren schuf die NATO die Partnerschaft für den Frieden, und die NATO und Russland unterzeichneten die NATO-Russland-Grundakte Gründungsakte und gründeten den NATO-Russland-Rat, der nach wie vor einen einzigartigen Rahmen und ein Symbol für die Offenheit des Bündnisses für eine Zusammenarbeit mit Russland ist. Keinem anderen Partner wurde eine vergleichbare Beziehung oder ein ähnlicher institutioneller Rahmen angeboten. Dennoch hat Russland das Vertrauen gebrochen, das den Kern unserer Zusammenarbeit ausmacht, und hat die Grundprinzipien der globalen und euro-atlantischen Sicherheitsarchitektur in Frage gestellt.

11. Wir streben weiterhin eine konstruktive Beziehung zu Russland an, wenn seine Handlungen dies möglich machen. Wir ermutigen Russland, sich an einem sinnvollen Dialog über Fragen zu beteiligen, die für alle Mitglieder des NATO-Russland-Rates von Belang sind, um greifbare Ergebnisse zu erzielen. Die Umkehrung der militärischen Aufrüstung Russlands in der und um die Ukraine herum wird für substantielle Fortschritte von wesentlicher Bedeutung sein.

12. Die NATO sucht keine Konfrontation. Aber wir können und werden keine Kompromisse bei Prinzipien eingehen, auf denen unser Bündnis und unsere Sicherheit in Europa und Nordamerika beruhen. Die Bündnispartner bleiben dem Washingtoner Gründungsvertrag der NATO fest verpflichtet. Washingtoner Vertrag verpflichtet, einschließlich der Tatsache, dass ein Angriff gegen einen Bündnispartner als Angriff gegen alle gilt, wie in Artikel 5 verankert.

Wir werden alle erforderlichen Maßnahmen zur Verteidigung und zum Schutz unserer Verbündeten ergreifen, und wir werden bei unserer Fähigkeit, dies zu tun, keine Kompromisse eingehen

4 Artikel 2 Absatz 1des russischen Vertragsentwurfs:

Zur Behandlung von Fragen und zur Lösung von Problemen nutzen die Vertragsparteien die Mechanismen dringender bilateraler oder multilateraler Konsultationen, einschließlich des NATO-Russland-Rates.

Die Antwort der NATO

8.4 Alle Parteien engagieren sich konstruktiv in verschiedenen Konfliktlösungsformaten, denen sie angehören, u.a. dem Normandie-Format, der Trilaterale Kontaktgruppe, der Internationalen Genfer Diskussion und die 5+2-Gespräche.

4. Eine stabile und berechenbare Beziehung zwischen der NATO und Russland liegt in unserem gemeinsamen Interesse. Während des NATO-Russland-Rates (NRC) am 12. Januar 2022 hatten wir eine erste Diskussion, in der alle Anwesenden ihre Sicherheitsbedenken zur Sprache brachten. Die NATO-Verbündeten schlugen vor, den Dialog im NRC über Möglichkeiten zur Stärkung der Sicherheit aller fortzusetzen. Die Verbündeten sind bereit, Sicherheitsfragen mit Russland zu erörtern. Unser Dialog müsste auf der Grundlage der Gegenseitigkeit geführt werden, auf den Grundprinzipien der europäischen Sicherheit beruhen und die Sicherheit aller stärken.

5. In Anbetracht der von Russland vorgelegten Vorschläge zur Sicherheit und unter Berücksichtigung unserer eigenen Bedenken haben die NATO-Bündnispartner Bereiche ermittelt, in denen in wir einen tiefgehenden Dialog konstruktiv eintreten können. Unser Ziel sind konkrete und für beide Seiten vorteilhafte Ergebnisse. Wir unterstützen den Vorschlag des NATO-Russland-Rates, eine Reihe von thematischen Treffen Sitzungen abzuhalten, um den Stand der Beziehungen zwischen der NATO und Russland zu erörtern; die Sicherheitslage in Europa, einschließlich in und um die Ukraine herum, sowie Fragen der Risikominderung, Transparenz und Rüstungskontrolle.

Artikel 2 Absatz 2 Satz 1 des russischen Vertragsentwurfs:

Die Vertragsparteien tauschen regelmäßig und freiwillig Einschätzungen der gegenwärtigen Bedrohungen und Sicherheitsherausforderungen aus, unterrichten einander über militärische Übungen und Manöver sowie über die wichtigsten Bestimmungen ihrer Militärdoktrinen.

Antwort der NATO:

7.1 Umfassende Nutzung der bestehenden militärischen Kommunikationskanäle, um Vorhersehbarkeit und Transparenz zu fördern, sowie Risiken zu reduzieren.

Artikel 2 Absatz 2 Satz 2 des russischen Vertragsentwurfs:

Alle bestehenden Mechanismen und Instrumente für vertrauensbildende Maßnahmen werden genutzt, um die Transparenz und Berechenbarkeit militärischer Aktivitäten zu gewährleisten.

Antwort der NATO:

Wir sind weiterhin offen für sinnvolle Rüstungskontrollgespräche und einen Dialog mit Russland über gegenseitige Transparenz und vertrauensbildende Maßnahmen, unter anderem durch die folgenden Vorschläge:

9.1 Fortsetzung der Praxis des Austauschs von Informationen über russische und NATO-Übungen im NATO-Russland-Rat mit dem Ziel, die Vorhersehbarkeit und Transparenz zu fördern und Risiken zu verringern.

9.3 Erhöhung der Transparenz von Übungen und Kurzzeitübungen durch Senkung der Schwellenwerte für Benachrichtigung und Beobachtung;

9.4 Verhütung gefährlicher Zwischenfälle militärischer Natur durch verstärkte Transparenz und Bemühungen um Risikominderung.

9.5 Abhaltung gegenseitiger Briefings über die Nuklearpolitik Russlands und der NATO und Ausarbeitung weiterer möglicher gegenseitiger strategischer Maßnahmen zur Risikominderung

Artikel 2 Absatz 3 des russischen Vertragsentwurfs:

Zur Aufrechterhaltung von Notfallkontakten zwischen den Vertragsparteien werden Telefon-Hotlines eingerichtet.

Antwort der NATO:

7.3 Bearbeitung des russischen Vorschlags zur Einrichtung einer zivilen Hotlinezur Aufrechterhaltung von Notfallkontakten.

