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Was tun, um den Krieg zu beenden?

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Ich möchte später einmal sagen können: “Ich bin aufgestanden gegen die, auf die wir noch am ersten Einfluss nehmen konnten und die den Krieg hätten beenden können, aber Öl ins Feuer gegossen haben”.

Wir demonstrieren für den Frieden. Aber reicht das? Mit dieser Forderung bewegen wir uns keinen Millimeter auf ein Ende des Krieges zu. Denn alle behaupten, für den Frieden zu sein, die Bundesregierung, die NATO, Russland, die USA und die Ukraine. Aber es wird trotzdem Krieg geführt.

Inhaltsverzeichnis:

1. Konkret Position beziehen!

2. Was fordern, um den Krieg zu beenden?

3. Aufrufe


1. Konkret Position beziehen!

Wenn es konkret wird, ist die Einheit für den Frieden vorbei. Russland will auf keinen Fall, dass die Ukraine Mitglied der NATO wird. Die NATO hat dagegen noch im Jahr 2021 eine Mitgliedschaft der Ukraine in einem Beschluss des NATO-Rats ausdrücklich nicht ausgeschlossen[1]Klaus von Dohnanyi “Nationale Interessen. Orientierung für deutsche und eurropäische Politik in Zeiten globaler Unruhen” 3. Auflg., München 2022, S. 104.

Wer hat sich schon in Deutschland Gedanken oder gar Sorgen gemacht, weil die NATO die Tür für eine Mitgliedschaft der Ukraine immer offen gehalten hat?

‘Siegfrieden’

Reinhard Veser kommentiert am 21. März in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) unter der Überschrift “Appeasement”: “Putins Regime bedroht auch uns. Wird es in diesem Krieg nicht geschlagen oder so geschwächt, dass es zu weiteren Aggessionen nicht mehr fähig ist, wird es in der Ukraine nicht mehr halt machen. Die Ukrainer kämpfen auch für unsere Freiheit”[2]Kommentar von Reinhard Veser FAZ vom 21. März 2022 Seite 1.

‘Siegfrieden’ hieß dieses Ziel im Ersten Weltkrieg.

Unter Berufung auf die furchbaren Bilder aus Butscha bei Kiew, die in allen Zeitungen und schon am Tag vorher in den Nachrichten im Fernsehen gezeigt wurden, kommentiert Stefan Kornelius am 4. April in der Süddeutschen Zeitung: “Wer glaubt, die Ukraine könne mit Russland irgendwann einen Frieden schließen, und der Krieg würde dann enden, der sollte sich ehrlich machen: Niemand in der Ukraine wird einen Frieden schließen, diese Bilder aus Butscha werden den Krieg in eine neue Dimension katapultieren”[3]Stefan Kornelius in SZ 4.04.2022. Stefan Kornelius[4]https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Kornelius ist Leiter des Ressorts Politik der SZ und Mitglied der Atlantik-Brücke[5]https://de.wikipedia.org/wiki/Atlantik-Br%C3%BCcke. Er schließt “irgendwann einen Frieden” aus.

Putin wird wahlweise zu einem Faschisten oder Irren erklärt anstatt den Konflikt in der Ukraine einmal aus der Perspektive Russlands zu betrachten. Eine Politik, die zu diesem Perspektivwechsel auffordert, wird in der FAZ als “Appeasement”[6]Kommentar von Reinhard Veser FAZ vom 21. März 2022 Seite 1 bezeichnet und so mit einer Politik des britischen Premierminister Chamberlain, des französischen Premierministers Daladier und des Faschisten Benito Mussolini verglichen, die im Münchener Abkommens des Jahres 1938 Hitler nachgaben.

Manche fordern Flugverbotszonen oder wollen Friedenstruppen in die Ukraine schicken und nehmen in Kauf, dass die NATO unmittelbar in den Krieg mit Russland gezogen wird. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das immer vermieden. Man wollte eine Dritten Weltkrieg verhindern. Jetzt verstummen die Stimmen nicht, die darauf keine Rücksicht nehmen wollen.

Haben nicht zwei Weltkriege gereicht? Haben wir nichts daraus gelernt?

Atomraketen

Wir hoffen, dass niemals Atomraketen eingesetzt werden. Besser wäre es, wenn es unmöglich wäre, solche Raketen einzusetzen.

Wir alle wissen, dass US-Atomwaffen in Deutschland (Büchel/Eifel), in den Niederlanden, in Belgien, Italien und der Türkei gelagert und über die sogenannte “nukleare Teilhabe”, also zum Beispiel in Deutschland mit deutschen Piloten, eingesetzt werden können.

Die Stationierung amerikanischer Mittel- und Kurzstreckerakten in Rumänien wurde damit begründet, dass diese Raketen nur defensiven Charakter hätten und sich nicht gegen Russland, sondern gegen den Iran richteten. Glaubt denn jemand im Ernst diese Behauptung der USA? Einer der wichtigsten außenpolitischen Berater des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl, Horst Teltschick, fragt zu recht, warum der Iran ausgerechnet Rumänien mit Raketen angreifen sollte; das aber wäre die Voraussetzung, wenn die Raketen sich gegen den Iran richteten, wie die USA behauptet haben[7]siehe Rudi Rupp: Teil 1, Teil 2 und Teil 3; diese Beiträge von Rupp stammen aus dem Jahr 2018; am Ende meint Rupp, dass der INF Vertrag enorm gefährdet sei; 2019 haben die USA diesen Vertrag … Continue reading, um den defensiven Charakter der Raketen zu belegen. Nach den Angaben der NATO sind diese Raketen konventionell ausgestattet und schon insoweit genug gefährlich, aber sie können auch mit nuklearen Sprengköpfen ausgestattet werden[8]siehe Rudi Rupp: Teil 3; dieser Beitrag von Rupp stammt aus dem Jahr 2018; am Ende meint Rupp, dass der INF Vertrag enorm gefährdet sei; 2019 haben die USA diesen Vertrag gekündigt: zur … Continue reading.

Der INF-Vertrag, der atomare Mittelstreckenrakten mit einer Reichweite zwischen 500 und 5.000 km verbot, war auch ein später Erfolg der Friedensbewegung, die trotz einer großen Kampagne zunächst die Stationierung atomarer Kurz- und Mittelstreckenrakten nicht verhindern konnte. Doch 2019 kündigten die USA den INF Vertrag[9]zur Vertragskündigung hier lesen.

Ziele

Was wollen wir?

Wir waren gegen den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine. Und jetzt ist unser Ziel, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden. Jeder Tag, an dem der Krieg andauert, werden Menschen getötet, nimmt die Verrohung zu, vergiften Militarisierung und Nationalismus die gesamte Gesellschaft.

Einem raschen Kriegsende kommen wir nicht dadurch näher, dass wir den bedingungslosen Abzug der russischen Truppen fordern. Wer einen bedingungslosen Rückzug Russlands aus der Ukraine fordert, dem bleibt nur die militärische Lösung. Bedingungslose Kapitulation heißt ‘Siegfrieden’. Das ist kein rasches Ende des Krieges.

Eine Bedingung Russlands wird sein, dass die NATO ihre “Politik der offenen Tür” gegenüber der Ukraine beendet. Die russische Regierung will nicht, dass die NATO ihren Einfluss weiter bis zu den russischen Grenzen ausweitet.

Auch unser Ziel kann nicht die weitere Ausweitung der NATO sein. Denn die NATO ist kein Garant für Frieden und Freiheit.

Die Ukraine soll neutral sein, wie zum Beispiel Österreich, die Schweiz oder Irland.

