Merkel und Minsk: Verhandlungen und Kriegsvorbereitung

Die ZEIT vom 25. November 2022: „Dem Spiegel-Bericht zufolge glaubt Merkel, beim Nato-Gipfel in Bukarest 2008 und auch später bei den Verhandlungen in Minsk die Zeit gekauft zu haben, die die Ukraine habe nutzen können, um sich einem russischen Angriff besser zu widersetzen. Die Ukraine sei jetzt ein stärkeres, wehrhafteres Land. Damals, sei Merkel sicher, wäre das Land von Putins Truppen überrollt worden, berichtet das Magazin. Der russische Angriff sei nicht überraschend erfolgt“.[1]DIE ZEIT vom 25. November 2022; siehe: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2022-11/altbundeskanzlerin-angela-merkel-ukraine-russland. Osang im SPIEGEL vom 24. November 2022; siehe: … Continue reading

Heyden zitiert folgenden Kommentar der Zeitung „Moskowsi Komsolmolez“: „Der Westen braucht jetzt nicht mehr zu verheimlichen, dass das Minsker Abkommen ein Täuschungsmanöver war. Denn es hat geklappt. Die ukrainische Armee wurde acht Jahre lang mit Waffen vollgepumpt, die ukrainischen Streitkräfte wurden zu einer richtigen regulären Armee umgebaut. Sie erwarb militärische Erfahrung, indem sie den Donbass ständig beschoss. Dem Donbass wollte man keine Autonomie geben. Man wartete nur auf eins, die gewaltsame Eroberung des Donbass und die Vernichtung alles Russischen.“[2]Ulrich Heyden Nachdenkseiten vom 12. Dezember 2022, siehe: https://www.nachdenkseiten.de/?p=91458

Eins wird jedenfalls kaum bestritten werden können: Der Bundesregierung kann nicht verborgen geblieben sein, dass die Ukraine massiv aufrüstete, während gleichzeitig das Minsk II Abkommen nicht umgesetzt wurde. Alleine das hätte ein Grund für die Bundesregierung und insbesondere die Bundeskanzlerin Merkel sein müssen, alles zu tun, damit das Minsk II Abkommen umgesetzt wird.

Nun ist das erklärte Ziel der Ukraine, die Rückeroberung der Gebiete Donezk und Lugansk. Und was geschieht dann mit den Russen in diesen Gebieten?

Ulrich Heyden verweist auf den Nachdenkseiten auf folgendes Eingeständnis Putins, das die TASS am 25. November 2022 veröffentlichte: „Natürlich sind wir im Nachhinein alle klug, aber wir gingen davon aus, dass es möglich sein könnte, eine Einigung zu erzielen, und Lugansk, Donezk, wird irgendwie im Rahmen der Minsker Vereinbarungen in der Lage sein, sich mit der Ukraine zu vereinen. … Es könnte jetzt klar geworden sein, dass diese Wiedervereinigung früher hätte stattfinden sollen. Vielleicht gäbe es nicht so viele Verluste unter den Zivilisten …“ so Putin. [3]Tass vom 25. November 2022, siehe: https://tass.ru/politika/16429547

Auf den Nachdenkseiten schreibt Ulrich Heyden am 12. Dezember 2022: „Nachdem Kiew acht Jahre Zeit hatte, seinen nationalistischen Propaganda-Apparat aufzubauen, Oppositionelle zu verfolgen, betonierte Stellungen vor den „Volksrepubliken“ zu bauen und westliche Waffen zu ordern, hat es die russische Armee nun nach ersten Anfangserfolgen sichtlich schwer, das offiziell verkündete Ziel „Demilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine“ umzusetzen.“[4]Ulrich Heyden Nachdenkseiten vom 12. Dezember 2022, siehe: https://www.nachdenkseiten.de/?p=91458

Hier den ganzen Artikel von Ulrich Heyden auf den Nachdenkseiten lesen:

References

References
1 DIE ZEIT vom 25. November 2022; siehe: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2022-11/altbundeskanzlerin-angela-merkel-ukraine-russland. Osang im SPIEGEL vom 24. November 2022; siehe: https://www.spiegel.de/panorama/ein-jahr-mit-ex-kanzlerin-angela-merkel-das-gefuehl-war-ganz-klar-machtpolitisch-bist-du-durch-a-d9799382-909e-49c7-9255-a8aec106ce9c
2, 4 Ulrich Heyden Nachdenkseiten vom 12. Dezember 2022, siehe: https://www.nachdenkseiten.de/?p=91458
3 Tass vom 25. November 2022, siehe: https://tass.ru/politika/16429547

14. Dezember 2022: Expertenkommission zum Volksentscheid „Vergesellschaftung großer Wohnungsunternehmen“ – Zwischenbericht

Am 26. September 2021 fand der Volksentscheid „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ in Berlin eine Mehrheit von 57,6 Prozent der abgegebenen Stimmen (amtliches Endergebnis vom 22.02.2022).

Der Senat von Berlin hat daraufhin am 29. März 2022 die Expertenkommission zum Volksentscheid „Vergesellschaftung großer Wohnungsunternehmen“ einberufen. Die Kommission hat laut Senatsbeschluss u.a. den Auftrag, die Verfassungskonformität einer möglichen Vergesellschaftung großer Wohnungsbestände in Berlin, wie in dem Volksentscheid vorgesehen, zu untersuchen.
Die Kommission setzt sich zusammen aus 13 Mitgliedern mit unterschiedlicher fachlicher Expertise.

Die Mitglieder der Expertenkommission sind:
 Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin (Bundesministerin der Justiz a.D.), Vorsitz
 Prof. Dr. Thorsten Beckers (Bauhaus-Universität Weimar)
 Prof. Dr. Dr. Wolfgang Durner (Universität Bonn)
 Prof. Dr. Michael Eichberger (Bundesverfassungsrichter a.D.)
 Prof. Dr. Isabel Feichtner (Julius-Maximilians-Universität Würzburg)
 Prof. Dr. Susanne Heeg (Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main)
 Prof. Dr. Ann-Katrin Kaufhold (Ludwig-Maximilians-Universität München)
 Prof. Dr. Anna Katharina Mangold (Europa-Universität Flensburg)
 Prof. Dr. Christoph Möllers (Humboldt-Universität zu Berlin)
 Aysel Osmanoglu (GLS Bank)
 Prof. Dr. Florian Rödl (Freie Universität Berlin)
 Prof. Dr. Christian Waldhoff (Humboldt-Universität zu Berlin)
 Dr. Tim Wihl (Universität Erfurt)

Gemäß § 4 Abs. 4 ihrer Geschäftsordnung erstellt die Kommission „Zwischenberichte über die bisher geleistete Arbeit“, die öffentlich zugänglich gemacht werden.

Mit dem hiermit vorgelegten Zwischenbericht informiert die Kommission den Berliner Senat und die Öffentlichkeit über den Stand ihrer Diskussionen.

A. Bisheriger Arbeitsprozess

Die Kommission hat sich am 29. April 2022 konstituiert und seitdem in etwa monatlichem Turnus an insgesamt sechs Terminen getagt, jeweils zweitägig: am 9./10. Juni, am 21./22. Juli, am 22./23. August, am 27./28. Oktober, am 24./25. November und am 8./9. Dezember 2022. Tagungsort der ordentlichen Sitzungen waren bisher das Harnack-Haus der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin-
Dahlem und das Hotel Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Berlin-Mitte. Die Protokolle der Sitzungen sind in anonymisierter Form auf der Webseite der Kommission zugänglich.

Im Rahmen der ersten ordentlichen Sitzung am 9./10. Juni 2022 fand in den Räumlichkeiten der „Stattwerkstatt“ am Alexanderplatz eine öffentliche Anhörung von Experten statt zur Situation am Berliner Mietwohnungsmarkt. Eine Aufzeichnung der Anhörung und die Dateien der Vortragspräsentationen sind über die Webseite der Kommission zugänglich. Am zweiten Tag der Sitzung wurde
die Beratung über die Geschäftsordnung der Kommission abgeschlossen und diese einstimmig verabschiedet. Weiterhin wurde ein Arbeitsprogramm für die rechtliche Diskussion beschlossen. Geschäftsordnung und Arbeitsprogramm sind über die Webseite der Kommission zugänglich.

In der zweiten Sitzung am 21./22. Juli standen einerseits erstmals rechtliche Fragen im Mittelpunkt (unten sub C. I., II. 2., 4.-6.). Zudem erhielt die Kommission aus der eigenen Reihe einen Einblick in die institutionenökonomische Perspektive auf die Differenz von privat- und gemeinwirtschaftlicher Bereitstellung von Infrastrukturen und anderen öffentlichen Gütern. Diese könnte nach Auffassung einiger Kommissionsmitglieder auch rechtliche Implikationen haben für die Voraussetzungen einer Vergesellschaftung und die Bemessung der angemessenen Entschädigung.

In der dritten Sitzung vom 22./23. August wurden die in der vorangegangenen Sitzung diskutierten rechtlichen Fragen noch einmal vertieft erörtert und zudem weitere Punkte (unten sub C. II. 1., 3., 7.) diskutiert.

In der vierten Sitzung vom 27./28. Oktober wurde die Diskussion nach Maßgabe des Arbeitsprogramms fortgesetzt (unten sub C. IV. und VIII.). Weiterhin wurde beraten und Beschluss gefasst über eine interne Anhörung von Experten im Feld des Gesellschaftsrechts am 25. November.

In der fünften Sitzung vom 24./25. November wurden einerseits weitere Punkte aus dem Arbeitsprogramm behandelt (unten sub C. V., VI. und VII.). Zum anderen fand die interne Anhörung gesellschaftsrechtlicher Experten statt. Gegenstand der Anhörung war die Frage der Bestimmung und Aufklärung der Zurechnung von Grundstücken mit Wohnbebauung zu wirtschaftlich-faktisch Verfü-
gungsberechtigten. Der Verlauf der Anhörung ist im Protokoll dokumentiert und nach dessen Genehmigung über die Webseite der Kommission öffentlich zugänglich. Für die Kommission wurde im Zuge der Anhörung deutlich, dass die faktische Ermittlung der maßgeblichen Grundstücksbestände einige Schwierigkeiten aufwirft, die der Berliner Gesetzgeber womöglich mit einem Vorschaltgesetz angehen müsste. In der Substanz sollen die Empfehlungen der Kommission in diesem Zusammen-
hang auf der Sitzung im Januar oder Februar 2023 beraten werden.

In der sechsten Sitzung vom 8./9. Dezember wurde die Anwendung des Verhältnismäßigkeitsmaßstabs diskutiert, wozu weitere Beratungen folgen werden. Des Weiteren fand eine öffentliche Anhörung mit Sachverständigen zur Struktur des Berliner Wohnungsmarktes einschließlich der Arten der Immobilienbewirtschaftung sowie den Auswirkungen einer Vergesellschaftung statt. Eine Aufzeichnung der Anhörung ist auf der Webseite der Kommission abrufbar.

B. Weitere Planung

Die nächste Sitzung der Kommission wird am 12./13. Januar 2023 stattfinden. Auch für diese Sitzung hat die Kommission neben der Fortsetzung der rechtlichen Diskussion eine Experten-Anhörungen angesetzt. Sie betrifft Recht, Theorie und Praxis von Methoden der Immobilienbewertung. Auch diese Anhörung wird in einem ersten Teil im Wege des digitalen Zugangs öffentlich stattfinden.
Für den weiteren Verlauf des Jahres hält die Kommission an ihren Plänen fest, namentlich den Sitzungsterminen und dem anvisierten Termin zur Abgabe eines Abschlussberichts binnen Jahresfrist nach der konstituierenden Sitzung. Dies geschieht ungeachtet der nun anstehenden Wiederholungswahl zum Berliner Abgeordnetenhaus. Denn die Volksabstimmung war nicht Gegenstand des Anfechtungsverfahrens und für die vom Senat eingesetzte Kommission ist das parlamentarische Prinzip der Diskontinuität nicht maßgeblich.

C. Stand der rechtlichen Diskussion

Der Gang der Diskussion innerhalb der Kommission folgt dem beschlossenen Arbeitsprogramm. Dieses ist in seiner Gestalt einer verfassungsrechtlichen Prüfung ähnlich. Die bisherigen Erträge zu den behandelten Punkten – die Erträge beinhalten Konsense, Dissense und offene Punkte – lassen sich in der inhaltlichen Offenheit, die für einen Zwischenbericht geboten ist, wie folgt zusammenfassen:

I. Gesetzgebungskompetenz

Hinsichtlich der Materie ist Art. 74 Abs. 1 Nr. 15 GG einschlägig. Die Vergesellschaftung von Grund und Boden unterfällt hiernach der konkurrierenden Gesetzgebung. Der Bund hat von seiner Kompetenz bisher keinen Gebrauch gemacht. Damit besitzt das Land Berlin nach Art. 30, 70, 72 Abs. 1 GG die Kompetenz zur Regelung einer Vergesellschaftung von in Berlin belegenen Grundstücken.
Es wurde in diesem Zusammenhang erwogen, ob der Bund mit der Regelung zur Mietpreisbremse (§§ 556d ff BGB) auch eine Landesgesetzgebung sperre, die mittels einer Vergesellschaftung von Grund und Boden jedenfalls auch der Dynamik der Mietpreisentwicklung entgegenwirken will. Innerhalb der Kommission wird eine solche Sperrwirkung nach derzeitigem Diskussionsstand verneint.

Weiterhin kam in der Kommission zur Sprache, dass das Gesetz auch Regelungen enthalten dürfte zum rechtlichen Schicksal schuldrechtlicher Nutzungsrechte und zum Schicksal dinglicher Rechte, die von einer Vergesellschaftung nicht berührt werden sollen. Diese Regelungen sind an sich der Materie des bürgerlichen Rechts zuzuordnen (Art. 74 Abs. 1 Nr. 1 GG). Von seiner konkurrierenden
Gesetzgebungskompetenz für diese Materie hat der Bund im Wesentlichen abschließend Gebrauch gemacht. Die Kommission ist jedoch derzeit der Auffassung, dass dennoch eine Landeskompetenz für diese Regelungen besteht kraft Sachzusammenhangs zur Materie der Vergesellschaftung.

Unter der Überschrift der (intraföderalen) Kompetenz wurde auch die mögliche räumliche Reichweite eines Berliner Gesetzes erörtert. Diese erstreckt sich jedenfalls auf das eigene Territorium des Landes Berlin. Erfasst sind damit alle im Land Berlin belegenen Grundstücke. Demgegenüber würde die räumliche Reichweite eines Berliner Gesetzes verfassungsrechtlich problematisch, wenn
das Gesetz nicht die Vergesellschaftung von Grundstücken, sondern die Vergesellschaftung der Unternehmen selbst zum Gegenstand hätte. Dies setzte zunächst unter Art. 15 S. 1 GG voraus, dass eine Vergesellschaftung des dort genannten Gegenstands „Produktionsmittel“ auch Unternehmen selbst erfassen kann. Diese Frage ist in der rechtswissenschaftlichen Diskussion sehr umstritten.

Wenn man sie denn bejahte, kämen unter dem Aspekt der räumlichen Reichweite zunächst einmal nur Unternehmen mit Sitz in Berlin in Betracht. Unternehmen mit Sitz in einem anderen Bundesland zu vergesellschaften, ist nach Auffassung einer Reihe von Kommissionsmitgliedern ausgeschlossen und wirft nach einhelliger Auffassung aller Mitglieder jedenfalls eine Vielzahl anspruchsvoller und umstrittener Fragen auf. Diesen wird sich die Kommission nicht weiter zuwenden. Denn der Volks-
entscheid war auf die Vergesellschaftung von in Berlin belegenem Grund gerichtet.

II. Art. 15 GG1. Regelungscharakter

Hinsichtlich des grundlegenden Regelungssinns werden in der Kommission im Wesentlichen zwei Auffassungen vertreten.
Nach der einen Auffassung handelt es sich bei Art. 15 GG um eine besondere Eingriffsbefugnis eines Gesetzgebers. Im Falle der Vergesellschaftung von Grund und Boden gehe es um Eingriffe in Grundstücksrechte. Dabei bestehe der Eingriff regelmäßig in der Entziehung der Rechte vergleichbar einer Enteignung im Sinn von Art. 14 Abs. 3 S. 1 GG (so wie es die Initiatoren des Volksentscheids, die Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“, auch anvisiert haben). Insoweit, für die sog. expropriative Vergesellschaftung, wird Art. 15 GG von Kommissionsmitgliedern auch als spezialgesetzliche Regelung zu Art. 14 Abs. 3 GG angesehen. Daneben, namentlich bei einer Überführung in eine gemeinwirtschaftliche Form jenseits von Gemeineigentum, kämen als Eingriff auch Inhalts- und Schrankenbestimmungen im Sinn von Art. 14 Abs. 1 S. 2 GG in Betracht. Die Besonderheit der Ein-
griffsbefugnis nach Art. 15 GG bestehe darin, dass ihre Verfassungsmäßigkeit hier modifizierten und damit anderen Maßgaben unterliege als Enteignungen bzw. Inhalts- und Schrankenbestimmungen nach Art. 14 GG.

Nach der anderen Auffassung handelt es sich bei Art. 15 GG nicht um eine Eingriffsbefugnis, sondern vielmehr um ein demokratisches Grundrecht, das als „Offenhaltungsnorm“ einen speziellen Ausfluss der Verpflichtung auf eine soziale Staatlichkeit in Art. 20 Abs. 1 GG darstellt. Dabei handele es sich allerdings nicht um ein klassisches demokratisches Freiheitsrecht, und auch nicht um ein soziales Leistungsrecht. Es eröffne durch Vergesellschaftung eine demokratische, vom Gesetzgeber wahrzunehmende Gestaltungsmacht über die Gegenstände der Vergesellschaftung.

2. Gegenstand der Vergesellschaftung

Hinsichtlich des Gegenstands richtete sich die Diskussion auf die Reichweite der Bestimmung „Grund und Boden“. Gegenstand der Vergesellschaftung sind rechtlich die einzelnen Grundstücke.Eine Wohnbebauung ist wesentlicher Bestandteil eines Grundstücks (§ 94 Abs. 1 BGB), der grundsätzlich kein Gegenstand gesonderter dinglicher Rechte sein kann (§ 93 BGB). Daher wird die Wohnbebauung grundsätzlich von der Vergesellschaftung eines Grundstücks erfasst. Weiterhin erfasst die Vergesellschaftung eines Grundstücks grundsätzlich auch sämtliche am Grundstück bestellten beschränkten dinglichen Rechte. Andererseits kann sich eine Vergesellschaftung auch auf beschränkte dingliche Rechte an Grundstücken beschränken.

In der Diskussion wurde erwogen, ob eine Vergesellschaftung von Grundstücken gesperrt sei, deren Eigentümer keine Unternehmen des produzierenden Gewerbes sind. Innerhalb der Kommission wird eine solche Sperre nach derzeitigem Diskussionsstand verneint.
In der Diskussion wurde weiter erörtert, ob sog. grundstücksgleiche Rechte, das sind Erbbaurecht und Wohnungseigentum, von der Befugnis zur Vergesellschaftung ausgenommen seien. Auch dies wird innerhalb der Kommission nach derzeitigem Diskussionsstand verneint.

3. Gemeineigentum und Gemeinwirtschaft

Ein Vergesellschaftungsgesetz muss die Gegenstände in „Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft“ überführen. Damit ist einerseits festgelegt, dass sich nach der Vorstellung des Verfassungsgesetzgebers eine gemeinwirtschaftliche Bewirtschaftung auch in anderer Form als durch Gemeineigentum verwirklichen lassen könnte, namentlich durch dingliche Belastung oder tiefgreifende Inhalts- und Schrankenbestimmung. Damit wird andererseits deutlich, dass Gemeineigentum, auf das der Volksentscheid zielt, nicht nur das Eigentum in öffentlicher Hand meint, sondern eine gemeinwirtschaftliche Bewirtschaftung verlangt.

Ein schlichter Transfer der Eigentumstitel zum Staat, um künftig diesem anstelle der privaten Unternehmen zu ermöglichen, aus den Gegenständen wie ein Privater Nutzungen zu ziehen, ist damit ausgeschlossen. Die gemeinwirtschaftliche Bewirtschaftung ist nach einhelliger Auffassung in der Kommission der Gegenbegriff zur einer privatnützigen Bewirtschaftung.

Neuer Träger des gemeinwirtschaftlich zu bewirtschaftenden Eigentums kann jede Organisationsform sein, deren gemeinnütziges Agieren rechtlich gesichert ist. Eine Anstalt des öffentlichen Rechts, wie sie von der Initiative des Volksentscheids vorgeschlagen wurde, ist jedenfalls ein geeigneter Träger.

Sofern es im Zuge der Vergesellschaftung der Einfachheit halber formal bei den zivilrechtlichen Eigentümerbefugnissen bleibt, also wesentlich beliebiger Gebrauch und freie Veräußerung, muss nach derzeitigem Stand der Diskussion in der Kommission der gemeinwirtschaftliche Auftrag im Rahmen des Vergesellschaftungsgesetzes selbst dauerhaft gesichert sein. Die Anforderungen müssen insoweit denen entsprechen, die für die Sicherung des öffentlichen Zwecks einer Enteignung unter Art. 14 Abs. 3 S. 1 GG greifen. Schließlich wurde in der Diskussion erwogen, ob die Verpflichtung auf eine gemeinwirtschaftliche Bewirtschaftung vorgebe, den Kreis der künftigen Mieterinnen und Mieter nach sozialen Kriterien einzugrenzen, etwa nach dem Vorbild der Belegung des geförderten sozialen Wohnungsbaus. Die Diskussion blieb an dieser Stelle vorläufig. Nach einer in der Kommission vertretenen gegenläufigen Auffassung läge einer solchen Anforderung eine Verengung der Zwecke gemeinwirtschaftlicher Bewirtschaftung wohnbebauten Grundes zugrunde.

4. Vergesellschaftungsreife

Die Vergesellschaftungsreife ist nach derzeitigem Diskussionsstand in der Kommission entgegen einer jedenfalls in der früheren Literatur vertretenen Auffassung keine ungeschriebene Voraussetzung einer Vergesellschaftung.

Allerdings besteht in der Kommission nach derzeitigem Stand der Diskussion überwiegend die Auffassung, dass der Aspekt einer Vergesellschaftungsreife einen Ort in der verfassungsrechtlichen Prüfung haben sollte. Dies könnten eine unter Art. 15 GG gebotene Prüfung der Verhältnismäßigkeit, die Prüfung der Anforderung der Gemeinwirtschaftlichkeit oder die Prüfung der Anforderungen un-
ter Art. 3 Abs. 1 GG sein. Entsprechend ist nach derzeitigem Diskussionsstand in der Kommission auch noch offen, welche Bedeutung der Aspekt der Vergesellschaftungsreife im jeweiligen Prüfungszusammenhang genau entfalten würde.

5. Erfordernis (weiterer) Gemeinwohlzwecke

Art. 15 S. 1 GG spricht von einer Überführung der Vergesellschaftungsgegenstände in Formen der Gemeinwirtschaft „zum Zwecke der Vergesellschaftung“. An dieser Stelle stellt sich die Frage, ob die Vergesellschaftung als solche bereits den Gemeinwohlzweck bildet, von dem Grundrechtseingriffe regelmäßig getragen werden müssen oder jedenfalls in der Prüfung der Verfassungsmäßigkeit an dessen Stelle treten soll, oder ob darüber hinaus weitere Gemeinwohlzwecke (z.B. Schaffung von bezahlbarem Wohnraum) verfolgt werden müssen.

Hinsichtlich dieser Frage sind die Auffassungen in der Kommission derzeit geteilt. Dabei besteht Einigkeit, dass die vom Volksentscheid anvisierte Vergesellschaftung ein ganzes Bündel von weiteren Gemeinwohlzwecken verfolgt, auf die dann gerade auch in ihrer Gesamtheit abzustellen wäre.

Hingegen hat die in der Literatur vertretene Auffassung, es komme nur ein einziges weiteres Gemeinwohlziel in Betracht, das eigentlich wettbewerbsrechtlich charakterisiert sei, nämlich die Auflösung einer Marktstruktur mit einem (hinsichtlich seines Marktanteils) dominanten Anbieter, in der Kommission nach bisherigem Stand der Diskussion keine Zustimmung gefunden.
Bedeutung hat die Frage nach dem Erfordernis (weiterer) Gemeinwohlziele vor allem für ein etwaig zu beachtendes Gebot der Verhältnismäßigkeit des Gesetzes (dazu unten sub 6.): Wenn die Vergesellschaftung selbst als Gemeinwohlzweck zählte, dann bezöge sich die Prüfung von Eignung, Erforderlichkeit und Angemessenheit womöglich nur hierauf, und nicht auf die weiteren mit der Ver-
gesellschaftung verfolgten Gemeinwohlzwecke.

Im Rahmen der Frage nach den (weiteren) Zwecken einer Vergesellschaftung von wohnbebautem Grund erörterte die Kommission auch Staatsaufgaben, die sich aus der Verbürgung sozialer Grundrechte ergeben. Quellen entsprechender Verpflichtungen finden sich insbesondere zum Recht auf Wohnen in Art. 28 Abs. 1 der Verfassung von Berlin und in Art. 11 Abs. 1 des Internationalen Paktes
über soziale, wirtschaftliche und kulturelle Rechte, wobei die Wahrung letzterer Verpflichtung der Bundesrepublik insgesamt aufgegeben ist, damit aber eben auch und zugleich dem Land Berlin.

Nach dem Stand der Diskussion in der Kommission verleihen diese Rechte und korrespondierenden staatlichen Verpflichtungen dem mit einer Vergesellschaftung verfolgten (weiteren) Gemeinwohlzweck der Gewährleistung bezahlbaren Wohnraums in Berlin Gewicht. Die Diskussion über die präzisen Implikationen wurde noch nicht abgeschlossen.

6. Gebot der Verhältnismäßigkeit

Kein Grundrecht enthält ausdrücklich die Vorgabe, bei einem Eingriff in den Schutzbereich die Verhältnismäßigkeit zu wahren. Das Bundesverfassungsgericht hat jedoch in ständiger Rechtsprechung das Gebot der Verhältnismäßigkeit als Schranke staatlicher Grundrechtseingriffe etabliert. Es stellt sich daher die Frage, ob diese Vorgabe auch für den besonderen Fall einer Vergesellschaftung
greift.

In der Diskussion der Kommission werden derzeit noch unterschiedliche Positionen erwogen. Nach einer Auffassung findet das Gebot der Verhältnismäßigkeit keine Anwendung, weil es sich bei der Vergesellschaftung nicht um einen Eingriff in Grundrechte handele, sondern um die Verwirklichung demokratischer Rechte (s.o. sub 1). Nach einer zweiten Auffassung ist das Gebot der Verhältnismä-
ßigkeit zu achten, die Prüfung beziehe sich jedoch nur auf die Vergesellschaftung als Zweck für sich genommen, und nicht auf weitere Zwecke, die mit der Vergesellschaftung noch verfolgt würden.

Nach einer dritten Auffassung bezieht sich die gebotene Prüfung der Verhältnismäßigkeit (auch oder allein) auf diese weiteren Zwecke, allerdings sei die Prüfung zu modifizieren. Diese Modifikation könnte nach einer in der Kommission vertretenen Auffassung namentlich darin bestehen, von einer Prüfung der Eignung und/oder der Erforderlichkeit abzusehen, dafür aber an einer Prüfung der Angemessenheit festzuhalten. Nach anderer Auffassung könnte die Modifikation auch umgekehrt darin bestehen, Eignung und Erforderlichkeit zu verlangen, aber die Prüfung der Angemessenheit auszusparen.

Nach einer möglichen weiteren Auffassung würden keine Abweichungen zu anderen Grundrechtseingriffen bestehen. Es würde eine Verhältnismäßigkeitsprüfung nach den allgemeinen Maßgaben und mit Blick auf die weiteren Zwecke stattfinden, die mit der Vergesellschaftung verfolgt würden.

Diese Position findet in der Kommission derzeit keine Unterstützung.

7. Höhe der Entschädigung

Eine Vergesellschaftung verlangt gemäß Art. 15 S. 1 GG eine Entschädigung der Betroffenen. Für die Höhe der Entschädigung ist die Norm zur Bemessung der Entschädigung für Enteignungen nach Art. 14 Abs. 3 S. 3 GG entsprechend anzuwenden. Hier stellt sich die Frage, woran die Höhe der angemessenen Entschädigung zu orientieren ist. In Art. 14 Abs. 3 S. 2 GG findet sich keine zwingende Vorgabe, aber Ausgangspunkt der Bestimmung einer Entschädigungshöhe ist dort üblicherweise der Verkehrswert des Gegenstands.

Für die Höhe der Entschädigung unter Art. 15 GG wird in der Kommission einerseits vertreten, dass aufgrund der Besonderheit einer Überführung in Gemeinwirtschaft der Verkehrswert grundsätzlich nicht den Ausgangspunkt bilden könne. Die sich anschließende Frage nach einem alternativen Ausgangspunkt oder sonst alternativen Ansatz zur Bestimmung der Entschädigungshöhe ist nach dem
derzeitigen Diskussionsstand in der Kommission noch recht offen. Es besteht allerdings derzeit Einigkeit, dass eine jedenfalls in der früheren Literatur für möglich gehaltene lediglich symbolische Entschädigung nicht hinreicht. Darüber hinaus wurde erwogen, dass die Entschädigungshöhe umgekehrt die Verwirklichung der Gemeinwirtschaft nicht verunmöglichen dürfe. Nach einer weiteren
in der Kommission vertretenen Auffassung sei die Entschädigung abhängig von der vorgesehenen Funktion der Vergesellschaftung zu bestimmen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Andererseits wird vertreten, dass der Verkehrswert auch unter Art. 15 GG durchaus den Ausgangspunkt, wenn auch nicht notwendig den Endpunkt der Überlegungen bilden müsse. Insoweit, also mit Blick auf die Bestimmung des Ausgangspunktes, blieben auch die übrigen Maßgaben des Art. 14 Abs. 3 S. 2 GG maßgeblich. Zu diesen gehört grundsätzlich, dass Abschläge vom Verkehrswert rechtmäßig sein können. Ein Beispiel liefert der Fall, in dem der Wert des Gegenstands nicht oder nur eingeschränkt auf eigener Leistung des Betroffenen beruht, sondern zumindest teilweise aus Spekulationsgewinnen resultiert. An diesem Punkt wurde allerdings auch die Schwierigkeit zur Sprache gebracht, gerade im Falle der Immobilienwirtschaft das Maß einer Eigenleistung der Unterneh-
men zu beziffern. Im Übrigen sind die Begründung und das Ausmaß rechtmäßiger Abschläge nach derzeitigem Diskussionsstand in der Kommission offen.

III. Art. 12 Abs. 1 S. 2 GG

Eine Vergesellschaftung, die großen Wohnungsunternehmen ihre Bestände nimmt oder jedenfalls dezimiert, kann nach derzeitigem Diskussionsstand in der Kommission zugleich eine Regelung der Berufsausübung dieser Wohnungsunternehmen darstellen. Auf die entsprechende Grundrechtsgarantie können sich nach Art. 19 Abs. 3 GG auch inkorporierte Unternehmen berufen. Eine Regelung
der Berufsausübung muss an sich von einem legitimen Ziel getragen sein und die Verhältnismäßigkeit wahren.

Indessen wird nach einer Auffassung in der Kommission Art. 12 Abs. 1 GG durch Art. 15 GG verdrängt. Eine nach Art. 15 GG rechtmäßige Vergesellschaftung sei also nicht mehr anhand von Art. 12 Abs. 1 GG zu prüfen.

Nach einer anderen Auffassung wird Art. 12 Abs. 1 GG nicht verdrängt. Auch im Rahmen der Prüfung unter Art. 12 Abs. 1 GG sei aber die Vergesellschaftung als solche als eigenständiger Zweck anzuerkennen. Auf diesen Zweck müsse sich die Prüfung der Verhältnismäßigkeit einer Berufsausübungsregelung beziehen.

Nach einer dritten Auffassung bleibt die Prüfung von Art. 12 Abs. 1 GG durch Art. 15 GG unberührt. Die Prüfung der Verhältnismäßigkeit einer Berufsausübungsregelung sei daher auf die weiteren Gemeinwohlzwecke zu beziehen, die mit der Vergesellschaftung verfolgt werden.

Einhellig wird aber nach derzeitigem Stand angenommen, dass die betroffenen Unternehmen durch Art. 12 Abs. 1 GG jedenfalls nicht intensiver geschützt werden als durch Art. 14, 15 GG, so dass die Berufsfreiheit neben den Regelungen über die Vergesellschaftung im Ergebnis keine eigenständige Bedeutung entfalten dürfte.

In der Diskussion der Kommission wurde ferner erwogen, ob das Gesetz auch eine Regelung der Berufsausübung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der betroffenen Unternehmen darstelle.

Nach derzeitigem Stand der Diskussion wird diese Frage in der Kommission überwiegend vereint mit Verweis auf die fehlende objektiv berufsregelnde Tendenz.