7.2 Wiederherstellung der gegenseitigen Präsenz von NATO und Russland in Moskau und in Brüssel.

5 Die Vertragsparteien bekräftigen, dass sie einander nicht als Gegner betrachten.

Die Vertragsparteien setzen den Dialog und die Interaktion zur Verbesserung der Mechanismen zur Verhinderung von Zwischenfällen auf und über der Hohen See (vor allem im Baltikum und im Schwarzmeerraum) fort.

Antwort der NATO:

Wir sind weiterhin offen für sinnvolle Rüstungskontrollgespräche und einen Dialog mit Russland über gegenseitige Transparenz und vertrauensbildende Maßnahmen, unter anderem durch die folgenden Vorschläge:

9.8 Beratung über konkrete Möglichkeiten zur Verhinderung von Zwischenfällen in der Luft und auf See, um das Vertrauen wiederherzustellen und die Vorhersehbarkeit in der euro-atlantischen Region zu steigern

6 https://mid.ru/en/foreign_policy/news/1799157/?lang=de
7 Artikel 9 der russischen Vertragsentwurfs:

Dieses Übereinkommen tritt mit dem Tag in Kraft, an dem mehr als die Hälfte der Unterzeichnerstaaten beim Verwahrer ihre Ratifikationsurkunden hinterlegt haben, in denen sie ihre Zustimmung ausdrücken, durch das Übereinkommen gebunden zu sein. Für einen Staat, der seine Ratifikationsurkunde zu einem späteren Zeitpunkt hinterlegt hat, tritt dieses Abkommen mit dem Zeitpunkt der Hinterlegung in Kraft.

Jede Vertragspartei dieses Übereinkommens kann durch eine an den Verwahrer gerichtete Notifikation von dem Übereinkommen zurücktreten. Dieses Abkommen tritt für die betreffende Vertragspartei [30] Tage nach Eingang der Notifikation beim Verwahrer außer Kraft.

Dieses Abkommen wurde in russischer, englischer und französischer Sprache abgefasst, wobei jeder Wortlaut gleichermaßen verbindlich ist, und wird im Archiv des Verwahrers, der Regierung von …, hinterlegt.

Geschehen zu [der Stadt …] am [XX] Tag des [XX] zweitausendund [XX]“.

Um was geht es?

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Die thematischen Schwerpunkte dieser Homepage – Solidarität & Befreiung, Streik, Arbeit & Recht, Vergesellschaftung – sind vier Themenblöcke, von denen nicht einer ohne die anderen gedacht werden kann. Es ist ein Anliegen dieser Homepage, diesen inneren Zusammenhang darzustellen.

Noch können alte Menschen gefragt werden: „Habt Ihr nach dem Ende des 2. Weltkrieges gedacht, dass es wenige Jahre später wieder ein deutsches Heer geben wird?“. Es wird immer nur eine Antwort geben: „Nein“.

Es gab keinen Zweifel: „Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“

Dass diese Losung heute eher noch aktueller als damals, aber weniger selbstverständlich ist, zeigen die enorme Aufrüstung, die unverhohlenen militärischen Drohungen der NATO gegen China und Russland, und das Erstarken rechter und faschistischer Organisationen und Parteien in ganz Europa und in den USA.

Es geht um die große Frage, ob Staat und Gesellschaft in unserem Land antifaschistisch und antimilitaristisch ausgerichtet werden können. Das heißt Solidarität & Befreiung.

Die tägliche Erfahrung von Millionen Menschen ist die Herrschaft des Kapitals von oben nach unten in den Unternehmen, in denen sie arbeiten. Dazu gehört die Absicherung dieser Herrschaft durch den Staat. Teil dieses Staates ist das Militär, das nach demselben Prinzip von oben nach unten funktioniert. Besonders weit reicht der Einfluss des großen Kapitals in diesem Staat. Alles wird den Gewinninteressen dieser großen Konzerne untergeordnet. Im Mittelpunkt steht nicht der Mensch. Diese tägliche Erfahrung ist die Basis, auf der rechtsnationale und nazistische Parteien Demokratie in Frage stellen. 

Hitler erklärte wenige Tage nach seiner Ernennung zum Reichskanzler vor Kommandanten der Reichswehr: „Die Demokratie ist eine Utopie, sie ist unmöglich. Sie findet weder in der Wirtschaft noch in der Wehrmacht Anwendung, also ist sie erst recht nicht brauchbar in einer so komplizierten Institution, wie es der Staat ist. Die Demokratie ist das Verhängnisvollste, was es gibt“[1]Rede Hitler v. 3.2.1933 nach den Aufzeichnungen des Generals Horst von Mellenthin, https://www.1000dokumente.de.

Am Ende steht immer nur die Wahl zwischen Unterwerfung oder Widerstand. Auf dieser Homepage geht es darum, Solidarität zu schaffen und Ausbeutung und Unterdrückung zu bekämpfen. Das Ziel ist ein schönes Leben für alle.

Es geht um unsere Freiheitsrechte und sozialen Standards

Es gibt kaum einen gesellschaftlichen oder politischen Bereich, in den das Kapital und seine Verbände nicht hineinwirken. Sie drängen auf die Einschränkung unserer Freiheitsrechte und den Abbau erkämpfter sozialer Standards. Im Interesse der Unternehmen wurden das Rentenalter heraufgesetzt und die Zahl der befristeten Arbeitsverhältnisse, Leiharbeitsverhältnisse und Teilzeitverträge massiv ausgeweitet. Immer noch ist das Streikrecht, eines der wichtigsten Freiheitsrechte der abhängig Beschäftigten, erheblich eingeschränkt. Immer weiter nimmt die Tarifbindung ab. Das alles schwächt die Gewerkschaften unmittelbar und macht die Sicherung der Löhne immer schwerer. Dadurch wird nicht genug in die Arbeitslosenversicherung, Krankenversicherungen und Rentenversicherung eingezahlt; denn die Versicherungs-Beiträge errechnen sich als Prozentsätze vom Bruttolohn. Wo nicht genug eingezahlt wird, kann auch nicht genug ausgezahlt werden. So fehlt es an der ausreichenden Unterstützung, wenn wir einmal nicht für uns selbst sorgen können, also im Alter, bei Krankheit und Arbeitslosigkeit.