Krieg beenden statt anheizen
“Deutschland kommt eine Schlüsselrolle zu”, heißt es in einer Erklärung ehemaliger Generale und Diplomaten vom Dezember 2021, die vor der Gefahr eines Krieges warnten.

Das Problem ist, dass die Bundesregierung diese Schlüsselrolle dazu nutzt, den Krieg anzuheizen, anstatt ihn zu beenden.

Die Bundesregierung will wirtschaftlich ihre Vormachtstellung im Rahmen der EU ausbauen. Sie will ein Deutschland, das – im Windschatten der USA – Europa vom Atlantik bis Odessa dominiert[10]siehe auch der Artikel einer Ukrainerin unter dem Titel “Ich bin Ukrainerin – und kann kein Blau-Gelb mehr sehen” im Freitag 13/22. Militärisch sichert Deutschland diese Vormachtstellung in Europa unter dem Schirm der NATO ab. Diese imperialen Ziele Deutschlands sind nicht unsere Ziele.

Sollen wir zu den Waffenlieferungen der Bundesregierung schweigen?

Unterstützen wir, dass die Bundesregierung es zulässt, dass Söldner aus Deutschland in die Ukraine reisen, um sich dort an dem Krieg zu beteiligen?

Wollen wir wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland unterstützen, ein Wirtschaftskrieg, der nach den Worten der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock das Ziel hat, Russland zu “ruinieren”? Einige fordern einen noch schnelleren Ausstieg aus dem Import russischer Energie. Die Verhandlungen des Wirtschaftsministers Habeck (Bündnis 90/ DIE GRÜNE) mit dem Emirat Katar – kein Leuchtturm von Demokratie und Menschenrechten – haben gezeigt, dass es bei der Verringerung des Importanteils russischer fossiler Energie weder um die Menschenrechte noch um das Klima geht. Es geht um einen Wirtschaftskrieg gegen Russland. Wer das als Antwort auf die Invasion Russlands in die Ukraine befürwortet, sollte sich allerdings fragen, ob es nicht andere wirksamere Mittel gibt, den Krieg zu beenden, die der Bevölkerung in Russland und hier in Deutschland weniger Lasten aufbürdet.

Hier meine Antwort auf die Frage:

2. Was fordern, um den Krieg zu beenden?

Wir sollten unsere Forderungen an die richten, die in unserem Land die Politik bestimmen. Der Grund: Auf die Bundesregierung können wir zuallerst und am unmittelbarsten einwirken. Für deren Politik sind auch wir verantwortlich. Wir wiederholen aus der Erklärung ehemaliger Generale und Diplomaten vom Dezember 2021: “Deutschland kommt eine Schlüsselrolle zu”.

Am 6. April 2022 erklärte der Generalsekretär der NATO, Jens Stoltenberg “Dieser Krieg kann noch sehr lange dauern.”

Mit den massiven Aufrüstungen, die für die nächsten Jahren für die Bundeswehr beschlossen wurden, wird jedenfalls der gegenwärtige Krieg in der Ukraine nicht beendet.

Um diesen Krieg in der Ukraine jetzt zu beenden, müssen wir fordern:

  1. Kein Waffenexport aus Deutschland in die Ukraine!
  2. Keine Söldner in die Ukraine! Keine Anwerbung von Söldnern in Deutschland!
  3. Beendigung der verdeckten Beteiligung der NATO am Krieg in der Ukraine!
  4. Für eine neutrale Ukraine, die Ukraine niemals in die NATO!
  5. Waffen und Soldaten der verbündeten NATO-Länder raus den Ländern der NATO-Osterweiterung! Keine US-Raketenabwehrstellungen in Rumänien und Polen!
  6. Kurz- und Mittelstreckenrakten sollen weder die NATO noch Russland bedrohen können. Dies gilt für konventionelle und für Nuklearraketen. Schluss mit der “nuklearen Teilhabe” Deutschlands, Italiens, der Niederlande, Belgiens und der Türkei!

Nun zu der wichtigen Frage: Warum würde der Krieg jetzt beendet, wenn diese Forderungen erfüllt werden?

Die Antwort: Weil das auch die Forderungen der russischen Regierung sind. Das sind die Forderungen, die die russische Regierung mit der NATO in einem Vertrag vereinbaren wollte. Der Vertrag wurde im Dezember an die NATO übersandt. Die NATO antwortete im Januar 2022. Sie lehnte bis auf ein paar Forderungen wie zum Beispiel die Installierung eines Telefon zwischen Russland und den USA alle substantiellen Verpflichtungen ab. Wenige Wochen später war der Krieg da.

Gerade bei diesen fünf Forderungen, die ganz wesentlich zu einem raschen Kriegsende beitragen können, herrscht Uneinigkeit in der Friedensbewegung und in den Gewerkschaften.

Viele zögern wohl deswegen, sich hinter diese Forderungen zu stellen, weil es auch Forderungen der russischen Regierung sind. Aber wenn unser Ziel klar ist – ein schnelles Kriegsende mit wenig Opfern – und wenn diese Forderungen diesem Ziel dienen, warum sollten wir uns nur deswegen nicht dafür einsetzen, weil sie auch von Russlands erhoben werden?

Die Ziele der Bundesregierung teilen wir jedenfalls nicht. Denn wenn die Bundesregierung den Abzug aller russischen Truppen aus der Ukraine fordert, dann fordert sie das ohne Verzicht der NATO auf ihre Politik der offenen Tür.

Die Bundesregierung darf den Krieg nicht weiter anheizen, sondern muss sich mit allen ihren Möglichkeiten für ein Ende des Krieges einsetzen.

Die Bundesregierung darf nicht weiter kritiklos der Politik der USA folgen. Der Krieg in der Ukraine ist eine deutliche Mahnung: Von den USA vorangetriebene Konflikte in Europa zerstören Europa, nicht die USA.

3. Aufrufe:

Appell für den Frieden:

Es gibt inzwischen zahlreiche offene Briefe und Aufrufe zum Krieg in der Ukraine. Doch dieser Appell richtet sein Augenmerk auf das, was den Krieg schnell beenden könnte. Darüber berichten die großen Zeitungen und Fernsehsender wenig. Aufrufe an Putin helfen da kaum weiter. Dieses Deutschland hat eine Verantwortung. Um diese Verantwortung geht es.

Unter den Erstunterzeichnerinnen und Erstunterzeichner sind nur wenige Prominente, aber viele Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter und viele Mitglieder der ältesten und größten antifaschistischen Organisation in Deutschland, der VVN-BdA. Wir wissen: Die Folgen des Krieges treffen nur selten die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft, aber immer uns, ob wir nun in der Ukraine, in Russland oder in Deutschland leben. Tausende zahlen das mit ihrem Leben. Immer haben wir die wirtschaftlichen Lasten zu tragen.

Der Appell beginnt so:

“Als Bundeskanzler Scholz am 27. Februar 2022 auf einer Sondersitzung des Bundestages einen Sonderfonds für die Bundeswehr im Umfang von 100 Milliarden Euro verkündete, erhoben sich die meisten Abgeordneten emotional bewegt von ihren Sitzen, brachen in Jubel aus und klatschten Beifall, als gälte es, einen großen Sieg zu feiern …” Hier den Appell für den Frieden lesen.

Hier weitere Aufrufe, für die derzeit Unterschriften gesammelt werden und die ich unterschrieben habe; denn sie gehen in Richtung Frieden und Abrüstung.