Eine besondere Konstellation besteht schließlich im Hinblick auf die Objektgesellschaften, deren Zweck spezifisch in der Bewirtschaftung eines bestimmten Grundstücks mit Wohnbebauung besteht und deren Eigentum durch eine Vergesellschaftung betroffen wäre. Die Kommission wird diese besondere Konstellation zu einem späteren Zeitpunkt erörtern.

IV. Art. 3 Abs. 1 GG

Da das Vorhaben des Volksentscheids nicht auf sämtliche Grundstücke mit Wohnungsbebauung zielt, sondern nur auf Grundstücke von Unternehmen, die über einen großen Bestand an Wohnungen verfügen (nach dem Vorschlag der Initiative > 3.000), vollzieht das Gesetz eine Ungleichbehandlung vergleichbarer Sachverhalte. Daher müssen die Kriterien, mit denen die betroffenen Be-
stände identifiziert werden, den Maßgaben aus Art. 3 Abs. 1 GG entsprechen.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, welche Maßgabe Art. 3 Abs. 1 GG für den Fall einer Vergesellschaftung von Grund und Boden genau enthält. Grundsätzlich gilt heute unter Art. 3 Abs. 1 GG, dass der Maßstab in Ansehung der Art der Ungleichbehandlung zu bestimmen ist. Die Möglichkeiten reichen gleitend von einer vollständigen Prüfung der Verhältnismäßigkeit auf der einen Seite zu einer bloßen Willkürprüfung auf der anderen. Die Diskussion um den Maßstab im Falle eines Vergesellschaftungsgesetzes ist in der Kommission noch offen.

Einige Kommissionsmitglieder tendieren dahin, einen strengen Maßstab anzulegen. Für die einen unter diesen liegt der Grund darin, dass die Ungleichbehandlung am Ende wahrscheinlich (aufgrund einer Anknüpfung an einen in der Vergangenheit liegenden Stichtag) an einem Kriterium ansetze, das die Unternehmen in Ansehung des Gesetzes nicht beeinflussen können. Für die anderen
liegt der Grund darin, dass die Ungleichbehandlung mit einem gravierenden Freiheitseingriff verbunden sei, eben dem Entzug des Eigentums.

Andere Kommissionsmitglieder tendieren zu einem weniger strengen Maßstab. Ein strenger Maßstab sei tatsächlich nur dort anzulegen, wo eine Beeinträchtigung der freien Entfaltung der Persönlichkeit vorliege, die zudem gerade in der Ungleichbehandlung bestehen müsse.

V. Landesverfassung

Hinsichtlich der Verfassung von Berlin ist zu klären, ob dem Landesgesetzgeber aufgrund des Fehlens einer gesonderten Sozialisierungsermächtigung verwehrt ist, die Ermächtigung nach Art. 15 GG zu nutzen. Maßgeblich ist in diesem Zusammenhang einerseits die Regelung in Art. 142 GG, die den landesverfassungsrechtlichen und damit auch landesverfassungsgerichtlichen Grundrechtsschutz fortbestehen lässt, insoweit der Grundrechtsschutz in der Landesverfassung mit der Grundrechtsgewährleistung des Grundgesetzes nach den Maßgaben von Art. 1 bis 18 GG übereinstimmt.

Dabei steht fest, dass ein Grundrecht auf Landesebene den Schutzbereich einer Freiheitssphäre weiter fassen kann als das inhaltlich entsprechende Grundrecht des Grundgesetzes. Im Zusammenhang mit einer Sozialisierungsgesetzgebung durch das Land Berlin ist indessen entscheidend, inwieweit eine Grundrechtsbestimmung auf Landesebene höhere Eingriffsschwellen festlegen kann
als das Grundgesetz oder sogar bestimmte Eingriffe verwehren kann, die das Grundgesetz ausdrücklich zulässt.

Nach einer in der Kommission vertretenen Auffassung ist beides möglich. Daher sei die Sozialisierung gerade dem Berliner Gesetzgeber verschlossen, weil die Verfassung von Berlin den entsprechenden Eingriff nicht vorsehe und damit ausschließe. Nach der in der Kommission vertretenen Gegenposition ist das vollständige Gegenteil richtig: Sofern das Landesgrundrecht höhere Eingriffs-
schwellen vorsehe oder Eingriffe ausschließe, stimme der landesverfassungsrechtliche Grundrechtsschutz nicht mehr mit dem des Grundgesetzes überein und bliebe daher nicht nach Art. 142 GG in Kraft. Nach einer vermittelnden dritten Position seien höhere Eingriffsschwellen und der Ausschluss bestimmter Eingriffe auf Landesebene möglich, aber nur soweit dies das Grundgesetz ge-
statte. Davon sei nur im Falle einer unqualifizierten Eingriffsermächtigung auszugehen, nicht aber wenn der Grundrechtsteil des Grundgesetzes, wie im Fall von Art. 18, Art. 13 oder eben Art. 15 GG, spezifische Eingriffe ausdrücklich selbst regele. Der Austausch der Argumente wurde noch nicht abgeschlossen und wird in der Sitzung im Januar fortgesetzt.

Von alledem unabhängig hat die Kommission noch die Frage zu diskutieren, ob sich das Vorhaben des Volksentscheids nicht ohnehin im Rahmen der einschlägigen Bestimmung der Landesverfassung, Art. 23 Abs. 2 VvB, halte, was einige Kommissionsmitglieder für richtig halten. In diesem Fall würde die Reichweite des landesverfassungsrechtlichen Grundrechtsschutzes unter Art. 142 GG un-
erheblich. Diese Diskussion soll ebenfalls in der Sitzung im Januar aufgegriffen werden.

VI. Unionsrecht

Ausgangspunkt der unionsrechtlichen Prüfung ist Art. 345 AEUV, dem zufolge das Unionsrecht die Eigentumsordnungen der Mitgliedstaaten unberührt lässt. Nach der Rechtsprechung des EuGHs bedeutet dies indessen nicht, dass die Mitgliedstaaten von unionsrechtlichen Maßgaben freigestellt sind, wenn sie nur ihre Eigentumsordnung regeln. Vielmehr gilt, dass die Mitgliedstaaten zwar frei darin sind, ihre Eigentumsordnung zu gestalten und umzugestalten. Dabei haben sie aber ohne wesentliche Abstriche die Vorgaben des Unionsrechts einzuhalten, insbesondere die Vorgaben der Binnenmarktverfassung samt Marktfreiheiten. Ob indessen eine Modifikation dahingehend besteht, dass eine Umgestaltung der Eigentumsordnung für sich genommen ein Allgemeininteresse darstellt, welches Beschränkungen der Marktfreiheiten rechtfertigen kann, ist in der Rechtsprechung des EuGHs offen.

Ein Gesetz zur Sozialisierung von Grund und Boden würde mutmaßlich in der einen oder anderen Konstellation Beschränkungen der Niederlassungsfreiheit und der Kapitalverkehrsfreiheit beinhalten. Die daraufhin gebotene Rechtfertigung verlangt ein Allgemeinwohlinteresse, zu dessen Erreichung die Beeinträchtigung geeignet und erforderlich ist. Im Unterschied zum verfassungsrechtlichen Gebot der Verhältnismäßigkeit unterliegt die Beschränkung nach der Rechtsprechung des EuGHs normalerweise keiner abwägenden Angemessenheitsprüfung.

Hinsichtlich des Allgemeininteresses sind die Maßstäbe des EuGHs bisher an sich großzügig. Die Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach jedenfalls als zulässiges Allgemeininteresse vom EuGH anerkannt werden. Ob der EuGH unabhängig davon auch die Sozialisierung für sich genommen als Allgemeininteresse anerkennt (wie es von einigen Mitgliedern in der Kommission zu Art. 15 GG vertreten wird), vielleicht gerade unter Verweis auf Art. 345 AEUV, lässt sich auf Basis der bisherigen Rechtsprechung des EuGHs nicht ohne weiteres prognostizieren.

Unionsrechtliche Beachtung finden dürfte nach der Einschätzung von Kommissionsmitgliedern jedenfalls das besondere demokratische Verfahren eines Volksentscheids.

Die Rechtfertigungsprüfung im Übrigen wird voraussichtlich keine höheren Anforderungen stellen als das Grundgesetz. Allerdings hat die Prüfung der Erforderlichkeit seitens des EuGHs in einzelnen Fällen durchaus eine erstaunliche Strenge angenommen, etwa in den Fällen der Begrenzung vom gewerkschaftlichen Streikrecht mit Verweis auf die Niederlassungsfreiheit. Der Diskussionsprozess innerhalb der Kommission ist an dieser Stelle noch nicht abgeschlossen.

Schließlich ist zu beachten, dass mitgliedstaatliche Beschränkungen der Marktfreiheiten an den Grundrechten aus der Charta der Grundrechte der EU sowie mitgliedstaatlichen Grundrechten zu messen sind. Diese Grundrechte zieht der EuGH sowohl als Rechtfertigung der Beschränkung von Marktfreiheiten heran als auch als Schranke derartiger Beschränkungen. Einschlägig sind insoweit einerseits Art. 17 EU-GRC, der sich am Eigentumsschutz nach dem Zusatzprotoll zur Europäischen Menschenrechtskonvention orientiert (dazu sub VII.), andererseits Art. 34 Abs. 3 EU-GRC, demzufolge die Union das soziale Recht auf Wohnung achtet.

VII. Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK)

Zu beachten ist der Eigentumsschutz nach Maßgabe von Art. 1 Abs. 1 des Zusatzprotokolls. Die Regelung erlaubt einen Entzug des Eigentums im öffentlichen Interesse. Bei der Bestimmung des öffentlichen Interesses genießen die Mitgliedstaaten einen weiten Ermessensspielraum (margin of appreciation). Das gilt auch für die Einschätzungen von Eignung und Erforderlichkeit bei der auch
hier gebotenen Verhältnismäßigkeitsprüfung. Dieser Spielraum erfährt nach den Maßgaben des EGMR in einer jüngeren Entscheidung in einer ungarischen Sache dann eine Einschränkung, wenn das Verfahren der Entziehung elementaren rechtsstaatlichen Anforderungen nicht genügt. Eine Entschädigung in angemessener Höhe ist Teil der Verhältnismäßigkeit, also anders als nach dem GG
keine von der Verhältnismäßigkeit abgesonderte Rechtmäßigkeitsbedingung.

Vor dem geschilderten Hintergrund ist die Kommission nach derzeitigem Diskussionsstand der Auffassung, dass Art. 1 Abs. 1 ZP EMRK keine Hürden errichtet, die über den Eigentumsschutz nach dem GG hinausgehen.

VIII. Völkervertragliche Investitionsschutzabkommen

Völkerrechtliche Investitionsschutzabkommen verpflichten die beteiligten Staaten, geschützte ausländische Investoren im Falle von direkten oder indirekten Enteignungen zu entschädigen. Geschützt sind nur ausländische Investoren, deren Heimatstaat ein Investitionsschutzabkommen mit Deutschland abgeschlossen hat. Ein solches Abkommen besteht etwa nicht mit Luxemburg, wo nach
dem Kenntnisstand der Kommission einzelne der von einer Vergesellschaftung womöglich betroffenen Unternehmen ihren Sitz haben.

Aufgrund von transnationalen gesellschaftsrechtlichen Verflechtungen ist es aber nicht auszuschließen, dass es ausländische Investoren gibt, die eine Klageberechtigung aus einem Investitionsschutzabkommen herleiten können.

Bei der Vergesellschaftung von wohnbebauten Grundstücken handelt es sich um eine direkte Enteignung, wenn der ausländische Investor selbst der rechtliche Eigentümer eines solchen Grundstücks wäre. Das kann man nach derzeitigem Kenntnisstand der Kommission für die Grundstücke ausschließen, die durch den Volksentscheid für eine Vergesellschaftung in Berlin anvisiert sind.

In Betracht kommt danach allenfalls eine indirekte Enteignung und zwar mit Blick auf ausländische Beteiligungen an den betroffenen Wohnungsunternehmen. Die Annahme einer indirekten Enteignung setzt aber nach derzeitigem Diskussionsstand in der Kommission eine weitgehende Entwertung der betroffenen Investitionen voraus. Damit ist indessen nicht zu rechnen. Angesichts der Verein-
nahmung einer angemessenen Entschädigung und der Möglichkeit der Fortsetzung der Unternehmenstätigkeiten in- und außerhalb Berlins würden Investitionen in die betroffenen Unternehmen allenfalls ein beschränktes Maß an Wert verlieren.

Sollten in Einzelfällen doch indirekte Enteignungen klageberechtigter ausländischer Investoren vorliegen, dann würde dies an den Maßstäben der verfassungsrechtlichen Beurteilung nichts ändern. Eine Entschädigung nach internationalem Investitionsschutzrecht kann höher ausfallen als die nach Maßgabe von Art. 15 GG zu leistende Entschädigung. Die Differenz wäre vom Bund zu zahlen, der
aber beim Land Berlin Regress nehmen könnte.

Ein Verstoß gegen den weiteren investitionsschutzrechtlichen Grundsatz fairer und gerechter Behandlung oder gegen das Diskriminierungsverbot wären nach derzeitigem Diskussionsstand in der Kommission mit dem Sozialisierungsvorhaben nicht verbunden.

Berlin, den 14. Dezember 2022

Gebraucht, beklatscht – aber bestimmt nicht weiter so!

Silvia Habekost/Dana Lützkendorf/Sabine Plischek-Jandke/Marie-Luise Sklenar (Hrsg.)

Gebraucht, beklatscht – aber bestimmt nicht weiter so!
Geschichte wird gemacht: Die Berliner Krankenhausbewegung
WIDERSTÄNDIG

108 Seiten | in Farbe | 2022 | EUR 10.00
ISBN 978-3-96488-139-7

Kurztext: Geschichte wurde gemacht! Im Rahmen einer außergewöhnlichen Kampagne erstreikte die Berliner Krankenhausbewegung 2021 bessere Arbeits- und Tarifbedingungen bei der Charité, Vivantes und deren ausgegliederten Töchtern und damit eine bessere Patient*innenversorgung.Inhalt & Leseprobe:
www.vsa-verlag.de-Habekost-ua-Gebraucht-beklatscht.pdf

Es begann mit einer Petition, die von 8.397 Beschäftigten von Charité, Vivantes und den Vivantes Töchtern unterschrieben und am 12. Mai 2021 an den Berliner Senat und die Geschäftsführungen übergeben wurde.

Nach 30 Tagen Streik an der Charité, 35 Tagen Streik bei Vivantes und 43 Tagen Streik bei den Vivantes Töchtern konnte der Sieg erklärt werden. Das war das Resultat einer beispiellosen gewerkschaftlichen Organisierung von Krankenhausbeschäftigten – Pflege, Funktionsdienst, Hebammen, Therapeut*innen, Reinigungskräften, Gärtner*innen, Transport, Gastronomie, Azubis und mehr – Seite an Seite.

Es wurde und wird immer deutlicher, dass es keinen politischen Willen gibt, die Krankenhausfinanzierung zu ändern. Deshalb müssen es die Beschäftigten selbst in die Hand nehmen und damit Veränderung herbeistreiken. Wie und was funktioniert hat, welche Konflikte es gab und vieles andere mehr wird in diesem Buch beschrieben.

Es ist keine Erzählung über die gerade in Pandemiezeiten gern beklatschten Beschäftigten, sondern in diesem Band schreiben diese selbst auf, wie sie Geschichte gemacht haben.


Die Herausgeberinnen:
Silvia Habekost
 ist ausgebildete Krankenpflegerin, seit 1999 arbeitet sie im Vivantes Klinikum Friedrichshain und ist heute stellvertretende Leiterin in der Anästhesie. Seit 1991 Mitglied von ver.di, initiierte sie mit Kolleg*innen aus der Gewerkschaft die Berliner Krankenhausbewegung.
Dana Lützkendorf ist Intensivpflegerin an der Charité, dort Gesamtpersonalratsvorsitzende und Vorsitzende des ver.di-Bundesfachbereichsvorstands Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen. Sie ist wie Silvia Habekost Mitinitiatorin der Berliner Krankenhausbewegung.
Sabine Plischek-Jandke ist Physiotherapeutin, Betriebsrätin und Vertrauensfrau im Vivantes Klinikum im Friedrichshain (KFH).
Marie-Luise Sklenar ist Operationstechnische Assistentin im Vivantes Klinikum Neukölln, Mitglied der ver.di Tarifkommission und Aktive in der Berliner Krankenhausbewegung.

21/26. Oktober 2022: Stralsund bietet sein Rathaus als Ort für Friedensgespräche an, Königs Wusterhausen fordert alles zu unterlassen, was den Krieg verlängert

21.10.2022, Stralsund, Beschluss der Bürgerschaft; T- Online

Foto: Ingo Müller

„Die Stralsunder Bürgerschaft bietet das Rathaus der Hansestadt für Friedensgespräche zwischen der Ukraine und Russland an. Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) wurde am Donnerstagabend mit großer Mehrheit von der Bürgerschaft beauftragt, die Bundesregierung über das Angebot zu informieren, wie ein Stadtsprecher mitteilte. Die Stadt wolle helfen, dass die Kriegsparteien endlich an den Verhandlungstisch kommen. Es gebe nichts Wichtigeres als Frieden auf der Erde.“

Weitere Infos:

26.10.2022, Königs Wusterhausen, Beschluss der Stadtverordnetenversammlung

„Die Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Königs Wusterhausen haben mit Beschluss vom 20.10.2022 die Bürgermeisterin beauftragt, einen offenen Brief an die Bundesregierung zu versenden.

In dem Brief wird die Bundesregierung mit Blick auf die umfassenden globalen Auswirkungen aufgefordert, alles zu unterlassen, was den Krieg in der Ukraine verlängert und die Eskalationsspirale zu durchbrechen.“

Weitere Infos:

Reaktionen auf die beiden Briefe:

Unser Kommentar zur Reaktion der Legal Tribune Online:

Man kann nur hoffen, dass diese Beschlüsse Nachahmungen in zahlreichen anderen Städten finden.

Im Kampf gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen vor über 30 Jahren gab es viele Städte, die sich symbolisch für atomwaffenfrei erklärten; auch Stadbezirek erklärten sich für atomwaffenfrei, zum Beispiel Berlin-Kreuzberg. Das wurde schon damals von einigen kommunalen Aufsichtsbehörden für rechtswidrig erklärt. Geschadet haben solche Rechtswidrigkeitserklärungen keiner einzigen Kommune. Im Gegenteil: Sie haben der Friedensbewegung den Rücken gestärkt und waren deswegen nützlich.

Um ein Signal für den Frieden zu setzen, ist es also richtig und notwendig, sich über das Recht, wie es die Kommunalaufsicht des Innenministeriums versteht, hinwegzusetzen. Die Bürgerschaft Stralsund berief sich in ihrem Beschluss auf eine Tradition der Streitschlichtung. So verwies sie auf den Stralsunder Frieden von 1370 und einen Besuch des damaligen schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme 1984. Damals sei es um die Schaffung eines atomwaffenfreien Sperrgürtels in Mitteleuropa gegangen. Im Jahr 1370 wurde in Stralsund ein Ausgleich zwischen dem dänischen König Waldemar IV. und den Städten der Hanse gefunden.

Welthungerkrise

Inhaltsverzeichnis


Update: Hunger als Kriegswaffe geächtet (2018 UNO-Resolution 2417) – 03.04.2024

Update: „Wir erleben einen langsamen Genozid- Berg-Karabach“ – 23.08.2023


Seit dem 24. Februar 2022 wird in den bürgerlichen Massenmedien fast nur noch über den Ukraine-Krieg gesprochen. Unsere Regierung schürt das ganze Problem noch, in dem der Bundeskanzler weniger Tage später von einer Zeitenwende sprach:

„Wir erleben eine Zeitenwende. Und das bedeutet: Die Welt danach ist nicht mehr dieselbe wie die Welt davor. Im Kern geht es um die Frage, ob Macht das Recht brechen darf, ob wir es Putin gestatten, die Uhren zurückzudrehen in die Zeit der Großmächte des 19. Jahrhunderts, oder ob wir die Kraft aufbringen, Kriegstreibern wie Putin Grenzen zu setzen. Das etzt eigene Stärke voraus.“[1]Quelle: https://www.bundesregierung.de/resource/blob/992814/2131062/78d39dda6647d7f835bbe76713d30c31/bundeskanzler-olaf-scholz-reden-zur-zeitenwende-download-bpa-data.pdf?download=1

Der Bundeskanzler kündigte das „100 Milliarden-Aufrüstungspaket“ und einen Erhöhung des Verteidigungsetat um zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukt an.

Bundeskanzler Scholz bekräftigt damit die Verbundenheit der BRD zur NATO, ohne Wenn und Aber.[2] https://www.bmvg.de/de/aktuelles/mehr-als-100-milliarden-euro-bundeswehr-sicherheit-5362112

Allein im Jahre 2021 betrugen die Militärausgaben der BRD 56 Milliarden US-Dollar[3] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/183064/umfrage/militaerausgaben-von-deutschland/ , das sind 47,24 Milliarden in Euro[4] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/809435/umfrage/ausgaben-im-haushalt-des-ministeriums-fuer-verteidigung/ .

Zwar schlägt das Institut der deutschen Wirtschaft, das von Unternehmen und Unternehmer-Verbänden finanziert wird[5]siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Institut_der_deutschen_Wirtschaft, Alarm[6]Hubertus Bardt „Bundeswehr und Inflation: Was bleibt von der Zeitenwende?“ in: IW vom 5.12.2022; siehe … Continue reading, dass diese zwei Prozent 2023 nicht erreicht werden, aber „das heißt noch lange nicht, dass dies in den kommenden Jahren ebenfalls der Fall sein wird“, erklärte Jürgen Wagner von Informationsstelle Militarisierung der Jungen Welt.[7]Kristian Stemmler in: JW vom 6.12.2022 Seite 4 unter dem Titel „Alarm der NATO-Forscher“

Um das 2-Prozent-Ziel zu erreichen, müssten nach Angaben des Schwedischen Friedensforschungsinstitut in Stockholm SIPRI die deutschen Militärausgaben „bis 2022 auf 75,5 Milliarden Euro und bis 2026 auf 85,6 Milliarden Euro steigen.“[8]siehe Angaben bei SIPRI, abgerufen am 7.12.2022 11:08 Uhr: https://www.sipri.org/commentary/blog/2022/explainer-proposed-hike-german-military-spending

Die Militärausgaben Russlands im Jahr 2021 betrugen 65.9 Milliarden US-Dollar.[9]siehe SIPRI-Jahrbuch 2022: https://www.sipri.org/yearbook/2022/08

Steigen die Militärausgaben der Bundesrepublik auf 2 Prozent, dann sind die Miltärausgaben der Bundesrepublik Deutschland höher als die Militärausgaben Russlands.

Was haben die Militärausgaben mit dem Welthunger zu tun?

Zu der Antwort komme ich später noch zurück. Nur soviel, die Militärausgaben spielen eine große Rolle und dürfen nicht aus dieser Problematik ausgegrenzt werden.

Inhalt:


Die höchsten Militärausgaben in der Welt:

Interessant sind die 15 Länder mit den höchsten Militärausgaben 2020:

1. USA 766,6 Mrd. US-Dollar 3,7 Prozent

2. China 245 Mrd. US-Dollar 1,7 Prozent

3. Indien 73 Mrd. US-Dollar 2,9 Prozent

4. Russland 66,8 Mrd. US-Dollar 4,3 Prozent

5. Großbritannien 58,5 Mrd. US-Dollar 2,5 Prozent

6. Saudi-Arabien 55,5 Mrd. US-Dollar 8,4 Prozent

7. Frankreich 51,6 Mrd. US-Dollar 2,1 Prozent

8. Deutschland 51,6 Mrd. US-Dollar 1,3 Prozent

9. Japan 48,2 Mrd. US-Dollar 1,0 Prozent

10. Südkorea 46,1 Mrd. US-Dollar 2,8 Prozent

11. Italien 28,4 Mrd. US-Dollar 1,6 Prozent

12. Australien 27,6 Mrd. US-Dollar 2,1 Prozent

13. Brasilien 25,1 Mrd. US-Dollar 1,4 Prozent

14. Kanada 22,9 Mrd. US-Dollar 1,4 Prozent

15. Israel 21,1 Mrd. US-Dollar 5,6 Prozent

Insgesamt bei den 15 Staaten: 1.588 Mrd. US-Dollar: Das würde so auf deinem Konto aussehen: 1 588 000 000 000 000 und so ausgesprochen: 1 Billiarde und 588 Billionen US-Dollar. Kaum vorstellbar diese Zahl und das nur in einem Jahr.

[10]Quelle: … Continue reading[11]https://www.sipri.org/media/press-release/2021/world-military-spending-rises-almost-2-trillion-2020

Nach den Angaben des SPRI-Jahrbuchs 2022 stiegen die gobalen Militärausgaben im Jahr 2021 erstmals auf über 2 Billionen US-Dollar, genauer: auf 2.113 Milliarde US-Dollar.[12]siehe SIPRI-Jahrbuch 2022: https://www.sipri.org/yearbook/2022/08

Im Jahre 2020 gaben allein die Nato-Länder ca 1,1 Billionen US-Dollar (ca 930 Milliarden Euro) für die Rüstung aus und das trotz massiver Steuerausfälle durch Corona.[13]Quelle: … Continue reading[14]Zahlenspiegel:die Zahlen ausgesprochen und in Ziffern dargestellt: https://lehrerweb.at/matdb/sek/inf/iktfit/tabelle/zahlen.htm

Im Jahr 2021 stiegen die Militärausgaben alleine der USA auf 801 Milliarden US-Dollar.[15]siehe SIPRI-Jahrbuch 2022: https://www.sipri.org/yearbook/2022/08

Weitere Infos zu diesem Thema, bitte entsprechendes Thema anklicken:

  1. Einleitung: Internationale Stabilität und menschliche Sicherheit im Jahr 2021,
  2. Globale Entwicklungen in bewaffneten Konflikten, Friedensprozessen und Friedenseinsätzen,
  3. Bewaffnete Konflikte und Friedensprozesse in Amerika,
  4. Bewaffnete Konflikte und Friedensprozesse in Asien und Ozeanien,
  5. Bewaffnete Konflikte und Friedensprozesse in Europa,
  6. Bewaffnete Konflikte und Friedensprozesse im Nahen Osten und in Nordafrika,
  7. Bewaffnete Konflikte und Friedensprozesse in Subsahara-Afrika,
  8. Militärausgaben,
  9. Internationale Waffentransfers,
  10. Atomstreitkräfte der Welt,
  11. Nukleare Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung,
  12. Chemische, biologische und gesundheitliche Sicherheitsbedrohungen,
  13. Konventionelle Rüstungskontrolle und Regulierung neuer Waffentechnologien,
  14. Dual-Use- und Waffenhandelskontrollen


Der Hunger in der Welt:

Zuerst eine kleine Geschichte zur Hungersnot.

Vor genau 250 Jahre, also 1770 – 1772 herrschte in Folge der „kleinen Eiszeit“ eine Hungersnot, an der hunderttausende Menschen starben. In dieser Zeit durchlebte der Kontinent mehrere sehr kalte Winter und verheerende Niederschläge, dementsprechend folgten Mißernten. Sie herrschte über eine großes Gebiet, von Frankreich bis in die Ukraine, von den Alpen bis nach Skandinavien. Natürlich hatte das Ausbleiben der Nahrung katastrophale Folgen, denn sie traf eine verwundbare Gesellschaft: Soziale Ungleichheit, rascher Bevölkerungswachstum und das einseitige Getreideanbau des 18. Jahrhundert waren anfällig für Witterungsextreme.[16] quelle: https://www.wissenschaft.de/magazin/weitere-themen/hungern-und-handeln/

Im April 1815 brach ein gewaltiger Vulkan in Indonesien, auf der Insel Sumbawa, aus. Dieser Ausbruch hatte einen gewaltigen Einfluß auf das Wetter der ganzen nördlichen Hemispähre (Erdhälfte). Die Temperatur sank in Europa um 2 – 3 Grad und am 3. Mai 1816 begann eine Regenperiode die bis Oktober anhielt. Das Getreide ertrank, die Kartoffeln verfaulten und viele Tiere starben während dieser Zeit.[17] Quelle: https://www.obermain.de/lokal/obermain/art2414,674867

1846/47, während der europaweiten Krise, zählte die damalige Hungersnot „alten Typs“, die in der Regel nicht viel länger als einen Erntezyklus dauerten, zu den letzten großen Hungersnöten.[18]Quelle: https://historisches-lexikon.li/Hungersn%C3%B6te

Nicht vergessen die Hungersnot während des 2. Weltkrieges.

Eine Aufzählung der Hungerkrisen findet Ihr hier:


Was heißt eigentlich Hungersnot?

Wenn besonders viele Menschen in einem Landstrich nicht ausreichend Nahrungsmittel haben.


Die UNICEF erklärt Hungersnot wie folgt:

"Im Alltag sprechen wir von "Hungersnot", wenn in einer Region große Nahrungsmittelknappheit herrscht und viele Menschen nichts mehr zu essen haben. Aber offiziell wird eine Hungersnot von den Vereinten Nationen oder der jeweiligen Regierung eines Landes nach bestimmten Kriterien erklärt. 

Grundlage hierfür ist die Einschätzung einer internationalen Arbeitsgruppe nach den sogenannten "IPC-Phasen", die hierfür umfangreiche Daten erhebt. IPC steht für "Integrated Food Security Phase Classification". Auf dieser Skala für Ernährungssicherheit werden anhand von Kriterien fünf Stufen unterschieden, die von Phase eins "Minimal" über "Strapaziert" (Englisch: Stressed), "Krise" (Crisis), "Notsituation" (Emergency) bis hin zu Phase fünf "Hungersnot" (Famine) reichen. [19]minimal: jeder Haushalt ist in der Lage den grundlegenden Bedarf an Nahrung zu decken, - angespannt: wird bezeichnet, wenn in einen Gebiet, die Haushalte nicht mehr als ein absolutes Mindesmaß an … Continue reading

Bei Phase fünf – Hungersnot – fehlen mindestens jedem fünften Haushalt nahezu vollständig Lebensmittel und / oder andere lebenswichtige Dinge wie Trinkwasser. Zahlreiche Menschen hungern, sind unterernährt und sterben (mindestens zwei Menschen pro 10.000 Einwohner jeden Tag). Zu den Kriterien gehört auch, dass mehr als 30 Prozent der Kinder unter fünf Jahren an akuter Mangelernährung leiden."[20]Quelle: https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/blog/-/hungersnot-ernaehrungskrise-mangelernaehrung-was-ist-das/273952

Für die heutige Hungerkrise werden 10 Gründe durch Oxfam [21]Oxfam ist eine globale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation, die mit Überzeugung, Wissen, Erfahrung und vielen  Menschen leidenschaftlich für ein Ziel arbeiten: eine gerechte Welt ohne Armut. … Continue reading genannt: hier in Kurzform die 10 Punkte:

Land und Hunger: Weltweit leiden Menschen Hunger. Ein Grund: Das Land ist sehr ungleich verteilt und wird immer knapper.

Einkommen und Hunger: Auch kleinbäuerliche Produzent*innen hungern. Ihre Einnahmen vom Verkauf der Ernte reichen nicht aus, um übers Jahr Lebensmittel für die Familie zu kaufen, oder sie können ihr Getreide nicht lagern.

Klimakrise und Hunger: Die Klimakrise verschiebt Regen- und Trockenzeiten, und immer häufiger zerstört extremes Wetter die Ernten. Fruchtbares Land geht durch Erosion, Versalzung und Wüstenbildung verloren.

Agrosprit: Auf Millionen von Hektar Land werden Pflanzen für Agrosprit („Biosprit“) angebaut. Dadurch steht immer weniger Fläche für die Produktion von Nahrungsmitteln zur Verfügung.

Geschlechtsidentität und Hunger: Frauen und LGBTQIA* -Personen sind weltweit besonders von Hungerkrisen betroffen. Weil sie durch ihre geschlechtliche Identität oder sexuelle Orientierung ausgeschlossen und diskriminiert werden, haben sie oft weniger Zugang zu Land, Bildungsangeboten, Beratungsdiensten und Krediten als Männer.

Böden und Hunger: Die Qualität von Böden verschlechtert sich massiv. Weltweit ist fast die Hälfte aller Böden betroffen. Die fruchtbare Bodenschicht (Humusschicht) wird immer dünner und es wird schwieriger, Nahrungsmittel anzubauen. Der Grund: Die Landwirtschaft, insbesondere die industrielle Landwirtschaft, vernachlässigt die Böden.

Konzernmacht und Hunger: Immer weniger, dafür immer größere Konzerne (beispielsweise Bayer-Monsanto, BASF, Nestlé oder EDEKA) kontrollieren die Märkte – vom Acker bis zur Ladentheke. Bäuerliche Produzentinnen und Arbeiterinnen sind der „Marktmacht“ der Konzerne weitestgehend machtlos und schutzlos ausgeliefert.