Es geht darum, was und wie produziert wird

Was vor knapp 50 Jahren mit der Forderung nach Abschaltung der Atomkraftwerke begann, beschäftigt die ganze Gesellschaft immer mehr: Das Ziel umweltfreundlicher und ziviler Produkte und Produktion. Doch „wenn es darum geht, die Atomkraftwerke abzuschalten, wenn es darum geht, die Erderwärmung aufzuhalten und wenn wir abrüsten wollen, haben wir als Gegner die Energie-, Auto- und Rüstungskonzerne. Muss das immer so weitergehen, dass uns die großen Konzerne im Wege stehen? Diese Konzerne hat noch nie der Erhalt von Arbeitsplätzen interessiert. Ihre Beschäftigten nutzen sie als Geiseln. Wäre es nicht an der Zeit, für eine Wirtschaftsordnung zu kämpfen, in der nicht mehr Privatinteressen entscheiden und die Garantie eines zumutbaren Ersatzarbeitsplatzes für diejenigen gegeben wird, die ihren Arbeitsplatz verlieren[2]https://1918unvollendet.org/unsere-gemeinsame-erklaerung/?

Es geht um die wirtschaftliche und die politische Macht

Seit über 100 Jahren wird behauptet, dass die Unternehmen und die abhängig Beschäftigten Sozialpartner sind. Dass das nicht richtig sein kann, zeigt sich spätestens, wenn ein Unternehmen Beschäftigte, die in diesem Unternehmen Jahre lang und ohne Fehlverhalten gearbeitet haben, entlässt.

Die Eigner des Unternehmens treffen alle wichtigen Entscheidungen – in der Regel über die Geschäftsführungen oder Vorstände – und bestimmen damit über das Schicksal derjenigen, die in diesen Unternehmen arbeiten. Wir zeigen, wie das im Einzelnen geschieht.

Je größer das Kapital ist, umso mehr Macht hat es in der Wirtschaft, ja in der ganzen Gesellschaft. Wirtschaftliche Macht ist politische Macht. Wir wollen sie beenden. Das Grundgesetz eröffnet die Möglichkeit, großes Kapital in Gemeineigentum zu überführen.

Doch tatsächlich verlief die Entwicklung in die umgekehrte Richtung. Die Lufthansa, die Post und in großem Umfang das Gesundheitswesen wurden privatisiert. Es gibt fast keinen Bereich mehr, der dem Zugriff des privaten Kapitals entzogen ist.

Der Einfluss der abhängig Beschäftigten in Wirtschaft und Politik war in der Bundesrepublik nie sehr groß und ist in den vergangenen Jahren noch weiter zurück gegangen. Das Kapital hat seine Macht in Wirtschaft und Politik ausgeweitet. Es kommt darauf an, die Macht des großen Kapitals zu brechen. Das geht nur über eine große politische Bewegung, in der die Gewerkschaften eine Schlüsselstellung haben müssen.

Es geht um gemeinsames Handeln

Es geht um

„gemeinsames Handeln für unsere Interessen innerhalb und außerhalb des Betriebes.

Gemeinsames Handeln innerhalb des Betriebes, um die Spaltung der Beschäftigten in Stammarbeitskräfte, Leiharbeitskräfte und Werkvertragskräfte zu beenden. Es geht um Gleichstellung und Tarifbindung, Löhne, Urlaub und Arbeitszeit. Es geht um die Verteidigung unserer Lebensgrundlagen.

Gemeinsames Handeln außerhalb des Betriebes, in den Städten und Gemeinden, ist ebenfalls auf eine Veränderung in den Betrieben ausgerichtet, aber besonders stark mit Blick auf die ganze Gesellschaft. Es geht um die Zusammenarbeit u.a. mit Umweltverbänden, fridays-for-future-Aktiven, den Naturfreunden und den Friedensinitiativen. So lassen wir uns von der Rätebewegung anregen und setzen deren Tradition fort. 100 Jahre danach sollte Schluss sein mit der Bekämpfung ihrer Ideen: Wir können an den Forderungen nach Sozialisierung, Demokratisierung und Entmilitarisierung unmittelbar anknüpfen. Insbesondere geht es darum, gemeinsam eine Umstellung auf umweltfreundliche und zivile Produktion und Produkte durchzusetzen. Transformation und Konversion heißt Umstellung statt Entlassung: Jeder und jede soll an einem Arbeitsplatz arbeiten, der uns, die Erde und die Umwelt nicht zerstört und nicht der Kriegsvorbereitung dient. Auch hier geht es um die Verteidigung unserer Lebensgrundlagen.

Wer immer nur Angst vor der Niederlage hat, wird niemals gewinnen. Das ist die Lehre, die wir aus der Geschichte ziehen. Das ist unser Ausblick in die Zukunft, nicht staatstragend, sondern widerständig, nicht ängstlich, sondern mutig, nicht hoffend, sondern handelnd. „Verbunden werden auch die Schwachen mächtig“ (Friedrich Schiller, Stauffacher in Wilhelm Tell, Kapitel 4 Dritte Szene)[3]Quelle: Isaf Gün, Benedikt Hopmann, Reinhold Niemerg Gegenmacht statt Ohnmacht.

Der Kongress der Internationalen Arbeiterassoziation beschloss am 6. Juni 1866 in Genf zur Zukunft der Gewerkschaften : „Abgesehen von ihren ursprünglichen Zwecken müssen sie jetzt lernen, bewusst als organisierende Zentren der Arbeiterklasse zu handeln, im großen Interesse ihrer vollständigen Emanzipation. Sie müssen jede soziale und politische Bewegung unterstützen, die diese Richtung einschlägt. Wenn sie sich selbst als und Vertreter der ganzen Arbeiterklasse betrachten und danach handeln, muss es ihnen gelingen, die Außenstehenden in ihre Reihen zu ziehen. Sie müssen sich sorgfältig um die Interessen der am schlechtesten bezahlten Gewerbe kümmern, z.B. der Landarbeiter, die durch besonders ungünstige Umstände ohnmächtig sind. Sie müssen die ganze Welt zur Überzeugung bringen, dass ihre Bestrebungen, weit entfernt, begrenzt und selbstsüchtig zu sein, auf die Emanzipation der unterdrückten Millionen gerichtet sind“.