Zwei offene Briefe an den Bundeskanzler:

Beide offenen Briefe richten sich gegen die Waffenexport an die Ukraine. Einer dieser beiden offenen Briefe wurde von der Emnma-Reaktion auf den Weg gebracht und inzwischen von weit über 250.000 Menschen unterschrieben. Die beiden offenen Briefe hier lesen

Abrüsten statt aufrüsten:

Der Aufruf wird “Abrüsten statt aufrüsten” von dem Netzwerk Friedenskooperative organisiert. Er richtet sich dagegen, dass die Rüstung auf 2 Prozent der wirtschaftlichen Leistung Deutschland (BIP) erhöhrt wird. Für den Aufruf werden seit mehreren Jahren Unterschriften gesammelt. Inzwischen unterstützen diesen Aufruf 180.000 Menschen. Er wird auch von den Gewerkschaften unterstützt …. weiterlesen hier

Manifest gegen den Krieg

“Das Ungeheuerliche ist geschehen: Der Krieg ist endgültig in unseren Alltag in Europa zurückgekehrt. Derzeit werden die großen Städte in der Ukraine zu Schlachtfeldern. Friedliche Menschen werden von Granaten und Raketen zerfetzt oder unter den Trümmern ihrer Behausungen begraben …” weiterlesen hier

Bedeutsam sind die Forderungen in diesem Manifest: weiterlesen hier

Appell – Demokratie und Sozialstaat bewahren

Dieser Appell wird von sehr vielen Organisationen unterstützt; innerhalb weniger Tage haben ihn sehr viele Menschen unterschrieben

hier weiterlesen

References

References
1 Klaus von Dohnanyi “Nationale Interessen. Orientierung für deutsche und eurropäische Politik in Zeiten globaler Unruhen” 3. Auflg., München 2022, S. 104
2, 6 Kommentar von Reinhard Veser FAZ vom 21. März 2022 Seite 1
3 Stefan Kornelius in SZ 4.04.2022
4 https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Kornelius
5 https://de.wikipedia.org/wiki/Atlantik-Br%C3%BCcke
7 siehe Rudi Rupp: Teil 1, Teil 2 und Teil 3; diese Beiträge von Rupp stammen aus dem Jahr 2018; am Ende meint Rupp, dass der INF Vertrag enorm gefährdet sei; 2019 haben die USA diesen Vertrag gekündigt.
8 siehe Rudi Rupp: Teil 3; dieser Beitrag von Rupp stammt aus dem Jahr 2018; am Ende meint Rupp, dass der INF Vertrag enorm gefährdet sei; 2019 haben die USA diesen Vertrag gekündigt: zur Vertragskündigung hier lesen
9 zur Vertragskündigung hier lesen
10 siehe auch der Artikel einer Ukrainerin unter dem Titel “Ich bin Ukrainerin – und kann kein Blau-Gelb mehr sehen” im Freitag 13/22

Raus aus der Eskalationsspirale

Friedensdemo 18.03.2022
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Knapp drei Monate vor Kriegsbeginn warnten ehemalige deutsche Generäle und Botschafter in einem Aufruf am 7. Dezember 2021: “… Wir drohen in eine Lage zu geraten, in der ein Krieg in den Bereich des Möglichen rückt”. Der Aufruf endete mit folgender Feststellung: “… es gibt für die Ukraine-Krise keine militärische Lösung, die nicht zu einer unkontrollierbaren Eskalation führt”.

Aus dem Aufruf: “Mit allergrößter Sorge beobachten wir die sich abermals verstärkende Eskalation im Verhältnis zu Russland. Wir drohen in eine Lage zu geraten, in der ein Krieg in den Bereich des Möglichen rückt. Von dieser Lage kann niemand profitieren, und dies liegt weder in unserem noch im russischen Interesse. Es gilt deshalb jetzt alles zu tun, um die Eskalationsspirale zu durchbrechen”.

In dem Aufruf wurden gefordert

  • eine Revitalisierung der Europäischen Sicherheitsarchitektur,
  • der Verzicht auf eine Stationierung von zusätzlichen Truppen auf beiden Seiten der Grenze der russischen Föderation,
  • ein Neuansatz für die europäische Rüstungskontrolle nach dem Wegfall für die Sicherheit Europas wesentlicher Vereinbarungen (INF-Vertrag, KSE-Vertrag, Vertrag über den offenen Himmel) und
  • weitergehende ökonomische Kooperationsangebote

Damit ging dieser Aufruf zwar zurückhaltender aber doch in dieselbe Richtung wie der Vertragsentwurf, den wenig später die Russische Föderation an die NATO schickte.

Der Aufruf stellte fest: “Deutschland kommt hier eine Schlüsselrolle zu”.

Deutschland nutzte seine Schlüsselrolle nicht – jedenfalls nicht, um einen Krieg zu verhindern. Es drängte nicht, wie in dem Aufruf gefordert, auf “Vereinbarungen, die den Einsatz militärischer Mittel in Europa jenseits der Bündnisverteidigung ausschließen”. Russland schickte Truppen in die Ukraine und Deutschland schickt “jenseits der Bündnisverteidigung” Waffen in die Ukraine und es kam das, was der Aufruf vom Dezember 2021 vermeiden wollte: Krieg in Europa.

Es ist möglich, den Krieg sofort zu beenden. Dazu sollte die Bundesregierung ihrer Schlüsselrolle nutzen anstatt den Konflikt durch Waffenlieferungen an die Ukraine und Wirtschaftssanktioen gegen Russland weiter anzuheizen.

Klimastreik, 25.03.2022

Klimastreik
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Krieg ist kein Mittel den Frieden und das Klima zu erhalten.

Der Globale Klima Streik am 25. März 2022 war mal wieder einer der Höhepunkte der FridaysForFuture Bewegung. Als die Planung begann, gab es noch keine Krieg in der Ukraine. Deshalb wurde in den Reden zu Beginn und bei der Abschlusskundgebung immer wieder darauf Bezug genommen. Krieg ist kein Mittel den Frieden und das Klima zu erhalten. Aber auch die neue Bunderegierung kam nach 100 Tagen in der Kritik nicht zu kurz.

22.000 Menschen alleine in Berlin wurden mobilisiert. Ja, es war hauptsächlich die Jugend die unter dem Motto #PeopleNotProfit zum zehnten Globalen Klimastreik auf die Straße gegangen ist. Es waren aber auch die Omas gegen rechts und Großväter dabei. Auch der gewerkschaftliche Arbeitskreis Internationalismus der IG Metall folgte dem Aufruf. Unser Transparent regte zu einigen Diskussionen an.

Die Gewerkschaften werden immer als Behüter der Arbeitsplätze im traditionellen Energiebereich, Kohle, Atom und Gas angesehen dabei sind die Arbeitsplätze in den alternativen Energie sicherer und in der Zwischenzeit haben sie einen größeren Anteil. Klima Rettung ist für uns ein Selbstverständnis, deshalb setzen wir uns als IG Metaller*innen für eine schnelle Transformation ein.

Das Klima kann nur einmal gerettet werden und zwar JETZT!

Dieser Text von Klaus Murawski wird hier mit freundlicher Genehmigung des Autors veröffentlicht, 30.03.2022

Offener Brief der IALANA an den Bundeskanzler

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Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Scholz,

dieser Krieg in Europa hätte verhindert werden können und hätte verhindert werden müssen!

Mit der fehlenden ernsthaften Bemühung, über die von Russland am 17. Dezember 2021 vorgelegten Vertragsentwürfe über Sicherheitsgarantien substanzielle Verhandlungen zu führen, haben Sie es gemeinsam mit den USA und den NATO-Partnern versäumt, einen wirksamen Versuch zu unternehmen, den Frieden für die Ukraine und für Europa zu bewahren.