Spekulation und Hunger: Wenn Finanzakteure auf Preise von Agrarrohstoffen spekulieren, treiben sie damit die Preise für Nahrungsmittel in die Höhe. Darunter leiden vor allem Menschen aus einkommensschwachen Ländern, die bis zu 80 Prozent ihres Monatseinkommens für Essen ausgeben.

Fleisch und Hunger: Die industrielle Tierhaltung verursacht nicht nur klimaschädliche Treibhausgase. Der Fleischkonsum der einen verschärft den Hunger der anderen: Weltweit werden 56 Prozent der Maisproduktion und 19 Prozent der Weizenproduktion als Futtermittel verwendet.

Vorsorge vor Hungersnöten: Es gibt oft keine strukturierte Vorsorge vor Hungerkrisen. Beispielsweise könnten Regierungen Hungersnöten vorbeugen, indem sie gemeinsam ausreichend Nahrungsmittelreserven aufbauen. So könnte man dafür sorgen, dass die Bevölkerung in Krisen-gefährdeten Ländern genug zu essen hat.

Ausführliche Infos hier weiterlesen:


Die Hungerkrise wird immer dramatischer:

Laut den Vereinten Nationen ist die Zahl der an Hunger leidenden Menschen weltweit drastisch gestiegen. Das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen zählt derzeit 345 Millionen Menschen in 82 Ländern, die akut Hunger leiden. Das sind über 200 Millionen mehr als noch vor dem Ausbruch des Coronavirus, als die Hilfsorganisation 135 Millionen Hunger Leidende in 53 Ländern gezählt hatte. Innerhalb von gut zwei Jahren hat sich die Zahl damit mehr als verdoppelt, wie die Organisation in Rom mitteilte.

Den Welthunger zu beenden, ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Weltweit haben bis zu 828 Millionen Menschen nicht genug zu essen  und 49 Millionen Menschen sind von Hungernot bedroht.

Hier eine grafische Darstellung der Hungerkrise 2022:

Weitere Infos dazu:


Was hat die Bekämpfung des Welthungers mit den Militärausgaben zu tun?

Das weltweite Wettrüsten vermindert tagtäglich die Chancen, das Massensterben durch Hunger und Krankheit zu beenden oder zu begrenzen. Durch ihre atomaren und konventionellen Variante gefährdet das Wettrüsten auch ohne offen erklärten Krieg das Überleben der Menschheit. All die Resourcen, die für das Wettrüsten ausgegeben werden, fehlen in der Wissenschaft, dem Gesundheitswesen, der Bildung, im Wohnungsbau, der Erforschung erneuerbarer Energie, im Klimakampf, im Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, an den Schulen und Kitas und im Kampf gegen der Verarmung der Menschheit. Die militärische Forschung zwingt die moderne Wissenschaft und Technik ihren Erfindungsreichtum auf die Vorbereitung von Kriegen anzuwenden. Auf jeden Menschen dieser Erde kommen heute mehr Tonnen Sprengstoff als Nahrungsmittel. Wir sind damit in der Lage, das was im Laufe von Milliarden von Jahren an der Evolution an Leben entwickelt wurde, binnen weniger Stunden zu zerstören. [22]„In wenigen Jahrzehnten werden dem Militär so viele Ressourcen überlassen werden müssen, wie derzeit auf der Erde produziert wird“ Quelle: Verantwortung für den Frieden, … Continue reading

„Grundsätzlich muß man sagen, wer von Menschenrechte spricht, muss auch von Abrüstung reden. Wer Waffen herstellt und exportiert, zumal wenn es sich um Atomwaffen oder die technischen und wissenschaftlichen Möglichkeiten, sie zu bauen, handelt, der ist unglaubwürdig, wenn er über Frieden und Menschenrecht spricht“ Quelle: „Verantwortung für den Frieden“, Rowolt-Verlag, September 1983, S. 232

Wie kann der Hunger bekämpft werden?

Die Welthungerhilfe beantwortet diese Frage, indem sie 4 humane Prinzipien nennt:

  1. Menschlichkeit: Das Ziel der humanitären Hilfe ist, Leben zu retten und Leid, wo immer möglich zu lindern,
  2. Unparteilichkeit: Hilfe und Unterstützung richtet sich allein nach der Bedürftigkeit und darf beispielsweise nicht zwischen Bevölkerungsgruppen oder nach Religionszugehörigkeit diskriminieren,
  3. Neutralität: In Konfliktsituationen wird keine Partei ergriffen oder bestimmte Seiten bevorzugt behandelt. Die Wahrnehmung der Hilfsorganisationen als neutral schützt die Hilfeleistenden,
  4. Unabhängigkeit: Die humanitären Ziele einer Hilfsorganisation sind unabhängig von politischen, militärischen, wirtschaftlichen oder sonstigen Zielen. [23] Quelle: https://www.welthungerhilfe.de/informieren/themen/humanitaere-hilfe

Zunächst stellt sich die Frage, ob die Bekämpfung des Welthungers allein eine Aufgabe von Hilfsorganisationen wie die Welthungerhilfe ist. Unsere Antwort: Die Bekämpfung des Welthungers ist in erster Linie eine politische Aufgabe.

Die nächste Frage ist: Was muss politisch getan werden, um den Hunger wirksam zu bekämpfen?

Meines Erachtens würden u. a. folgende Punkte dazu beitragen, den Hunger zu bekämpfen:

  • Beendigung aller Kriege auf der Welt,
  • höhere Ernteerträge;
  • wassereffizienter Anbau,
  • in nachhaltige Technologien investieren,
  • ökologische Bewässerungsarten und Erhaltung der Ökosysteme,
  • besonders Frauen zu unterstützen und ihnen den gleichen Zugang zu Land, finanziellen Mitteln und Bildung zu ermöglichen,
  • Kleinbauern den Marktzugang zu erleichtern,
  • Verbesserung der Infrastruktur für den Transport und die Lagerung der Lebensmittel,
  • Förderung nachhaltiger Landwirtschaft und ländlicher Entwicklung,
  • Langzeitstrategie für die Erhaltung und Nutzung der natürlichen Ressourcen,
  • uneingeschränkter Zugang zu den Nahrungsmittel,
  • Auch Ungleichheit ist ein entscheidender Faktor, denn niedrige Einkommen machen erschwingliche Nahrung für Millionen unerreichbar,
  • Bildung, Ernährung und soziale Schutzsystem, etwa Schulmahlzeitenprogramme zu stärken und Lebensgrundlagen wiederstandsfähiger zu machen,
  • Der Klimawandel beeinträchtigt schon heute die Lebensgrundlage und Ernährungssicherheit von Millionen von Menschen – am stärksten betroffen sind gerade die, die ihn am wenigsten verursachen.

Anders als die „kleine Eiszeit“ oder Vulkanausbrüche ist der Klimawandel von Menschen gemacht.

Wenn er von Menschen gemacht ist, muss er von Menschen gestoppt werden.

Um alle die aufgelisteten Maßnahmen zu finanzieren, die den Welthunger und den Klimawandel beenden, ist sehr viel Geld notwendig.

Derzeit investiert die Bundesrepublik rund zwei Milliarden Euro pro Jahr in Ernährungssicherheit und ländliche Entwicklung.[24] Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/was-kostet-eine-welt-ohne-hunger-li.111170

Diese Ausgaben reichen nicht. Auch die Ausgaben, die für den Stopp des Klimawandels geplant sind, reichen nicht.

Was liegt näher, die Kriege zu beenden und die Rüstungsausgaben einzuschränken?

Das Geld ist da. Es kommt nur darauf an, es nicht für das Töten, sondern für das Leben auszugeben.


Wie viel Geld würde es kosten, den Welthunger zu beenden, und könnte durch eine Einschränkung der Militärausgaben das notwendige Geld beschafft werden?

Laut einem Bericht des Internationalen Instituts für nachhaltige Entwicklung aus dem Jahr 2020 gehen finanzielle Schätzungen davon aus, dass ein Input von 33 Milliarden US-Dollar pro Jahr oder insgesamt 330 Milliarden US-Dollar den Welthunger bis 2030 stoppen könnte.[25] Quelle: https://ffl.org/de/14869/can-we-end-world-hunger/

Im Verhältnis zu den Militärausgaben ist dies eine „Kleinigkeit“ und man erkennt, auf was die Regierungen mehr Wert legen.

Statt sich für das Wohl aller Menschen zu interessieren legen sie mehr Wert auf die „Landesverteidigung“! Was hier an Gelder verschwendet wird, ist wahnsinnig und es ist eigentlich eine Schande, dass Geld zum Töten von Menschen ausgegeben wird.

Schaut man sich die Militärausgaben ( siehe oben ) im Verhältniss zu den Ausgaben an, mit denen alle Menschen vom Hunger befreit werden könnten, ist der jetzige Zustand eine Schande für die Regierungen und Politiker, die den Hunger auf der Welt weiter zulassen.

Präsentation: Ingo Müller, Quellenangaben s. im o. Text

Erkenne den Unterschied, auf den Wert gelegt wird, vor allem in den führenden, vom großen Kapital beherrschten Staaten, und was in diesen Staaten ein Mensch zählt!


Sanktionen der EU verschärften Hungerkrise

19. Dezember 2022. „EU räumt nach achtmonatiger Blockade Hindernisse für russische Düngemittellieferungen nach Afrika aus dem Weg. Dort führt die EU-Blockade bereits zur Zunahme von Hunger“ – so German-Foreign-Policy.

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„Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen sagte, dass 345 Millionen Menschen in 82 Ländern, in denen die Agentur tätig ist, mit einer schweren Nahrungsmittelknappheit konfrontiert sind. Der Krieg in der Ukraine hat 70 Millionen Menschen zu dieser Zahl hinzugefügt“ – so die Financial Times am 7. Dezember 2022.

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Hungerkrisen, der Ukraine-Krieg und das globale Agrarsystem

Hungerkrisen, der Ukraine-Krieg und das globale Agrarsysten

Seit dem Urkaine wird ständig und stetig immer wieder behauptet, dass durch den Urkainekrieg, insbesondere durch Russland, die Hungersnot weltweit zugenommen hat.

Insbesonders unsere Außenministerin Baerbock warf auf der UN-Konferenz am 19.Mai 2022 Russland vor, die Blockade von Getreideexporten aus der Ukraine als Kriegswaffe einzusetzen:

„Russland führt diesen brutalen Krieg nicht nur mit Panzern, Raketen und Bomben. Russland führt diesen Krieg mit einer anderen furchtbaren und kräftigen Waffe: Hunger und Entbehrung. Mit der Blockade ukrainischer Häfen, der Zerstörung von Getreidesilos, Straßen, Schienen und Feldern hat Russland einen Kornkrieg begonnen, der eine weltweite Ernährungskrise auslöst.“

https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/baerbock-un-konferenz-ernaehrung-101.html

und weiter : „Russland hat einen Kornkrieg begonnen, der eine globale Nahrungsmittelkrise anfacht“ [26]Baerbock vor einer UN-Konferenz in New York, Handelsblatt v. 24.5.2022.

Nur das Problem:  Die Ukraine ist als Getreideproduzent im weltweiten Vergleich irrelevant. Wahr ist: Der Anteil der Ukraine an der weltweiten Weizenproduktion von zuletzt 778 Millionen Tonnen liegt bei unter fünf Prozent. 2020 produzierte das Land laut den Statistiken des US-Agrarministeriums (USDA) 25 Millionen Tonnen.08.06.2022

In dem Buch: »Ein willkommener Krieg?« (herausgegeben von Wolfgang Gehrcke und Christiane Reymann) PapyRossa-Verlag 2022 schreibt Jörg Goldberg ganz ausführlich über dieses Thema. Auf der Seite 158 und den folgenden Seiten ist sein ausführlicher Beitrag: „Hungerkrisen, der Ukraine-Krieg und das globale Agrarsysten“ nachzulesen.

Die Kommunistische Plattform der LINKE hat in ihrer neuesten Mitteilungen vom 15.01.2023 eine Leseprobe dazu erstellt.

Hier gehts zur Leseprobe:

Meister der Doppelmoral

Immer wieder erhebt Berlin schwere Vorwürfe gegen Moskau wegen der Aussetzung des Getreidedeals, blendet aber die Folgen der Russland-Sanktionen für den Globalen Süden bei der Getreide-, Düngemittel- und Erdgasversorgung aus. Nach dem Aus des Getreidedeals, seit Anfang dieser Woche (18.07.2023) setzt unsere Außenministerin wieder ihren üblichen Tonfall gegen Russland fort, dass Putin: „erneut Hunger als Waffe gegen die ganze Welt“ einsetzt. Sie verschweigt jedoch, dass die Sanktionen, die die Getreide- und Düngemittelexporte aus Russland behindern, den globalen Süden hart treffen. Des weiteren hat die EU keine Sanktionen etwa bei Kernbrennstoffen und Nickel ausgerufen, da die EU darauf angewiesen ist und es nicht aus anderen Länder beziehen kann. Hauptsache: Ich, alles andere ist mir egal, so ist die Denkweise der EU!

Weitere Info´s:


Historisches aus Zeitschriften

Im Jahre 1958 veröffentlich das Mitteilungsblatt für die Mitglieder der VVN-Westberlin „Der Mahnruf“ in ihrer Ausgabe Nr.8/1958 einen Vergleich der Ausgaben für militärische Zwecke, Volksbildung–Kultur und Gesundheitswesen sowie die Aufwendung pro Kopf der Bevölkerung für kulturelle Zwecke:

Hier derVergleich:

Quelle:


Update:

„Wir erleben einen langsamen Genozid- Berg-Karabach“

Ständig wird über das Getreideabkommen Ukraine-Russland gesprochen, und unserer Außenministerin Barebock betont, dass Putin Hunger als Waffe einsetzt.

Jedoch schweigen Fr. Baerbock und andere Politiker zu den Probleme in Berg-Karabach. Wem interessiert es, was die Armenier durchmachen, die in der Enklave Bergkarabach leben, um die seit Jahrzehnten zwischen Aserbaidschan und Armenien gestritten wird. Wo bleibt hier der Aufschrei von Sanktionen? Keine massenmedienwirksamen Berichterstattungen, über die Menschen in Berg-Karabach, wie sie um ihr Leben kämpfen müssen: Keine Medikamente kommen durch, weil das Land von der Außenwelt abgeschnitten ist. Kranke müssen zu Fuß zur Klinik laufen, weil keine Krankenwagen fahren, da kaum Kraftstoff vorhanden ist. Die Regale sind leer und Menschen stehen frühmorgens stundenlang für Brot an und kriegen dann doch keines. Die Fehlgeburtenrate schießt in die Höhe, weil Schwangere nicht mehr versorgt werden. Nina, 23 Jahre alt, Grundschullehrerin aus Bergkarabach, sagt es so: „Wir erleben einen langsamen Genozid.“ Und unsere Kriegspolitiker schweigen darüber

Weitere Infos wie folgt:

„Wir erleben einen langsamen Genozid- Berg-Karabach“

„Türkische Intellektuelle fordern die Weltgemeinschaft auf, zugunsten der bedrohten Menschen in Berg-Karabach zu intervenieren – oder die nächste große humanitäre Katastrophe offenen Auges in Kauf zu nehmen.“

„120’000 Menschen werden ausgehungert – und die Welt sieht zu“

„Berg-Karabach: «Hunger ist diesmal die unsichtbare Waffe eines Völkermords».“


Hunger als Kriegswaffe geächtet (2018 UNO-Resolution 2417) – 03.04.2024

Wir haben aktuell auch eine steigende Anzahl von Krisen und Konflikten – gleichzeitig beobachten wir in den letzten Jahren eine Aufweichung oder Schwächung der Akzeptanz der humanitären Prinzipien (Menschlichkeit, Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit) in vielen zwischen- und innerstaatlichen Konflikten.

Bereits erreichte Erfolge bei der Akzeptanz und dem Schutz von humanitären Helferinnen gehen verloren, An- oder Übergriffe auf sie steigen [27]7 Mitglieder des WCK-Teams in Gaza getötet.

Auch das Thema Hunger als Waffe gehört dazu:

Laut UN-Resolution 2417 vom Mai 2018 versteht man unter der Nutzung von Hunger als Waffe das vorsätzliche, explizite Aushungern von Zivilistinnen, die Verweigerung von Zugang zu lebenswichtigen Gütern, gezielte Attacken auf humanitäre Helfer*innen und Einrichtungen wie Krankenhäuser. Resolution 2417 stellt dies unter Strafe und stuft es als Kriegsverbrechen ein.

Auszug aus der Resolution 2417, verabschiedet auf der 8267. Sitzung des Sicherheitsrats am 24. Mai 2018:

… zutiefst besorgt über das Ausmaß des weltweiten Bedarfs an humanitärer Hilfe und die Gefahr einer Hungersnot, der derzeit Millionen von Menschen in Situationen bewaffneten Konflikts ausgesetzt sind, sowie über die Zahl der unterernährten Menschen weltweit, die nach jahrzehntelangem Rückgang in den beiden letzten Jahren zugenommen hat, wobei die Mehrheit der Menschen, die unter Ernährungsunsicherheit leiden, und 75 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren mit Wachstumshemmung in von bewaffneten Konflikten betroffenen Ländern leben, mit dem Ergebnis, dass nunmehr 74 Millionen Menschen in Situationen bewaffneten Konflikts unter Ernährungsunsicherheit krisenhaften oder noch schlimmeren Ausmaßes leiden,

feststellend, dass anhaltende bewaffnete Konflikte und die damit zusammenhängende Gewalt verheerende Auswirkungen auf Zivilpersonen haben, und mit tiefer Besorgnis betonend, dass anhaltende bewaffnete Konflikte und Gewalt verheerende humanitäre Folgen haben, wirksame humanitäre Maßnahmen häufig behindern und daher eine der Hauptursachen für die derzeit drohenden Hungersnöte sind,

mit dem Ausdruck seiner Besorgnis über die steigende Zahl bewaffneter Konflikte in den verschiedensten Teilen der Erde und

unterstreichend, dass dringend verstärkte Anstrengungen zu ihrer Verhütung und Beilegung unternommen werden müssen, wobei die jeweiligen regionalen Dimensionen der bewaffneten Konflikte vor allem mit regionaler Diplomatie und regionalen Abmachungen anzugehen sind ….

Wortlaut der Resolution: in engl. Sprache und in dt. Sprache


References

References
1 Quelle: https://www.bundesregierung.de/resource/blob/992814/2131062/78d39dda6647d7f835bbe76713d30c31/bundeskanzler-olaf-scholz-reden-zur-zeitenwende-download-bpa-data.pdf?download=1
2 https://www.bmvg.de/de/aktuelles/mehr-als-100-milliarden-euro-bundeswehr-sicherheit-5362112
3 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/183064/umfrage/militaerausgaben-von-deutschland/
4 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/809435/umfrage/ausgaben-im-haushalt-des-ministeriums-fuer-verteidigung/
5 siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Institut_der_deutschen_Wirtschaft
6 Hubertus Bardt „Bundeswehr und Inflation: Was bleibt von der Zeitenwende?“ in: IW vom 5.12.2022; siehe https://www.iwkoeln.de/studien/hubertus-bardt-klaus-heiner-roehl-was-bleibt-von-der-zeitenwende.html
7 Kristian Stemmler in: JW vom 6.12.2022 Seite 4 unter dem Titel „Alarm der NATO-Forscher“
8 siehe Angaben bei SIPRI, abgerufen am 7.12.2022 11:08 Uhr: https://www.sipri.org/commentary/blog/2022/explainer-proposed-hike-german-military-spending
9, 12, 15 siehe SIPRI-Jahrbuch 2022: https://www.sipri.org/yearbook/2022/08
10 Quelle: https://www.mitwelt.org/militaerausgaben-ruestungsausgaben-deutschland-nato-russland-vergleich#:~:text=2020%20gaben%20die%20Nato%2DStaaten,massiver%20Steuerausf%C3%A4lle%20durch%20die%20Coronapandemie.&text=%22Die%20USA%20haben%202020%20knapp,Rivalen%20China%20und%20Russland%20zusammen.
11 https://www.sipri.org/media/press-release/2021/world-military-spending-rises-almost-2-trillion-2020
13 Quelle: https://www.mitwelt.org/militaerausgaben-ruestungsausgaben-deutschland-nato-russland-vergleich#:~:text=2020%20gaben%20die%20Nato%2DStaaten,massiver%20Steuerausf%C3%A4lle%20durch%20die%20Coronapandemie.&text=%22Die%20USA%20haben%202020%20knapp,Rivalen%20China%20und%20Russland%20zusammen.
14 Zahlenspiegel:die Zahlen ausgesprochen und in Ziffern dargestellt: https://lehrerweb.at/matdb/sek/inf/iktfit/tabelle/zahlen.htm
16 quelle: https://www.wissenschaft.de/magazin/weitere-themen/hungern-und-handeln/
17 Quelle: https://www.obermain.de/lokal/obermain/art2414,674867
18 Quelle: https://historisches-lexikon.li/Hungersn%C3%B6te
19 minimal: jeder Haushalt ist in der Lage den grundlegenden Bedarf an Nahrung zu decken, - angespannt: wird bezeichnet, wenn in einen Gebiet, die Haushalte nicht mehr als ein absolutes Mindesmaß an Nahrungsmittel besitzen und auch nicht in der Lage sind die wesentlichen Ausgaben für Nicht-Lebensmittel zu tätigen, ohne sich unter Stressbewältigung zu beteiligen, - Krise: die Haushalte haben große Unterbrechungen bei der Nahrunsmittelversorgung, die zu hoher Unterernährung führt oder sie sind nur mühsam in der Lage, den Mindestbedarf zu decken, - Notfall: der wird ausgerufen, wenn Haushalte regelmäßig unter Mangel an Nahrungsmittel leiden, der sehr starke Unterernährung oder eine hohe Todeszahl ztur Folge hat, - Hungersnot: wird gemeldet wenn die örtlichen Haushalte trotz Vollbeschäftigung von Bewältigungstrategien weiterhin sehr stark unter Mangel an Nahrung und/oder Grundbedürfnisse leiden.
20 Quelle: https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/blog/-/hungersnot-ernaehrungskrise-mangelernaehrung-was-ist-das/273952
21 Oxfam ist eine globale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation, die mit Überzeugung, Wissen, Erfahrung und vielen Menschen leidenschaftlich für ein Ziel arbeiten: eine gerechte Welt ohne Armut. Quelle: https://www.oxfam.de/ueber-uns/oxfam
22 „In wenigen Jahrzehnten werden dem Militär so viele Ressourcen überlassen werden müssen, wie derzeit auf der Erde produziert wird“ Quelle: Verantwortung für den Frieden, Rowolt-Verlag, September 1983, Seite 230
23 Quelle: https://www.welthungerhilfe.de/informieren/themen/humanitaere-hilfe
24 Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/was-kostet-eine-welt-ohne-hunger-li.111170
25 Quelle: https://ffl.org/de/14869/can-we-end-world-hunger/
26 Baerbock vor einer UN-Konferenz in New York, Handelsblatt v. 24.5.2022.
27 7 Mitglieder des WCK-Teams in Gaza getötet

Belege zu Kernaussagen im Vorwort zur „Nationalen Sicherheitsstrategie“ der USA

Inhaltsverzeichnis

In der folgenden Zusammenfassung Kernaussagen des Vorwortes zur nationalen Sicherheitsstrategie, das der amerikanische Prüsiden selbst unterzeichnet hat. Danach zitieren wir die entsprechenden Stellen im Vorwort, die diese Kernaussagen belegen.


Zusammenfassung: Wie die USA ihre Führungsrolle gegen China und Russland verteidigen wollen:

Die USA beanspruchen eine dauerhafte Führungsrolle in der ganzen Welt. Doch die Welt stehe an einem Wendepunkt. Es komme auf das nächste Jahrzehnt an. Es gehe um die Zukunft der internationalen Ordnung. China sei fähig, das globale Spielfeld zu seinen Gunsten zu kippen. Ein weiterer Gegner sei Russland. Es gehe darum, die Konkurrenten auszustechen und diesen Wettbewerb des 21. Jahrhunderts zu gewinnen. Dazu verfügten die USA in der ganzen Welt über militärische Bündnisse (NATO, AUKUS usw.), flankiert von wirtschaftlichen Bündnissen (Europäische Union, Indo-Pacifik-Quad usw.). Die nächsten zehn Jahre werden entscheidend sein.[2]


Belege im Text des Vorwortes:

Die Rolle der USA in der Welt:

… gibt es keine Nation, die besser in der Lage ist, mit Stärke und Zielstrebigkeit zu führen als die Vereinigten Staaten von Amerika. … wir werden weiterhin demonstrieren, wie Amerikas dauerhafte Führungsrolle … der beste Weg ist, um für das amerikanische Volk etwas zu erreichen. Auf der ganzen Welt ist der Bedarf an amerikanischer Führung so groß wie nie zuvor.

Das Problem der USA:

Von den ersten Tagen meiner Präsidentschaft an habe ich darauf hingewiesen, dass unsere Welt an einem Wendepunkt steht. … Wir befinden uns inmitten eines strategischen Wettbewerbs um die Gestaltung der Zukunft der internationalen Ordnung.

Das Ziel der USA:

… die Vereinigten Staaten in die Lage zu versetzen, unsere geopolitischen Konkurrenten auszustechen … Aber ich bin zuversichtlicher denn je, dass die Vereinigten Staaten alles haben, was wir brauchen, um den Wettbewerb des 21. Jahrhunderts zu gewinnen. …

Der Zeitraum, um dieses Ziel zu erreichen:

Die Nationale Sicherheitsstrategie 2022 legt dar, wie meine Regierung dieses entscheidende Jahrzehnt nutzen wird ….

Die Bündnisse zur Erreichung dieses Ziels:

Wir haben auch Amerikas unübertroffenes Netz von Bündnissen und Partnerschaften wiederbelebt … Wir haben unsere Kernbündnisse in Europa und im indo-pazifischen Raum vertieft. Die NATO ist stärker und geeinter als je zuvor, und wir freuen uns darauf, mit Finnland und Schweden zwei fähige neue Verbündete aufzunehmen. Wir bemühen uns verstärkt darum, unsere Partner und Strategien durch Initiativen wie unsere Sicherheitspartnerschaft mit Australien und dem Vereinigten Königreich (AUKUS) regionsübergreifend zu verbinden. Und wir gehen kreative neue Wege, um mit Partnern bei Themen von gemeinsamem Interesse zusammenzuarbeiten, wie mit der Europäischen Union, dem Indo-Pazifik-Quad, dem Indo-Pazifik-Wirtschaftsrahmen und der Amerikanischen Partnerschaft für wirtschaftlichen Wohlstand….

Die Gegner:

Die Volksrepublik China hat die Absicht und in zunehmendem Maße auch die Fähigkeit, die internationale Ordnung zugunsten einer Ordnung umzugestalten, die das globale Spielfeld zu ihren Gunsten kippt …. Russlands brutaler und unprovozierter Krieg gegen sein Nachbarland Ukraine … und seine rücksichtslosen nuklearen Drohungen gefährden das globale Nichtverbreitungsregime. …


Hier das Vorwort in vollem Wortlaut – in Deutsch übersetzt.

Den vollständige Text „Nationale Sicherheitsstrategie der USA“ in Englisch hier lesen

Hier zurück zum Hauptartikel: Die Nationale Sicherheitsstrategie der USA

Vorwort Nationale Sicherheitsstrategie der USA

Hier das Vorwort des US-amerikanischen Präsidenten Biden zur „Nationalen Sicherheitsstrategie der USA“ im Wortlaut:

„Von den ersten Tagen meiner Präsidentschaft an habe ich darauf hingewiesen, dass unsere Welt an einem Wendepunkt steht. Die Art und Weise, wie wir auf die gewaltigen Herausforderungen und die beispiellosen Chancen, mit denen wir heute konfrontiert sind, reagieren, wird die Richtung unserer Welt bestimmen und sich auf die Sicherheit und den Wohlstand des amerikanischen Volkes für die kommenden Generationen auswirken. Die Nationale Sicherheitsstrategie 2022 legt dar, wie meine Regierung dieses entscheidende Jahrzehnt nutzen wird, um Amerikas lebenswichtige Interessen zu fördern, die Vereinigten Staaten in die Lage zu versetzen, unsere geopolitischen Konkurrenten auszustechen, gemeinsame Herausforderungen zu bewältigen und unsere Welt fest auf einen Weg in eine hellere und hoffnungsvollere Zukunft zu bringen.

Auf der ganzen Welt ist der Bedarf an amerikanischer Führung so groß wie nie zuvor. Wir befinden uns inmitten eines strategischen Wettbewerbs um die Gestaltung der Zukunft der internationalen Ordnung. In der Zwischenzeit erfordern gemeinsame Herausforderungen, die die Menschen überall betreffen, eine verstärkte globale Zusammenarbeit und Nationen, die ihrer Verantwortung in einem Moment gerecht werden, in dem dies noch schwieriger geworden ist. Als Antwort darauf werden die Vereinigten Staaten mit unseren Werten vorangehen, und wir werden im Gleichschritt mit unseren Verbündeten und Partnern und mit all jenen arbeiten, die unsere Interessen teilen. Wir werden unsere Zukunft nicht den Launen derjenigen überlassen, die unsere Vision von einer freien, offenen, wohlhabenden und sicheren Welt nicht teilen. Während die Welt weiterhin mit den anhaltenden Auswirkungen der Pandemie und der globalen wirtschaftlichen Unsicherheit zu kämpfen hat, gibt es keine Nation, die besser in der Lage ist, mit Stärke und Zielstrebigkeit zu führen als die Vereinigten Staaten von Amerika.

Seit ich meinen Amtseid abgelegt habe, hat sich meine Regierung darauf konzentriert, in Amerikas wichtigste strategische Vorteile zu investieren. Unsere Wirtschaft hat 10 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen, und die Arbeitslosenquoten haben ein Rekordtief erreicht. Die Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe sind in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt. Wir bauen unsere Wirtschaft von unten nach oben und von der Mitte nach außen wieder auf. Wir haben eine Generationen überdauernde Investition getätigt, um die Infrastruktur unserer Nation zu verbessern, und historische Investitionen in Innovationen getätigt, um unseren Wettbewerbsvorteil für die Zukunft zu stärken. Auf der ganzen Welt sehen die Nationen wieder einmal, warum es nie gut ist, gegen die Vereinigten Staaten von Amerika zu wetten.

Wir haben auch Amerikas unübertroffenes Netz von Bündnissen und Partnerschaften wiederbelebt, um die Grundsätze und Institutionen zu wahren und zu stärken, die in den letzten 75 Jahren so viel Stabilität, Wohlstand und Wachstum ermöglicht haben. Wir haben unsere Kernbündnisse in Europa und im indo-pazifischen Raum vertieft. Die NATO ist stärker und geeinter als je zuvor, und wir freuen uns darauf, mit Finnland und Schweden zwei fähige neue Verbündete aufzunehmen. Wir bemühen uns verstärkt darum, unsere Partner und Strategien durch Initiativen wie unsere Sicherheitspartnerschaft mit Australien und dem Vereinigten Königreich (AUKUS) regionsübergreifend zu verbinden. Und wir gehen kreative neue Wege, um mit Partnern bei Themen von gemeinsamem Interesse zusammenzuarbeiten, wie mit derEuropäischen Union, dem Indo-Pazifik-Quad, dem Indo-Pazifik-Wirtschaftsrahmen und der Amerikanischen Partnerschaft für wirtschaftlichen Wohlstand.

Diese Partnerschaften stärken unsere Fähigkeit, auf gemeinsame Herausforderungen zu reagieren und die Probleme anzugehen, die das Leben von Milliarden von Menschen direkt beeinflussen. Wenn Eltern ihre Kinder nicht ernähren können, ist alles andere unwichtig. Wenn Länder wiederholt von Klimakatastrophen heimgesucht werden, werden ganze Zukunftsperspektiven zunichte gemacht. Und wie wir alle erfahren haben, können pandemische Krankheiten, wenn sie sich ausbreiten, die Ungleichheiten verschärfen und die ganze Welt zum Stillstand bringen. Die Vereinigten Staaten werden auch in Zukunft gemeinsam mit unseren Partnern die internationale Antwort auf diese grenzüberschreitenden Herausforderungen anführen, auch wenn wir uns konzertierten Bemühungen entgegenstellen, die Beziehungen der Nationen untereinander neu zu gestalten.

Im Kampf um die Zukunft unserer Welt ist sich meine Regierung über den Umfang und die Schwere dieser Herausforderung im Klaren. Die Volksrepublik China hat die Absicht und in zunehmendem Maße auch die Fähigkeit, die internationale Ordnung zugunsten einer Ordnung umzugestalten, die das globale Spielfeld zu ihren Gunsten kippt, auch wenn die Vereinigten Staaten sich weiterhin dafür einsetzen, den Wettbewerb zwischen unseren Ländern verantwortungsvoll zu gestalten. Russlands brutaler und unprovozierter Krieg gegen sein Nachbarland Ukraine hat den Frieden in Europa erschüttert und die Stabilität überall beeinträchtigt, und seine rücksichtslosen nuklearen Drohungen gefährden das globale Nichtverbreitungsregime. Autokraten machen Überstunden, um die Demokratie zu untergraben und ein Regierungsmodell zu exportieren, das durch Unterdrückung im Inland und Zwang im
Ausland gekennzeichnet ist.