Die „am schlechtesten bezahlten Gewerbe“, um deren Interessen sich die Gewerkschaften heute „besonders sorgfältig kümmern“ müssen, sind die rumänischen Landarbeiter, die in jedem Jahr nach Deutschland kommen und unter schlimmen Bedingungen den Spargel stechen, und die im Jahr 2019 insgesamt rund 7,3 Millionen Arbeitskräfte mit einer atypischen Beschäftigung, die durch „besonders ungünstige Umstände ohnmächtig sind“ , darunter 853.000 Leiharbeitskräfte und rund 2,3 Millionen Arbeitskräfte mit einem befristeten Arbeitsvertrag. Und die Gewerkschaften müssen sich „besonders sorgfältig“ um diejenigen kümmern, deren Tätigkeiten in den vergangenen Jahren aus großen Unternehmen ausgegliedert wurden und seitdem über Werkverträge oder Dienstleistungsverträge vergeben werden und damit an Fremdfirmen ohne die bisherige Tarifbindung, in jedem Fall aber mit viel schlechteren Arbeitsbedingungen. Es kommt darauf an, dass die Gewerkschaften wieder ihre Zukunft sehen in dem Kampf um die „vollständige Emanzipation“ der Klasse der abhängig Beschäftigten.

References

Das Streikrecht ist ein Menschenrecht

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Das Recht auf Streik ist eines der wichtigsten Grundrechte.

Immer wenn wir streiken, geht es nicht nur um den Arbeitslohn und die Arbeitszeit, also um die Notwendigkeit unsere Lebensgrundlagen zu verteidigen.

Im Streik setzen die abhängig Beschäftigten immer auch der Fremdbestimmung durch das Kapital, der jeder Beschäftigte unterworfen ist, ihre Selbstbestimmung entgegen. Der Streik ist daher Ausdruck des Artikel 1 Grundgesetz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Dieser Artikel 1 ist ein wichtiges Zeugnis der antifaschistischen Prägung des Grundgesetzes und der Streik herausragend als kollektive Ausdruck und kollektive Einforderung dieser Menschenwürde.

„Die Waffen nieder, und zwar alle!“ Lars Hirsekorn auf einer Betriebsversammlung VW Braunschweig

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„2016 wollte ich eigentlich nach Istanbul fahren, um über die politische Situation in der Türkei zu diskutieren. Doch kurz vor der Reise kam dann der Putschversuch. In der darauf folgenden Repressionswelle verschwanden alle unsere geplanten Gesprächspartner entweder im Knast oder sind geflohen. Etwas ziellos habe ich mich entschieden, stattdessen nach Odessa zu fahren … Ich schildere meine Erfahrungen, um zu verdeutlichen, das hier keine Waffen helfen“.

So Lars Hirsekorn in seiner Rede während der letzten Betriebsversammlung. Lars Hirsekorn arbeitet im VW Werk Brauschweig. Ich danke Lars Hirsekorn für die Genehmigung, den vollständigen Text seiner Rede hier veröffentlichen zu dürfen:

Guten Morgen liebe Kolleginnen und Kollegen.

Eigentlich wollte ich noch etwas Wahlwerbung für die IG Metall machen und von meinem Bildungsurlaubsseminar in der letzte Woche berichten. Und zur Situation in der Kostenstelle seit der letzten Betriebsversammlung wollte ich auch noch was sagen, aber, 5 Minuten, da gibt es die Konzentration aufs wesentliche.

Bildungsurlaub

Beim Bildungsurlaub entsteht immer der Streit, ob es nun mehr Bildung oder mehr Urlaub ist. Für mich bedeutet die Kombination von Bildung und Urlaub eigentlich immer Horizonterweiterung. Auch wenn einige wohl der Meinung sind, ich wäre eher engstirnig, so erweitere ich doch sehr gerne meinen Horizont.

2016 wollte ich eigentlich nach Istanbul fahren, um über die politische Situation in der Türkei zu diskutieren. Doch kurz vor der Reise kam dann der Putschversuch. In der darauf folgenden Repressionswelle verschwanden alle unsere geplanten Gesprächspartner entweder im Knast oder sind geflohen.
Etwas ziellos habe ich mich entschieden, stattdessen nach Odessa zu fahren. So ging es im September 2016, mit dem Reiseveranstalter „Ex oriente Lux“ zur Perle am Schwarzen Meer. Da ich mich davor nur am Rande mit der Situation in der Ukraine auseinandergesetzt habe, bin ich also in den Buchladen, habe mir 10 Bücher gekauft und fleißig gelesen.

Ihr könnt euch nicht einmal ansatzweise Vorstellen, wie froh ich heute bin, dass ich es mir auch hier leisten konnte, vor ein paar Jahren meinen Horizont zu erweitern.
Auch wenn ich immer noch etwas ratlos vor euch stehe, so hilft mir diese Reise doch unheimlich, Nachrichten einzuordnen.
„Ex oriente Lux“ ist Spezialist für Ost-Europareisen und steht dabei den sogenannten Farbenrevolutionen eher positiv gegenüber. Entsprechend waren auch die Leute drauf, mit denen wir uns vor Ort getroffen haben.
Auch wenn ich vorher schon in einigen Büchern gelesen habe, welchen großen Einfluss die Ukrainischen Nationalisten bei den Maidan Unruhen hatten, war ich doch von dem Nationalen Größenwahn unserer Gesprächspartner ehrlich überrascht. Schließlich war ja davon auszugehen, das das gemäßigte Leute waren, mit denen wir uns da trafen. Zu einer friedlichen Verhandlungslösung zum Beispiel im Bezug auf Luhansk und Donezk gab es keinerlei Bereitschaft. Im Gegenteil. Lediglich bedingungslose Kapitulation wurden als Alternative zu einer militärischen Lösung gesehen. Dabei wurde dann auch mehrfach Unverständnis darüber geäußert, warum die Ukraine von Deutschland und der EU nicht endlich Waffen bekämen, um die abtrünnigen Gebiete zu erobern. Auf meine Anmerkung, das die faschistischen Bataillone innerhalb der ukrainischen Arme absolut inakzeptabel seien, gab es ihrerseits nur die Antwort, dass seien die Helden der Ukraine und über jegliche Kritik erhaben.

Wie unsere Gesprächspartner, hat auch die Regierung der Ukraine jegliche Deeskalation abgelehnt. Das Minsker Abkommen wurde von Kiew nie umgesetzt und die Politik der letzten Jahre war nur auf Revanche ausgerichtet. Am Freitag haben die USA öffentlich gemacht, das sie allein in 2021 Waffen für über eine Milliarde Dollar an die Ukraine geliefert haben.