Nun ist die „militärische Spezialoperation“ im Gang – welch ein zynischer Begriff für den von Russland entfesselten Angriffskrieg gegen die Ukraine – und ein Ende von Tod, Zerstörung und Flucht ist nicht abzusehen. Russland hat mit der großrussisch nationalistischen Haltung seines Präsidenten, wonach es sich bei der Ukraine nicht um einen souveränen Staat, sondern um „Kleinrussland“, mithin einen Teil Russlands handele, den Grundsatz der souveränen Gleichheit aller Mitglieder der Vereinten Nationen in Art. 2 Abs. 1 der Charta der Vereinten Nationen verletzt.

Der militärische Angriff auf die Ukraine stellt einen Verstoß gegen das absolute Gewaltverbot nach Art. 2 Abs. 4 der Charta der VN dar. Russland hat auch keine Beweise dafür vorzulegen, dass der Angriff zur Abwendung eines Völkermords der Ukraine an der russischen Minderheit in den ostukrainischen Verwaltungs-bezirken von Donezk und Lugansk gerechtfertigt ist.

Es spricht für sich, dass Russland am 07. März 2022 der mündlichen Verhandlung vor dem Internationalen Gerichtshof der Vereinten Nationen in Den Haag ferngeblieben ist, wo die Gelegenheit bestanden hätte, hierzu vorzutragen. Der einstweiligen Anordnung, die der IGH am 16.03.2022 auf Antrag der Ukraine gegen Russland erlassen hat, wonach alle Kampfhandlungen sofort einzustellen sind, wird von Russland missachtet.

Der russische Präsident trägt für die Entfesselung des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs ebenso die persönliche Verantwortung wie für die Vielzahl von unterschiedslosen Angriffen auf die Zivilbevölkerung durch den Beschuss von Wohngebieten, die Verletzungen des humanitären Völkerrechts darstellen. Hinzu kommt die Androhung der Anwendung von Atomwaffen durch den russischen Präsidenten und den Vorsitzenden des russischen Sicherheitsrats, die nach dem Rechtsgutachten des Internationalen Gerichtshofs vom 08.07.1996 gegen das Völkerrecht verstößt.

Sollte am Ende dieses Krieges im Rahmen einer Verhandlungslösung ein neutraler Status der Ukraine herauskommen, werden die Menschen in der Ukraine zu recht die Frage stellen, warum sie unbeschreibliches Leid und die Zerstörung ihrer Städte und ihrer Heimat ertragen mussten für ein Ergebnis, das man auch schon zuvor auf dem Verhandlungsweg hätte erzielen können, ohne bewaffneten Konflikt.

Warum sollte denn der Einwand, den die Bundesregierung gemeinsam mit der französischen Regierung im April 2008 auf der NATO-Ratstagung in Bukarest gegen den Beitritt der Ukraine erhoben hat, im Dezember 2021 nicht mehr zutreffend sein? Ein Verstoß gegen russische Sicherheitsinteressen hieß es damals, auf deren Berücksichtigung die NATO sich bei aller grundsätzlichen Anerkennung der souveränen Rechte jedes Staates, sich frei für ein Bündnissystem zu entscheiden, gegenüber Russland verpflichtet hatte. Hatte Angela Merkel in ihrer Regierungserklärung vom 18.12.2013 mit Blick auf den sich zuspitzenden Konflikt in der Ukraine nicht gesagt: „Wir müssen aus dem Entweder – Oder herauskommen“, wonach sich die Ukraine zwischen der Europäischen Union und Russland entscheiden müsse. „Hieran werden wir sicherlich weiter intensiv arbeiten.“ Warum haben Sie als Bundeskanzler diesen Faden nicht aufgenommen?
 
Wieso haben Sie darüber hinaus den Rat erfahrener deutscher Diplomaten, Militärs und Friedensforscher in den Wind geschlagen, die in ihrem Appell „Raus aus der Eskalationsspirale“ vom 05.12.2021 dazu aufgerufen haben, ein Moratorium für alle Truppenverlegungen, Aufrüstungsmaßnahmen und militärischen Manöver vorzuschlagen, um in einem Zeitraum von zwei Jahren gemeinsam mit Russland eine neue Sicherheitsarchitektur für Europa auszuhandeln? Das hätte bedeutet, Gorbatschows Vorschlag für ein gemeinsames Haus Europa und Putins Vorschlag für einen gemeinsamen Wirtschafts- und Sicherheitsraum von Lissabon bis Wladiwostok beim Wort zu nehmen.

In seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag am 25.09.2001 hatte er gesagt: „Niemand bezweifelt den großen Wert der Beziehungen Europas zu den Vereinigten Staaten. Aber ich bin der Meinung, dass Europa seinen Ruf als mächtiger und selbstständiger Mittelpunkt der Weltpolitik langfristig nur festigen wird, wenn es seine eigenen Möglichkeiten mit den russischen menschlichen, territorialen und Naturressourcen sowie mit den Wirtschafts-, Kultur- und Verteidigungspotenzialen Russlands vereinigen wird.“ Dafür war er mit stehenden Ovationen aller Fraktionen bedacht worden.

Was folgte, war weitere Politik des politischen und militärischen Containments Russlands durch die Osterweiterung der NATO, die Stationierung von Truppen an der russischen Grenze im Baltikum und den Bau von Raketenabschussrampen in Polen und Rumänien.

Neben dem Status der Ukraine hätte es in den von Russland vorgeschlagenen Verhandlungen auch um atomare Abrüstung gehen sollen. Vorgeschlagen war unter anderem, dass sowohl Russland als auch Amerika Kurz- und Mittelstreckenraketen in einer solchen Entfernung voneinander stationieren, dass sie von den Stationierungsorten aus den anderen nicht erreichen können.
In diesem Zusammenhang erinnern wir daran, dass die Beendigung der Stationierung US-amerikanischer Atomwaffen auf deutschem Boden zum Zweck der nuklearen Teilhabe von den vorangegangenen Bundesregierungen und zuletzt auch von Frau Bundesaußenministerin Baerbock von dem Ergebnis von Paketlösungen in atomaren Abrüstungsverhandlungen zwischen den USA und Russland abhängig gemacht wurde.

Warum hat die Bundesregierung im Rahmen der NATO im Dezember nicht darauf gedrängt, in solche Abrüstungs-verhandlungen einzutreten? Dies versäumt zu haben, stellt einen Verstoß gegen Artikel VI des Nichtverbreitungsvertrags dar, wonach die Signatarstaaten dazu verpflichtet sind, mit dem ernsthaften Willen über Schritte zu einer vollständigen nuklearen Abrüstung zu verhandeln.
 
Stattdessen haben Sie sich dazu entschieden, im Rahmen Ihres 100 Milliarden Euro Aufrüstungsprogramms für die nukleare Teilhabe Deutschlands nun in den USA die modernsten verfügbaren atomaren Trägerwaffen, F 35 Tarnkappenbomber, zu kaufen.

Sie wissen sehr gut, dass sowohl die USA als auch Deutschland in dem Augenblick, in dem die Piloten des Jagdgeschwaders 33 in Büchel die dort stationierten US-amerikanischen Atomwaffen übernehmen, den Nichtverbreitungsvertrag verletzen würden. Denn den USA ist es nach dem Nichtverbreitungsvertrag verboten, Atomwaffen an einen Nichtatomwaffenstaat zu übergeben. Ebenso ist es Deutschland als Nichtatomwaffenstaat verboten, Atomwaffen von einem Atomwaffenstaat anzunehmen.