Diese Konkurrenten glauben fälschlicherweise, die Demokratie sei schwächer als die Autokratie, weil sie nicht verstehen, dass die Macht einer Nation von ihrem Volk ausgeht. Die Vereinigten Staaten sind im Ausland stark, weil wir zu Hause stark sind. Unsere Wirtschaft ist dynamisch. Unser Volk ist widerstandsfähig und kreativ. Unser Militär ist unbesiegt – und wir werden es auch bleiben. Und es ist unsere Demokratie, die es uns ermöglicht, uns ständig neu zu definieren und unsere Stärke zu erneuern.

Die Vereinigten Staaten werden also weiterhin die Demokratie in der ganzen Welt verteidigen, auch wenn wir zu Hause weiter daran arbeiten, der in unseren Gründungsdokumenten verankerten Idee von Amerika besser gerecht zu werden. Wir werden weiterhin in die Stärkung der globalen Wettbewerbsfähigkeit Amerikas investieren und damit Träumer und Streber aus der ganzen Welt anziehen. Wir werden mit jeder Nation zusammenarbeiten, die unsere Grundüberzeugung teilt, dass die auf Regeln basierende Ordnung die Grundlage für globalen Frieden und Wohlstand bleiben muss. Und wir werden weiterhin demonstrieren, wie Amerikas dauerhafte Führungsrolle bei der Bewältigung der Herausforderungen von heute und morgen, mit Vision und Klarheit, der beste Weg ist, um für das amerikanische Volk etwas zu erreichen.

Es handelt sich um eine 360-Grad-Strategie, die in der heutigen Welt verankert ist, die die Zukunft, die wir anstreben, aufzeigt und einen Fahrplan dafür liefert, wie wir sie erreichen werden. Nichts davon wird einfach oder ohne Rückschläge sein. Aber ich bin zuversichtlicher denn je, dass die Vereinigten Staaten alles haben, was wir brauchen, um den Wettbewerb des 21. Jahrhunderts zu gewinnen. Wir gehen aus jeder Krise gestärkt hervor. Es gibt nichts, was wir nicht schaffen könnten. Wir können es schaffen – für unsere Zukunft und für die Welt.“

Das ganze Papier: Nationale Sicherheit der USA

Hinweis: Dies ist eine Übersetzung von DeepL. Sie ist nur zum Teil formatiert. Die restliche Formatierung wird in den nächsten Tagen erfolgen.

NATIONALE SICHERHEITSSTRATEGIE OKTOBER 2022
Oktober 12, 2022

Von den ersten Tagen meiner Präsidentschaft an habe ich darauf hingewiesen, dass unsere Welt an einem Wendepunkt steht. Die Art und Weise, wie wir auf die gewaltigen Herausforderungen und die beispiellosen Chancen, mit denen wir heute konfrontiert sind, reagieren, wird die Richtung unserer Welt bestimmen und sich auf die Sicherheit und den Wohlstand des amerikanischen Volkes für die kommenden Generationen auswirken. Die Nationale Sicherheitsstrategie 2022 legt dar, wie meine Regierung dieses entscheidende Jahrzehnt nutzen wird, um Amerikas lebenswichtige Interessen zu fördern, die Vereinigten Staaten in die Lage zu versetzen, unsere geopolitischen Konkurrenten auszustechen, gemeinsame Herausforderungen zu bewältigen und unsere Welt fest auf einen Weg in eine hellere und hoffnungsvollere Zukunft zu bringen.

Auf der ganzen Welt ist der Bedarf an amerikanischer Führung so groß wie nie zuvor. Wir befinden uns inmitten eines strategischen Wettbewerbs um die Gestaltung der Zukunft der internationalen Ordnung. In der Zwischenzeit erfordern gemeinsame Herausforderungen, die die Menschen überall betreffen, eine verstärkte globale Zusammenarbeit und Nationen, die ihrer Verantwortung in einem Moment gerecht werden, in dem dies noch schwieriger geworden ist. Als Antwort darauf werden die Vereinigten Staaten mit unseren Werten vorangehen, und wir werden im Gleichschritt mit unseren Verbündeten und Partnern und mit all jenen arbeiten, die unsere Interessen teilen. Wir werden unsere Zukunft nicht den Launen derjenigen überlassen, die unsere Vision von einer freien, offenen, wohlhabenden und sicheren Welt nicht teilen. Während die Welt weiterhin mit den anhaltenden Auswirkungen der Pandemie und der globalen wirtschaftlichen Unsicherheit zu kämpfen hat, gibt es keine Nation, die besser in der Lage ist, mit Stärke und Zielstrebigkeit zu führen als die Vereinigten Staaten von Amerika.

Seit ich meinen Amtseid abgelegt habe, hat sich meine Regierung darauf konzentriert, in Amerikas wichtigste strategische Vorteile zu investieren. Unsere Wirtschaft hat 10 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen, und die Arbeitslosenquoten haben ein Rekordtief erreicht. Die Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe sind in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt. Wir bauen unsere Wirtschaft von unten nach oben und von der Mitte nach außen wieder auf. Wir haben eine Generationen überdauernde Investition getätigt, um die Infrastruktur unserer Nation zu verbessern, und historische Investitionen in Innovationen getätigt, um unseren Wettbewerbsvorteil für die Zukunft zu stärken. Auf der ganzen Welt sehen die Nationen wieder einmal, warum es nie gut ist, gegen die Vereinigten Staaten von Amerika zu wetten.

Wir haben auch Amerikas unübertroffenes Netz von Bündnissen und Partnerschaften wiederbelebt, um die Grundsätze und Institutionen zu wahren und zu stärken, die in den letzten 75 Jahren so viel Stabilität, Wohlstand und Wachstum ermöglicht haben. Wir haben unsere Kernbündnisse in Europa und im indo-pazifischen Raum vertieft. Die NATO ist stärker und geeinter als je zuvor, und wir freuen uns darauf, mit Finnland und Schweden zwei fähige neue Verbündete aufzunehmen. Wir bemühen uns verstärkt darum, unsere Partner und Strategien durch Initiativen wie unsere Sicherheitspartnerschaft mit Australien und dem Vereinigten Königreich (AUKUS) regionsübergreifend zu verbinden. Und wir gehen kreative neue Wege, um mit Partnern bei Themen von gemeinsamem Interesse zusammenzuarbeiten, wie mit der Europäischen Union, dem Indo-Pazifik-Quad, dem Indo-Pazifik-Wirtschaftsrahmen und der Amerikanischen Partnerschaft für wirtschaftlichen Wohlstand.

Diese Partnerschaften stärken unsere Fähigkeit, auf gemeinsame Herausforderungen zu reagieren und die Probleme anzugehen, die das Leben von Milliarden von Menschen direkt beeinflussen. Wenn Eltern ihre Kinder nicht ernähren können, ist alles andere unwichtig. Wenn Länder wiederholt von Klimakatastrophen heimgesucht werden, werden ganze Zukunftsperspektiven zunichte gemacht. Und wie wir alle erfahren haben, können pandemische Krankheiten, wenn sie sich ausbreiten, die Ungleichheiten verschärfen und die ganze Welt zum Stillstand bringen. Die Vereinigten Staaten werden auch in Zukunft gemeinsam mit unseren Partnern die internationale Antwort auf diese grenzüberschreitenden Herausforderungen anführen, auch wenn wir uns konzertierten Bemühungen entgegenstellen, die Beziehungen der Nationen untereinander neu zu gestalten.

Im Kampf um die Zukunft unserer Welt ist sich meine Regierung über den Umfang und die Schwere dieser Herausforderung im Klaren. Die Volksrepublik China hat die Absicht und in zunehmendem Maße auch die Fähigkeit, die internationale Ordnung zugunsten einer Ordnung umzugestalten, die das globale Spielfeld zu ihren Gunsten kippt, auch wenn die Vereinigten Staaten sich weiterhin dafür einsetzen, den Wettbewerb zwischen unseren Ländern verantwortungsvoll zu gestalten. Russlands brutaler und unprovozierter Krieg gegen sein Nachbarland Ukraine hat den Frieden in Europa erschüttert und die Stabilität überall beeinträchtigt, und seine rücksichtslosen nuklearen Drohungen gefährden das globale Nichtverbreitungsregime. Autokraten machen Überstunden, um die Demokratie zu untergraben und ein Regierungsmodell zu exportieren, das durch Unterdrückung im Inland und Zwang im Ausland gekennzeichnet ist.

Diese Konkurrenten glauben fälschlicherweise, die Demokratie sei schwächer als die Autokratie, weil sie nicht verstehen, dass die Macht einer Nation von ihrem Volk ausgeht. Die Vereinigten Staaten sind im Ausland stark, weil wir zu Hause stark sind. Unsere Wirtschaft ist dynamisch. Unser Volk ist widerstandsfähig und kreativ. Unser Militär ist unbesiegt – und wir werden es auch bleiben. Und es ist unsere Demokratie, die es uns ermöglicht, uns ständig neu zu definieren und unsere Stärke zu erneuern.

Die Vereinigten Staaten werden also weiterhin die Demokratie in der ganzen Welt verteidigen, auch wenn wir zu Hause weiter daran arbeiten, der in unseren Gründungsdokumenten verankerten Idee von Amerika besser gerecht zu werden. Wir werden weiterhin in die Stärkung der globalen Wettbewerbsfähigkeit Amerikas investieren und damit Träumer und Streber aus der ganzen Welt anziehen. Wir werden mit jeder Nation zusammenarbeiten, die unsere Grundüberzeugung teilt, dass die auf Regeln basierende Ordnung die Grundlage für globalen Frieden und Wohlstand bleiben muss. Und wir werden weiterhin demonstrieren, wie Amerikas
dauerhafte Führungsrolle bei der Bewältigung der Herausforderungen von heute und morgen, mit Vision und Klarheit, der beste Weg ist, um für das amerikanische Volk etwas zu erreichen.

Es handelt sich um eine 360-Grad-Strategie, die in der heutigen Welt verankert ist, die die Zukunft, die wir anstreben, aufzeigt und einen Fahrplan dafür liefert, wie wir sie erreichen werden. Nichts davon wird einfach oder ohne Rückschläge sein. Aber ich bin zuversichtlicher denn je, dass die Vereinigten Staaten alles haben, was wir brauchen, um den Wettbewerb des 21. Jahrhunderts zu gewinnen. Wir gehen aus jeder Krise gestärkt hervor. Es gibt nichts, was wir nicht schaffen könnten. Wir können es schaffen – für unsere Zukunft und für die Welt.

4


Inhaltsübersicht
TEIL I: DER WETTBEWERB UM DAS, WAS DANACH KOMMT ………………………………….. 6
Unsere dauerhafte Vision…………………………………………………………………………………………….6
Unsere dauerhafte Rolle………………………………………………………………………………………………7
Die Natur des Wettbewerbs zwischen Demokratien und Autokratien ……………………. 8
Zusammenarbeit zur Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen in einer Ära des Wettbewerbs…………………………………………………………………………………9
Überblick über unseren strategischen Ansatz..…………………………………… 10

TEIL II: INVESTITIONEN IN UNSERE STÄRKE …………………………………………………………..14
Investitionen in unsere nationale Macht zur Erhaltung des Wettbewerbsvorteils… 14
Umsetzung einer modernen Industrie- und Innovationsstrategie……………………..14
Investitionen in unsere Mitarbeiter………………………………………………………………..15
Die Stärkung unserer Demokratie………………………………………………………………… 16
Mit Diplomatie möglichst starke Koalitionen bilden ……………………………………. 16
Transformative Zusammenarbeit……………………………………………………………………..16
Eine integrative Welt…………………………………………………………………………………………………18
Eine wohlhabende Welt…………………………………………………………………………………………….19
Unser Militär modernisieren und verstärken…………………………………………………….. 20

TEIL III: UNSERE GLOBALEN PRIORITÄTEN……………………………………………………………..23
China überflügeln und Russland einschränken ………………………………………………. 23
China………………………………………………………………………………………………………………………23
Russland………………………………………………………………………………………………………………….25
Zusammenarbeit bei gemeinsamen Herausforderungen…………………………………….27
Klima- und Energiesicherheit …………………………………………………………………….27
Pandemien und Bioabwehr………………………………………………………………………………………..28
Ernährungsunsicherheit……………………………………………………………………………………………..29
Rüstungskontrolle und Non-Proliferation ……………………………………………………29
Terrorismus……………………………………………………………………………………………………………..30
Die Regeln der Straße gestalten…………………………………………………………………..32
Technik …………………………………………………………………………………………………………………..32
Sicherung des Cyberspace ……………………………………………………………………34
Handel und Wirtschaft……………………………………………………………………………………………….34

TEIL IV: UNSERE STRATEGIE NACH REGIONEN……………………………………………………… 37


5


Förderung eines freien und offenen Indo-Pazifiks……………………………………………37
Vertiefung unserer Allianz mit Europa………………………………………………………. 38
Förderung von Demokratie und gemeinsamem Wohlstand in der westlichen Hemisphäre………………………………………………………………………………………………………..… 40
Unterstützung von De-Escalation und Integration im Nahen Osten……………….. 42
Aufbau von Partnerschaften zwischen den USA und Afrika im 21. …………………43
Eine friedliche Arktis bewahren……………………………………………………………..…….44
Schutz von Meer, Luft und Raum…………………………………………………..………..45

TEIL V: SCHLUSSFOLGERUNG……………………………………………………………………………………..48

6

TEIL I: DER WETTBEWERB UM WAS KOMMT ALS NÄCHSTES?

„Die Welt ist im Wandel. Wir befinden uns an einem bedeutenden Wendepunkt der Weltgeschichte. Und unser Land und die Welt – die Vereinigten Staaten von Amerika waren schon immer in der Lage, in Zeiten großer Veränderungen die Zukunft zu gestalten. Es ist uns
gelungen, uns ständig zu erneuern. Und immer wieder haben wir bewiesen, dass es keine einzige Sache gibt, die wir als Nation nicht schaffen können, wenn wir sie gemeinsam tun – und das meine ich ernst -, keine einzige einsame Sache.“
PRÄSIDENT JOSEPH R. BIDEN,JR. (Abschlussfeier der United States Coast Guard Academy)

Unsere dauerhafte Vision

Wir befinden uns jetzt in den ersten Jahren eines für Amerika und die Welt entscheidenden Jahrzehnts. Die Bedingungen für den geopolitischen Wettbewerb zwischen den Großmächten werden festgelegt werden. Das Zeitfenster für die Bewältigung gemeinsamer Bedrohungen, wie z. B. des Klimawandels, wird sich drastisch verkleinern. Die Maßnahmen, die wir jetzt ergreifen, werden darüber entscheiden, ob diese Zeit als ein Zeitalter der Konflikte und Zwietracht oder als der Beginn einer stabileren und wohlhabenderen Zukunft bezeichnet wird. Wir stehen vor zwei strategischen Herausforderungen.

Die erste besteht darin, dass die Ära nach dem Kalten Krieg endgültig vorbei ist und ein Wettbewerb zwischen den Großmächten im Gange ist, um die Zukunft zu gestalten. Keine Nation ist besser positioniert, um in diesem Wettbewerb erfolgreich zu sein, als die Vereinigten Staaten, solange wir mit denjenigen zusammenarbeiten, die unsere Vision von einer freien, offenen, sicheren und wohlhabenden Welt teilen. Das bedeutet, dass die Grundprinzipien der Selbstbestimmung, der territorialen Integrität und der politischen Unabhängigkeit respektiert werden müssen, dass internationale Institutionen gestärkt werden müssen, dass Länder frei über ihre eigenen außenpolitischen Entscheidungen entscheiden können, dass Informationen frei fließen dürfen, dass die universellen Menschenrechte gewahrt werden müssen und dass die Weltwirtschaft unter gleichen Bedingungen funktionieren und Chancen für alle bieten muss.

Zweitens: Während dieser Wettbewerb im Gange ist, kämpfen Menschen auf der ganzen Welt mit den Auswirkungen gemeinsamer, grenzüberschreitender Herausforderungen – sei es der Klimawandel, die Ernährungsunsicherheit, übertragbare Krankheiten, Terrorismus, Energieknappheit oder Inflation. Diese gemeinsamen Herausforderungen sind keine Randthemen, die der Geopolitik untergeordnet sind. Sie stehen im Zentrum der nationalen und internationalen Sicherheit und müssen als solche behandelt werden. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Regierungen zusammenarbeiten müssen, um diese Herausforderungen zu lösen. Wir müssen uns jedoch darüber im Klaren sein, dass wir diese Herausforderungen in einem wettbewerbsorientierten internationalen Umfeld


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angehen müssen, in dem zunehmender geopolitischer Wettbewerb, Nationalismus und Populismus diese Zusammenarbeit noch schwieriger machen und von uns neue Denk- und Handlungsweisen verlangen werden.


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Diese nationale Sicherheitsstrategie legt unseren Plan für eine bessere Zukunft in einer freien, offenen, sicheren und wohlhabenden Welt dar. Unsere Strategie ist in unseren nationalen Interessen verwurzelt: die Sicherheit des amerikanischen Volkes zu schützen, den wirtschaftlichen Wohlstand und die Chancen zu erweitern und die demokratischen Werte zu verwirklichen und zu verteidigen, die den Kern der amerikanischen Lebensart bilden. Wir können nichts davon allein tun, und wir müssen es auch nicht. Die meisten Nationen der Welt definieren ihre Interessen in einer Weise, die mit den unseren vereinbar ist. Wir werden eine möglichst starke und breite Koalition von Nationen aufbauen, die miteinander kooperieren wollen, während wir mit den Mächten konkurrieren, die eine dunklere Vision haben, und ihre Bemühungen, unsere Interessen zu bedrohen, vereiteln.

Unsere dauerhafte Rolle

Die Notwendigkeit einer starken und zielgerichteten Rolle Amerikas in der Welt war noch nie so groß wie heute. Die Welt wird immer gespaltener und instabiler. Der weltweite Anstieg der Inflation seit Beginn der COVID-19-Pandemie hat das Leben für viele schwieriger gemacht. Die grundlegenden Gesetze und Prinzipien, die die Beziehungen zwischen den Nationen regeln, einschließlich der Charta der Vereinten Nationen und des Schutzes, den sie allen Staaten vor einer Invasion durch ihre Nachbarn oder einer gewaltsamen Neuziehung ihrer Grenzen gewährt, sind in Gefahr. Die Gefahr von Konflikten zwischen Großmächten nimmt zu. Demokratien und Autokratien liefern sich einen Wettstreit, um zu zeigen, welches Regierungssystem den Menschen und der Welt am besten dienen kann. Der Wettbewerb um die Entwicklung und den Einsatz grundlegender Technologien, die unsere Sicherheit und Wirtschaft verändern werden, verschärft sich. Die globale Zusammenarbeit bei der Wahrnehmung gemeinsamer Interessen ist
ausgefranst, auch wenn die Notwendigkeit dieser Zusammenarbeit existenzielle Bedeutung erlangt hat. Das Ausmaß dieser Veränderungen nimmt mit jedem Jahr zu, ebenso wie die Risiken der Untätigkeit.

Obwohl das internationale Umfeld umkämpfter geworden ist, bleiben die Vereinigten Staaten die führende Macht der Welt. Unsere Wirtschaft, unsere Bevölkerung, unsere Innovationskraft und unsere militärische Macht wachsen weiter, oft schneller als die anderer großer Länder. Unsere nationalen Stärken – der Einfallsreichtum, die Kreativität, die Widerstandsfähigkeit und die Entschlossenheit des amerikanischen Volkes, unsere Werte, unsere Vielfalt und unsere demokratischen Institutionen, unsere technologische Führungsrolle und unsere wirtschaftliche Dynamik, unser diplomatisches Korps, unsere Entwicklungsexperten, unsere Nachrichtendienste und unser Militär – sind nach wie vor unübertroffen. Wir sind erfahren darin, unsere Macht in Kombination mit unseren Verbündeten und Partnern zu nutzen und einzusetzen, die unsere eigenen Stärken erheblich verstärken. Wir haben sowohl aus unseren Fehlern als auch aus unseren Erfolgen gelernt. Die Idee, dass wir mit autokratischen Großmächten konkurrieren sollten, um die internationale Ordnung zu gestalten, genießt breite Unterstützung, die im Inland überparteilich ist und sich im Ausland vertieft.

Die Vereinigten Staaten sind eine große und vielfältige Demokratie, in der Menschen aus allen Teilen der Welt, aus allen Gesellschaftsschichten und aus allen Glaubensrichtungen leben. Das bedeutet, dass unsere Politik nicht immer reibungslos abläuft – oft ist sogar das Gegenteil der Fall. Wir leben in einer Zeit leidenschaftlicher politischer Intensität und Gärung, die manchmal das Gefüge der Nation zerreißt. Aber wir scheuen diese Tatsache nicht und benutzen sie auch nicht als Vorwand, um uns von der Welt zurückzuziehen. Wir werden weiterhin offen und bescheiden mit unseren Spaltungen rechnen und unsere Politik transparent und demokratisch gestalten. Wir wissen, dass sich unsere Demokratie bei aller Anstrengung, die sie erfordert,


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lohnt. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Menschen wirklich ein Leben in Würde und Freiheit führen können. Dieses amerikanische Projekt wird niemals abgeschlossen sein – die Demokratie ist immer ein Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist -, aber das wird uns nicht davon abhalten, unsere Werte zu verteidigen und unsere nationalen Sicherheitsinteressen in der
Welt weiter zu verfolgen. Die Qualität unserer Demokratie im eigenen Land wirkt sich auf die Stärke und Glaubwürdigkeit unserer Führung im Ausland aus – ebenso wie der Charakter der Welt, in der wir leben, unsere Fähigkeit beeinflusst, Sicherheit, Wohlstand und Freiheit im eigenen Land zu genießen.



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Die Herausforderungen unserer Konkurrenten sind tiefgreifend und wachsen. Ihre Probleme, sowohl im Inland als auch im Ausland, hängen mit den Pathologien hochgradig personalisierter Autokratien zusammen und sind weniger leicht zu beheben als unsere. Umgekehrt haben die Vereinigten Staaten die Tradition, sowohl inländische als auch ausländische Herausforderungen
in Chancen zu verwandeln, um Reformen und Verjüngung im eigenen Land voranzutreiben.

Dies ist ein Grund dafür, dass Prophezeiungen über den Niedergang Amerikas in der Vergangenheit wiederholt widerlegt wurden – und warum es nie eine gute Wette war, gegen Amerika zu wetten. Wir waren immer dann erfolgreich, wenn wir uns eine positive Vision für die Welt zu eigen gemacht haben, die sich den gemeinsamen Herausforderungen stellt, und diese mit der Dynamik unserer Demokratie und der Entschlossenheit, unsere Konkurrenten auszustechen, kombiniert haben.


Die Natur des Wettbewerbs zwischen Demokratien und Autokratien

Das Spektrum der Nationen, die unsere Vision von einer freien, offenen, wohlhabenden und sicheren Welt unterstützen, ist breit und mächtig. Dazu gehören unsere demokratischen Verbündeten in Europa und im indo-pazifischen Raum sowie wichtige demokratische Partner in der ganzen Welt, die unsere Vision einer regionalen und internationalen Ordnung weitgehend teilen, auch wenn sie nicht in allen Fragen mit uns übereinstimmen, und Länder, die sich nicht zu demokratischen Institutionen bekennen, aber dennoch auf ein regelbasiertes internationales System angewiesen sind und es unterstützen.

Die Amerikaner werden sich für die universellen Menschenrechte einsetzen und sich mit denjenigen solidarisch zeigen, die jenseits unserer Küsten nach Freiheit und Würde streben, so wie wir auch im eigenen Land die wichtige Arbeit fortsetzen, Gleichheit und Gleichbehandlung vor dem Gesetz zu gewährleisten. Wir werden uns dafür einsetzen, die Demokratie in der ganzen Welt zu stärken, denn demokratische Regierungsführung ist dem Autoritarismus beim Schutz der Menschenwürde stets überlegen, führt zu wohlhabenderen und widerstandsfähigeren Gesellschaften, schafft stärkere und zuverlässigere Wirtschafts- und Sicherheitspartner für die Vereinigten Staaten und fördert eine friedliche Weltordnung. Insbesondere werden wir Maßnahmen ergreifen, um zu zeigen, dass Demokratien etwas leisten – nicht nur durch die Gewährleistung der Die Vereinigten Staaten und ihre demokratischen Partner sind bei den schwierigsten Herausforderungen unserer Zeit führend, indem sie mit anderen demokratischen Regierungen und dem Privatsektor zusammenarbeiten, um aufstrebenden Demokratien zu helfen, ihrer eigenen Bevölkerung greifbare Vorteile zu bieten. Wir glauben jedoch nicht, dass Regierungen und Gesellschaften überall nach dem Vorbild Amerikas umgestaltet werden müssen, damit wir sicher sind.

Die dringendste strategische Herausforderung für unsere Vision geht von Mächten aus, die autoritäres Regieren mit einer revisionistischen Außenpolitik verbinden. Es ist ihr Verhalten, das eine Herausforderung für den internationalen Frieden und die Stabilität darstellt – insbesondere das Führen oder die Vorbereitung von Angriffskriegen, die aktive Untergrabung der demokratischen politischen Prozesse anderer Länder, die Nutzung von Technologie und Lieferketten für Zwang und Unterdrückung und der Export eines illiberalen Modells der internationalen Ordnung. Viele Nicht-Demokratien schließen sich den Demokratien der Welt an und schwören diesen Verhaltensweisen ab.

Russland und die Volksrepublik China (VRC) tun dies leider nicht. Russland und die VR China stellen unterschiedliche Herausforderungen dar. Russland stellt eine


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unmittelbare Bedrohung für das freie und offene internationale System dar und setzt sich rücksichtslos über die grundlegenden Gesetze der heutigen internationalen Ordnung hinweg, wie sein brutaler Angriffskrieg gegen die Ukraine gezeigt hat. Die VR China hingegen ist der einzige Konkurrent, der sowohl die Absicht hat, die internationale Ordnung umzugestalten, als auch zunehmend über die wirtschaftliche, diplomatische, militärische und technologische Macht verfügt, um dieses Ziel zu erreichen.

So wie die Vereinigten Staaten und andere Länder der Welt von der internationalen Ordnung nach dem Kalten Krieg stark profitierten, so taten dies auch die VR China und Russland. Die Wirtschaft und der geopolitische Einfluss der VR China nahmen rasch zu.

Russland trat der G8 und der G20 bei und erholte sich in den 2000er Jahren wirtschaftlich. Dennoch kamen sie zu dem Schluss, dass der Erfolg einer freien und offenen, auf Regeln basierenden internationalen Ordnung eine Bedrohung für ihre Regime darstellte und ihre Ambitionen unterdrückte. Auf ihre eigene Art und Weise versuchen sie nun, eine neue Ordnung zu schaffen



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die internationale Ordnung, um eine Welt zu schaffen, die ihrer hochgradig personalisierten und repressiven Art von Autokratie förderlich ist.

Die Verwirklichung dieser Vision wird durch mehrere Faktoren erschwert. Das selbstbewusste Verhalten der VR China hat andere Länder dazu veranlasst, zurückzuschlagen und ihre Souveränität zu verteidigen, und zwar aus ihren eigenen, legitimen Gründen. Die VR China hat auch gemeinsame Interessen mit anderen Ländern, darunter die Die Vereinigten Staaten sind aufgrund verschiedener gegenseitiger Abhängigkeiten in den Bereichen Klima, Wirtschaft und öffentliche Gesundheit ein wichtiger Partner. Russlands strategische Grenzen sind nach seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine deutlich geworden.

Moskau hat auch ein gewisses Interesse an der Zusammenarbeit mit Ländern, die seine Vision nicht teilen, insbesondere im globalen Süden. Folglich haben die Vereinigten Staaten und unsere Verbündeten und Partner die Möglichkeit, das äußere Umfeld der VR China und Russlands so zu gestalten, dass ihr Verhalten beeinflusst wird, auch wenn wir mit ihnen konkurrieren.

In einigen Teilen der Welt herrscht Unbehagen über den Wettbewerb zwischen den Vereinigten Staaten und den größten Autokratien der Welt. Wir verstehen diese Bedenken. Wir wollen auch eine Welt vermeiden, in der der Wettbewerb zu einer Welt der starren Blöcke eskaliert. Wir streben keinen Konflikt oder einen neuen Kalten Krieg an. Vielmehr versuchen wir, jedes Land, unabhängig von seiner Größe oder Stärke, dabei zu unterstützen, die Freiheit zu nutzen, Entscheidungen zu treffen, die seinen Interessen dienen. Dies ist ein entscheidender Unterschied zwischen unserer Vision, die darauf abzielt, die Autonomie und die Rechte weniger mächtiger
Staaten zu wahren, und der unserer Rivalen, die dies nicht tut.


Zusammenarbeit zur Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen in einer Ära des Wettbewerbs

Der verschärfte Wettbewerb zwischen Demokratien und Autokratien ist nur einer von zwei entscheidenden Trends, denen wir gegenüberstehen. Der andere sind gemeinsame Herausforderungen – oder was manche als transnationale Herausforderungen bezeichnen -, die keine Grenzen kennen und alle Nationen betreffen. Diese beiden Trends beeinflussen sich gegenseitig – geopolitischer Wettbewerb verändert und verkompliziert oft den Kontext, in dem gemeinsame Herausforderungen angegangen werden können, während diese Probleme oft den geopolitischen Wettbewerb verschärfen, wie wir in den frühen Phasen der COVID-19-Pandemie gesehen haben, als die VR China nicht bereit war, mit der internationalen Gemeinschaft zusammenzuarbeiten. Wir können in unserem Wettbewerb mit den Großmächten, die eine andere Vision für die Welt haben, nicht erfolgreich sein, wenn wir keinen Plan haben, wie wir mit anderen Nationen zusammenarbeiten können, um gemeinsame Herausforderungen zu bewältigen, und wir werden dazu nicht in der Lage sein, wenn wir nicht verstehen, wie sich eine wettbewerbsintensivere Welt auf die Zusammenarbeit auswirkt und wie die Notwendigkeit der Zusammenarbeit den Wettbewerb beeinflusst. Wir brauchen eine Strategie, die sich nicht nur mit
beidem befasst, sondern auch die Beziehung zwischen beiden erkennt und sich entsprechend anpasst.

Von allen gemeinsamen Problemen, mit denen wir konfrontiert sind, ist der Klimawandel das größte und potenziell existenzielle für alle Nationen. Ohne sofortiges globales Handeln in diesem entscheidenden Jahrzehnt werden die globalen Temperaturen die kritische Erwärmungsschwelle von 1,5 Grad Celsius überschreiten, ab der einige der katastrophalsten Klimaauswirkungen unumkehrbar sein werden, wie Wissenschaftler warnen. Die Auswirkungen des Klimas und die humanitären Notsituationen werden sich in den kommenden Jahren noch


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verschlimmern – von stärkeren Waldbränden und Wirbelstürmen in den Vereinigten Staaten bis hin zu Überschwemmungen in Europa, dem Anstieg des Meeresspiegels in Ozeanien, Wasserknappheit im Nahen Osten, schmelzendem Eis in der Arktis sowie Dürre und tödlichen Temperaturen in Afrika südlich der Sahara. Die Spannungen werden sich weiter verschärfen, da die Länder um Ressourcen und Energievorteile konkurrieren, was die humanitäre Not, die Ernährungsunsicherheit und die Gesundheitsbedrohungen sowie das Potenzial für Instabilität, Konflikte und Massenmigration erhöht. Die Notwendigkeit, die Wälder weltweit zu schützen, den Transportsektor zu elektrifizieren, Finanzströme umzuleiten und eine Energierevolution zu schaffen, um die Klimakrise abzuwenden, wird durch den geopolitischen Imperativ verstärkt, unsere kollektive Abhängigkeit von Staaten wie Russland zu verringern, die versuchen, Energie als Waffe einzusetzen, um Zwang auszuüben.


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Es geht nicht nur um den Klimawandel. COVID-19 hat gezeigt, dass transnationale Herausforderungen mit der zerstörerischen Kraft großer Kriege zuschlagen können. COVID-19 hat Millionen von Menschen das Leben gekostet und die Lebensgrundlagen von Hunderten von Millionen, wenn nicht noch mehr, zerstört. Er hat die Unzulänglichkeiten unserer globalen Gesundheitsarchitektur und unserer Versorgungsketten aufgedeckt, die Ungleichheit vergrößert und viele Jahre des Entwicklungsfortschritts zunichte gemacht. Sie hat auch die Nahrungsmittelsysteme geschwächt, den Bedarf an humanitärer Hilfe auf ein Rekordniveau gebracht und die Notwendigkeit unterstrichen, unsere Anstrengungen zur Verringerung von Armut und Hunger und zur Ausweitung des Zugangs zu Bildung zu verdoppeln, um wieder auf Kurs zu kommen und die Ziele für nachhaltige Entwicklung bis 2030 zu erreichen. In der Zwischenzeit tauchen übertragbare Krankheiten wie Ebola immer wieder auf und können nur bekämpft werden, wenn wir frühzeitig und gemeinsam mit anderen Nationen handeln. Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass wir auf internationaler Ebene eine Führungsrolle übernehmen und Maßnahmen ergreifen müssen, um stärkere, gerechtere und widerstandsfähigere Gesundheitssysteme zu schaffen – damit wir die nächste Pandemie oder den nächsten Gesundheitsnotfall verhindern oder uns darauf vorbereiten können, bevor sie ausbrechen.