Zudem werden faschistische Kriegsverbrecher aus dem 2. Weltkrieg als Nationale Ikonen stilisiert.
Die Ukraine ist ein tief zerrissenes Land und die Bundesregierung sollte sofort darauf drängen, das alle das Land verlassen dürfen, die diesen Krieg nicht mitmachen wollen.

Die Deserteure, das sind die Helden dieses Krieges!

Damit will ich in keiner Art und Weise den Angriff Russlands rechtfertigen. Tatsächlich muss ich gestehen, dass ich der Russischen Regierung mehr Verstand zugetraut habe. So einen Krieg anzufangen, zeugt von absoluten Größenwahn und einer „nach uns die Sinnflut“ Einstellung gegenüber der gesamten Menschheit.

Menschlich eine Tragödie, Politisch eine Katastrophe, ökologischer Wahnsinn.

Ich schildere meine Erfahrungen, um zu verdeutlichen, das hier keine Waffen helfen.

Dieser Krieg muss gestoppt werden und zwar schnell.

Diplomatie ist das Gebot der Stunde!

Dazu bedarf es einer weltweiten Initiative für eine sofortige Befriedung der Politik.

Jede weitere Bewaffnung wird uns nur weiter an den Abgrund führen.

Jede aggressive Wirtschaftspolitikpolitik, wie die der USA, die auf das Plattmachen anderer Staaten abzielt, gehört auf den Müllhaufen der Geschichte.

Wenn Kanzler Scholz jetzt 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr ausgeben will, dann geht das völlig in die falsche Richtung. Die jährlichen Militärausgaben der NATO Staaten sind jetzt schon vier mal so hoch, wie die von China und Russland zusammen.

Auch die Nato-Staaten haben seit Jahren das Völkerrecht und die Vereinten Nationen mit Füßen getreten. Sie haben den Irak und Syrien in Schutt und Asche gelegt, Libyen zerstört und mit deutschen Waffen wird der momentan verheerendste Krieg auf dieser Welt, im Jemen geführt.

Diese Kriege sind nicht zu gewinnen.

Die Klimakrise wird uns in den nächsten Jahrzehnten alles abverlangen, da ist das letzte was wir brauchen eine weitere Aufrüstung.                              

Die Waffen nieder, und zwar alle!

Appell an die russische KPF: Kommunisten und Sozialisten gegen den Bruderkrieg

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462 Kommunistinnen und Kommunisten, Sozialistinnen und Sozialisten Russlands richteten folgenden Appell an die Kommunistische Partei der russischen Föderation:

Genossinnen und Genossen, Mitglieder der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation und Abgeordnete der KPRF, wir wenden uns mit einer großen Bitte an Sie. Wir bitten Sie, öffentlich die sofortige Beendigung des Bruderkriegs zwischen den Völkern Russlands und der Ukraine zu fordern und ein Übergangsprogramm für die Veränderung Russlands und der Welt nach dem Krieg vorzulegen. Und diese Position auch in innerparteilichen Diskussionen zu vertreten.

Wir sind überzeugt, dass Sie und wir kein Recht haben, angesichts der Katastrophe, die sich in der ehemaligen Sowjetunion abspielt, zu schweigen. Eine Katastrophe, wie es sie seit dem Großen Vaterländischen Krieg nicht mehr gegeben hat. Putins militärisches Abenteuer kann nicht mit dem Tod von Kindern und Erwachsenen in Donezk, Luhansk und Odessa oder mit den Verbrechen der ukrainischen Ultrarechten gerechtfertigt werden.

Dieser Krieg ist unverhohlen imperialistisch [1]„Der europäische und der Weltkrieg haben den klar definierten Charakter eines bürgerlichen, imperialistischen, dynastischen Krieges. Der Kampf um die Märkte und die Ausplünderung fremder … Continue reading). Dahinter stehen die Ideologen des imperialen Nationalismus, die von einer Entkommunisierung nach ihrem eigenen Drehbuch träumen. Russische und ukrainische Soldaten, zumeist aus sozial schwachen Verhältnissen, kommen dabei ums Leben, Hunderttausende von Ukrainern sind gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, und Millionen von Menschen leben in Angst vor Bombardierungen und Beschuss. Der Krieg wird die Arbeiter beider Länder treffen, sie sind es, die für dieses blutige Treiben bezahlen müssen. Die Aufgabe der „Entnazifizierung“ der Ukraine kann nur von den Ukrainern selbst gelöst werden. Die Aggression des Kremls wird im Gegenteil nur dazu führen, dass rechtsextreme und antirussische Stimmungen zunehmen und in den Augen vieler die früheren Verbrechen der ukrainischen Neonazis legitimieren. Heute bezeichnen Hunderttausende, Millionen russischsprachige Ukrainer, die nichts mit dem Neonazismus zu tun haben, Russland als Besatzer und die Ereignisse als ukrainischen Vaterländischen Krieg. Gefallen uns solche Analogien? Alle brüderlichen Beziehungen oder Bündnisse mit den Ukrainern können nach diesem Abenteuer des Putin-Regimes für immer verloren sein.

Russland wird danach ohnehin nicht mehr dasselbe sein. Aber es hängt von Ihnen und von uns ab, von unserem Handeln oder von unserer Untätigkeit, wie diese Veränderungen aussehen werden.

Wenn wir den Krieg unterstützen, werden wir uns und die Partei und die gesamte kommunistische Idee für Jahrzehnte mit Schande bedecken. Aber indem wir den sich abzeichnenden Antikriegskonsens in der Gesellschaft nutzen, um einen radikalen Wandel im Interesse der Mehrheit herbeizuführen, werden wir die Glaubwürdigkeit der Kommunisten gewaltig erhöhen. Dazu ist es notwendig, einer verschworenen Handvoll von Oligarchen und Militaristen die Macht zu entreißen, damit eine solche Tragödie nie wieder möglich wird. Solche Kriege entstehen aufgrund eklatanter Ungleichheiten. Denn ein winziger Prozentsatz von Menschen, die in Luxus und Sicherheit hinter den Mauern ihrer Paläste und Bunker leben, kann willkürlich Entscheidungen treffen, die das Leben von Hunderten von Millionen Menschen zur Hölle und zu einem Albtraum machen. Unter allen Sanktionen werden die Eliten einen Weg finden, ihr Geld und ihren Besitz zu behalten – auf Kosten des Volkes.