Die von Ihnen geplante Anschaffung der F 35 Tarnkappenbomber für den Einsatz von Atomwaffen dient somit nicht einer regelbasierten Außen- und Sicherheitspolitik. Vielmehr wird damit ein Bruch des Völkerrechts vorbereitet.
 
Schließlich sind die von Ihnen veranlassten Lieferungen von Waffen an die Ukraine und die Finanzierung ukrainischer Waffenkäufe mit dem akuten Risiko einer Ausweitung des Krieges verbunden. Sie bringen unser Land damit in Gefahr, in den Krieg verwickelt zu werden.
 
Zwar ist es gemäß Artikel 51 der UN-Charta völkerrechtlich zulässig, einem angegriffenen Land im Rahmen kollektiver Verteidigung zu Hilfe zu kommen. Hierzu bedarf es keiner speziellen Bündnisverpflichtung wie etwa durch den NATO-Vertrag. Man muss sich aber entscheiden, ob man im Rahmen einer solchen kollektiven Verteidigung den angegriffenen Staat mit Waffen beliefern und damit selbst zur Kriegspartei werden will  oder ob man neutral bleiben möchte. Mit dem Status eines neutralen an einem bewaffneten Konflikt unbeteiligten Staat ist aber die Lieferung von Waffen wie die von Deutschland an die Ukraine übergebenen  1.000 Panzerabwehrwaffen, die 500 Boden-Luft-Raketen vom Typ „Stinger“ sowie 2.700 Flugabwehrraketen vom Typ „Strela“ und die Finanzierung von Waffenkäufen in Milliardenhöhe unvereinbar. Trotz aller Bekenntnisse dazu, dass die NATO keine Kriegspartei werden will, kommt es darauf an, ob Russland ein Land in völkerrechtlich vertretbarer Weise als am Krieg beteiligt einstuft. Dies kann spätestens dann virulent werden, wenn die Gasimporte aus Russland eingestellt werden sollten.

Herr Bundeskanzler Scholz, wir appellieren an Sie:

  1. Stoppen Sie die Waffenlieferungen an die Ukraine! Verhindern Sie, dass aus dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ein unkontrollierbarer Flächenbrand und am Ende ein III. Weltkrieg wird! Unsere ganze Unterstützung der Ukraine muss der humanitären Hilfe für die vom Krieg betroffenen Menschen und den diplomatischen Bemühungen zur Beendigung des Krieges gehören!
  2. Setzen Sie sich gegenüber der Regierung der Ukraine dafür ein, dass die ukrainischen Städte zu „offenen Städten“ im Sinne des Art. 59 Abs. 1  des 1. Zusatzprotokolls zu den Rotkreuzabkommen erklärt werden, die vom Krieg zu verschonen sind. Es muss verhindert werden, dass die Kampfhandlungen in die Städte getragen und die zivile Bevölkerung noch mehr in Mitleidenschaft gezogen wird. Nur so kann eine noch schlimmere humanitäre Katastrophe und eine weitere Massenflucht vermieden werden!
  3. Setzen Sie sich bei beiden Kriegsparteien ein für einen Waffenstillstand ohne Vorbedingungen. Einen militärischen Sieg kann es für keine der beiden Seiten geben. Eine Lösung des Konflikts und einen Interessenausgleich gibt es nur am Verhandlungstisch. Deutschland kann zu einer Verhandlungslösung einen wichtigen Beitrag leisten – allerdings nur als ehrlicher Makler bei Wahrung militärischer Neutralität.
  4. Treten Sie einer um sich greifenden Russenfeindlichkeit entgegen! Die Menschen in Russland können ebenso wenig etwas für die Entscheidung des russischen Präsidenten wie die russischen Familien, die als nationale Minderheit in der Ukraine leben. Dies gilt auch für alle Sanktionsmaßnahmen. Ebenso wie vom Krieg sind auch von Sanktionen überwiegend diejenigen betroffen, die nichts mit den getroffenen Entscheidungen zu tun haben! Erst Recht gilt dies für Künstler, Wissenschaftler und Sportler und den Austausch auf dem Gebiet der Wissenschaften, der Kultur und des Sports. Dies muss bei jeder Sanktionsentscheidung bedacht werden. Ein totaler Sanktions- und Wirtschaftskrieg schadet den Energieinteressen Deutschlands und den auf russische Getreidelieferungen angewiesenen Menschen in aller Welt. Er erschwert den friedlichen Neuanfang der Beziehungen, der am Ende jedes Krieges stehen muss.
  5. Kehren Sie um von Ihrem Weg der Aufrüstung und der Anschaffung von F 35 Atombombern. Die von Ihnen gewählte Politik des militärischen Containment, des Wirtschaftskriegs und der Isolierung Russlands wird die Konfrontation in gefährlicher Weise weiter eskalieren. Das Friedensgebot des Grundgesetzes und der Charta der Vereinten Nationen fordert friedliche Streitbeilegung!

Mit freundlichen Grüßen
Otto Jäckel
Im Namen des Vorstands von IALANA Deutschland e.V.

»Wir haben mit 27 Millionen Menschenleben bezahlt«

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Die Zeitungjunge Welt” druckt in ihrer heutigen Ausgabe einen Protest russischer Veteranen des Zweiten Weltkrieges gegen deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine ab.

Der Russische Veteranenverband erklärte, er unterschreibe »jedes Wort des Aufrufs« (siehe unten der link zu “junge Welt”) und verlinkte am 6. März den Protest-Aufruf mit folgendem Vorspann auf seiner Website:

»Heute, da die deutsche Regierung beschlossen hat, tödliche Waffen an die Ukraine zu liefern, hat sich die Welt verändert – die Umrisse eines neuen Weltkrieges sind mehr als deutlich sichtbar. Und wieder einmal ist es Deutschland! Aber es gibt ehrliche Menschen in Deutschland, Antifaschisten, und wir hoffen, dass diese Botschaft bei ihnen ankommt. Menschen, die zwischen 1927 und 1945 geboren wurden, haben in Russland den Status von ›Kriegskindern‹. Dieser Brief kann von all jenen unterzeichnet werden, die diesen Krieg überlebt haben.«

Bisher haben wir nicht gehört, dass von Menschen aus unserem Land dieser Zusammenhang beachtet worden wäre: Nach 75 Jahren töten erneut deutsche Waffen russische Soldaten. Schon aus diesen Grund verweisen wir hier auf diesen Protest. Auch wenn es darin Aussagen geben mag, die wir nicht teilen mögen, steht für uns fest: Die Bundesregierung macht Deutschland mehr und mehr zur Kriegspartei. Da sagen wir: Ohne uns.