Die aus der COVID-19-Pandemie resultierenden globalen wirtschaftlichen Herausforderungen haben sich weltweit ausgeweitet und vertieft, da die ungleichmäßige, sich erholende Nachfrage die Anbieter überholt und die Lieferketten belastet hat. Verbraucher und politische Entscheidungsträger auf der ganzen Welt haben auch mit steigenden Energiepreisen und zunehmender Ernährungsunsicherheit zu kämpfen, was Sicherheitsfragen wie Migration und Korruption verschärft. Darüber hinaus missbrauchen autokratische Regierungen oft die globale Wirtschaftsordnung, indem sie ihre Vernetzung und ihre Stärken als Waffe einsetzen. Sie können die Kosten willkürlich in die Höhe treiben, indem sie den Verkehr von wichtigen Gütern zurückhalten. Sie nutzen den Zugang zu ihren Märkten und die Kontrolle über die globale digitale Infrastruktur zu Zwangszwecken. Sie waschen und verstecken ihren Reichtum, der häufig aus korrupten Praktiken im Ausland stammt, in den großen Volkswirtschaften über Briefkasten- und Scheinfirmen.

Ruchlose Akteure – manche staatlich gefördert, andere nicht – nutzen die digitale Wirtschaft, um Gelder zu beschaffen und zu verschieben, um illegale Waffenprogramme zu unterstützen, Terroranschläge zu verüben, Konflikte zu schüren und normale Bürger zu erpressen, die von Ransomware oder Cyberangriffen auf nationale Gesundheitssysteme, Finanzinstitute und kritische Infrastrukturen betroffen sind. Diese verschiedenen Faktoren schränken unsere politischen Optionen und die unserer Verbündeten und Partner ein, um unsere Sicherheitsinteressen zu fördern und die Grundbedürfnisse unserer Bürger zu erfüllen.

Wir haben auch eine globale Energiekrise erlebt, die durch Russlands bewaffneten Zugriff auf die von ihm kontrollierten Öl- und Gasvorräte ausgelöst und durch das Management der eigenen Versorgung durch die OPEC noch verschärft wurde. Dieser Umstand unterstreicht die Notwendigkeit einer beschleunigten, gerechten und verantwortungsvollen globalen Energiewende. Deshalb konzentrieren wir uns – auch wenn wir weiterhin alle Möglichkeiten mit unseren Verbündeten und Partnern ausloten, um die Energiemärkte zu stabilisieren und die Bedürftigen mit Energie zu versorgen – auch auf die Umsetzung des bedeutendsten Klimagesetzes in der Geschichte unseres Landes, um innovative Energietechnologien so schnell wie möglich zur Marktreife zu bringen.

Wir müssen mit anderen Nationen zusammenarbeiten, um gemeinsame Herausforderungen zu bewältigen und das Leben der amerikanischen Bevölkerung und der Menschen in aller Welt zu


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verbessern. Wir sind uns bewusst, dass wir diese Anstrengungen in einem wettbewerbsorientierten Umfeld unternehmen werden, in dem die Großmächte aktiv daran arbeiten werden, eine andere Vision voranzutreiben. Wir werden die Impulse nutzen, die eine Ära des Wettbewerbs freisetzt, um einen Wettlauf an die Spitze zu entfachen und Fortschritte bei gemeinsamen Herausforderungen zu erzielen, sei es durch Investitionen im eigenen Land oder durch die Vertiefung der Zusammenarbeit mit anderen Ländern, die unsere Vision teilen.

Überblick über unseren strategischen Ansatz

Unser Ziel ist klar: Wir wollen eine freie, offene, wohlhabende und sichere internationale Ordnung. Wir wollen eine Ordnung, die frei ist, weil sie es den Menschen ermöglicht, ihre grundlegenden, universellen Rechte und Freiheiten zu genießen. Sie ist offen, weil sie allen Nationen, die sich zu diesen Grundsätzen bekennen, die Möglichkeit gibt, daran teilzunehmen,und eine Rolle bei der Gestaltung der Regeln spielen.


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Sie ist wohlhabend, weil sie alle Nationen in die Lage versetzt, den Lebensstandard ihrer Bürger kontinuierlich zu erhöhen. Und sie ist sicher, weil sie frei von Aggression, Zwang und Einschüchterung ist.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir drei Schwerpunkte setzen. Wir werden: 1) in die grundlegenden Quellen und Instrumente der amerikanischen Macht und des amerikanischen Einflusses investieren; 2) die stärkstmögliche Koalition von Nationen aufbauen, um unseren kollektiven Einfluss zur Gestaltung des globalen strategischen Umfelds und zur Lösung gemeinsamer Herausforderungen zu stärken; und 3) unser Militär modernisieren und stärken, damit es für die Ära des strategischen Wettbewerbs mit Großmächten gerüstet ist, und gleichzeitig die Fähigkeit aufrechterhalten, die terroristische Bedrohung des Heimatlandes zu unterbinden. Dies wird in Teil II dieser Strategie behandelt.

Wir werden diese Fähigkeiten nutzen, um unsere strategischen Konkurrenten auszustechen, kollektive Maßnahmen zur Bewältigung globaler Herausforderungen anzustoßen und die Spielregeln für Technologie, Cybersicherheit, Handel und Wirtschaft zu gestalten. Dies wird in Teil III behandelt.

Unser Ansatz umfasst alle Elemente der nationalen Macht – Diplomatie, Entwicklungszusammenarbeit, Industriestrategie, wirtschaftliche Staatsführung, Nachrichtendienste und Verteidigung – und stützt sich auf mehrere wichtige Säulen.

Erstens haben wir die Trennlinie zwischen Außen- und Innenpolitik überwunden. Wir haben verstanden, dass die Vereinigten Staaten nur dann im Ausland erfolgreich sein können, wenn wir zu Hause in unsere Innovation und industrielle Stärke investieren und unsere Widerstandsfähigkeit ausbauen. Um den gemeinsamen Wohlstand im Inland zu fördern und die Rechte aller Amerikaner zu wahren, müssen wir auch die internationale Ordnung im Einklang mit unseren Interessen und Werten aktiv gestalten. In einer wettbewerbsorientierten Welt, in der andere Mächte mit Zwangsmaßnahmen oder unfairen Praktiken versuchen, sich einen Vorteil
gegenüber den Vereinigten Staaten und unseren Verbündeten zu verschaffen, kommt dieser Aufgabe eine besondere Bedeutung zu. Wir müssen die Innovationskraft des Privatsektors durch eine moderne Industriestrategie ergänzen, die strategische öffentliche Investitionen in Amerikas Arbeitskräfte und in strategische Sektoren und Lieferketten tätigt, insbesondere in kritische und neu entstehende Technologien wie Mikroelektronik, fortgeschrittene Computertechnik, Biotechnologien, saubere Energietechnologien und fortgeschrittene Telekommunikation.

Zweitens sind unsere Bündnisse und Partnerschaften in der ganzen Welt unser wichtigstes strategisches Kapital und ein unverzichtbares Element, das zu internationalem Frieden und Stabilität beiträgt. Eine starke und geeinte NATO, unsere Bündnisse im indo-pazifischen Raum und unsere traditionellen Sicherheitspartnerschaften in anderen Teilen der Welt dienen nicht nur der Abschreckung von Aggressionen, sondern bieten eine Plattform für eine für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit, die die internationale Ordnung stärkt. Wir legen großen Wert auf den Ausbau des Bindegewebes – in den Bereichen Technologie, Handel und Sicherheit – zwischen unseren demokratischen Verbündeten und Partnern im indopazifischen Raum und in Europa, weil wir erkannt haben, dass sie sich gegenseitig verstärken und die Schicksale der beiden Regionen miteinander verflochten sind. Die Vereinigten Staaten sind eine globale Macht mit globalen Interessen. Wir sind in jeder Region stärker, weil wir uns auch in den anderen
Regionen engagieren. Wenn eine Region im Chaos versinkt oder von einer feindlichen Macht beherrscht wird, wirkt sich dies nachteilig auf unsere Interessen in den anderen Regionen aus.

Drittens wird in dieser Strategie anerkannt, dass die VR China die größte geopolitische Herausforderung für Amerika darstellt. Obwohl der indopazifische Raum der Ort ist, an dem die Folgen am deutlichsten zu spüren sein werden, hat diese Herausforderung auch eine bedeutende


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globale Dimension. Russland stellt eine unmittelbare und anhaltende Bedrohung für die regionale Sicherheitsordnung in Europa dar und ist eine Quelle der Störung und Instabilität auf der ganzen Welt, aber es verfügt nicht über das gesamte Spektrum der Fähigkeiten der VR China. Wir wissen auch, dass andere kleinere autokratische Mächte ebenfalls aggressiv und destabilisierend agieren. Vor allem der Iran mischt sich in die inneren Angelegenheiten seiner Nachbarn ein, verbreitet über Stellvertreter Raketen und Drohnen, plant Anschläge auf Amerikaner, auch auf ehemalige Beamte, und treibt ein Atomprogramm voran.



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über jeden glaubwürdigen zivilen Bedarf hinaus. Die Demokratische Volksrepublik Korea (DVRK) baut ihre illegalen Atomwaffen- und Raketenprogramme weiter aus.

Viertens werden wir der Versuchung widerstehen, die Welt ausschließlich durch das Prisma des strategischen Wettbewerbs zu sehen, und wir werden weiterhin mit den Ländern zu ihren eigenen Bedingungen zusammenarbeiten. Wir werden eine positive Agenda verfolgen, um Frieden und Sicherheit sowie den Wohlstand in jeder Region zu fördern. Ein stärker integrierter Naher Osten, der unsere Verbündeten und Partner stärkt, wird den Frieden und den Wohlstand in der Region fördern und gleichzeitig den Ressourcenbedarf, den die Region für die Vereinigten Staaten darstellt, langfristig verringern. Afrika ist aufgrund der Dynamik, der Innovation und des demografischen Wachstums der Region von zentraler Bedeutung für die Bewältigung komplexer globaler Probleme. Die westliche Hemisphäre ist für die Vereinigten Staaten von größerer Bedeutung als jede andere Region. Daher werden wir unsere Partnerschaften dort weiter beleben und vertiefen, um die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit, die demokratische Stabilität und die Sicherheit der Bürger zu fördern.

Fünftens erkennen wir an, dass die Globalisierung den Vereinigten Staaten und der Welt immense Vorteile gebracht hat, dass aber jetzt eine Anpassung erforderlich ist, um mit den dramatischen globalen Veränderungen fertig zu werden, wie z. B. der zunehmenden Ungleichheit innerhalb und zwischen den Ländern, dem Aufstieg der VR China sowohl zu unserem wichtigsten Konkurrenten als auch zu einem unserer größten Handelspartner, und den neu entstehenden Technologien, die außerhalb der Grenzen der bestehenden Regeln und Vorschriften liegen. Wir haben eine positive Agenda für die Weltwirtschaft, um das gesamte Spektrum der wirtschaftlichen Vorteile des 21. Jahrhunderts zu nutzen und gleichzeitig die Interessen der amerikanischen Arbeitnehmer zu fördern. Wir haben erkannt, dass wir über die traditionellen Freihandelsabkommen hinausgehen müssen, und arbeiten an neuen wirtschaftlichen Vereinbarungen zur Vertiefung des wirtschaftlichen Engagements mit unseren Partnern, wie dem Indo-Pacific Economic Framework for Prosperity (IPEF); einer globalen Mindeststeuer, die sicherstellt, dass Unternehmen ihren gerechten Anteil an Steuern zahlen, wo immer sie in der Welt ansässig sind; die Partnerschaft für globale Investitionen und Infrastruktur (PGII), die Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen dabei helfen soll, hochwertige Investitionen in kritische Infrastrukturen zu sichern; aktualisierte Regeln für Technologie, Cyberspace, Handel und Wirtschaft; und die Sicherstellung, dass der Übergang zu sauberer Energie wirtschaftliche Chancen und gute Arbeitsplätze auf der ganzen Welt freisetzt.

Schließlich ist die Gemeinschaft der Nationen, die unsere Vision für die Zukunft der internationalen Ordnung teilt, breit gefächert und umfasst Länder auf allen Kontinenten. Uns eint der Wunsch, dass die Beziehungen zwischen den Nationen durch die UN-Charta geregelt werden, dass die universellen Rechte aller Menschen – politische, bürgerliche, wirtschaftliche, soziale und kulturelle – gewahrt werden, dass unsere Umwelt, die Luft, die Ozeane, der Weltraum, der Cyberspace und die Verkehrsadern des internationalen Handels geschützt und für alle zugänglich sind und dass die internationalen Institutionen, einschließlich der Vereinten Nationen, modernisiert und gestärkt werden, um die globalen Herausforderungen besser bewältigen zu können und unseren Bürgern greifbarere Vorteile zu bieten. Die von uns angestrebte Ordnung baut auf dem Vorangegangenen auf, geht aber auf gravierende Mängel, neue Realitäten und die Versuche einiger Staaten ein weit weniger freies und offenes Modell voranzutreiben, ein. Um die internationale Zusammenarbeit in einem Zeitalter des Wettbewerbs zu erhalten und zu verstärken, werden wir einen zweigleisigen Ansatz verfolgen. Auf der einen Seite werden wir mit jedem Land zusammenarbeiten, auch mit unseren geopolitischen Rivalen,


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das bereit ist, konstruktiv mit uns zusammenzuarbeiten, um gemeinsame Herausforderungen zu bewältigen. Außerdem werden wir uns voll und ganz auf die internationalen Institutionen einlassen und an deren Stärkung arbeiten. Auf der anderen Seite werden wir unsere Zusammenarbeit mit Demokratien und anderen gleichgesinnten Staaten vertiefen. Vom IndoPazifik-Quad (Australien, Indien, Japan, Vereinigte Staaten) bis zum Handels- und Technologierat USA-EU, vom AUKUS (Australien, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten) bis zum I2-U2 (Indien, Israel, Vereinigte Arabische Emirate, USA), schaffen wir ein Geflecht aus starken, belastbaren und sich gegenseitig verstärkenden Beziehungen, die beweisen, dass Demokratien für ihre Bürger und die Welt etwas leisten können.

Die Welt befindet sich jetzt an einem Wendepunkt. Dieses Jahrzehnt wird entscheidend sein, wenn es darum geht, die Bedingungen für unseren Wettbewerb mit der VR China festzulegen, die akute Bedrohung durch Russland zu bewältigen und unsere Bemühungen um


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mit gemeinsamen Herausforderungen, insbesondere Klimawandel, Pandemien und wirtschaftlichen Turbulenzen. Wenn wir nicht mit Dringlichkeit und Kreativität handeln, wird sich unser Zeitfenster für die Gestaltung der künftigen internationalen Ordnung und die Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen schließen. Diese Maßnahmen müssen damit beginnen, die Mittel zur Umsetzung unserer Strategie zu entwickeln, indem wir im In- und Ausland erneut investieren.

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TEIL II: INVESTITIONEN IN UNSERE STÄRKE

„Wenn wir in die Zukunft blicken, werden wir führen. Wir werden bei allen großen Herausforderungen unserer Zeit vorangehen – von COVID über Klima, Frieden und Sicherheit bis hin zu Menschenwürde und Menschenrechten. Aber wir werden es nicht allein tun. Wir werden gemeinsam mit unseren Verbündeten und Partnern und in Zusammenarbeit mit all jenen vorangehen, die wie wir glauben, dass es in unserer Macht steht, diese Herausforderungen zu bewältigen und eine Zukunft zu schaffen, die allen unseren Menschen hilft und diesen Planeten bewahrt. Aber nichts davon ist unvermeidlich; es ist eine Entscheidung. Und ich kann Ihnen sagen, wo Amerika steht: Wir werden uns dafür entscheiden, eine bessere Zukunft aufzubauen.“
PRÄSIDENT JOSEPH R. BIDEN,JR. (Tagung der Generalversammlung der Vereinten Nationen)

Investitionen in unsere nationale Macht, um einen Wettbewerbsvorteil zu bewahren

Um unsere Konkurrenten auszustechen und gemeinsame Herausforderungen zu bewältigen, muss Amerika seinen Wettbewerbsvorteil durch entscheidende Investitionen im Inland erhalten und ausbauen. In einer vernetzten Welt gibt es keine klare Linie zwischen Außen- und Innenpolitik. Der künftige Erfolg Amerikas in der Welt hängt von unserer Stärke und Widerstandsfähigkeit im eigenen Land ab – und insbesondere von der Stärke unserer Mittelschicht, die als Motor des Wirtschaftswachstums und als Schlüsselquelle für
demokratische Lebendigkeit und Zusammenhalt entscheidend für unsere nationale Sicherheit ist.

Umgekehrt gilt das Gleiche. Unser Erfolg im eigenen Land erfordert ein robustes und strategisches Engagement in der Welt, das mit unseren Interessen und Werten im Einklang steht, um das Leben der amerikanischen Bevölkerung besser, sicherer und gerechter zu machen. Deshalb müssen wir weitreichende Investitionen in die Quellen unserer natürlichen Stärke bei gleichzeitiger Stärkung unserer Widerstandsfähigkeit.

Umsetzung einer modernen Industrie- und Innovationsstrategie

Der private Sektor und offene Märkte waren und sind eine wichtige Quelle unserer nationalen Stärke und ein wichtiger Motor für Innovationen. Die Märkte allein können jedoch nicht auf den rasanten technologischen Wandel, globale Versorgungsstörungen, marktfremden Missbrauch durch die VR China und andere Akteure oder die sich verschärfende Klimakrise reagieren.

Strategische öffentliche Investitionen sind das Rückgrat einer starken Industrie- und Innovationsbasis in der globalen Wirtschaft des 21. Jahrhunderts. Aus diesem Grund verfolgen die Vereinigten Staaten eine moderne Industrie- und


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Innovationsstrategie. Wir identifizieren und investieren in Schlüsselbereiche, in denen die Privatwirtschaft allein nicht in der Lage ist, unsere zentralen wirtschaftlichen und nationalen Sicherheitsinteressen zu schützen, einschließlich der Stärkung unserer nationalen Resilienz. Wir sichern unsere kritischen Infrastrukturen, fördern die grundlegende Cybersicherheit für kritische Sektoren, von Pipelines bis zur Wasserversorgung, und arbeiten mit dem Privatsektor zusammen, um die Sicherheitsvorkehrungen in Technologieprodukten zu verbessern. Wir sichern unsere Lieferketten, auch durch neue Formen der öffentlich-privaten Zusammenarbeit, und nutzen das öffentliche Beschaffungswesen in kritischen Märkten, um die Nachfrage nach Innovationen zu fördern. Im Jahr 2021 haben wir unsere Wettbewerbsfähigkeit gestärkt, indem wir die größten Investitionen in die physische Infrastruktur seit fast einem Jahrhundert auf den Weg gebracht haben, darunter historische Investitionen in


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Transport, Breitband, sauberes Wasser und Energieinfrastruktur, die das Wirtschaftswachstum für die nächsten Jahrzehnte steigern werden. Wir sind uns der Bedeutung der Halbleiterlieferkette für unsere Wettbewerbsfähigkeit und unsere nationale Sicherheit bewusst
und wollen die Halbleiterindustrie in den Vereinigten Staaten wiederbeleben. Der CHIPS and Science Act bewilligt 280 Milliarden Dollar für zivile Investitionen in Forschung und Entwicklung, insbesondere in kritischen Sektoren wie Halbleiter und fortschrittliche
Computertechnik, Kommunikation der nächsten Generation, saubere Energietechnologien und Biotechnologien. Im Rahmen der National Biotechnology and Biomanufacturing Initiative investieren wir mehr als 2 Milliarden Dollar, um das volle Potenzial der Biotechnologie und der Bioproduktion auszuschöpfen, Arbeitsplätze im eigenen Land zu schaffen, die Lieferketten zu
stärken und die Kohlenstoffemissionen zu verringern.

Im Jahr 2022 haben wir den Inflation Reduction Act verabschiedet, der Investitionen in die heimische Energieproduktion und Fertigung vorsieht und die Kohlenstoffemissionen bis 2030 um etwa 40 Prozent senken wird. Die Bekämpfung der Klimakrise, die Stärkung unserer Energiesicherheit und die Beschleunigung des Übergangs zu sauberer Energie sind integraler Bestandteil unserer Industriestrategie, unseres Wirtschaftswachstums und unserer Sicherheit.

Wir sind dabei, neue Technologien und Lösungen zu entwickeln und einzuführen, die es uns ermöglichen, weltweit führend zu sein und gleichzeitig neue Märkte und skalierbare Ansätze zu schaffen. Zusammengenommen werden diese Investitionen die Vereinigten Staaten an der Spitze halten, die wirtschaftliche Kapazität erhöhen und im nächsten Jahrzehnt Millionen von Arbeitsplätzen und Billionen von Dollar an wirtschaftlichen Aktivitäten fördern. Im Rahmen dieser Bemühungen mobilisieren wir das Talent, den Elan und die Innovationskraft der amerikanischen Arbeitnehmer, die es mit jedem aufnehmen können. Wir legen auch Wert auf
Gerechtigkeit und investieren in die regionale Wirtschaftsentwicklung, um sicherzustellen, dass die Zukunft in ganz Amerika von allen Amerikanern gestaltet wird.

Bei dieser Arbeit schützen wir auch unsere Investitionen und stärken ihre Widerstandsfähigkeit, indem wir die Aktivitäten böswilliger Akteure im Cyberspace verfolgen, zuordnen und abwehren. Und wir gehen gegen den Diebstahl von geistigem Eigentum, erzwungenen Technologietransfer und andere Versuche vor, unsere technologischen Vorteile zu schmälern, indem wir die Investitionsprüfung, die Exportkontrollen und die Mittel zur Spionageabwehr verstärken. So wie wir versuchen, technisches Fachwissen und komplementäre Industriekapazitäten mit unseren Verbündeten und Partnern zu bündeln, verbessern wir auch
unsere kollektiven Kapazitäten, um Versuchen zu widerstehen, unsere gemeinsamen technologischen Vorteile zu schmälern, unter anderem durch die Überprüfung von Investitionen und Ausfuhrkontrollen und die Entwicklung neuer Regelungen, wo Lücken bestehen.

Investitionen in unsere Menschen

Wir konzentrieren uns auf die Stärkung der Wirtschaft, indem wir von unten nach oben und von der Mitte nach außen bauen. Wir wissen, dass die wirkungsvollsten öffentlichen Investitionen diejenigen sind, die wir in unsere Menschen tätigen. Wir wollen den gleichberechtigten Zugang zu erschwinglicher Gesundheitsversorgung und Kinderbetreuung, zu berufsbegleitender Ausbildung und Qualifizierung sowie zu hochwertiger Bildung und Ausbildung, einschließlich Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik (MINT), insbesondere für Frauen und Mädchen, verbessern. Diese Investitionen werden unsere Wirtschaftskapazität steigern, indem sie dafür sorgen, dass unsere Arbeitskräfte besser ausgebildet, gesünder und produktiver sind. Diese stärkeren Arbeitskräfte werden auch dauerhafte Vorteile schaffen, die unsere Stärke und Widerstandsfähigkeit stärken. Wir unterstützen auch die Arbeitnehmer, indem wir die

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gewerkschaftliche Organisierung und Tarifverhandlungen fördern und die Qualität der Arbeitsplätze verbessern.

In dem Maße, wie wir die Bedingungen für das Gedeihen unserer Menschen schaffen, werden wir Amerika auch weiterhin zum bevorzugten Ziel für Talente aus aller Welt machen. Seit der Gründung unserer Nation ist Amerika durch Einwanderer gestärkt und erneuert worden, die an unseren Küsten Chancen und Zuflucht suchen – ein einzigartiger strategischer Vorteil. Wir werden weiterhin mit dem Kongress zusammenarbeiten und Maßnahmen der Exekutive ergreifen, um sicherzustellen, dass unsere Einwanderungs- und Flüchtlingssysteme fair, geordnet und human sind, leichter zu handhaben und



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im Einklang mit unseren Werten und dem Gesetz. Und wir werden weitere Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass die Vereinigten Staaten das weltweit beste Ziel für Talente bleiben.

Die Stärkung unserer Demokratie

Unsere Demokratie ist der Kern dessen, was wir sind, und das demokratische Experiment Amerikas ist seit langem eine Quelle der Inspiration für Menschen auf der ganzen Welt. Unser Regierungssystem verankert die Rechtsstaatlichkeit und strebt danach, die Gleichheit und Würde aller Menschen zu schützen. Diskussionen und fundierte Debatten treiben uns an, unsere Fehler zu korrigieren, die Bedürfnisse der Öffentlichkeit besser zu erfüllen und den Kreis der Möglichkeiten zu erweitern. Wir sind unseren Idealen nicht immer gerecht geworden, und in den letzten Jahren wurde unsere Demokratie von innen heraus in Frage gestellt. Aber wir sind nie
von unseren Idealen abgerückt, und in jeder schwierigen Situation haben sich die Bürger für sie eingesetzt. In Krisenzeiten oder bei Fehleinschätzungen setzen wir auf mehr Demokratie – und nicht auf weniger – um den Weg nach vorne zu ebnen. Unsere Demokratie ist ein Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist – und wenn wir unsere eigenen Unzulänglichkeiten erkennen und beheben, können wir andere auf der ganzen Welt dazu inspirieren, das Gleiche zu tun.

Als Amerikaner müssen wir alle darin übereinstimmen, dass die Entscheidung des Volkes, wie sie in den Wahlen zum Ausdruck kommt, respektiert und geschützt werden muss. Wir sind auch der Meinung, dass weiterhin entscheidende Reformen notwendig sind, um unser Regierungssystem zu stärken. Aus diesem Grund haben wir Exekutivmaßnahmen ergriffen und drängen auf wichtige Gesetze zum Schutz und zur Förderung des Wahlrechts und zur Ausweitung der demokratischen Teilhabe, und deshalb bauen wir auf der Arbeit von Generationen von Aktivisten auf, um die Gleichberechtigung voranzutreiben und systemische Ungleichheiten in unseren Gesetzen, Politiken und Institutionen zu beseitigen. In der Tat sind Pluralismus, Inklusion und Vielfalt eine Quelle nationaler Stärke in einer sich schnell verändernden Welt. Wir bekräftigen das Recht auf freie Meinungsäußerung, auf eine freie Presse, auf friedliche Versammlung und auf andere grundlegende bürgerliche Freiheiten. Und gleichzeitig wehren wir uns gegen Bedrohungen unserer Demokratie wie den inländischen Terrorismus, indem wir die allererste nationale Strategie zur Bekämpfung des inländischen
Terrorismus umsetzen und globale Kräfte wie waffengestützte Korruption, Informationsmanipulationen, politische Einmischung und Angriffe auf die Rechtsstaatlichkeit, auch bei Wahlen, frontal bekämpfen. Amerika wird keine ausländische Einmischung in unsere
Wahlen dulden. Wir werden entschlossen handeln, um Störungen unserer demokratischen Prozesse abzuwehren und zu verhindern, und wir werden auf künftige Einmischungen mit allen geeigneten Instrumenten der nationalen Macht reagieren.

Mit Diplomatie möglichst starke Koalitionen bilden Das unübertroffene Netz von Verbündeten und Partnern der Vereinigten Staaten schützt und fördert unsere Interessen in der ganzen Welt – und wird von unseren Gegnern beneidet.

Aufbauend auf diesem Netzwerk werden wir die stärkstmöglichen Koalitionen zusammenstellen, um eine Welt zu fördern und zu verteidigen, die frei, offen, wohlhabend und sicher ist. Diesen Koalitionen werden alle Nationen angehören, die diese Ziele teilen. Im Mittelpunkt dieser Koalition stehen demokratische Nationen, die unsere Interessen und Werte teilen, um sicherzustellen, dass sie so transformativ wie möglich ist. Um unsere Koalitionen so inklusiv wie möglich zu gestalten, werden wir auch mit allen Ländern zusammenarbeiten, die eine auf Regeln


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basierende Ordnung unterstützen, während wir weiterhin alle Partner dazu drängen, Demokratie und Menschenrechte zu achten und zu fördern.

Transformative Zusammenarbeit

Wenn wir die schwierigsten Probleme der Welt lösen wollen, müssen wir ein wesentlich höheres Maß an Zusammenarbeit erreichen. Der Schlüssel dazu ist die Erkenntnis, dass der Kern unserer umfassenden Koalition diejenigen Partner sind, die unsere Interessen am engsten teilen. Amerikas vertragliche Bündnisse mit anderen



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Die demokratischen Staaten sind die Grundlage unserer Strategie und stehen im Mittelpunkt fast
aller unserer Bemühungen, die Welt friedlicher und wohlhabender zu machen. Unsere
Verbündeten in der NATO und in bilateralen Verträgen sollten niemals an unserem Willen und
unserer Fähigkeit zweifeln, ihnen gegen Aggression und Einschüchterung beizustehen. In dem
Maße, in dem wir unsere Streitkräfte modernisieren und daran arbeiten, unsere Demokratie im
eigenen Land zu stärken, werden wir unsere Verbündeten auffordern, dasselbe zu tun, auch
indem sie in die Art von Fähigkeiten investieren und die notwendigen Planungen vornehmen,
um die Abschreckung in einer zunehmend konfrontativen Welt zu stärken.
Amerikas Bündnisse und Partnerschaften haben acht Jahrzehnte lang eine entscheidende Rolle in
unserer nationalen Sicherheitspolitik gespielt und müssen vertieft und modernisiert werden, um
dies auch in Zukunft zu tun. Die NATO hat mit Geschlossenheit und Stärke reagiert, um weitere
russische Aggressionen in Europa abzuwehren, auch wenn die NATO auf dem Madrider Gipfel
2022 eine umfassende neue Agenda verabschiedet hat, um systemische Herausforderungen durch
die VR China und andere Sicherheitsrisiken von Cyber- bis zu Klimarisiken anzugehen, und dem
Antrag Finnlands und Schwedens auf Beitritt zum Bündnis zugestimmt hat. Der neu
eingerichtete Handels- und Technologierat USA-EU koordiniert die Ansätze zur Festlegung der
Spielregeln für globale Technologie-, Wirtschafts- und Handelsfragen auf der Grundlage
gemeinsamer demokratischer Werte. Unsere AUKUS-Sicherheitspartnerschaft mit Australien
und dem Vereinigten Königreich fördert die Stabilität im indo-pazifischen Raum und vertieft
gleichzeitig die Integration von Verteidigung und Technologie. Wir vertiefen weiterhin die
Zusammenarbeit mit den Five Eyes (mit Australien, Kanada, Neuseeland und dem Vereinigten
Königreich). Die wiederbelebte Vierergruppe, in der die Vereinigten Staaten mit Japan, Indien
und Australien zusammenarbeiten, befasst sich mit regionalen Herausforderungen und hat ihre
Fähigkeit unter Beweis gestellt, für den indopazifischen Raum etwas zu leisten, indem sie
COVID-19 und den Klimawandel bekämpft, Partnerschaften im Bereich der Cybersicherheit
vertieft und hohe Standards für die Sicherheit von Infrastruktur und Gesundheit fördert. Unsere
nachrichtendienstlichen Beziehungen zu unseren Verbündeten sind ein strategischer Trumpf, der
im Wettbewerb mit unseren Konkurrenten immer mehr an Bedeutung gewinnen wird,
insbesondere im technologischen Wettbewerb.
Wir werden weiterhin vorrangig nach neuen Wegen suchen, um unsere Allianzen im
indopazifischen Raum und in Europa zu integrieren und neue und tiefere Formen der
Zusammenarbeit zu entwickeln. Wir haben die G7 als Lenkungsausschuss der fortgeschrittenen
industriellen Demokratien der Welt wiederbelebt und glauben, dass sie eine entscheidende Rolle
bei der Unterstützung unserer gemeinsamen Vision für die internationale Ordnung spielen kann.
Die G7 ist dann am stärksten, wenn sie auch andere Länder mit ähnlichen Zielen einbezieht, wie
auf dem Gipfel 2022, an dem auch Argentinien, Indien, Indonesien, Senegal, Südafrika und die
Ukraine teilnahmen.
Den Interessen der USA ist am besten gedient, wenn unsere europäischen Verbündeten und
Partner eine aktive Rolle im indo-pazifischen Raum spielen, auch bei der Unterstützung der
Freiheit der Schifffahrt und der Wahrung von Frieden und Stabilität in der Straße von Taiwan.
Ebenso wollen wir, dass sich unsere indopazifischen Verbündeten gemeinsam mit unseren
europäischen Verbündeten für die Gestaltung der von uns allen angestrebten Ordnung
engagieren, indem sie Russland die Stirn bieten und mit der Europäischen Union und dem
Vereinigten Königreich in unserem Wettbewerb mit der VR China zusammenarbeiten. Dies ist
kein Gefallen für die Vereinigten Staaten. Unsere Verbündeten erkennen, dass ein
Zusammenbruch der internationalen Ordnung in einer Region diese letztlich auch in anderen
Regionen gefährdet.