Als größte parlamentarische Oppositionspartei in Russland muss die KPRF, die bei den letzten Dumawahlen öffentliche Unterstützung erhielt, aktiv am Antikriegsprotest teilnehmen und ihn mit Forderungen nach einer sozioökonomischen Neugestaltung des Landes verbinden. Die Abgeordneten der Staatsduma der KPRF Smolin, Markhaev, Matveev, der Abgeordnete der Moskauer Stadtduma Stupin, eine Reihe regionaler Komsomol-Organisationen und viele andere haben sich bereits für eine sofortige Beendigung dieses Krieges eingesetzt, die Initiative „KPRF/KOMSOMOL-Mitglieder gegen den Krieg“ [2]„Mitglieder der KPRF und des Komsomol aus verschiedenen Regionen sind gegen die russische Invasion in der Ukraine. Jetzt ist es sehr wichtig, die Anstrengungen zu bündeln und zu zeigen, dass … Continue reading ist entstanden, aber das reicht nicht.

Wir fordern Sie, unsere Genossinnen und Genossen, Partei- und Komsomolmitglieder, KPRF-Abgeordnete auf allen Ebenen auf, Maßnahmen zu ergreifen:

  1. Unterstützen Sie den Aufruf offen und verbreiten Sie die Informationen darüber mit Ihren Mitteln.
  2. Schreiben oder rufen Sie Ihre Abgeordneten der KPRF an und bitten Sie sie persönlich, sich dem Aufruf anzuschließen.
  3. Diskutieren Sie den Appell auf Sitzungen und Versammlungen ihrer Parteiorganisationen, auf Sitzungen der KPRF in den Parlamenten auf allen Ebenen und verabschieden Sie auf der Grundlage dieser Diskussionen Entschließungen.
  4. Fordern Sie auf allen Tribünen, einschließlich der parlamentarischen Tribüne, sowie auf der Straße bei den Wählern, dass der Krieg zwischen den brüderlichen Nationen beendet und gleichzeitig ein sozialer Wandel in unserem Land eingeleitet wird.

Dieser Appell richtet sich an die Mitglieder der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation und die Abgeordneten der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation auf allen Ebenen und wurde unterzeichnet von:

1. Michail Lobanow, Kandidat der KPRF für die Staatsduma im Wahlkreis Kunzewski 197

2. Yevgeny Stupin, Abgeordneter der Moskauer Stadtduma, Mitglied der KPRF

3. Sergey Tsukasov, Abgeordneter der Stadt Moskau für das Gebiet Ostankino

4. Sergey Kurgansky, Kandidat der KPRF für die Staatsduma im Bezirk Perovsky 204, Mitglied der KPRF.

„Der Text dieses Aufrufs deckt sich mit meiner persönlichen Haltung zum imperialistischen Charakter des laufenden Krieges. Gleichzeitig unterstütze ich eindeutig die Anerkennung der DVR- und der LPR-Republik, auch wenn sie sieben bis acht Jahre zu spät kommt, aber ich bin überzeugt, dass es möglich und notwendig war, sie auf politischem und diplomatischem Gebiet zu schützen“.

5. Oleg Scheremetew, Abgeordneter der Moskauer Stadtduma der KPRF in den Jahren 2019-2021, Moskau

6. Kirill Medvedev, Dichter und Musiker, Kandidat der KPRF bei den Kommunalwahlen 2017 in Moskau

Es folgen weitere Unterschriften von 456 Mitgliedern der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation und des Komsomol, Abgeordneten und Abgeordnetenkandidaten verschiedener Ebenen der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation, politischen und gewerkschaftlichen Aktivisten, Bürgern, die für die Kommunistische Partei der Russischen Föderation gestimmt haben.

Die Übersetzung ist von Marc Galwas, 10.03.2022

Anmerkung des Übersetzers: Da es mehrere Komsomol in Russland gibt, sei auf den Umstand verwiesen, dass es sich bei Komsomol-Mitgliedern unter den Unterzeichnern um Mitglieder des ЛКСМ (Leninistische Kommunistische Union der Russischen Jugend) der KPRF handelt. Bei den „PEC-Mitgliedern des PSG für die KPRF“ handelt es sich um Mitglieder mit beratener Stimme einer staatlichen Wahlkommission.

Die Übersetzung ist von Marc Galwas, 10.03.2022

Quelle: https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSfsv2lOzeABwB6CON7cwn_H-LzkmjVVUfCswwKzKeI3P_-NlA/viewform

Verlinkung durch die Union der Kommunistischen Jugend (KOMSOMOL) der Vereinigten Kommunistischen Partei (Russlands): https://skm-rf.ru/2022/03/04/ubivavshie-sovkov-v-ostankino-zovut-slavyanskih-bratev-pod-trikolor-na-fone-dymyashhihsya-zhilyh-domov-borodyanki/

Die Verlinkung ist vom 04.03.2022

References

References
1 „Der europäische und der Weltkrieg haben den klar definierten Charakter eines bürgerlichen, imperialistischen, dynastischen Krieges. Der Kampf um die Märkte und die Ausplünderung fremder Länder, das Bestreben, die revolutionäre Bewegung des Proletariats und die Demokratie innerhalb der Länder zu unterdrücken, das Bestreben, die Proletarier aller Länder zu täuschen, zu spalten und abzuschlachten, indem man die Lohnsklaven der einen Nation gegen die Lohnsklaven der anderen zugunsten der Bourgeoisie ausspielt – das ist der einzige wirkliche Inhalt und Sinn des Krieges“. W.I. Lenin, „Die Aufgaben der revolutionären Sozialdemokratie im europäischen Krieg“ (PSS, Bd. 26, S.1
2 „Mitglieder der KPRF und des Komsomol aus verschiedenen Regionen sind gegen die russische Invasion in der Ukraine. Jetzt ist es sehr wichtig, die Anstrengungen zu bündeln und zu zeigen, dass wir viele sind. Schließen Sie sich uns an!“ Link zum Aufruf und Telegramkanal: https://t.me/kprfstoptwar

Wolfgang Abendroth über die Bedeutung des Artikels 139 Grundgesetz

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Artikel 139 Grundgesetz im Wortlaut:

Die zur „Befreiung des deutschen Volkes vom Nationalsozialismus und Militarismus“ erlassenen Rechtsvorschriften werden von den Bestimmungen dieses Grundgesetzes nicht berührt.“

Dazu Wolfgang Abendroth:

„Artikel 139 GG nimmt dem formellen Inhalt nach die zur »Befreiung des deutschen Volkes von Nationalsozialismus und Militarismus« erlassenen Rechtsvorschriften von der Wirkung der Bestimmungen des Grundgesetzes – also z.B. auch von ihrer Überprüfbarkeit durch das Bundesverfassungsgericht – aus. Es ist deshalb aber keineswegs lediglich eine bloße »Übergangsvorschrift mit ausgesprochenem Ausnahmecharakter hinsichtlich der Durchbrechung von Grundrechten«, die durch die Durchführung des Entnazifizierungsverfahrens nach den damaligen landesrechtlichen, zonalen oder bizonalen Entnazifizierungsbestimmungen und deren spätere Abwicklung durch bundesrechtliche Maßnahmen ihre Bedeutung verloren hätten, wie schon bald nach der Zuspitzung des kalten Krieges, nicht zufällig von einem großen Teil der bundesrepublikanischen Wissenschaft – meist durch entnazifizierte Juristen des Dritten Reiches, hier sei auf die Initiierung dieser Interpretation im Bonner Kommentar durch Krellreuther und durch H.P. Ipsen verwiesen – vertreten wurde.

Vielmehr enthält sowohl nach seiner Stellung im System des Grundgesetzes als auch nach seiner Entstehungsgeschichte, Artikel 139 eine rechtliche und politische Grundentscheidung über die Haltung des Grundgesetzes gegenüber den nationalsozialistischen und faschistischen Auffassungen und ihren organisatorischen und politischen Kristallisationsformen, die weit über seine ursprüngliche unmittelbare Konsequenz hinausgeht und die gesamte Auslegung der Grundrechtsnormen (auch die sogenannten Verfassungsschutzbestimmungen wie Artikel 21 Absatz 2 und Artikel 18) stetig beeinflussen müsste, wenn man das Grundgesetz richtig interpretieren will.

Durch Artikel 139 bekennt sich das Grundgesetz ausdrücklich zur Gedankenwelt der Befreiung von Nationalsozialismus und Faschismus und deren rechtlicher und politischer Fixierung, wie sie in den damals vorliegenden Rechtsvorschriften ihren Niederschlag gefunden hatte. Sie verwandelt diese endgültig aus nur durch die Siegermächte des zweiten Weltkrieges vereinbarten und fixierten Überlegungen in eine eigenständig bindend festgelegte These des innerdeutschen, nämlich des bundesrepublikanischen Verfassungsrechts selbst, deren Bedeutung höher eingeschätzt wird als die konkretisierte Normenwelt des Grundgesetzes selbst…

Die damaligen Bestimmungen über die »Befreiung des deutschen Volkes vom Nationalsozialismus und Militarismus« hatten ausnahmslos zunächst ihre Wurzel im interalliierten Recht. Zu ihrem Verständnis muss also auf diese interalliierte, durch Artikel 139 in bundesdeutsches Verfassungsrecht transformierte Gedanken- und Rechtswelt zurückgegangen werden.

Ausgangspunkt dieser Gedanken- und Rechtswelt ist die Erklärung der Regierungen der vier Besatzungsmächte über die Niederlage Deutschlands vom 5.Juni 1945, die in ihrer Präambel verbindlich feststellt, dass durch die Kapitulation das Dritte Reich mit seinen Institutionen untergegangen und zur Disposition der Siegermächte und ihrer Entscheidungen hinsichtlich seiner Grenzen, seines Status oder des Status seiner Teile gestellt sei. Die Festnahme aller führenden Vertreter der Nazis wird bereits in Artikel 11 dieser Erklärung zur Pflicht. Übrigens folgt aus dieser Analyse, dass sich die Erwägungen des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts im sogenannten »Deutschland-Urteil« zur Frage der angeblichen »rechtlichen Fortexistenz des Deutschen Reiches« vom 31.Juli 1973 nicht nur im Widerspruch zu völkerrechtlichem Denken, sondern auch zu der Grundsatzentscheidung des Artikels 139 GG befinden.

Bestandteil des Verfassungsrechts

Diese Vereinbarung der vier Mächte wird durch das sogenannte »Potsdamer Abkommen«, den Schlussbericht der Berliner Konferenz der »großen Drei« vom 2.August 1945, konkretisiert. Im Teil III Abs. 2 Ia dieses Schlussberichts wird die Auflösung der NSDAP, der gesamten nationalsozialistischen Organisationswelt und aller – auch der staatlichen und ökonomischen – nationalsozialistischen Institutionen als Aufgabe gestellt; in Teil III A 4 wird geboten, dass alle Behinderungen der politischen Gedankenfreiheit, wie sie im Dritten Reicht errichtet wurden, aufgehoben sind und auch künftig nicht mehr toleriert werden dürften….

Auf diesen Entscheidungen beruhte zuerst die zonale, dann die durch die zonalen Militärbehörden ermöglichte landesrechtliche Regelung der Rechtsvorschriften zur »Befreiung des deutschen Volkes vom Nationalsozialismus und Militarismus«. Sie sind also – wie diese – in ihren Grundsätzen durch Artikel 139 Teil des bundesdeutschen Verfassungsrechts geworden.

Es bedarf kaum des Beweises, dass die gegenwärtige politisch-soziale Qualität, aber auch weithin die Praxis staatlicher Institutionen der Bundesrepublik diesen durch Artikel 139 GG fixierten Rechtsgrundsätzen widerspricht. Hier sei nur auf die frühere, Nationalsozialisten in vielen Fällen objektiv, nicht subjektiv, begünstigende Judikatur in Kriegsverbrecherprozessen, an den Aufstieg unendlich vieler früherer Pg′s in Administration, Gerichtswesen, Hochschulen und Wirtschaft, im politischen Leben, bis zum Amt des Bundeskanzlers, und in den Kommunikationsmitteln erinnert.

Wie weit sich das Denken auch der Regierungen von diesen Rechtsgrundsätzen des Artikels 139 entfernt hat, beweist tagtäglich die formelle Gleichstellung von Marxisten und Antifaschisten auf der einen Seite und faschistischen und faschistoiden Parteien und Gruppen auf der anderen Seite mit der Formel, beide seien »radikal« und »totalitär«, wobei übrigens praktisch fast nur Diskriminierungen von Antifaschisten, Demokraten und Marxisten erfolgen, denen verfassungswidrig jede Betätigung in öffentlichem Dienst- und Erziehungswesen gesperrt wird….