Hier die Dokumention des Aufrufs in der Junge Welt vom 30. März 2022, übersetzt von Arnold Schölzel

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Für Haltung abgestraft

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“Im Einklang mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz straft das Verwaltungsgericht (VG) Berlin mit Beschluss vom 18. März die junge Welt im vollen Umfang »auf Verdacht« ab. Die jW ist eben ein linkes, antifaschistisches Presseorgan, anders als die rechtsradikale Junge Freiheit. Deren »journalistische Freiheit« als »hohes Verfassungsgut« hatte das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) noch in einem Grundsatzurteil von 2005[1]BVerfGE 113, 63–88 vor jedweder Nennung in den Verfassungsschutzberichten des Bundes oder eines Landes geschützt, da hierzu auch ein »auf Anhaltspunkten beruhender Verdacht« nicht genüge. Bei der jW aber genüge das, meint das VG. Eigenes verfassungsfeindliches Äußern und Handeln der jW sei zwar nicht nachzuweisen, jedoch der »Raum«, den ihre zuweilen distanzlose Berichterstattung solchen gebe. Das schon könne »Linksaktivismus« unterstützen”
So beginnt Rechtsanwalt Hans E. Schmitt-Lermann am 22. März 2022 seinen Kommentar in der Jungen Welt, den wir mit freundlicher Genehmigung der Jungen Welt und des Autors hier wiedergeben. Es geht um einen Eilantrag der Jungen Welt gegen die Bundesrepublik Deutschland, die Junge Welt bis zur Entscheidung in der Hauptsache nicht mehr in dem jährlichen Verfassungsschutzbericht zu erwähnen. Ein Beschluss in der Hauptsache steht also noch aus.
Rechtsanwalt Hans E. Schmitt-Lermann kommentiert weiter:
“Vor allem belastend sei die »Regelmäßigkeit« (!), mit der ihr als »marxistisch« bezeichnetes Vokabular – »Sozialismus«, »Kapitalismus«, »Klassenkampf«, »Klasse«, »Profit«, »Mehrwert«, »Verelendung«, »Unterdrückung«, »Befreiungskampf« – nicht etwa nur einer unbedenklichen »soziologischen Betrachtung« diene, sondern – »regelmäßig« ! – bei anderweitig bereits definitiv sanktionierten Verbänden und Bestrebungen auftauche, die nun diese gemeinsamen Begriffe und damit die jW ausreichend kontaminierten. Mitgefangen, mitgehangen. Das Denkmuster hierfür: Schraubenschlüssel findet man »regelmäßig« bei Einbrechern, und Schaufeln »regelmäßig« bei Totengräbern; bis zum Gegenbeweis seien die Besitzer letzteren zuzuordnen.

Das VG dürfte nach diesem Denkmuster weder fähig noch willens sein aufzudecken, welche Denk- und Handlungsinhalte der historischen Demokratie- und Arbeiterbewegung überhaupt noch außer »Verdacht« und unsanktioniert übrigblieben, denn dort finden sie sich zuhauf als »reale Anhaltspunkte«. Es bleibt rechtstotalitär.

»Nach allgemeiner Meinung« – so das VG – sei die Quelle hierfür das KPD-Verbotsurteil von 1956, zumindest in seinen »tragenden Gründen«. Dahingegen hat das KPD-Urteil »nach allgemeiner Meinung« als Ärgernis aus dem Kalten Krieg, aus dessen Abgründen es herauszuzerren peinliches Alleinstellungsmerkmal des VG Berlin ist, längst objektiven und unbestrittenen Geltungsverlust erfahren (selbst die Berufsverbotsurteile haben einen Bogen darum herumgeschlagen). Gründe, die kein Urteil mehr »tragen«, sind keine »tragenden Gründe« im Sinne des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes mehr.

Außerdem steht derlei mitnichten darin. Das Zeugnis höchster Authentizität hierfür lieferten gerade die damaligen Berichterstatter (Verfasser) des KPD-Urteils, die Bundesverfassungsrichter Prof. Dr. Martin Drath und Prof. Dr. Konrad Zweigert in ihren Gutachten von 1975/76 (sie bestätigten die anderen beteiligten noch lebenden Richter und 18 führende Staatsrechtler und Politologen): Das Urteil beruhe auf zeitspezifischen Fakten und Quellen. »Niemals haben wir die traditionell sozialistischen Kernforderungen oder die marxistische Gesellschaftslehre vom Klassenkampf als solche (…) diskriminiert«, heißt es. An weiterer Stelle postulieren sie sogar, dass Demokratie ein grundlegendes »Spannungsverhältnis zwischen (…) Kapitalismus und Demokratie (…) in Rechnung stellen« müsse. Der Spiegel zitiert deren »Kernpassagen, dass das Verbotsurteil weder die Theorie des Marxismus-Leninismus noch den Kommunismus schlechthin für verfassungswidrig erklärt hat«[2]»Bayern: Außer Betracht«, 16/1982 v. 19.4.1982, S. 60 f..

Neben diesem Aufweis »regelmäßiger« begrifflicher und praktischer Teilschnittmengen mit gewissermaßen schon überführten Personen und Vereinen unterstreicht das VG Berlin noch einen anderen gleichgewichtigen Diskriminierungsgrund: eine höchst unzureichende Distanzierung der jW und ihrer Beiträger von »politischer Gewalt«.

Diese riefen freilich nicht direkt zu solcher auf. Aber: Jeder soziale oder politische Kampf zwischen verschiedenen Gesellschaftsgruppen, im In- und Ausland, namentlich der »unterentwickelten« Welt, werde von den jW-Autoren mit außergewöhnlichem Engagement aufgenommen – und ausnahmslos immer nehmen sie Partei für die von ihnen so genannten »Unterdrückten«, oft gegen die mit uns »wertebasiert« verbündeten sogenannten Unterdrücker, namentlich die Regierungen und führenden Gesellschaftsschichten; seien es Kurden in der Türkei, Schwarze gegen das Apartheidregime, chilenische Gewerkschafter gegen das Pinochet-Regime, Algerier und Vietnamesen gegen Kolonialisten oder kapitalbasierte Intervenienten (usw. usf. mit seitenweisen Fundstellen in alten und neuen Ausgaben). In Geschichte und Gegenwart eigen sei diesen Bewegungen aber immer das Merkmal aufständischer Gewalt, das liege in deren Natur, und die jW befürworte implizit Gewalt. Die Gewalt der Regierenden dahingegen geißele sie ausdrücklich, obwohl diese in allen Rechtsordnungen eben das anerkannte »Gewaltmonopol« besitzen und besitzen müssen.

Halt! Ein gewichtiges Gegenbeispiel führt das VG Berlin an: Venezuela! Die jW sympathisiere tatsächlich einmal nicht mit Aufständischen, sondern mit einem »Regierenden«, dem immer noch nicht vom US-favorisierten Guaidó weggeputschten frei gewählten Präsidenten Nicolás Maduro, einem wie auch immer gearteten »Linken«. Hier aber wären der Bundesverfassungsschutz und das VG Berlin höflich darauf aufmerksam zu machen, dass zumindest dieser Teil der Kampagne gegen die jW neuerdings überholt ist: Biden will das Öl der Venezolaner und versöhnt sich angelegentlich mit Maduro. Schon peinlich”.


Zum Begriff Extremismus als Kampfbegriff hier weiterlesen


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References

References
1 BVerfGE 113, 63–88
2 »Bayern: Außer Betracht«, 16/1982 v. 19.4.1982, S. 60 f.

Was will Russland, was will die Nato?

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14. Dezember 2023: NATO-Generalsekretär Stoltenberg erklärte am 7. September 2023: “Zunächst einmal ist es historisch, dass Finnland jetzt Mitglied des Bündnisses ist. Und wir müssen uns an den Hintergrund erinnern. Der Hintergrund war, dass Präsident Putin im Herbst 2021 erklärte und sogar einen Vertragsentwurf schickte, den die NATO unterzeichnen sollte, um zu versprechen, dass die NATO nicht mehr erweitert wird. Das war es, was er uns geschickt hat. Und das war eine Vorbedingung dafür, nicht in die Ukraine einzumarschieren. Natürlich haben wir das nicht unterschrieben.”[1]

Für NATO Generalsekretär Stoltenberg ist “natürlich”, was für alle, die den Frieden erhalten wollen, nur unnatürlich sein kann. “Natürlich” ist für Stoltenberg die Weigerung über einen russischen Vertragsentwurf zu verhandeln, der vorschlug, die NATO nicht mehr zu erweitern, und zahlreiche weitere Elemente zur Friedenssicherung und Abrüstung enthielt. Wer es ablehnt, darüber auch nur zu verhandeln, der setzt zuallerst auf Krieg – mit furchtbaren Folgen. 