*
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Diese demokratischen Verbündeten und Partner sind auch für die Unterstützung von Demokratie
und Menschenrechten in der ganzen Welt von wesentlicher Bedeutung. Maßnahmen zur
Stärkung der Demokratie und zum Schutz der Menschenrechte sind für die Vereinigten Staaten
nicht nur deshalb von entscheidender Bedeutung, weil sie mit unseren Werten übereinstimmen,
sondern auch, weil die Achtung der Demokratie und die Unterstützung der Menschenrechte den
globalen Frieden, die Sicherheit und den Wohlstand fördern.
Globale Bedrohungen für eine rechenschaftspflichtige und transparente Regierungsführung
bedrohen auch unser eigenes demokratisches System. Wir werden unser Instrumentarium zur
Förderung der Demokratie und zur Bekämpfung des Autoritarismus ständig aktualisieren. Die
Präsidentschaftsinitiative für die demokratische Erneuerung verbessert unsere Fähigkeit, die
entscheidenden Herausforderungen der 2020er Jahre zu bekämpfen, wie Korruption im großen
Stil, digitale Unterdrückung und Angriffe auf Wahlen und unabhängige Medien. Gleichzeitig
reagieren wir auf die sich ständig weiterentwickelnden Methoden, mit denen autoritäre Kräfte
versuchen, die globale Ordnung zu untergraben, insbesondere durch die Verwendung von
Waffen


*
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Informationen, um Demokratien zu untergraben und Gesellschaften zu polarisieren. Wir tun
dies, indem wir mit Regierungen, der Zivilgesellschaft, unabhängigen Medien und dem
Privatsektor zusammenarbeiten, um zu verhindern, dass glaubwürdige Informationen verdrängt
werden, indem wir Desinformationskampagnen aufdecken und die Integrität des Medienumfelds
stärken – eine Grundlage für gedeihliche Demokratien. Gemeinsam mit unseren Verbündeten
und Partnern ziehen wir auch Staaten für Menschenrechtsverletzungen und -missbrauch zur
Rechenschaft, auch gegenüber ethnischen und religiösen Minderheiten, behandeln die
Korruptionsbekämpfung als das zentrale nationale Sicherheitsinteresse, das sie ist, gehen gegen
grenzüberschreitende Unterdrückung vor und stehen an der Seite der Menschen in aller Welt, die
an vorderster Front für Würde, Gleichheit und Gerechtigkeit kämpfen. Wir bekräftigen unsere
Verpflichtung, mit der internationalen Gemeinschaft zusammenzuarbeiten, um nachhaltige,
langfristige Lösungen für die schwerste Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Weltkrieg zu finden –
auch durch Neuansiedlung. Wir haben unsere jährliche Obergrenze für die Aufnahme von
Flüchtlingen auf 125.000 erhöht und sind dabei, das U.S. Refugee Admissions Program
umzubauen und zu verbessern, damit wir dieses Ziel erreichen können.

Eine integrative Welt

Die große Mehrheit der Länder wünscht sich eine stabile und offene, auf Regeln basierende
Ordnung, die ihre Souveränität und territoriale Integrität respektiert, einen fairen
wirtschaftlichen Austausch mit anderen Ländern ermöglicht, den gemeinsamen Wohlstand
fördert und die Zusammenarbeit bei gemeinsamen Herausforderungen ermöglicht. Sie lehnen
Aggression, Zwang und Einmischung von außen entschieden ab. Sie haben kein Interesse daran,
seit langem bestehende Regeln und Normen außer Kraft zu setzen, um die Welt für Aggression
und Unterdrückung sicher zu machen.
Wir werden dazu beitragen, Koalitionen zu bilden und zu erhalten, die all diese Länder
einbinden und ihre kollektiven Stärken nutzen. Wir sind uns bewusst, dass einige von ihnen
Vorbehalte gegenüber der amerikanischen Macht und unserer Außenpolitik hegen mögen.
Andere sind vielleicht nicht demokratisch, aber dennoch auf ein regelbasiertes internationales
System angewiesen. Doch unsere Gemeinsamkeiten und die Aussicht auf eine freiere und
offenere Welt machen eine solche breite Koalition notwendig und sinnvoll. Wir werden den
Vorschlägen unserer Partner zuhören und prüfen, wie wir dies erreichen können.
Der Aufbau dieser inklusiven Koalition erfordert eine Stärkung des multilateralen Systems zur
Wahrung der Gründungsprinzipien der Vereinten Nationen, einschließlich der Achtung des
Völkerrechts. 141 Länder haben in der Generalversammlung der Vereinten Nationen eine
Resolution unterstützt, in der Russlands unprovozierte Aggression gegen die Ukraine verurteilt
wird. Wir werden diesen Ansatz auch weiterhin verfolgen, indem wir uns in allen Regionen und
bei allen Themen engagieren, und zwar nicht im Sinne dessen, wogegen wir sind, sondern wofür
wir sind. In diesem Jahr haben wir uns mit der ASEAN zusammengetan, um die saubere
Energieinfrastruktur und die maritime Sicherheit in der Region zu fördern. Wir haben die
Kampagne „Prosper Africa Build Together“ ins Leben gerufen, um das Wirtschaftswachstum auf
dem gesamten Kontinent anzukurbeln und Handel und Investitionen in den Bereichen saubere
Energie, Gesundheit und digitale Technologie zu fördern. Wir arbeiten an der Entwicklung einer
Partnerschaft mit den Ländern am Atlantischen Ozean, um einen gemeinsamen Ansatz zur
Förderung unserer gemeinsamen Ziele in den Bereichen Entwicklung, Wirtschaft, Umwelt,
Wissenschaft und maritime Governance zu entwickeln und umzusetzen. Wir haben regionale
Maßnahmen zur Bewältigung der zentralen Herausforderungen in der westlichen Hemisphäre
angestoßen, indem wir die Amerikanische Partnerschaft für wirtschaftlichen Wohlstand


*
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angeführt haben, um den wirtschaftlichen Aufschwung voranzutreiben, und indem wir die
Region durch die Erklärung von Los Angeles zu Migration und Schutz für einen mutigen und
beispiellosen Ansatz zur Migration mobilisiert haben. Im Nahen Osten haben wir uns für eine
stärkere Abschreckung gegenüber dem Iran, die Deeskalation regionaler Konflikte, die
Vertiefung der Integration einer Reihe von Partnern in der Region und die Stärkung der
Energiestabilität eingesetzt.
Ein Paradebeispiel für eine integrative Koalition ist der IPEF, den wir zusammen mit einem
Dutzend regionaler Partner ins Leben gerufen haben, die 40 Prozent des weltweiten BIP
repräsentieren. Dieser Rahmen umfasst vier Säulen – Handel und digitale Wirtschaft,
Lieferketten und Widerstandsfähigkeit, saubere Energie und Dekarbonisierung,


*
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sowie in den Bereichen Steuern und Korruptionsbekämpfung – wird diese Partnerschaft die
Spielregeln für eine wirtschaftlich vitale Region und damit für die Weltwirtschaft bestimmen.
Die Vereinigten Staaten haben zusammen mit ihren G7-Partnern die PGII ins Leben gerufen, um
den enormen Infrastrukturbedarf in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu
decken. PGII katalysiert öffentliche und private Finanzierungen, um Klima- und
Energiesicherheit, Gesundheit und Gesundheitssicherheit, digitale Konnektivität und
Gleichstellung der Geschlechter voranzutreiben – und gleichzeitig Chancen für amerikanische
Unternehmen zu schaffen. Wir haben vom Golf-Kooperationsrat Zusagen in Höhe von über 3
Milliarden Dollar für Projekte erhalten, die mit den Zielen der PGII übereinstimmen. Einen
ähnlichen Ansatz haben wir bei einer Reihe anderer Entwicklungsinitiativen verfolgt, die sich
ebenfalls auf Multi-Stakeholder-Koalitionen stützen, die ein breites Spektrum an Ressourcen
mobilisieren können, um auf unterschiedliche Weise zu zeigen, dass „Demokratie etwas bringt“,
darunter der seit langem bestehende President’s Emergency Plan for AIDS Relief (PEPFAR) und
der Global Fund. Wir rufen die Welt dazu auf, mutige Maßnahmen zu ergreifen und unseren
kollektiven Ehrgeiz zu steigern, um das Ziel des Globalen Fonds von 18 Milliarden Dollar zur
Bekämpfung von HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria in den nächsten drei Jahren zu erreichen,
und haben in unserem Haushalt für das GJ 2023 2 Milliarden Dollar beantragt, um eine
dreijährige Zusage der Vereinigten Staaten von 6 Milliarden Dollar zu verankern. Diese
Investition wird die Gesundheitssysteme stärken, die Fortschritte bei der Verwirklichung der
allgemeinen Gesundheitsversorgung beschleunigen und das globale Gesundheitspersonal
aufstocken.
Die Vereinigten Staaten werden pragmatisch mit jedem Partner zusammenarbeiten, der bereit ist,
sich uns bei der konstruktiven Lösung von Problemen anzuschließen und auf der Grundlage
gemeinsamer Interessen neue Verbindungen zu stärken und aufzubauen. Dazu gehören nicht nur
Nationalstaaten, sondern auch zivilgesellschaftliche Gruppen, Privatunternehmen,
philanthropische Organisationen und subnationale Regierungen im eigenen Land und in der
ganzen Welt. Durch bewährte Initiativen wie Gavi, die Impfstoffallianz, neue, zeitgemäße
Plattformen wie COVAX und neue historische Anstrengungen zur Verbesserung der
Finanzierung der globalen Gesundheitssicherheit, einschließlich des Finanzintermediärfonds für
Pandemieprävention, -vorsorge und -reaktion, werden wir zweckmäßige Koalitionen und
öffentlich-private Allianzen schmieden, um die schwierigsten Herausforderungen der Welt zu
bewältigen.

Eine wohlhabende Welt

Wir werden auch neue Wege der Zusammenarbeit mit Verbündeten und Partnern im Bereich der
Entwicklung und der Ausweitung der Menschenwürde beschreiten, weil wir wissen, dass diese
Bereiche für die Sicherheit und den Wohlstand aller Amerikaner unerlässlich sind.
Infektionskrankheiten, Terrorismus, gewalttätiger Extremismus, irreguläre Migration und andere
Bedrohungen entstehen oder beschleunigen sich oft aufgrund tiefer liegender
Entwicklungsprobleme, und wenn sie einmal da sind, kennen sie keine nationalen Grenzen.
Transnationale Bedrohungen wiederum untergraben die Entwicklung, schüren Armut und
menschliches Leid und bilden einen Teufelskreis.
Die COVID-19-Pandemie hat Entwicklungserfolge zunichte gemacht und anhaltende
Ungleichheiten ans Licht gebracht. Langwierige Konflikte, zunehmende Fragilität, ein
Wiederaufleben des Autoritarismus und immer häufiger auftretende Klimaschocks bedrohen das


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Leben und die Lebensgrundlagen der Menschen und die globale Stabilität. Der Krieg Russlands
gegen die Ukraine hat diese Bedrohungen noch verschärft und zu einem Anstieg der
Lebensmittel- und Energiepreise beigetragen, der die Armut verschärft und die
Ernährungssicherheit weltweit untergräbt.
Wir werden daran arbeiten, diese gemeinsamen Herausforderungen zu bewältigen und die Ziele
für nachhaltige Entwicklung voranzubringen, indem wir inklusivere
Entwicklungspartnerschaften anstreben, insbesondere indem wir lokale Partner in die
Verantwortung nehmen, und indem wir ein breiteres Spektrum an Instrumenten einsetzen,
einschließlich katalytischer Finanzierung und integrierter humanitärer, entwicklungspolitischer
und friedensfördernder Maßnahmen. Wir wenden diesen Ansatz bereits an, um gefährdeten
Nationen dabei zu helfen, sich gegen die verheerenden Auswirkungen der Klimakrise zu
wappnen, und zwar durch den President’s Emergency Plan for Adaptation and


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Resilienz (PREPARE) und zur Unterstützung der demokratischen Erneuerung durch die
Partnerschaften für demokratische Entwicklung (PDD). Wir setzen diesen Entwicklungsansatz
auch um, um die globale Gesundheitssicherheit und die Gesundheitssysteme zu verbessern und
um prinzipienfeste humanitäre Maßnahmen zu ergreifen und gleichzeitig die Ursachen von
Fragilität, Konflikten und Krisen zu bekämpfen, unter anderem durch den Global Fragility Act.
Wir werden unsere Instrumente der humanitären Hilfe, der Entwicklung und der
Friedenskonsolidierung kohärenter einsetzen. Und wir werden in Frauen und Mädchen
investieren, auf die Stimmen und Bedürfnisse der am stärksten Marginalisierten, einschließlich
der LGBTQI+-Gemeinschaft, eingehen und eine integrative Entwicklung fördern.
im Großen und Ganzen.
Im Rahmen unserer Entwicklungsarbeit werden wir weiterhin bewährte Praktiken anwenden, die
die Vereinigten Staaten und unsere Partner von unseren Konkurrenten unterscheiden:
Transparenz und Rechenschaftspflicht, hohe Umwelt-, Sozial-, Arbeits- und
Integrationsstandards, Achtung der Menschenrechte und lokale Partnerschaften, die durch
ausländische Hilfe und eine solide, nachhaltige Finanzierung unterstützt werden. Die
internationalen Finanzinstitutionen, einschließlich der Weltbank und des Internationalen
Währungsfonds, sind auch ein Kraftmultiplikator für unsere Werte und Interessen. Ein stärkeres,
stabileres Wachstum im Ausland bedeutet eine stärkere Wirtschaft hierzulande. Wenn andere
Volkswirtschaften florieren, steigt die Nachfrage nach amerikanischen Waren- und
Dienstleistungsexporten, was wiederum Arbeitsplätze in den USA schafft. Wir werden uns
dafür einsetzen, dass diese Institutionen besser auf die Prioritäten der USA reagieren können.
Dazu gehört auch die Frage, wie wir die Entwicklungsländer besser unterstützen können, damit
sie die Pandemie und die Auswirkungen des russischen Krieges in der Ukraine überstehen.

Modernisierung und Stärkung unseres Militärs

Das amerikanische Militär ist die stärkste Kampftruppe, die die Welt je gesehen hat. Amerika
wird nicht zögern, Gewalt anzuwenden, wenn dies zur Verteidigung unserer nationalen
Interessen erforderlich ist. Aber wir werden dies nur als letztes Mittel und nur dann tun, wenn die
Ziele und die Mission klar und erreichbar sind, mit unseren Werten und Gesetzen
übereinstimmen, neben nicht-militärischen Mitteln, und die Mission mit der informierten
Zustimmung des amerikanischen Volkes durchgeführt wird.
Unser Ansatz zur Landesverteidigung ist in der Nationalen Verteidigungsstrategie 2022
ausführlich beschrieben. Wir gehen davon aus, dass ein starkes US-Militär dazu beiträgt,
lebenswichtige nationale Interessen der USA zu fördern und zu schützen, indem es die
Diplomatie unterstützt, Aggressionen abwehrt, Konflikte verhindert, Stärke demonstriert und das
amerikanische Volk und seine wirtschaftlichen Interessen schützt. In einem sich verschärfenden
Wettbewerb besteht die Aufgabe des Militärs darin, Vorteile im Kampf zu erhalten und zu
gewinnen und gleichzeitig die Vorteile unserer Konkurrenten zu begrenzen. Das Militär wird
dringend handeln, um die Abschreckung aufrechtzuerhalten und zu stärken, wobei die
Volksrepublik China die größte Herausforderung darstellt. Wir werden disziplinierte
Entscheidungen in Bezug auf unsere Landesverteidigung treffen und unsere Aufmerksamkeit auf
die Hauptaufgaben des Militärs richten: die Verteidigung des Heimatlandes und die
Abschreckung von Angriffen und Aggressionen gegen die Vereinigten Staaten, unsere
Verbündeten und Partner, während wir gleichzeitig darauf vorbereitet sind, die Kriege der Nation
zu führen und zu gewinnen, sollten Diplomatie und Abschreckung versagen.
Dazu werden wir unsere Kräfte bündeln, um eine maximale Wirkung bei der Abschreckung von


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Aggressionen zu erzielen – ein Ansatz, den wir als integrierte Abschreckung bezeichnen (siehe
Textkasten auf Seite 22). Wir werden unser Militär mit einer kampagnenorientierten Denkweise
einsetzen, d.h. wir werden logisch miteinander verbundene militärische Aktivitäten durchführen,
um strategisch ausgerichtete Prioritäten voranzutreiben. Und wir werden ein widerstandsfähiges
Streitkräfte- und Verteidigungssystem aufbauen, um sicherzustellen, dass wir diese Aufgaben
auch in den kommenden Jahrzehnten erfüllen können. Wir haben Amerikas längsten Krieg in
Afghanistan beendet und damit eine Ära großer Militäroperationen zur Umgestaltung anderer
Gesellschaften, während wir gleichzeitig die Fähigkeit aufrechterhalten haben, terroristische
Bedrohungen für das amerikanische Volk zu bekämpfen, sobald sie auftauchen.


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Ein kampferprobtes Militär ist die Grundlage für die Abschreckung und die Fähigkeit Amerikas,
sich in Konflikten durchzusetzen. Wir werden die gemeinsamen Streitkräfte so modernisieren,
dass sie tödlich, belastbar, nachhaltig, überlebensfähig, agil und reaktionsfähig sind, wobei wir
operativen Konzepten und aktualisierten Fähigkeiten zur Kriegsführung Vorrang einräumen. Der
Krieg in der Ukraine zeigt, wie wichtig eine lebendige Verteidigungsindustrie für die
Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten und Partner ist. Sie muss nicht nur in der Lage sein,
schnell bewährte Fähigkeiten herzustellen, die zur Verteidigung gegen gegnerische Angriffe
benötigt werden, sondern auch in der Lage sein, innovativ und kreativ Lösungen zu entwickeln,
wenn sich die Bedingungen auf dem Schlachtfeld ändern. Da neu entstehende Technologien die
Kriegsführung verändern und neuartige Bedrohungen für die Vereinigten Staaten, unsere
Verbündeten und Partner darstellen, investieren wir in eine Reihe fortschrittlicher Technologien,
darunter Anwendungen im Cyber- und Weltraumbereich, Fähigkeiten zur Abwehr von Raketen,
vertrauenswürdige künstliche Intelligenz und Quantensysteme, während wir gleichzeitig neue
Fähigkeiten zeitnah auf dem Schlachtfeld einsetzen. Die Einbindung von Verbündeten und
Partnern in jeder Phase der Verteidigungsplanung ist für eine sinnvolle Zusammenarbeit von
entscheidender Bedeutung. Wir bemühen uns auch um die Beseitigung von Hindernissen, die
einer engeren Zusammenarbeit mit Verbündeten und Partnern im Wege stehen, einschließlich
Fragen im Zusammenhang mit der gemeinsamen Entwicklung und Produktion von Fähigkeiten,
um unseren gemeinsamen militärisch-technologischen Vorsprung zu sichern.
Die nukleare Abschreckung hat für die Nation nach wie vor höchste Priorität und bildet die
Grundlage für eine integrierte Abschreckung. Eine sichere und effektive Nuklearstreitkraft
untermauert unsere Verteidigungsprioritäten, indem sie strategische Angriffe abschreckt,
Verbündeten und Partnern Sicherheit gibt und es uns ermöglicht, unsere Ziele zu erreichen,
wenn die Abschreckung versagt. Unsere Konkurrenten und potenziellen Gegner investieren in
großem Umfang in neue Kernwaffen. In den 2030er Jahren werden die Vereinigten Staaten zum
ersten Mal zwei große Atommächte abschrecken müssen, die beide über moderne und vielfältige
globale und regionale Nuklearstreitkräfte verfügen werden. Um sicherzustellen, dass unsere
nukleare Abschreckung weiterhin auf die Bedrohungen reagiert, mit denen wir konfrontiert sind,
modernisieren wir die nukleare Triade, die nukleare Führung, Kontrolle und Kommunikation
sowie unsere Kernwaffeninfrastruktur und stärken unsere erweiterten
Abschreckungsverpflichtungen gegenüber unseren Verbündeten. Wir setzen uns auch weiterhin
dafür ein, die Risiken eines Atomkriegs zu verringern. Dazu gehören weitere Schritte zur
Verringerung der Rolle von Kernwaffen in unserer Strategie und die Verfolgung realistischer
Ziele für eine gegenseitige, überprüfbare Rüstungskontrolle, die zu unserer
Abschreckungsstrategie beitragen und die globale
Nichtverbreitungsregime.
Die wichtigsten Investitionen sind die in die außergewöhnliche Freiwilligentruppe des Heeres,
des Marine Corps, der Marine, der Luftwaffe, der Raumfahrt und der Küstenwache – zusammen
mit unseren zivilen Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums. Unsere Militärangehörigen
sind das Rückgrat der amerikanischen Landesverteidigung, und wir engagieren uns für ihr
Wohlergehen und das ihrer Familien während des Dienstes und darüber hinaus. Wir werden
unser Grundprinzip der zivilen Kontrolle des Militärs beibehalten, in der Erkenntnis, dass
gesunde, in gegenseitigem Respekt verwurzelte Beziehungen zwischen Zivilisten und Militärs
für die militärische Effektivität unerlässlich sind. Wir werden die Effektivität der Streitkräfte
stärken, indem wir Vielfalt und Integration fördern, unsere Bemühungen zur Suizidprävention
intensivieren, die Geißel der sexuellen Übergriffe, der Belästigung und anderer Formen von
Gewalt, Missbrauch und Diskriminierung beseitigen und gewalttätigen Extremismus ausrotten.


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Wir werden auch die heilige Verpflichtung unserer Nation aufrechterhalten, für die Veteranen
und ihre Familien zu sorgen, wenn unsere Truppen nach Hause zurückkehren.


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Integrierte Abschreckung

Die Vereinigten Staaten haben ein vitales Interesse an der Abschreckung von Aggressionen
durch die VR China, Russland und andere Staaten. Fähigere Konkurrenten und neue Strategien
für bedrohliches Verhalten unterhalb und oberhalb der traditionellen Konfliktschwelle bedeuten,
dass wir es uns nicht leisten können, uns ausschließlich auf konventionelle Streitkräfte und
nukleare Abschreckung zu verlassen. Unsere Verteidigungsstrategie muss die Abschreckung
aufrechterhalten und stärken, wobei die Volksrepublik China unsere größte Herausforderung
darstellt.
Unsere nationale Verteidigungsstrategie stützt sich auf die integrierte Abschreckung: die
nahtlose Kombination von Fähigkeiten, um potenzielle Gegner davon zu überzeugen, dass die
Kosten ihrer feindlichen Aktivitäten den Nutzen überwiegen. Dazu gehört:
• Bereichsübergreifende Integration, in der Erkenntnis, dass die Strategien unserer
Konkurrenten sowohl im militärischen (Land, Luft, See, Cyber und Weltraum) als auch
im nichtmilitärischen (Wirtschaft, Technologie und Information) Bereich operieren –
und das müssen wir auch.
• Regionenübergreifende Integration, da wir wissen, dass unsere Konkurrenten
expansive Ambitionen mit wachsenden Fähigkeiten kombinieren, um die Interessen
der USA in Schlüsselregionen und im eigenen Land zu bedrohen.
• Integration über das gesamte Konfliktspektrum hinweg, um zu verhindern, dass
Konkurrenten den Status quo in einer Weise verändern, die unseren vitalen
Interessen schadet, während sie sich unterhalb der Schwelle eines bewaffneten
Konflikts bewegen.
• Integration in der gesamten US-Regierung, um das gesamte Spektrum
amerikanischer Vorteile zu nutzen, von der Diplomatie über nachrichtendienstliche und
wirtschaftliche Instrumente bis hin zur Sicherheitshilfe und zu Entscheidungen über die
Streitkräftestellung.
• Integration mit Verbündeten und Partnern durch Investitionen in die
Interoperabilität und die Entwicklung gemeinsamer Fähigkeiten, kooperative
Lageplanung und koordinierte diplomatische und wirtschaftliche Ansätze.
Integrierte Abschreckung erfordert, dass wir uns besser koordinieren, vernetzen und innovativ
vorgehen, damit jeder Konkurrent, der in einem Bereich auf einen Vorteil drängt, versteht, dass
wir auch in vielen anderen Bereichen reagieren können. Dies ergänzt den traditionellen Rückhalt
durch kampferprobte konventionelle und strategische Fähigkeiten und ermöglicht es uns, die
Wahrnehmung des Gegners hinsichtlich der Risiken und Kosten von Maßnahmen gegen die
Kerninteressen der Vereinigten Staaten zu jeder Zeit und in jedem Bereich zu verbessern.
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TEIL III: UNSERE GLOBALEN PRIORITÄTEN

„Die Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, sind in der Tat groß, aber unsere
Möglichkeiten sind noch größer. Unser Engagement muss noch größer sein. Lassen Sie uns also
zusammenstehen, um erneut die unmissverständliche Entschlossenheit zu verkünden, dass die
Nationen der Welt immer noch vereint sind, dass wir für die Werte der UN-Charta eintreten,
dass wir immer noch glauben, dass wir durch Zusammenarbeit den Bogen der Geschichte in
Richtung einer freieren und gerechteren Welt für alle unsere Kinder spannen können, auch wenn
keiner von uns dies vollständig erreicht hat. Wir sind keine passiven Zeugen der Geschichte; wir
sind die Autoren der Geschichte. Wir können das tun – wir müssen es tun – für uns selbst und für
unsere Zukunft, für die Menschheit.“
PRÄSIDENT JOSEPH R. BIDEN,JR. (Tagung der Generalversammlung der Vereinten Nationen)

Die im vorigen Abschnitt skizzierten Schritte – der Aufbau unserer Stärke im eigenen Land, um
einen Wettbewerbsvorteil zu erhalten; der Einsatz unserer diplomatischen Macht, um die
stärkstmögliche Koalition zur Unterstützung einer offenen, freien, wohlhabenden und sicheren
Welt zu bilden; und die Modernisierung und Stärkung unseres Militärs – werden die Vereinigten
Staaten in die Lage versetzen, eine internationale Ordnung zu stärken, die dem amerikanischen
Volk seit Jahrzehnten große Vorteile gebracht hat, und unsere Rivalen, die eine andere Vision
anbieten, zu überflügeln. Die Breite und Komplexität unserer globalen Interessen bedeutet, dass
wir diese Macht strategisch einsetzen müssen. Drei miteinander verknüpfte Arbeitsbereiche sind
von größter Bedeutung: die Bewältigung der Herausforderungen, die unsere strategischen
Konkurrenten für die internationale Ordnung darstellen, die Bewältigung gemeinsamer globaler
Herausforderungen und die Gestaltung der Spielregeln für Technologie, Cybersicherheit, Handel
und Wirtschaft.

China überflügeln und Russland einschränken

Die VR China und Russland sind zunehmend aufeinander ausgerichtet, aber die
Herausforderungen, die sie darstellen, sind in wichtiger Hinsicht unterschiedlich. Wir werden
der Aufrechterhaltung eines dauerhaften Wettbewerbsvorteils gegenüber der VR China Priorität
einräumen und gleichzeitig ein nach wie vor äußerst gefährliches Russland in die Schranken
weisen.

China

Die VR China ist der einzige Konkurrent, der sowohl die Absicht hat, die internationale
Ordnung neu zu gestalten, als auch zunehmend über die wirtschaftliche, diplomatische,


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militärische und technologische Macht verfügt, dies zu tun. Peking hat den Ehrgeiz, seine
Einflusssphäre im indo-pazifischen Raum zu vergrößern und die führende Macht der Welt zu
werden. Es nutzt seine technologischen Kapazitäten und seinen zunehmenden Einfluss auf
internationale Institutionen, um seinem eigenen autoritären Modell günstigere Bedingungen zu
verschaffen und die Nutzung globaler Technologien und Normen so zu gestalten, dass seine
Interessen und Werte bevorzugt werden. Peking nutzt seine wirtschaftliche Macht häufig, um
Länder unter Druck zu setzen. Es profitiert von der Offenheit der internationalen Wirtschaft,
während es den Zugang zu seinem heimischen Markt einschränkt, und es versucht, die
Abhängigkeit der Welt von der VR China zu erhöhen, während es seine eigene Abhängigkeit
von der Welt verringert. Die VR China ist
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Sie investiert auch in ein Militär, das sich rasch modernisiert, im indopazifischen Raum immer
leistungsfähiger wird und weltweit an Stärke und Reichweite gewinnt – und versucht
gleichzeitig, die US-Bündnisse in der Region und weltweit zu untergraben.
Gleichzeitig spielt die VR China eine zentrale Rolle in der Weltwirtschaft und hat einen
erheblichen Einfluss auf gemeinsame Herausforderungen, insbesondere den Klimawandel und
die globale öffentliche Gesundheit. Es ist möglich, dass die Vereinigten Staaten und die VR
China friedlich koexistieren und gemeinsam am menschlichen Fortschritt teilhaben und dazu
beitragen.
Unsere Strategie gegenüber der VR China ist dreifach: 1) in die Grundlagen unserer Stärke im
eigenen Land zu investieren – unsere Wettbewerbsfähigkeit, unsere Innovation, unsere
Widerstandsfähigkeit, unsere Demokratie -, 2) unsere Bemühungen mit unserem Netzwerk von
Verbündeten und Partnern abzustimmen, indem wir mit einem gemeinsamen Ziel und für eine
gemeinsame Sache handeln, und 3) mit der VR China verantwortungsvoll zu konkurrieren, um
unsere Interessen zu verteidigen und unsere Vision für die Zukunft aufzubauen. Die ersten
beiden Elemente – Investitionen und Bündelung – wurden im vorigen Abschnitt beschrieben und
sind von wesentlicher Bedeutung, um die VR China in den Bereichen Technologie, Wirtschaft,
Politik, Militär, Nachrichtendienste und Global Governance zu übertreffen.
Der Wettbewerb mit der VR China ist im indo-pazifischen Raum am stärksten ausgeprägt, aber
er ist auch zunehmend global. Auf der ganzen Welt wird in jeder Region und in den Bereichen
Wirtschaft, Technologie, Diplomatie, Entwicklung, Sicherheit und Global Governance um die
Festlegung der Spielregeln und die Gestaltung der Beziehungen gerungen, die die globalen
Angelegenheiten bestimmen.
Im Wettbewerb mit der VR China, wie auch in anderen Bereichen, ist es klar, dass die nächsten
zehn Jahre das entscheidende Jahrzehnt sein werden. Wir stehen jetzt an einem Wendepunkt, an
dem die Entscheidungen, die wir heute treffen, und die Prioritäten, die wir heute verfolgen, uns
auf einen Kurs bringen werden, der unsere Wettbewerbsposition bis weit in die Zukunft hinein
bestimmt.
Viele unserer Verbündeten und Partner, insbesondere im indo-pazifischen Raum, stehen an der
Frontlinie der Zwangsmaßnahmen der VR China und sind zu Recht entschlossen, ihre eigene
Autonomie, Sicherheit und ihren Wohlstand zu gewährleisten. Wir werden ihre Fähigkeit
unterstützen, souveräne Entscheidungen im Einklang mit ihren Interessen und Werten zu treffen,
frei von Druck von außen, und uns dafür einsetzen, Investitionen, Entwicklungshilfe und Märkte
auf hohem Niveau und in großem Umfang bereitzustellen. Unsere Strategie wird von uns
verlangen, dass wir mit den Partnerländern zusammenarbeiten, sie unterstützen und ihre
wirtschaftlichen und entwicklungspolitischen Bedürfnisse befriedigen, nicht um des
Wettbewerbs willen, sondern um ihrer selbst willen. Wir werden in gemeinsamer Absicht
handeln, um eine Reihe von Problemen anzugehen – von nicht vertrauenswürdiger digitaler
Infrastruktur über Zwangsarbeit in Lieferketten bis hin zu illegaler, nicht gemeldeter und
unregulierter Fischerei. Wir werden Peking für Verstöße zur Rechenschaft ziehen – Völkermord
und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Xinjiang, Menschenrechtsverletzungen in Tibet
und die Beschneidung der Autonomie und der Freiheiten Hongkongs – selbst wenn es versucht,
Länder und Gemeinschaften zum Schweigen zu bringen. Wir werden weiterhin vorrangig in ein
kampffähiges Militär investieren, das Aggressionen gegen unsere Verbündeten und Partner in
der Region abhält und diesen helfen kann, sich selbst zu verteidigen.
Wir haben ein bleibendes Interesse an der Aufrechterhaltung von Frieden und Stabilität in der
Straße von Taiwan, die für die regionale und globale Sicherheit und den Wohlstand von
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entscheidender Bedeutung sind und die internationale Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wir *
lehnen jede einseitige Änderung des Status quo durch eine der beiden Seiten ab und unterstützen
nicht die Unabhängigkeit Taiwans. Wir bleiben unserer Ein-China-Politik verpflichtet, die sich
am Taiwan Relations Act, den Drei Gemeinsamen Kommuniqués und den Sechs Zusicherungen
orientiert. Und wir werden unsere Verpflichtungen aus dem Gesetz über die Beziehungen zu
Taiwan einhalten, Taiwans Selbstverteidigung zu unterstützen und unsere Fähigkeit
aufrechtzuerhalten, uns jeglicher Anwendung von Gewalt oder Zwang gegen Taiwan zu
widersetzen.