Diese Grundsätze durchsetzen

Das entscheidende Problem für alle antifaschistisch-demokratischen Kräfte bleibt es deshalb, nicht nur zu erkennen, dass Artikel 139 GG und damit alle weiteren Rechtsgrundsätze des Grundgesetzes auf ihrer Seite stehen, sondern auch zu begreifen, dass es ihre Pflicht ist, durch ihre Aktivität, dreißig Jahre nach der Katastrophe des Dritten Reiches, dies Grundgesetz und insbesondere seinen Artikel 139 wieder gegen die politisch-soziale Realität durchzusetzen….

Wir dürfen in unserer Argumentation, sowohl in unserer juristischen Argumentation als antifaschistische Juristen als auch in unserer agitatorischen Argumentation vor der Bevölkerung, die wir mobilisieren wollen, niemals auf Artikel 139 und seine grundlegende Bedeutung, auf die klare Ablehnung des Nationalsozialismus und Militarismus, wie es dort heißt, also aller faschistischen Bestrebungen, durch das Grundgesetz, verzichten.

Wir müssen diesen Artikel 139 als übergeordnete Norm immer wieder betonen und allerdings dann auch diese Norm überzeugend mit der Wirklichkeit in Widerspruch setzen, weil sie mit der Wirklichkeit des täglichen Lebens in der BRD im Widerspruch steht…

Diese BRD, wie sie heute besteht, ist ein souveräner Staat, der zwar auf dem Boden, aber nicht in Rechtskontinuität mit der vor dreißig Jahren zerstörten Staatlichkeit in Deutschland, mit dem Dritten Reich, steht und stehen muss. Wer hier die Kontinuität, die Identität mit dem früheren Staat behauptet, der verletzt gerade diesen Grundgedanken, dass alles, was mit dem Faschismus zu tun hatte, hier zu verschwinden hat.

War dem Parlamentarischen Rat am wichtigsten

Diese Überlegung war dem Parlamentarischen Rat wichtiger als alle anderen Normen des GG. Denn Artikel 139 betont ausdrücklich, dieser Grundgedanke werde von den übrigen Bestimmungen des GG nicht betroffen. Also ist das gesamte GG im Geist dieses Artikel 139 auszulegen, der eben dadurch zur »freiheitlich-demokratischen Grundordnung« im Sinne des GG gehört.

Daraus folgt eine weitere Erwägung: Diese Bestimmungen, zuerst von den Alliierten erlassen, dann durch den Kontrolltrat weitergeführt, in einigen Landesgesetzen der noch vor Verabschiedung des GG auf deutschem Boden entstandenen Länder spezialisiert, wollten die Mitwirkung der früheren Nationalsozialisten am künftigen politischen Leben unmöglich machen. Sie wollten übrigens keineswegs nur die Mitwirkung der früheren formellen Führer, Funktionäre und aktiven Mitglieder der NSDAP, sondern auch derer, die das Militär des Dritten Reiches geführt haben, an allem künftigen politischen Geschehen unmöglich machen.

In Artikel 139 betont das GG ausdrücklich, das sei nicht nur eine völkerrechtliche Entscheidung der Sieger, sondern das GG mache sich diese Bestimmung und zwar mit der höchsten Rechtswirkung, die es überhaupt geben kann, zu eigen. Artikel 139 war daher nach Meinung des Parlamentarischen Rates zentraler Inhalt dieses künftigen Verfassungsrechts.

In der tatsächlichen Entwicklung sind die Dinge gänzlich anders verlaufen. Erst wurden die Monopolkapitalisten restauriert, dann wurden die früheren Nationalsozialisten mit Entschuldigungsschreiben ausgestattet und wieder in der Verwaltung, in Wissenschaft und Rechtsprechung eingesetzt…

Dazu verpflichtet uns Artikel 139

Wir verteidigen die freiheitlich-demokratische Grundordnung, gerade als Antifaschisten, gegen ihre Unterwanderung durch frühere Faschisten und durch solche Kräfte, die in einer schweren wirtschaftlichen Krise des Kapitalismus wieder faschistisch werden könnten. Wir schützen diese freiheitliche demokratische Grundordnung gegen alle Kräfte, die heute durch autoritäres obrigkeitsstaatliches Denken die demokratischen Seiten dieser Verfassung zerstören wollen, z.B. durch die Berufsverbote gegen Kommunisten, Sozialisten und radikale Demokraten. Dazu verpflichtet uns Artikel 139.

Wenn die Regierungen davon reden, diese »freiheitlich-demokratische Grundordnung« betrachte Kommunisten und Faschisten als das gleiche, als totalitär, dann haben sie offensichtlich Artikel 139 völlig vergessen.

Artikel 139 ist wesentlicher Bestandteil des Grundgesetzes. Deshalb ist jeder, der sagt, Faschisten und Kommunisten seien unter dem Gesichtspunkt des Extremismus (wie es jetzt das Bundesverwaltungsgericht getan hat…) gleich zu bewerten, objektiv ein Gegner des Grundgesetzes. Artikel 139 verbietet es, solche Kräfte, die gegen den Faschismus gekämpft haben und immer wieder kämpfen werden, gleichzusetzen mit jeden faschistischen Kräften, die durch das GG verboten sind“.

Dieser Auszug aus einem Text von Wolfgang Abendroth wurde entnommen der internetseite der antifa, der Zeitung der VVN-BdA. Der Text stammt aus einer Veröffentlichung von Materialien einer Diskussion auf dem Bundeskongress der VVN-BdA im Mai 1975 in Offenbach am Main zum 30. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, erschienen unter dem Titel »Antifaschistische Politik heute« im Röderberg-Verlag Frankfurt am Main.

Wolfgang Abendroth (1906-1985), Widerstandskämpfer und Verfolgter (Strafbataillon 999, desertiert in griechischen Widerstand). sozialistischer Politologe und Rechtswissenschaftler, ab 1950 Professor für wissenschaftliche Politik in Marburg (»Marburger Schule«), politisch engagiert (SPD-Ausschluss wg. SDS-Unterstützung), aktiver Unterstützer von Friedens-, Demokratie-, Bürgerrechts- und Sozialbewegungen (Gewerkschaften), auch der VVN-BdA.

Zur Frage der Fortgeltung des Art. 139 GG sei auch auf den Beitrag von Lars Winkler „Wo kein Wille ist, ist auch kein Weg – über den leichtfertigen Umgang mit Art. 139 GG“ hingewiesen.[1]siehe: https://akj.rewi.hu-berlin.de/zeitung/05-1/139.htm