Wir hatten uns schon im März 2022 mit dem Vetragsentwurf Russlands und der Reaktion der USA und NATO auf diesen Vertragsentwurf auseinandergesetzt. Im Folgenden dieser Beitrag vom 1. März 2022 in der überarbeiteten Fassung vom 24. März 2022:

Einleitung:

Warum haben die NATO und deutsche Bundesregierung eine zukünftige NATO-Mitgliedschaft der Ukraine nicht verbindlich ausgeschlossen? Warum soll die Ukraine nicht wie die Schweiz oder Österreich neutral bleiben?

Im Folgenden vergleichen wir den russischen Entwurf für einen NATO/Russland-Vertrag und die Antwort der NATO. Russland veröffentlichte diesen Vertragsentwurf im Dezember 2021, die NATO veröffentlichte ihre Antwort nicht.

Zur Übersicht für den eiligen Leser oder die eilige Leserin werden wir eine Zusammenfassung vortragen und die Positionen der Vertragsparteien auch in ihrer historischen Entwicklung kommentieren (siehe unter 1.). Daraus ziehen wir ein Fazit (siehe unter 2.). Danach werden wir die unter 1. zusammen gefassten Positionen im Detail belegen, indem wir den Wortlaut des russischen Vertragsentwurfs und den Wortlaut der Antwort der NATO dazu miteinander vergleichen (siehe unter 3.). Am Ende werden wir kurz erläutern, wo wir die Dokumente gefunden haben (siehe unter 4.).

Inhaltsverzeichnis:

1. Kommentierende Zusammenfassung der Gegenüberstellung:

2. Fazit

3. Die Gegenüberstellung im Detail: Der Russischer Vertragsentwurf – die Antwort der NATO

4. Die Dokumente und Fundstellen


1. Kommentierende Zusammenfassung der Gegenüberstellung:

Das Ergebnis der Gegenüberstellung der Positionen Russlands und der NATO kann man so zusammenfassen: Die russische Regierung ist verantwortlich für den Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine, für den Krieg gegen die Ukraine, für das Bombardement, die Tötungen und den Bruch des Völkerrechts. Aber die Hauptverantwortung für diesen Krieg trägt die NATO mit den USA an der Spitze und der deutschen Bundesregierung, die dabei auch von der CDU/CSU unterstützt wird. Die NATO expandierte in den vergangenen 25 Jahren immer weiter nach Osten und trieb damit Russland in eine immer bedrohlichere Situation. Entscheidungen über eine Erweiterung der NATO werden einstimmig getroffen. Deutschland stimmte für diese “Politik der offenen Tür”.

Die russische Regierung führt Krieg, aber die NATO und mit ihr die deutsche Bundesregierung sind die Kriegstreiber.

Die wichtigsten Verpflichtungen, die in dem russischen Vertragsentwurf enthalten sind:

  • Keine Sicherheit des einen Vertragspartei auf Kosten der anderen Vertragspartei
  • Keine Gewaltandrohung, keine Gewaltanwendung, Unverletzlichkeit der Grenzen
  • Keine Erweiterung der NATO,
  • keine zusätzlichen militärischen Kräfte und Waffen,
  • keine militärischen Aktivitäten der NATO in der Ukraine, Osteuropa, Zentralasien und im Südkaukasus,
  • keine militärischen Übungen auf beiden Seiten der Grenze zwischen der NATO und dem russischen Militärbündnis und
  • keine Stationierung von landgestützten Mittel – und Kurzstreckenraketen in Gebieten, von denen aus die andere Vertragspartei erreicht werden kann.

Russland wollte in seinem Vertragsentwurf alle Vertragsparteien darauf verpflichten, “alle internationalen Streitigkeiten in ihren gegenseitigen Beziehungen mit friedlichen Mitteln beizulegen und die Anwendung oder Androhung von Gewalt in einer Weise, die mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbar ist, zu unterlassen” (Artikel 1).

Nachdem die russische Regierung beschlossen hatte, die gesamte Ukraine militärisch anzugreifen, lag es nahe, den russischen Vertragsentwurf als wertlos zu betrachten, weil sich die russische Regierung nicht an das gehalten hat, was sie in Artikel 1 vereinbaren wollte.

Doch so einfach ist es nicht.

Artikel 1 des russischen Vertragentwurfs enthält folgenden Absatz: “Die Vertragsparteien schaffen keine Bedingungen oder Situationen, die eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der anderen Vertragsparteien darstellen oder als solche wahrgenommen werden könnten”.

Die weiteren Verpflichtungen in dem russischen Vertragsentwurfs sind nichts weiter als der Spiegel dieser bedrohlichen Situation, die Russland durch den Vertragsentwurf entschärfen wollte.

Die NATO erklärt in ihrer Stellungnahme zwar: “Die NATO ist ein Verteidigungsbündnis und stellt keine Bedrohung für Russland dar. Wir haben uns immer für Frieden, Stabilität und Sicherheit im euro-atlantischen Raum eingesetzt und für ein Europa als Ganzes, frei und in Frieden. Dies sind nach wie vor unsere Ziele und unsere bleibende Vision.

Doch die weiteren Antworten der NATO auf den russischen Vertragsentwurf zeigen, dass die NATO eine Situation verteidigt, die Russland nachvollziehbar als bedrohlich betrachtet.

Übereinstimmungen zwischen dem russischen Vertragsentwurf und der Antwort der NATO beziehen sich auf die Einführung einer Telefon-hotline für den Notfall [1]Artikel 2 Absatz 3 des russischen Vertragsentwurfs und die entsprechende Antwort der NATO oder beidseitige Maßnahmen zur Verhinderung von Zwischenfällen auf hoher See und im Luftraum[2]Artikel 3 des russischen Vertragsentwurfs und die entsprechende Antwort der NATO, aber auf die substantiellen Verpflichtungen, die in dem russischen Vertragsentwurf enthalten sind, antwortete die NATO mit Ablehnung.

Hier zum Weiterlesen die substantiellen Verpflichtungen des russischen Vertragsentwurfs und die ablehnende Stelllungnahme der NATO in drei Punkten zusammengefasst:

1. Keine Erweiterung der NATO

2. Keine zusätzlichen militärischen Kräfte und Waffen einer Vertragspartei – also Russlands oder der NATO – auf dem Gebiet eines anderen Staates in Europa zusätzlich zu den am 27. Mai 1997 auf diesem Hoheitsgebiet stationierten Kräften, keine militärischen Aktivitäten der NATO in der Ukraine, Osteuropa, Zentralasien, im Südkaukasus

3. Keine Stationierung von landgestützten Mittel – und Kurzstreckenrakten in Gebieten, von denen aus die andere Vertragspartei erreicht werden kann.


2. Fazit

Der russische Vertragsentwurf und die Antwort der NATO beschreiben in dem gegenwärtigen Krieg die Ausgangs- und Interessenlage der russischen Regierung und der NATO und damit der deutschen Bundesregierung.

Entscheidende Positionen, die die NATO vertritt, kann die Friedensbewegung nicht teilen ohne sich selbst aufzugeben. Die Interessen der NATO und der Herrschenden in Deutschland können nicht die Interessen der Friedensbewegung sein. Das wird auch deutlich mit der Ankündigung von Bundeskanzler Olaf Scholz auf der Sondersitzung des Bundestages am Sonntag, den 27. Februar 2022, Waffen an die Ukraine zu liefern, einen Sonderfond von 100 Milliarden für die Bundeswehr aufzulegen, die Verteidigungsausgaben auf 2 Prozent des Bruttohaushaltes anzuheben und die Auslandsguthaben der russischen Zentralbank weitgehend zu blockieren. Wenn die Friedensbewegung das unterstützt, ist sie eine Bewegung für Aufrüstung, Krieg und Wirtschaftskrieg, aber keine Friedensbewegung mehr.