*
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Auch wenn Verbündete und Partner unterschiedliche Sichtweisen auf die VR China haben
mögen, haben unser diplomatischer Ansatz und das Verhalten der VR China selbst zu
bedeutenden und wachsenden Möglichkeiten geführt, die Ansätze abzustimmen und Ergebnisse
zu erzielen. In ganz Europa, Asien, dem Nahen Osten, Afrika und Lateinamerika sind sich die
Länder über die Art der Herausforderungen, die die VR China darstellt, im Klaren. Die
Regierungen wollen nachhaltige öffentliche Finanzen. Die Arbeitnehmer wollen mit Würde und
Respekt behandelt werden. Innovatoren wollen für ihren Einfallsreichtum, ihre
Risikobereitschaft und ihre beharrlichen Bemühungen belohnt werden. Und unternehmerisch
denkende Firmen wollen offene und freie Gewässer, in denen ihre Produkte gehandelt werden
können.
Wir konkurrieren zwar heftig miteinander, aber wir werden diesen Wettbewerb
verantwortungsvoll führen. Wir werden uns um eine größere strategische Stabilität bemühen,
indem wir Maßnahmen ergreifen, die das Risiko einer unbeabsichtigten militärischen Eskalation
verringern, die Krisenkommunikation verbessern, die gegenseitige Transparenz erhöhen und
Peking schließlich in formellere Rüstungskontrollbemühungen einbinden. Wir werden immer
bereit sein, mit der VR China zusammenzuarbeiten, wenn unsere Interessen übereinstimmen.
Wir dürfen nicht zulassen, dass die Meinungsverschiedenheiten, die uns trennen, uns davon
abhalten, bei den Prioritäten voranzukommen, die eine Zusammenarbeit zum Wohle unserer
Menschen und zum Wohle der Welt erfordern. Dazu gehören das Klima, die Bedrohung durch
Pandemien, die Nichtverbreitung von Kernwaffen, die Bekämpfung des illegalen Drogenhandels,
die weltweite Nahrungsmittelkrise und makroökonomische Fragen. Kurz gesagt, wir werden uns
mit der VR China konstruktiv auseinandersetzen, wo immer wir können, nicht um uns oder
anderen einen Gefallen zu tun und niemals im Tausch gegen eine Abkehr von unseren
Grundsätzen, sondern weil die Welt von Großmächten erwartet, dass sie gemeinsam an der Lösung
großer Herausforderungen arbeiten, und weil dies direkt in unserem Interesse liegt. Kein Land
sollte wegen bilateraler Differenzen Fortschritte in existenziellen transnationalen Fragen wie der
Klimakrise zurückhalten.
Wir haben zwar tiefgreifende Differenzen mit der Kommunistischen Partei Chinas und der
chinesischen Regierung, aber diese Differenzen bestehen zwischen Regierungen und Systemen –
nicht zwischen unseren Völkern. Das amerikanische und das chinesische Volk sind weiterhin
durch familiäre und freundschaftliche Bande miteinander verbunden. Wir respektieren ihre
Leistungen, ihre Geschichte und ihre Kultur zutiefst. Rassismus und Hass haben keinen Platz in
einer Nation, die von Generationen von Einwanderern aufgebaut wurde, um das Versprechen
von Chancen für alle zu erfüllen. Und wir haben die Absicht, gemeinsam an der Lösung von
Problemen zu arbeiten, die den Menschen in beiden Ländern am Herzen liegen.

Russland

In den letzten zehn Jahren hat sich die russische Regierung für eine imperialistische
Außenpolitik entschieden, die darauf abzielt, wichtige Elemente der internationalen Ordnung
umzustoßen. Dies gipfelte in einem
eine groß angelegte Invasion in der Ukraine mit dem Ziel, die dortige Regierung zu stürzen und
das Land unter russische Kontrolle zu bringen. Dieser Angriff kam jedoch nicht aus heiterem
Himmel; ihm gingen Russlands Einmarsch in die Ukraine im Jahr 2014, seine militärische
Intervention in Syrien, seine langjährigen Bemühungen, seine Nachbarn mit Hilfe von
Geheimdienst- und Cyberkapazitäten zu destabilisieren, und seine unverhohlenen Versuche,
interne demokratische Prozesse in Ländern in Europa, Zentralasien und auf der ganzen Welt zu
untergraben, voraus. Russland hat sich auch schamlos in die Politik der USA eingemischt und


*
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versucht, die amerikanische Bevölkerung zu spalten. Und Russlands destabilisierende Aktionen
sind nicht auf die internationale Arena beschränkt.
Innenpolitisch verletzt die russische Regierung unter Präsident Putin die Menschenrechte ihrer
Bürger, unterdrückt die Opposition und schaltet unabhängige Medien aus. Russland hat jetzt ein
stagnierendes politisches System, das nicht auf die Bedürfnisse der Bevölkerung eingeht.
Die Vereinigten Staaten haben unter verschiedenen Regierungen immer wieder erhebliche
Anstrengungen unternommen, um Russland die Hand zu reichen, um unsere Rivalität zu
begrenzen und pragmatische Bereiche der Zusammenarbeit zu finden. Präsident Putin hat diese
Bemühungen zurückgewiesen, und es ist jetzt klar, dass er sich nicht ändern wird. Russland stellt
nun eine unmittelbare und anhaltende Bedrohung für den internationalen Frieden und die
Stabilität dar. Hier geht es nicht um einen Kampf zwischen dem Westen und Russland. Es geht
um die Grundprinzipien der UN-Charta, die


*
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Russland ist Vertragspartei, insbesondere der Achtung der Souveränität, der territorialen
Integrität und des Verbots der Aneignung von Gebieten durch Krieg.
Wir stehen an der Spitze einer geeinten, prinzipientreuen und entschlossenen Reaktion auf die
russische Invasion, und wir haben die Welt um Unterstützung für das ukrainische Volk
versammelt, das sein Land tapfer verteidigt. In Zusammenarbeit mit einer breiten und
dauerhaften internationalen Koalition haben wir eine fast rekordverdächtige Menge an
Sicherheitshilfe bereitgestellt, um sicherzustellen, dass die Ukraine die Mittel hat, sich selbst zu
verteidigen. Wir haben humanitäre, wirtschaftliche und Entwicklungshilfe geleistet, um die
souveräne, gewählte Regierung der Ukraine zu stärken und den Millionen von Flüchtlingen zu
helfen, die gezwungen waren, aus ihrer Heimat zu fliehen. Wir werden dem ukrainischen Volk
weiterhin zur Seite stehen, wenn es sich gegen die nackte Aggression Russlands zur Wehr setzt.
Und wir werden die Welt zusammenrufen, um Russland für die Gräueltaten, die es in der
Ukraine verübt hat, zur Rechenschaft zu ziehen.
Gemeinsam mit unseren Verbündeten und Partnern trägt Amerika dazu bei, dass Russlands
Krieg gegen die Ukraine ein strategischer Fehlschlag wird. In ganz Europa sind sich die NATO
und die Europäische Union einig darin, Russland die Stirn zu bieten und gemeinsame Werte zu
verteidigen. Wir schränken die strategischen Wirtschaftssektoren Russlands ein, darunter die
Bereiche Verteidigung und Luft- und Raumfahrt, und wir werden weiterhin gegen Russlands
Versuche vorgehen, souveräne Staaten zu schwächen und zu destabilisieren und multilaterale
Institutionen zu untergraben. Gemeinsam mit unseren NATO-Verbündeten stärken wir unsere
Verteidigung und Abschreckung, insbesondere an der Ostflanke des Bündnisses. Die Aufnahme
Finnlands und Schwedens in die NATO wird unsere Sicherheit und unsere Fähigkeiten weiter
verbessern. Und wir konzentrieren uns erneut auf die Stärkung unserer kollektiven
Widerstandsfähigkeit gegenüber gemeinsamen Bedrohungen durch Russland, einschließlich
asymmetrischer Bedrohungen. Ganz allgemein hat Putins Krieg den Status Russlands gegenüber
China und anderen asiatischen Mächten wie Indien und Japan erheblich geschwächt.
Moskaus „Soft Power“ und diplomatischer Einfluss sind geschwunden, während seine
Bemühungen, Energie als Waffe einzusetzen, nach hinten losgegangen sind. Die historische
globale Reaktion auf Russlands Krieg gegen die Ukraine sendet die klare Botschaft, dass Länder
nicht in den Genuss der Vorteile der globalen Integration kommen können, während sie
gleichzeitig die Grundprinzipien der UN-Charta mit Füßen treten.
Auch wenn einige Aspekte unseres Ansatzes von der Entwicklung des Krieges in der Ukraine
abhängen werden, sind einige Elemente bereits klar. Erstens werden die Vereinigten Staaten die
Ukraine weiterhin in ihrem Kampf um ihre Freiheit unterstützen, wir werden der Ukraine helfen,
sich wirtschaftlich zu erholen, und wir werden ihre regionale Integration in die Europäische
Union fördern. Zweitens werden die Vereinigten Staaten jeden Zentimeter des NATOTerritoriums verteidigen und weiterhin eine Koalition mit Verbündeten und Partnern aufbauen
und vertiefen, um Russland daran zu hindern, der europäischen Sicherheit, Demokratie und
Institutionen weiteren Schaden zuzufügen.
Drittens werden die Vereinigten Staaten russische Handlungen, die zentrale US-Interessen
bedrohen, einschließlich russischer Angriffe auf unsere Infrastruktur und unsere Demokratie,
abschrecken und, falls erforderlich, darauf reagieren. Viertens wird Russlands konventionelles
Militär geschwächt sein, was wahrscheinlich dazu führen wird, dass Moskau bei seinen
militärischen Planungen verstärkt auf Atomwaffen zurückgreift. Die Vereinigten Staaten werden
nicht zulassen, dass Russland oder irgendeine andere Macht ihre Ziele durch den Einsatz oder
die Androhung des Einsatzes von Atomwaffen erreicht.
Amerika hat nach wie vor ein Interesse daran, die strategische Stabilität zu bewahren und eine


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umfassendere, transparentere und verifizierbare Rüstungskontrollinfrastruktur zu entwickeln, die
die Nachfolge von New START antreten kann, und die europäischen Sicherheitsvereinbarungen
wiederherzustellen, die durch Russlands Handlungen in Verfall geraten sind.
Schließlich werden die Vereinigten Staaten pragmatische Formen der Interaktion beibehalten
und entwickeln, um Themen zu behandeln, bei denen der Umgang mit Russland für beide Seiten
von Vorteil sein kann.
Die Vereinigten Staaten respektieren das russische Volk und seine Beiträge zu Wissenschaft,
Kultur und konstruktiven bilateralen Beziehungen über viele Jahrzehnte hinweg. Ungeachtet der
strategischen Fehleinschätzung der russischen Regierung beim Angriff auf die Ukraine ist es das
russische Volk, das über die Zukunft Russlands als Großmacht entscheiden wird, die wieder eine
konstruktive Rolle in der Welt spielen kann.


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internationalen Angelegenheiten. Die Vereinigten Staaten werden eine solche Zukunft begrüßen
und sich in der Zwischenzeit weiter gegen die Aggression der russischen Regierung wehren.
Zusammenarbeit bei gemeinsamen Herausforderungen
Die Vereinigten Staaten müssen die internationale Zusammenarbeit bei gemeinsamen
Herausforderungen auch im Zeitalter eines stärkeren zwischenstaatlichen Wettbewerbs
aufrechterhalten und ausbauen. In einer idealen Welt würden die Regierungen
verantwortungsbewusst miteinander konkurrieren, wo ihre Interessen auseinandergehen, und
kooperieren, wo sie konvergieren – aber in der Praxis haben die Dinge nicht immer so
funktioniert. Die Vereinigten Staaten haben zum Beispiel deutlich gemacht, dass wir die
Verknüpfung von Themen nicht in einer Weise unterstützen werden, die die Zusammenarbeit bei
gemeinsamen Herausforderungen bedingt, aber einige in Peking haben ebenso deutlich gemacht,
dass die VR China Zugeständnisse bei nicht verwandten Themen als Vorbedingung für die
Zusammenarbeit bei gemeinsamen Herausforderungen wie dem Klimawandel erwarten sollte.
Wir haben auch gesehen, wie die VR China nicht angemessen mit der
Weltgesundheitsorganisation und der internationalen Gemeinschaft bei der globalen Reaktion
auf COVID-19 zusammengearbeitet hat, auch nicht bei der Untersuchung der Ursachen des
Virus. Sie gefährdet die Welt auch weiterhin durch unzureichende Maßnahmen zum
Klimawandel im eigenen Land, insbesondere durch die massive Nutzung und den Ausbau der
Kohlekraft.
Unsere Strategie zur Bewältigung der gemeinsamen Herausforderungen, die eine globale
Zusammenarbeit erfordern, umfasst zwei gleichzeitige Maßnahmen: Auf der einen Seite werden
wir alle Länder und Institutionen in vollem Umfang dazu verpflichten, bei gemeinsamen
Bedrohungen zusammenzuarbeiten, auch indem wir auf Reformen drängen, wenn sich
institutionelle Maßnahmen als unzureichend erwiesen haben. Gleichzeitig werden wir auch
unsere Anstrengungen verdoppeln, um unsere Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Partnern zu
vertiefen. In beiden Bereichen werden wir auch versuchen, die positiven Auswirkungen des
Wettbewerbs zu nutzen und einen Wettlauf an die Spitze zu fördern, um die internationalen
Bemühungen um diese Herausforderungen zu verstärken.

Klima und Energie Sicherheit

Die Klimakrise ist die existenzielle Herausforderung unserer Zeit. Ein sich erwärmender Planet
gefährdet die Amerikaner und Menschen auf der ganzen Welt – und damit die Lebensmittel- und
Wasserversorgung, die öffentliche Gesundheit, die Infrastruktur und unsere nationale Sicherheit.
Ohne sofortige globale Maßnahmen zur Verringerung der Emissionen werden wir laut
Wissenschaftlern bald eine Erwärmung von 1,5 Grad überschreiten, was zu weiteren extremen
Hitze- und Wetterereignissen, einem Anstieg des Meeresspiegels und einem katastrophalen
Verlust der biologischen Vielfalt führen wird.
Globales Handeln beginnt im eigenen Land, wo wir über das IRA beispiellose Investitionen in
den Übergang zu sauberer Energie tätigen und gleichzeitig Millionen von gut bezahlten
Arbeitsplätzen schaffen und die amerikanische Industrie stärken. Wir verbessern auf Bundes-,
Landes- und kommunaler Ebene die Bereitschaft und Widerstandsfähigkeit gegenüber den
zunehmenden extremen Wetterbedrohungen und integrieren den Klimawandel in unsere
nationale Sicherheitsplanung und -politik. Diese innenpolitische Arbeit ist der Schlüssel zu
unserer internationalen Glaubwürdigkeit und dazu, andere Länder dazu zu bringen, ihre eigenen
Ambitionen und Maßnahmen zu verstärken.


*
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Die Vereinigten Staaten mobilisieren die Welt und schaffen Anreize für weitere Maßnahmen.
Aufbauend auf dem Klimagipfel der Staats- und Regierungschefs, dem Major Economies Forum
und dem Pariser Abkommen helfen wir den Ländern, ihre national festgelegten Beiträge zu
erfüllen und zu stärken, Emissionen zu reduzieren, Methan und andere Superschadstoffe zu
bekämpfen, den Abbau von Kohlendioxid zu fördern, sich an die schwersten Auswirkungen des
Klimawandels anzupassen und die Entwaldung im nächsten Jahrzehnt zu beenden. Wir nutzen
auch unser wirtschaftliches Gewicht, um die Dekarbonisierung voranzutreiben. Unser
Stahlabkommen mit der EU, das
Vereinbarung über Stahl und Aluminium, mit der sowohl die Kohlenstoffintensität als auch die
weltweiten Überkapazitäten angegangen werden sollen, ist ein Modell für künftige
klimabezogene Handelsmechanismen. Und wir beenden die öffentliche


*
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die Finanzierung der ungebremsten Kohleverstromung und die Mobilisierung von
Finanzmitteln zur Beschleunigung von Investitionen in die Anpassung und die Energiewende.
Ereignisse wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine haben deutlich gemacht, dass die
Abkehr von fossilen Brennstoffen dringend beschleunigt werden muss. Wir wissen, dass die
langfristige Energiesicherheit von sauberer Energie abhängt. Wir sind uns bewusst, dass dieser
Übergang nicht von heute auf morgen erfolgen kann, und werden mit Partnern und Verbündeten
zusammenarbeiten, um Energiesicherheit und Erschwinglichkeit zu gewährleisten, den Zugang
zu wichtigen Rohstofflieferketten zu sichern und einen gerechten Übergang für die betroffenen
Arbeitnehmer zu schaffen. Durch die Zusammenarbeit in der Internationalen Energieagentur, der
US-EU-Task Force für europäische Energiesicherheit, der Clean Energy Ministerial and Mission
Innovation, Power Africa, dem Eastern Mediterranean Gas Forum, der Partnerschaft für
transatlantische Energie- und Klimakooperation und anderen wichtigen Foren werden wir
konkrete Maßnahmen für eine sichere Energiezukunft vorantreiben.
Viele Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen benötigen Unterstützung, insbesondere
für Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen. Deshalb wollen wir jährlich mehr als 11 Mrd.
USD für die Klimafinanzierung bereitstellen und drängen unsere Partner, ihre eigenen Beiträge
zu erhöhen. Wir binden den Klimawandel in die Investitionsstrategien unserer
Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen ein, unter anderem durch PGII, und arbeiten mit
internationalen Organisationen wie der Weltbank und regionalen Entwicklungsbanken
zusammen, um dasselbe zu tun.

Pandemien und Bioabwehr

COVID-19 hat weltweit fast 6,5 Millionen Menschen getötet, darunter mehr als 1 Million
Amerikaner, aber die nächste Pandemie könnte noch viel schlimmer sein – ebenso ansteckend,
aber noch tödlicher. Wir haben nur ein kleines Zeitfenster, um auf nationaler und internationaler
Ebene Maßnahmen zu ergreifen, um uns auf die nächste Pandemie vorzubereiten und unsere
biologische Abwehr zu stärken.
In den Vereinigten Staaten erfordert dies die Vorbereitung auf katastrophale biologische
Risiken, u. a. durch die Verbesserung der Frühwarnung und der Krankheitsüberwachung, des
Datenaustauschs und der Vorhersage, die Beschleunigung der Entwicklung, der inländischen
Herstellung und der Bereitstellung medizinischer Gegenmaßnahmen, die Förderung der
Entwicklung und Herstellung sicherer Biotechnologie und die Überwindung von Ungleichheiten
bei der Versorgungsqualität und beim Zugang.
Auf internationaler Ebene sind Maßnahmen an mehreren Fronten erforderlich. Die Vereinigten
Staaten haben sich erneut zu COVAX, dem größten Geber, zur Weltgesundheitsorganisation und
zu einem kooperativen Ansatz für die globale Gesundheitssicherheit bekannt. Wir sind uns
darüber im Klaren, dass niemand sicher ist, solange nicht alle sicher sind. Deshalb haben wir
international mehr Impfstoffe gespendet als jedes andere Land, und zwar ohne politische
Auflagen. Wir arbeiten mit Verbündeten und Partnern zusammen, darunter philanthropische
Organisationen und der Privatsektor, um die nachhaltige Herstellung von Impfstoffen in Afrika
und Südasien zu fördern.
Wir sind uns darüber im Klaren, dass wir in Fragen der globalen öffentlichen Gesundheit mit
allen Ländern zusammenarbeiten müssen, auch mit denen, mit denen wir nicht einer Meinung
sind, denn Pandemien kennen keine Grenzen. Wir erkennen auch an, dass einige unserer
internationalen Institutionen in der Vergangenheit versagt haben und reformiert werden müssen.
Wir glauben zwar, dass viele dieser Reformen während der Amtszeit dieser Regierung


*
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vereinbart und umgesetzt werden können, sind uns aber auch darüber im Klaren, dass einige von
ihnen letztlich scheitern könnten, weil andere Länder unsere Überzeugung von größerer
Transparenz und dem Austausch wichtiger Daten mit der internationalen Gemeinschaft nicht
teilen. Daher werden wir im Rahmen unseres globalen Engagements und der internationalen
Institutionen auch unsere Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Staaten vertiefen, um Reformen
im Bereich der Pandemievorsorge voranzutreiben und gegebenenfalls enger
zusammenzuarbeiten, um höhere Standards zu setzen, denen andere nacheifern können.


*
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Wir werden auch das zunehmende Risiko, das von absichtlichen und zufälligen biologischen
Risiken ausgeht, in Angriff nehmen, unter anderem durch unsere Fähigkeit, Erreger schnell zu
erkennen, zu identifizieren und zuzuordnen und medizinische Gegenmaßnahmen zu
entwickeln. In Zusammenarbeit mit Partnern und Verbündeten werden wir das
Übereinkommen über das Verbot biologischer Waffen stärken, um staatliche Kapazitäten zur
biologischen Kriegsführung abzuschrecken, den Erwerb oder den Einsatz biologischer Waffen
durch Terroristen zu verhindern und die internationalen Normen gegen die Entwicklung und
den Einsatz biologischer Waffen zu stärken. Wir werden auch biologische Risiken im
Zusammenhang mit technologischen Fortschritten und Forschung und Entwicklung mit
doppeltem Verwendungszweck verringern, unter anderem durch die Einführung und Stärkung
internationaler Normen und Praktiken für biologische Sicherheit und biologische
Gefahrenabwehr.

Lebensmittel Unsicherheit

Die globalen Nahrungsmittelsysteme sind heute durch eine Vielzahl von Faktoren bedroht,
darunter der Einmarsch Russlands in die Ukraine, die wirtschaftlichen Auswirkungen der
COVID-19-Pandemie, Klimaereignisse und langwierige Konflikte – all diese Faktoren drohen
im Jahr 2022 75-95 Millionen Menschen mehr in extreme Armut zu stürzen als vor der
Pandemie erwartet. Die Krise der Ernährungsunsicherheit hat sich durch die Aggression
Russlands gegen die Ukraine, die einen Großteil des ukrainischen Getreides vom Markt
genommen und das sich bereits verschlimmernde Problem der weltweiten
Ernährungsunsicherheit noch verschärft hat, besonders zugespitzt. Um die Bedürfnisse der
Hunderte von Millionen Menschen zu befriedigen, die jetzt darunter leiden, leisten die
Vereinigten Staaten mehr humanitäre Hilfe als je zuvor. Wir sind nach wie vor der größte
Beitragszahler für das Welternährungsprogramm und der führende Geber in fast allen Ländern,
die von einer humanitären Ernährungskrise betroffen sind.
Längerfristig wollen wir die Welt zusammenbringen, um Wege zu finden, um die vielfältigen
Herausforderungen für die weltweite Nahrungsmittelversorgung zu bewältigen. Eine nachhaltige
globale Ernährungssicherheit erfordert ständige Wachsamkeit und Maßnahmen aller
Regierungen in Partnerschaft mit multilateralen Institutionen und Nichtregierungsorganisationen.
Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir den Fahrplan für die weltweite Ernährungssicherheit
aufgestellt: A Call to Action“ veröffentlicht, der die mehr als 100 Unterzeichnerstaaten dazu
auffordert, verschiedene Maßnahmen zu ergreifen, darunter die Offenhaltung der Lebensmittelund Agrarmärkte, die Steigerung der Düngemittelproduktion und Investitionen in eine
klimaresistente Landwirtschaft. Die Vereinigten Staaten setzen auch die Globale Strategie für
Ernährungssicherheit um, die sich auf die Verringerung von Armut, Hunger und Unterernährung
in der Welt konzentriert, indem sie ein integratives und nachhaltiges, von der Landwirtschaft
getragenes Wirtschaftswachstum unterstützt, die Widerstandsfähigkeit der Menschen und der
Nahrungsmittelsysteme stärkt und eine gut ernährte, gesunde Bevölkerung fördert, insbesondere
bei Frauen und Kindern. Dies erfordert eine Zusammenarbeit über das gesamte
Lebensmittelsystem hinweg, um jeden Schritt vom Anbau bis zum Verzehr zu berücksichtigen
und diese Bemühungen in umfassendere Maßnahmen in den Bereichen Klima, Gesundheit,
Konfliktminderung und Friedenskonsolidierung zu integrieren. Um sicherzustellen, dass diese
Bemühungen dauerhaft und nachhaltig sind, müssen Gleichberechtigung und Inklusion in den
Mittelpunkt gestellt und Partnerschaften sowohl mit lokalen Partnern als auch mit
internationalen Organisationen eingegangen werden. Die Vereinigten Staaten müssen auch in
Zukunft sowohl auf akute Bedürfnisse eingehen als auch gemeinsam daran arbeiten, eine


*
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nachhaltige Ernährungssicherheit auf lange Sicht aufzubauen.

Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung Proliferation

Die Verbreitung nuklearer, chemischer und biologischer Waffen ist eine lebenswichtige und
dauerhafte globale Herausforderung, die eine nachhaltige Zusammenarbeit erfordert, um die
Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und spaltbarem Material, ihrer Trägermittel und der
entsprechenden Technologien zu verhindern. Die
Die Vereinigten Staaten werden mit Verbündeten und Partnern, der Zivilgesellschaft und
internationalen Organisationen zusammenarbeiten, um die Rüstungskontroll- und
Nichtverbreitungsmechanismen zu stärken, insbesondere in Konfliktzeiten, wenn die
Eskalationsrisiken größer sind. Wir werden uns mit der existenziellen Bedrohung durch die
Weiterverbreitung von


*
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von Kernwaffen durch eine erneuerte Führungsrolle bei Rüstungskontrolle und
Nichtverbreitung. Wir werden weiterhin pragmatische Gespräche mit unseren Konkurrenten
über strategische Stabilität und Risikominderung suchen. Unser Ansatz wird den Schwerpunkt
auf Maßnahmen legen, die ein kostspieliges Wettrüsten verhindern, die Wahrscheinlichkeit
einer Fehlkalkulation verringern und die Abschreckungsstrategien der USA und ihrer
Verbündeten ergänzen.
Wir werden uns an die Spitze der bilateralen und multilateralen Rüstungskontrollbemühungen
stellen und die bestehenden Regelungen, Rahmenwerke und Institutionen, einschließlich des
Vertrags über die Nichtverbreitung von Kernwaffen, der Organisation des Vertrags über das
umfassende Verbot von Nuklearversuchen, der Internationalen Atomenergie-Organisation und
anderer Gremien der Vereinten Nationen, stärken, um den seit mehr als sieben Jahrzehnten
bestehenden Verzicht auf den Einsatz von Kernwaffen zu verlängern. Wir werden die
Organisation für das Verbot chemischer Waffen und das Übereinkommen über biologische
Waffen unterstützen und die Normen gegen den Besitz und Einsatz chemischer und biologischer
Waffen stärken. Wir werden weiterhin weltweit führend sein in den koordinierten Bemühungen,
nukleares und radiologisches Material unter Verschluss zu halten und den Erwerb durch
Terroristen zu verhindern. Und wir werden dafür sorgen, dass die multilateralen
Ausfuhrkontrollsysteme in der Lage sind, gegen destabilisierende neue Technologien
vorzugehen und die Ausfuhrpolitik gleichgesinnter Staaten auf Länder, die Anlass zur Sorge
geben, abzustimmen.

Terrorismus

Die heutige terroristische Bedrohung ist ideologisch vielfältiger und geografisch diffuser als die
von vor zwei Jahrzehnten. Al-Qaida, ISIS und damit verbundene Kräfte haben sich von
Afghanistan und dem Nahen Osten nach Afrika und Südostasien ausgebreitet.
Syrien, Jemen und Somalia sind nach wie vor Zufluchtsorte für Terroristen, und die dort
ansässigen Gruppierungen haben sich in den regionalen Konflikten fest etabliert. Viele dieser
Gruppen beabsichtigen nach wie vor, Anschläge auf die Vereinigten Staaten und unsere
Interessen im Ausland zu verüben oder andere dazu zu inspirieren, auch wenn jahrelanger Druck
von Seiten der Terrorismusbekämpfung und der Strafverfolgungsbehörden ihre Fähigkeiten
eingeschränkt hat und verbesserte Sicherheitsmaßnahmen und Informationsaustausch unsere
Verteidigung verbessert haben. In der Zwischenzeit sehen wir uns einer stark gestiegenen
Bedrohung durch eine Reihe von gewalttätigen Extremisten hier in den Vereinigten Staaten
gegenüber.
Amerika bleibt standhaft beim Schutz unseres Landes, unserer Bevölkerung und unserer
Einrichtungen in Übersee vor dem gesamten Spektrum der terroristischen Bedrohungen, denen
wir im 21. In dem Maße, wie sich die Bedrohung weiterentwickelt, muss sich auch unser Ansatz
zur Terrorismusbekämpfung ändern. Zu diesem Zweck haben wir im vergangenen Jahr
Amerikas längsten Krieg in Afghanistan beendet, nachdem wir längst unser Ziel erreicht hatten,
Osama Bin Laden und andere wichtige Führungspersönlichkeiten von Al-Qaida der
Gerechtigkeit zuzuführen. Wir sind zuversichtlich, dass wir in der Lage sind, den Kampf gegen
Al-Qaida, ISIS und damit verbundene Kräfte auch in Zukunft fortzusetzen, wie wir mit der
Operation zur Tötung von Ayman al-Zawahiri gezeigt haben. Wir werden sicherstellen, dass
Afghanistan nie wieder als sicherer Hafen für terroristische Angriffe auf die Vereinigten Staaten
oder unsere Verbündeten dient, und wir werden die Taliban für ihre öffentlichen
Verpflichtungen zur Terrorismusbekämpfung zur Rechenschaft ziehen.


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Auf der ganzen Welt werden wir die Zusammenarbeit und die Unterstützung für
vertrauenswürdige Partner verstärken und von einer Strategie, die „von den USA geführt und
von den Partnern unterstützt“ wird, zu einer Strategie übergehen, die „von den Partnern geführt
und von den USA unterstützt“ wird. Dies erfordert den Auf- bzw. Ausbau von Systemen zur
Prävention, Aufdeckung und Reaktion auf sich entwickelnde Bedrohungen – einschließlich der
Stärkung der Strafverfolgungs- und Justizsysteme der Partner, der Verbesserung des
Informationsaustauschs über Bedrohungen, der Erhöhung der Grenzsicherheit, der Bekämpfung
der Terrorismusfinanzierung, der gezielten Terrorismusprävention und der Programme zur
Entwaffnung von Extremisten sowie der Verhinderung der Online- und Offline-Rekrutierung
von Terroristen und der Mobilisierung zu Gewalt. Außerdem müssen die Ursachen der
Radikalisierung angegangen werden, indem die USA und ihre Partner ihre Bemühungen zur
Unterstützung einer effektiven Staatsführung, zur Förderung der Stabilisierung und
wirtschaftlichen Entwicklung und zur Lösung laufender Konflikte einsetzen.


*
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Wenn nötig, werden wir Gewalt anwenden, um terroristische Gruppen, die Anschläge gegen die
Vereinigten Staaten, unsere Bevölkerung oder unsere diplomatischen und militärischen
Einrichtungen im Ausland planen, zu zerschlagen und zu schwächen. Wir werden dies im
Einklang mit nationalem und internationalem Recht und in einer Weise tun, die zivile Opfer
minimiert und gleichzeitig eine größere Transparenz und Rechenschaftspflicht fördert. Wir
verpflichten uns, weiterhin mit dem Kongress zusammenzuarbeiten, um überholte
Ermächtigungen für den Einsatz militärischer Gewalt durch einen engen und spezifischen
Rahmen zu ersetzen, der sicherstellt, dass wir die Amerikaner weiterhin vor terroristischen
Bedrohungen schützen können. Hier zu Hause werden wir weiterhin mit staatlichen,
kommunalen, stammesbezogenen und territorialen Partnern und dem privaten Sektor
zusammenarbeiten, um Informationen auszutauschen und terroristische Anschläge zu vereiteln,
die unsere Bürger bedrohen.
Wir sehen uns in den Vereinigten Staaten einer zunehmenden und erheblichen Bedrohung durch
eine Reihe von gewalttätigen Extremisten aus dem eigenen Land gegenüber, einschließlich
solcher, die durch rassistische oder ethnische Vorurteile sowie durch regierungs- oder
autoritätsfeindliche Gefühle motiviert sind. Die weitere Umsetzung unserer allerersten
Nationalen Strategie zur Bekämpfung des inländischen Terrorismus wird es uns ermöglichen,
Informationen über die inländische terroristische Bedrohung besser zu verstehen und
auszutauschen, die Rekrutierung und Mobilisierung zu Gewalt zu verhindern sowie inländische
terroristische Aktivitäten und etwaige grenzüberschreitende Verbindungen zu unterbinden und
abzuschrecken – und das alles bei gleichzeitiger Stärkung der Achtung der Bürgerrechte und der
bürgerlichen Freiheiten. Schon jetzt stellen wir mehr und bessere Informationen über
inländische gewalttätige extremistische Bedrohungen für staatliche, lokale, territoriale und
stammesbezogene Partner zur Verfügung und nutzen neue Mechanismen, wie z. B. Smartphonebasierte Anwendungen, um dies in Echtzeit zu tun. Wir investieren Millionen von Dollar in
datengestützte Gewaltpräventionsmaßnahmen, unter anderem durch Zuschussprogramme für
Bundes-, Landes-, Territorial-, Stammes- und gemeinnützige Partner sowie für Gotteshäuser, die
einer erhöhten Bedrohung ausgesetzt sind. Wir arbeiten mit gleichgesinnten Regierungen, der
Zivilgesellschaft und dem Technologiesektor zusammen, um terroristische und gewalttätige
extremistische Inhalte im Internet zu bekämpfen, unter anderem durch innovative
Forschungskooperationen. Wir arbeiten mit dem Kongress zusammen, um vernünftige
Waffengesetze und -politiken durchzusetzen und die Krise der Desinformation und
Fehlinformation anzugehen, die oft über soziale und andere Medienplattformen kanalisiert wird
und die extreme Polarisierung schüren und manche Menschen zu Gewalt verleiten kann.