Die NATO war und ist nicht bereit, eine Mitgliedschaft der Ukraine für die Zukunft auszuschließen. Die Ukraine hat in ihre Verfassung das Ziel aufgenommen, Mitglied in der NATO zu werden. Es ist gar keine Frage, dass dies eine enorme Bedrohung für Russland ist. Wenn das Militär in der Ukraine zu einer schlagkräften Armee ausgebaut ist, was dann? Ist überdies ausgeschlossen, dass die NATO – wie in Polen und Rumänien – irgendwann in der Zukunft auch in der Ukraine Nuklearraketen stationiert? Es gibt keinerlei Garntien, die für die Zukunft ausschließen, dass die NATO über eine “Nukleare Teilhabe”, wie sie schon in Deutschland, Italien, Belgien, Niederlande und der Türkei praktiziert wird, in Polen und Rumänien und nach einer Aufnahme der Ukraine in die NATO auch in der Ukraine Nuklearwaffen stationiert. wer den Frieden sichern will, kann diese “Nukleare Teilhabe” nur ablehnen, wie es der russische Vertragsentwurf vorschlägt.

Auch wenn es zu keinem Einsatz von Nuklearwaffen kommt, haben die Kriege, die die westlichen Staaten mit den USA an der Spitze in den vergangen Jahren in Afghanistan, im Irak, in Lybien und Syrien führten, einen zerrüteten Staat, Elend und Chaos über die Bevölkerung hinterließen. Niemand kann dieses Schicksal Russland wünschen.


3. Die Gegenüberstellung im Detail: Der Russischer Vertragsentwurf – die Antwort der NATO

Damit Lesende möglichst rasch die Wesentlichen Inhalte und Kontroversen erfassen können, wurde ein Teil des russischen Vertragsenwurfs und ein Teil der Antwort der NATO in Fußnoten verlagert. Mit einem kurzen Blick in die Fußnote können Leserinnen und Leser prüfen, welche Textteile in die Fußnote verlagert wurden.

Der Vertragsentwurf Russlands umfasst 9 Artikel. Die NATO ruft in ihrer Antwort nicht jeden der neun Artikel des Russischen Vertragsentwurfs auf, um dann dazu Stellung zu nehmen, vielmehr hat die NATO ihre Antwort in 12 Punkte gegliedert und dabei einige Punkte zusätzlich in Unterpunkte untergliedert.

Um die einzelnen Themen des russischen Vertragsentwurfs und der Antwort der NATO gegenüberstellen zu können, rufen wir jeden Artikel aus dem russischen Vertragsentwurfs in vollem Wortlaut auf, manchmal Absatz für Absatz oder Satz für Satz, und zitieren danach, ebenfalls in vollem Wortlaut, die dazu passenden Stellen aus der Antwort der NATO. Fettgedruckte Worte im Text stammen vom Autor dieser Gegenüberstellung. Die Antwort der NATO ist durch kursiver Schrift kenntlich gemacht.

weiterlesen hier


4. Die Dokumente und Fundstellen

Hier werden links zu den Vertragsentwürfen, den Antworten und Stellungnahmen und die Fundstellen präsentiert. Der russische Vertragsentwurf NATO/Russland in vollem Wortlaut und Zusammenhang hier, der russische Vertragsentwurf USA/Russland hier. Die schriftliche Antwort der NATO ist hier nachzulesen, die schriftliche Antwort der USA hier. Die russische Stellungnahme zur Antwort der USA kann hier nachgelesen werden. Die Antworten der USA und NATO veröffentlichte EL PAIS gegen den Willen der USA und NATO. Alles wird hier im Zusammenhang und vollen Wortlaut vorgelegt

Zu den Fundstellen im Einzelnen hier weiterlesen

References

References
1 Artikel 2 Absatz 3 des russischen Vertragsentwurfs und die entsprechende Antwort der NATO
2 Artikel 3 des russischen Vertragsentwurfs und die entsprechende Antwort der NATO

Tesla: Erste Autofabrik ohne Tarifbindung

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Gestern wurde mit viel Prominenz die Tesla Fabrik in Grünheide eröffnet. Die Berichte in den Zeitungen stützen sich in der Regel auf dpa, die zwei Sätze der IG Metall zitieren. Einer davon lautet: “Mit den Arbeitsbedingungen hinke Tesla allerdings im innerdeutschen Vergleich hinterher, sagte Bezirksleiterin Birgit Dietze”.

Das ist sehr zurückhaltend formuliert. Tesla in Grünheide ist das erste Autowerk in Deutschland ohne Tarifbindung. Das ist ein Bruch von enormer Bedeutung in der gesamten Autoindustrie in Deutschland. In allen anderen Werken, also in den Betrieben von VW, Mercedes-Benz, BMW, Ford usw. ist die IG Metall traditionell sehr gut organisiert. Durch die fehlende Tarifbindung verschafft sich Tesla einen Konkurrenzvorteil über Löhne, die niedriger sind als bei den anderen tarifgebundenen Autounternehmen.

Wir erinnern uns: Seit Jahren versucht ver.di Amazon in eine Tarifbindung zu zwingen. Bisher vergeblich. Wir hoffen, dass der IG Metall das erspart bleibt. Es wird ein sehr bedeutsamer Kampf werden. Denn es geht um das Kerngeschäft einer jeden Gewerkschaft: Über die kollektive Macht der Gewerkschaft die Unternehmen zu Tarifverträgen zu zwingen, die die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten sichern und verbessern. Ein Lichtblick sind die Betriebsratswahlen. Obwohl die Wahlen zu einem Zeitpunkt durchgeführt wurden, als erst wenige Beschäftigte in der Produktion die Arbeit aufgenommen hatten, stellt die Liste, die dem Management nahe steht, nur eine hauchdünne Mehrheit der Betriebsräte.

Es geht um die Bedingungen, unter denen wir arbeiten und leben. Dazu gehört auch eine Wende zur umweltgerechten Mobilität und zum öffentlichen Nahverkehr. Die Forderung, das “Was” und “Wie” der Produktion nicht den Kapitalherren zu überlassen, beschäftigte unter dem Stichwort Transformation die Gewerkschaften ebenso wie die Umweltbewegung.

Unverteidigte Städte in der Ukraine

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“Die Vorstellung vom möglichen Frieden ist offensichtlich immer noch so sehr militarisiert, dass in ihnen Überlegungen einer Kapitulation oder der Erklärung zu „unverteidigten Städten“ als blanker Defätismus undenkbar sind. Eine Kapitulation ist ein offensichtliches no go, auch weil der ehemalige ukrainische und moskaunahe Präsident Viktor Janukowitsch das vom gegenwärtigen Präsidenten Wolodomyr Selenski gefordert hat. Wäre es aber nicht möglich, die Waffenstillstandsverhandlungen dadurch zu beschleunigen, dass die derzeit belagerten und am meisten gefährdeten Städte Kiew, Mariupol und Charkiw, aber auch Odessa und andere Orte sich zu „unverteidigten Stätten“ erklären? Die Haager Landkriegsordnung von 1907 hat diese Möglichkeit zum ersten Mal in Artikel 25 definiert …” so Norman Paech. Den ganzen Beitrag auf der homepage von Norman Paech lesen