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Bekämpfung der grenzüberschreitenden organisierten Kriminalität

Die grenzüberschreitende organisierte Kriminalität fordert eine wachsende Zahl von Opfern und
verstärkt gleichzeitig andere globale Herausforderungen, von der Migration bis zu
Cyberangriffen. Transnationale kriminelle Organisationen (TCOs) sind an Aktivitäten wie dem
Handel mit Drogen und anderen illegalen Gütern, Geldwäsche, Diebstahl, Menschenschmuggel
und -handel, Cyberkriminalität, Betrug, Korruption sowie illegaler Fischerei und Bergbau
beteiligt. Diese Aktivitäten nähren die Gewalt in unseren Gemeinden, gefährden die öffentliche
Sicherheit und Gesundheit und tragen jedes Jahr zu Zehntausenden von Todesfällen durch
Drogenüberdosierung in den Vereinigten Staaten bei. Sie beeinträchtigen die Sicherheit und
Stabilität unserer Nachbarn und Partner, indem sie die Rechtsstaatlichkeit untergraben, die
Korruption fördern, als Stellvertreter für feindliche staatliche Aktivitäten fungieren und
gefährdete Bevölkerungsgruppen ausbeuten und gefährden. Wir werden unsere Bemühungen zur
Eindämmung der Bedrohung durch die grenzüberschreitende organisierte Kriminalität
beschleunigen und dabei die wichtige Arbeit der Strafverfolgungsbehörden mit diplomatischen,
finanziellen, nachrichtendienstlichen und anderen Instrumenten und in Abstimmung mit
ausländischen Partnern integrieren. Als Teil dieser Bemühungen werden wir daran arbeiten, die
Verfügbarkeit illegaler Drogen in den Vereinigten Staaten zu reduzieren, insbesondere die
wachsende Geißel von Fentanyl und Methamphetaminen, indem wir alle Instrumente der
Regierung einsetzen, um Drogen zu verbieten und die Lieferketten der TCO und die
Finanznetzwerke zu unterbrechen, die ihre korrosiven Aktivitäten ermöglichen. Wir sind uns
bewusst, dass es sich hierbei um ein Problem von globaler Tragweite handelt, und werden eng
mit unseren internationalen Partnern zusammenarbeiten, um zu verhindern, dass TCOs an
Vorläuferchemikalien gelangen, und eng mit der Privatwirtschaft zusammenarbeiten, um die
Wachsamkeit zu erhöhen und die Abzweigung von Chemikalien für die illegale
Fentanylproduktion zu verhindern.

Gestaltung der Regeln für die Straße

Seit 1945 waren die Vereinigten Staaten führend bei der Schaffung von Institutionen, Normen
und Standards zur Regelung des internationalen Handels und der Investitionen, der
Wirtschaftspolitik und der Technologie. Diese Mechanismen förderten Amerikas wirtschaftliche
und geopolitische Ziele und kamen den Menschen auf der ganzen Welt zugute, indem sie die
Interaktion zwischen Regierungen und Volkswirtschaften gestalteten – und zwar in einer Weise,
die den Interessen und Werten der USA entsprach. Diese Mechanismen haben mit den
wirtschaftlichen und technologischen Veränderungen nicht Schritt gehalten und laufen heute
Gefahr, für die Lösung der Herausforderungen, vor denen wir heute stehen – von unsicheren
Lieferketten über zunehmende Ungleichheit bis hin zum Missbrauch durch die nicht
marktwirtschaftlichen Maßnahmen der VR China – irrelevant zu sein oder in bestimmten Fällen
sogar aktiv zu schaden. Wir sind bestrebt, das UN-System und die multilateralen Institutionen im
Allgemeinen zu stärken und zu aktualisieren. Nirgendwo ist diese Notwendigkeit akuter als bei
der Aktualisierung der Spielregeln für Technologie, Cyberspace, Handel und Wirtschaft.
Indem wir dies in enger Abstimmung mit unseren Verbündeten und Partnern tun, werden wir
faire Regeln aufstellen und gleichzeitig unseren wirtschaftlichen und technologischen Vorsprung


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bewahren und eine Zukunft gestalten, die von fairem Wettbewerb geprägt ist – denn wenn
amerikanische Arbeitnehmer und Unternehmen unter gleichen Bedingungen konkurrieren,
gewinnen sie.

Technologie

Technologie ist von zentraler Bedeutung für den heutigen geopolitischen Wettbewerb und für
die Zukunft unserer nationalen Sicherheit, Wirtschaft und Demokratie. Die Führungsrolle der
USA und ihrer Verbündeten im Bereich Technologie und Innovation ist seit langem die
Grundlage für unseren wirtschaftlichen Wohlstand und unsere militärische Stärke. Im nächsten
Jahrzehnt werden kritische und neu entstehende Technologien die Wirtschaft umrüsten, die
Streitkräfte umgestalten und die Welt neu gestalten.


*
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Welt. Die Vereinigten Staaten setzen sich für eine Zukunft ein, in der diese Technologien die
Sicherheit, den Wohlstand und die Werte des amerikanischen Volkes und gleichgesinnter
Demokratien erhöhen. Unsere Technologiestrategie wird die Vereinigten Staaten und
gleichgesinnte Demokratien in die Lage versetzen, zusammenzuarbeiten, um neue Medikamente
zur Heilung von Krankheiten zu entwickeln, die Produktion gesunder, nachhaltig angebauter
Lebensmittel zu steigern, unsere Lieferketten für die verarbeitende Industrie zu diversifizieren
und zu stärken und die Energieversorgung ohne Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu
sichern – und all dies bei gleichzeitiger Schaffung neuer Arbeitsplätze und Sicherheit für die
amerikanische Bevölkerung und unsere Verbündeten und Partner. Mit parteiübergreifender
Unterstützung haben wir eine moderne Industriestrategie auf den Weg gebracht und bereits
historische Investitionen in saubere Energie, Mikroelektronikfertigung, Forschung und
Entwicklung sowie Biotechnologie gesichert, und wir werden mit dem Kongress
zusammenarbeiten, um historische neue Genehmigungen für Forschung und Entwicklung
vollständig zu finanzieren. Wir setzen auch auf unseren langjährigen und asymmetrischen
strategischen Vorteil: die besten Talente der Welt anzuziehen und zu halten. Die Anwerbung
von mehr MINT-Talenten aus der ganzen Welt ist eine Priorität für unsere nationale Sicherheit
und die Sicherheit der Lieferkette, daher werden wir die jüngsten Visa-Maßnahmen energisch
umsetzen und mit dem Kongress zusammenarbeiten, um mehr zu tun.
Diese Investitionen werden die Vereinigten Staaten in die Lage versetzen, eine verbündete
technisch-industrielle Basis zu schaffen, die unsere gemeinsame Sicherheit, unseren Wohlstand
und unsere Werte schützt. Dies bedeutet, dass wir mit Verbündeten und Partnern
zusammenarbeiten, um neue Technologien zu nutzen und zu skalieren und die grundlegenden
Technologien des 21. Jahrhunderts zu fördern, insbesondere Mikroelektronik, fortgeschrittene
Computer- und Quantentechnologien, künstliche Intelligenz, Biotechnologie und Bioproduktion,
fortgeschrittene Telekommunikation und saubere Energietechnologien. Wir werden auch mit
gleichgesinnten Nationen zusammenarbeiten, um Technologien gemeinsam zu entwickeln und
so einzusetzen, dass sie allen und nicht nur den Mächtigen zugute kommen, und wir werden
robuste und dauerhafte Lieferketten aufbauen, damit Länder andere nicht durch
Wirtschaftskriege unter Druck setzen können.
Wir versammeln bereits gleichgesinnte Akteure, um ein internationales Technologie-Ökosystem
voranzutreiben, das die Integrität der internationalen Normenentwicklung schützt und den freien
Fluss von Daten und Ideen mit Vertrauen fördert, während wir gleichzeitig unsere Sicherheit,
Privatsphäre und Menschenrechte schützen und unsere Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Dazu
gehört auch die Arbeit im Rahmen des Handels- und Technologierats USA-EU zur Förderung
der transatlantischen Koordinierung in den Bereichen Halbleiter- und kritische
Mineralienlieferketten, vertrauenswürdige künstliche Intelligenz, Desinformation, Missbrauch
von Technologien, die die Sicherheit und die Menschenrechte bedrohen, Exportkontrollen und
Investitionsprüfungen sowie die Arbeit im Rahmen des Indo-Pazifik-Quartetts in Bezug auf
kritische und neu entstehende Technologien, offene digitale Infrastrukturen der nächsten
Generation und den Austausch von Menschen zu Menschen. Im Rahmen dieser Arbeit versuchen
wir, die technologische Führungsrolle der USA und ihrer Verbündeten zu stärken, eine
integrative und verantwortungsvolle Technologieentwicklung voranzutreiben, regulatorische und
rechtliche Lücken zu schließen, die Sicherheit der Lieferkette zu verbessern und die
Zusammenarbeit in den Bereichen Datenschutz, Datenaustausch und digitaler Handel zu
intensivieren.
Wir müssen sicherstellen, dass strategische Konkurrenten grundlegende amerikanische und
verbündete Technologien, Know-how oder Daten nicht ausnutzen können, um die Sicherheit der


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USA und ihrer Verbündeten zu untergraben. Wir modernisieren und verstärken daher unsere
Exportkontroll- und Investitionsprüfungsmechanismen und verfolgen auch gezielte neue
Ansätze, wie z.B. die Prüfung von Auslandsinvestitionen, um strategische Konkurrenten daran
zu hindern, Investitionen und Fachwissen in einer Weise zu nutzen, die unsere nationale
Sicherheit bedroht, während wir gleichzeitig die Integrität der technologischen Ökosysteme und
Märkte der Verbündeten schützen. Wir werden auch gegen die Ausbeutung sensibler
amerikanischer Daten und die unrechtmäßige Nutzung von Technologien, einschließlich
kommerzieller Spionageprogramme und Überwachungstechnologien, vorgehen und uns gegen
digitalen Autoritarismus einsetzen.
Um diese Ziele zu erreichen, müssen die digitalen Rückgrate der modernen Wirtschaft offen,
vertrauenswürdig, interoperabel, zuverlässig und sicher sein. Dies erfordert die Zusammenarbeit
mit einem breiten Spektrum von Partnern, um


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die Widerstandsfähigkeit der Netzinfrastruktur bei 5G und anderen fortschrittlichen
Kommunikationstechnologien zu verbessern, unter anderem durch die Förderung der
Anbietervielfalt und die Sicherung der Lieferketten. Diese Investitionen können nicht nur in
wohlhabenden Ländern getätigt werden. Wir müssen uns auch auf die Bereitstellung einer
hochwertigen digitalen Infrastruktur in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen
konzentrieren und die digitale Kluft überbrücken, indem wir den Zugang für Randgruppen
fördern. Um sicherzustellen, dass diese Investitionen positive technologische Ergebnisse
unterstützen, werden wir mit der Industrie und den Regierungen zusammenarbeiten, um
technologische Standards zu entwickeln, die Qualität, Verbrauchersicherheit und globale
Interoperabilität gewährleisten, und um den offenen und transparenten Standardisierungsprozess
voranzutreiben, der seit Jahrzehnten Innovation, Wachstum und Interkonnektivität ermöglicht.
Und bei allem, was wir tun, werden wir uns dafür einsetzen, dass die Technologie die
Demokratie unterstützt und nicht untergräbt und dass sie im Einklang mit den Menschenrechten
entwickelt, eingesetzt und verwaltet wird.

Sicherung des Cyberspace

Unsere Gesellschaften und die kritische Infrastruktur, die sie unterstützt, von der
Stromversorgung bis zu Pipelines, sind zunehmend digital und anfällig für Störungen oder
Zerstörung durch Cyberangriffe. Solche Angriffe wurden von Ländern wie Russland genutzt, um
die Fähigkeit von Ländern zur Bereitstellung von Dienstleistungen für ihre Bürger zu
untergraben und die Bevölkerung unter Druck zu setzen. Wir arbeiten eng mit Verbündeten und
Partnern wie der Quad zusammen, um Standards für kritische Infrastrukturen zu definieren, um
unsere Cyber-Resilienz rasch zu verbessern und kollektive Fähigkeiten aufzubauen, um schnell
auf Angriffe zu reagieren. Angesichts störender Cyberangriffe von Kriminellen haben wir
innovative Partnerschaften ins Leben gerufen, um die Zusammenarbeit der
Strafverfolgungsbehörden auszuweiten, Cyberkriminellen die Zuflucht zu verweigern und die
illegale Verwendung von Kryptowährungen zum Waschen von Erträgen aus der
Cyberkriminalität zu bekämpfen. Als offene Gesellschaft haben die Vereinigten Staaten ein
klares Interesse an der Stärkung von Normen, die Cyberbedrohungen eindämmen und die
Stabilität im Cyberspace erhöhen. Wir sind bestrebt, Cyberangriffe von staatlichen und
nichtstaatlichen Akteuren abzuschrecken, und werden mit allen geeigneten Mitteln der
nationalen Macht entschlossen auf feindliche Handlungen im Cyberraum reagieren,
einschließlich solcher, die lebenswichtige nationale Funktionen oder kritische Infrastrukturen
stören oder beeinträchtigen. Wir werden uns weiterhin für die Einhaltung des von der
Generalversammlung der Vereinten Nationen gebilligten Rahmens für verantwortungsvolles
staatliches Verhalten im Cyberspace einsetzen, in dem anerkannt wird, dass das Völkerrecht
online genauso gilt wie offline.

Handel und Wirtschaft

Amerikas Wohlstand hängt auch von einem fairen und offenen Handels- und internationalen
Wirtschaftssystem ab. Die Vereinigten Staaten haben lange von der Fähigkeit des
internationalen Handels profitiert, das globale Wirtschaftswachstum zu fördern, die
Verbraucherpreise zu senken und Zugang zu ausländischen Märkten zu erhalten, um die USExporte und die Beschäftigung zu fördern. Gleichzeitig wurden die seit langem geltenden
Regeln, die den Handel und andere Formen des wirtschaftlichen Austauschs regeln, von
Nichtmarktakteuren wie der VR China verletzt; sie wurden entwickelt, um die Mobilität von
Unternehmen gegenüber Arbeitnehmern und der Umwelt zu privilegieren, wodurch


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Ungleichheit und die Klimakrise verschärft wurden; und sie decken die Grenzen der modernen
Wirtschaft, einschließlich des digitalen Handels, nicht ab. Die Vereinigten Staaten müssen ihre
Partner erneut um Regeln für die Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen versammeln, die
es amerikanischen Arbeitnehmern und Unternehmen – und denen von Partnern und Verbündeten
auf der ganzen Welt – ermöglichen, zu gedeihen.
Wie unsere jüngste Arbeit zur Gründung des IPEF und des Americas Prosperity for Economic
Prosperity zeigt, arbeiten wir daran, das derzeitige Handelssystem zu aktualisieren, um ein
gerechtes und widerstandsfähiges Wachstum zu fördern – indem wir einen robusten Handel
unterstützen, wettbewerbsfeindlichen Praktiken entgegenwirken, die Stimmen der Arbeitnehmer
in die Entscheidungsfindung einbeziehen und hohe Arbeits- und Umweltstandards
gewährleisten. Wir werden nach neuen Exportmöglichkeiten suchen, die amerikanischen
Arbeitnehmern und Unternehmen zugute kommen, insbesondere kleinen und


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Wir werden gegen den Missbrauch durch Nicht-Marktwirtschaften vorgehen und Regeln gegen
unfaire Handels- und Arbeitspraktiken durchsetzen, einschließlich des Diebstahls von geistigem
Eigentum, diskriminierender Vorschriften, Zwangsarbeit, der Verweigerung des Rechts, sich zu
organisieren, und anderer Formen der Arbeitsunterdrückung. Wir werden auch
Handelsinstrumente einsetzen, um Klimaprioritäten voranzubringen, wie wir es mit dem
bahnbrechenden Stahl- und Aluminiumabkommen mit der EU tun. Diese Vereinbarungen
werden von echten Anpassungshilfen begleitet, die sicherstellen, dass alle Amerikaner einen
würdigen Platz in unserer gemeinsamen Zukunft haben. Zusammengenommen werden diese
Bemühungen zu Wachstum und Innovation führen, die nicht nur den Amerikanern, sondern den
Menschen auf der ganzen Welt zugute kommen.
Über den Handel hinaus arbeiten wir daran, ein internationales Wirtschaftssystem aufzubauen,
das den heutigen Realitäten gerecht wird. Wir werden gegen die Schäden vorgehen, die den
amerikanischen Arbeitnehmern, Verbrauchern und Unternehmen durch
Währungsmanipulationen entstehen, Korruption und illegale Finanzierungen bekämpfen und den
Wettlauf nach unten bei der Unternehmensbesteuerung durch die Förderung der Globalen
Mindeststeuer der OECD beenden. Wir werden mit den Ländern bei der nachhaltigen
Entwicklung zusammenarbeiten, unter anderem durch die Bewältigung der globalen
Verschuldungsprobleme und die Finanzierung hochwertiger Infrastrukturen durch die PGII. Wir
werden die Vorzüge von digitalen Vermögenswerten, einschließlich eines digitalen Dollars, mit
hohen Standards und Schutzmaßnahmen für Stabilität, Privatsphäre und Sicherheit erforschen
und die Entwicklung verantwortungsvoll anführen, um ein starkes und integratives USFinanzsystem zu fördern und seine globale Vorrangstellung zu stärken. Und wir werden
wachstumshemmende rechtliche, strukturelle und kulturelle Hindernisse angehen, die die
Erwerbsbeteiligung von Frauen und Randgruppen untergraben. Wir werden auch die
Bemühungen der internationalen Finanzinstitutionen unterstützen, die sich ebenfalls
weiterentwickeln müssen, um den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen zu sein. Viele der
größten Herausforderungen in unserer heutigen Welt – wie Pandemien und Gesundheit,
Klimawandel, Fragilität, Migration und Flüchtlingsströme – sind grenzüberschreitend und
betreffen unverhältnismäßig stark die ärmsten und schwächsten Bevölkerungsgruppen. Die
Stärkung dieser Institutionen ist auch von entscheidender Bedeutung für die Bewältigung
ernsthafter langfristiger Herausforderungen für die internationale Ordnung, wie z. B. derjenigen,
die von der VR China ausgehen.

Geiseln und zu Unrecht inhaftierte Personen

Menschen als Spielfiguren zu missbrauchen, steht im Widerspruch zu den amerikanischen
Werten und der globalen Ordnung, die wir anstreben. Doch genau das tun Regierungen, Regime
und nichtstaatliche Akteure, wenn sie Amerikaner gegen ihren Willen als Geiseln und
unrechtmäßig Inhaftierte festhalten. Wir arbeiten mit unseren Partnern daran, diese
unmenschlichen Taktiken zu unterbinden und zu vereiteln. Dazu gehört, dass wir im Juli 2022
eine Durchführungsverordnung erlassen haben, mit der wir ein neues US-Gesetz namens
Levinson Act umsetzen und neue Instrumente zur Bestrafung von Personen schaffen, die
Amerikaner im Ausland unrechtmäßig entführen oder festhalten. Dazu gehört auch die
Zusammenarbeit mit wichtigen internationalen Partnern, um die von Kanada initiierte Erklärung
gegen willkürliche Inhaftierungen in den Beziehungen zwischen den Staaten zu fördern und
umzusetzen, um dieser unmenschlichen Praxis den Kampf anzusagen und internationale Normen
dagegen zu schmieden.


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Korruptionsbekämpfung

Korruption stellt eine grundlegende Bedrohung für die Rechtsstaatlichkeit dar. Wenn
Regierungsbeamte öffentliche Macht für privaten Gewinn missbrauchen, verschlechtert dies das
Geschäftsumfeld, untergräbt die wirtschaftlichen Möglichkeiten und verschärft die
Ungleichheit. Korruption trägt auch zu einem geringeren Vertrauen der Öffentlichkeit in
staatliche Institutionen bei, was wiederum die Attraktivität illiberaler Akteure erhöhen kann, die
Missstände in der Bevölkerung zu ihrem politischen Vorteil ausnutzen. In der heutigen
globalisierten Welt werden internationale Finanzsysteme genutzt, um illegales Vermögen im
Ausland zu verstecken und Bestechungsgelder über Grenzen hinweg zu schicken. Die Strategie
der Vereinigten Staaten zur Korruptionsbekämpfung erkennt die einzigartige Bedrohung an, die
Korruption für unsere nationale Sicherheit darstellt, und legt besonderen Wert darauf, zu
erkennen, auf welche Weise korrupte Akteure das US-Finanzsystem und andere auf
Rechtsstaatlichkeit basierende Systeme zum Waschen ihrer unrechtmäßig erworbenen Gewinne
genutzt haben. Als Reaktion auf Russlands fortgesetzte Invasion in der Ukraine haben die
Vereinigten Staaten ihre Initiativen zur Bekämpfung der Kleptokratie verstärkt, die darauf
abzielen, Korruptionserlöse einzutreiben und die gewaschenen Erträge aus Straftaten zu
identifizieren und zu repatriieren. Schließlich werden die Vereinigten Staaten den Umfang des
diplomatischen Engagements und der Auslandshilfe erhöhen und ausweiten, indem sie u.a. die
Kapazitäten der Partnerregierungen zur Korruptionsbekämpfung in Zusammenarbeit mit den
US-Strafverfolgungsbehörden ausbauen und die Präventions- und Überwachungskapazitäten
bereitwilliger Regierungen verstärken.

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TEIL IV: UNSERE STRATEGIE NACH REGIONEN

„Es ist eine grundlegende Wahrheit des 21. Jahrhunderts in jedem unserer eigenen Länder
und als globale Gemeinschaft, dass unser eigener Erfolg mit dem Erfolg anderer verbunden
ist. Um für unsere eigene Bevölkerung etwas zu erreichen, müssen wir uns auch mit dem Rest
der Welt intensiv auseinandersetzen. Um unsere eigene Zukunft zu sichern, müssen wir mit
anderen Partnern – unseren Partnern – zusammenarbeiten, um eine gemeinsame Zukunft zu
schaffen. Unsere Sicherheit, unser Wohlstand und unsere Freiheiten sind meiner Meinung
nach so eng miteinander verknüpft wie nie zuvor. Und deshalb glaube ich, dass wir
zusammenarbeiten müssen wie nie zuvor.
PRÄSIDENT JOSEPH R. BIDEN,JR., (Tagung der Generalversammlung der Vereinten Nationen)

Die Vereinigten Staaten können die Herausforderungen dieses entscheidenden Jahrzehnts nur
bewältigen, wenn sie mit Ländern und Menschen in der ganzen Welt zusammenarbeiten. Die
Amerikaner verlassen sich auf unsere breiten und tiefen Beziehungen in jeder Region und
profitieren davon; sie investieren in und handeln mit fast jedem Land; und sie studieren, arbeiten
und leben auf jedem Kontinent. Unsere Zukunft und die der Welt sind miteinander verknüpft.
Aus diesem Grund ist unsere Strategie global.

Förderung eines freien und offenen Indo- pazifikraums

Der indo-pazifische Raum ist der Motor für einen Großteil des weltweiten
Wirtschaftswachstums und wird das Epizentrum der Geopolitik des 21. Als indo-pazifische
Macht haben die Vereinigten Staaten ein vitales Interesse an der Verwirklichung einer
offenen, vernetzten, wohlhabenden, sicheren und widerstandsfähigen Region.
Die Vereinigten Staaten werden mit anderen regionalen Staaten zusammenarbeiten, um den
indopazifischen Raum offen und zugänglich zu halten und sicherzustellen, dass die Nationen
ihre eigenen Entscheidungen im Einklang mit den völkerrechtlichen Verpflichtungen treffen
können. Wir unterstützen offene Gesellschaften durch Investitionen in demokratische
Institutionen, eine freie Presse und die Zivilgesellschaft und arbeiten mit Partnern zusammen,
um Informationsmanipulation und Korruption zu bekämpfen. Und wir werden die Freiheit der
Meere bekräftigen und eine gemeinsame regionale Unterstützung für einen offenen Zugang zum
Südchinesischen Meer aufbauen, durch das fast zwei Drittel des weltweiten Seehandels und ein
Viertel des gesamten Welthandels fließen.
Ein freier und offener indopazifischer Raum kann nur erreicht werden, wenn wir gemeinsame
Kapazitäten aufbauen. Wir vertiefen unsere fünf regionalen Vertragsbündnisse und engsten
Partnerschaften. Wir bekräftigen die zentrale Bedeutung der ASEAN und streben eine


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Vertiefung der Beziehungen zu unseren südostasiatischen Partnern an. Wir werden unser
regionales diplomatisches, entwicklungspolitisches und wirtschaftliches Engagement ausbauen,
mit besonderem Schwerpunkt auf Südostasien und den pazifischen Inseln. Wir werden mit
unseren südasiatischen Partnern zusammenarbeiten, um den Klimawandel, die COVID-19-
Pandemie und das Zwangsverhalten der VR China zu bekämpfen, und wir werden den
Wohlstand und die wirtschaftliche Vernetzung in der gesamten Region des Indischen Ozeans
fördern. Auch die Quad und AUKUS werden bei der Bewältigung regionaler Herausforderungen
eine entscheidende Rolle spielen, und wir werden unsere kollektive Stärke weiter stärken, indem
wir unsere Verbündeten und Partner enger miteinander verflechten – unter anderem durch die
Förderung engerer Verbindungen zwischen gleichgesinnten Ländern im indo-pazifischen Raum
und in Europa.
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*
Der Wohlstand jedes einzelnen Amerikaners ist mit dem indopazifischen Raum verbunden, und
die Vereinigten Staaten sind seit langem führend im regionalen Handel und bei den
Investitionen. Gemeinsam mit unseren regionalen Partnern entwickeln wir den IPEF, um
inklusiven, breit angelegten Wohlstand zu fördern und unsere gemeinsamen Interessen an einer
widerstandsfähigen, fairen, digitalen und kohlenstoffarmen Wirtschaft voranzutreiben. Die
Führungsrolle der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftskooperation (APEC) wird diese
Bemühungen ergänzen.
Seit 75 Jahren haben die Vereinigten Staaten eine starke und beständige Verteidigungspräsenz
aufrechterhalten und werden auch weiterhin einen bedeutenden Beitrag zur Stabilität und zum
Frieden in der Region leisten. Wir bekräftigen unsere eisernen Verpflichtungen gegenüber
unseren Verbündeten im indopazifischen Raum – Australien, Japan, die Republik Korea, die
Philippinen und Thailand – und wir werden diese Bündnisse weiter modernisieren. Wir
bekräftigen unser unerschütterliches Engagement für die Verteidigung Japans im Rahmen
unseres gegenseitigen Sicherheitsvertrags, der auch die Senkaku-Inseln umfasst. Da Indien die
größte Demokratie der Welt und ein wichtiger Verteidigungspartner ist, werden die Vereinigten
Staaten und Indien auf bilateraler und multilateraler Ebene zusammenarbeiten, um unsere
gemeinsame Vision eines freien und offenen Indopazifiks zu unterstützen. Wir werden eine
nachhaltige Diplomatie mit Nordkorea anstreben, um greifbare Fortschritte auf dem Weg zur
vollständigen Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel zu erzielen und gleichzeitig die
erweiterte Abschreckung angesichts der nordkoreanischen Massenvernichtungswaffen und
Raketenbedrohungen zu stärken. Der brutale Militärputsch in Birma hat die regionale Stabilität
untergraben, und wir werden weiterhin eng mit Verbündeten und Partnern, einschließlich der
ASEAN, zusammenarbeiten, um den demokratischen Übergang in Birma zu unterstützen.
Wir werden auch daran arbeiten, die Widerstandsfähigkeit unserer Partner gegenüber
transnationalen Herausforderungen, einschließlich klimatischer und biologischer Bedrohungen,
zu stärken. Der indo-pazifische Raum ist das Epizentrum der Klimakrise, aber er ist auch von
entscheidender Bedeutung für die Lösung des Klimaproblems, und unsere gemeinsamen
Antworten auf die Klimakrise sind ein politischer Imperativ und eine wirtschaftliche Chance.
Wir arbeiten auch zusammen, um die Region beim Aufbau von Widerstandsfähigkeit gegenüber
Pandemien zu unterstützen und ihre Gesundheitssysteme zu stärken, Investitionen in die globale
Gesundheitssicherheit voranzutreiben und die Fähigkeit der Region zur Prävention, Erkennung
und Reaktion auf Notfälle zu erweitern.
Wir sind in eine folgenreiche neue Periode amerikanischer Außenpolitik eingetreten, die den
Vereinigten Staaten im indopazifischen Raum mehr abverlangen wird, als dies seit dem
Zweiten Weltkrieg von uns verlangt wurde. Keine Region wird für die Welt und für jeden
Amerikaner von größerer Bedeutung sein als die
Indo-Pazifik. Wir sind ehrgeizig, weil wir wissen, dass wir und unsere Verbündeten und
Partner eine gemeinsame Vision für seine Zukunft haben.

Vertiefung unserer Allianz mit Europe

Die transatlantischen Beziehungen, die auf gemeinsamen demokratischen Werten, gemeinsamen
Interessen und historischen Bindungen beruhen, sind eine wichtige Plattform, auf der viele
andere Elemente unserer Außenpolitik aufgebaut sind. Europa war und wird auch in Zukunft
unser grundlegender Partner bei der Bewältigung der gesamten Bandbreite globaler
Herausforderungen sein. Um eine gemeinsame globale Agenda wirksam zu verfolgen, erweitern
und vertiefen wir das transatlantische Band – indem wir die NATO stärken, den Ehrgeiz in den
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Beziehungen zwischen den USA und der EU steigern und uns mit unseren europäischen *
Verbündeten und Partnern für die Verteidigung der EU einsetzen.
regelbasiertes System, das die Grundlage für unsere Sicherheit, unseren Wohlstand und unsere
Werte bildet.
Europa steht heute an vorderster Front, wenn es darum geht, die Grundsätze der Freiheit, der
Souveränität und der Nichtangriffsfreiheit zu verteidigen, und wir werden weiterhin im
Gleichschritt arbeiten, um sicherzustellen, dass die Freiheit siegt. Amerika bekennt sich nach wie
vor unmissverständlich zur kollektiven Verteidigung, wie sie in Artikel 5 der NATO verankert
ist, und wird an der Seite unserer NATO-Bündnispartner daran arbeiten, Aggressionen und
Nötigung in all ihren Formen abzuschrecken, abzuwehren und Widerstandskraft aufzubauen.
Während wir unsere eigenen beträchtlichen


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Beiträge zu den Fähigkeiten und der Einsatzbereitschaft der NATO – auch durch die Stärkung
der Verteidigungskräfte und -fähigkeiten und die Aufrechterhaltung unserer langjährigen
Verpflichtung zu einer erweiterten Abschreckung – werden wir darauf zählen, dass unsere
Bündnispartner weiterhin mehr Verantwortung übernehmen, indem sie ihre Ausgaben,
Fähigkeiten und Beiträge erhöhen. Die europäischen Verteidigungsinvestitionen, die über die
NATO oder ergänzend zu ihr getätigt werden, werden in dieser Zeit des verschärften
Wettbewerbs für die Gewährleistung unserer gemeinsamen Sicherheit von entscheidender
Bedeutung sein. Wir stehen hinter der kontinuierlichen Anpassung der NATO an moderne
Sicherheitsherausforderungen, einschließlich ihrer Betonung der Verteidigung im Cyberspace,
der Klimasicherheit und der wachsenden Sicherheitsrisiken, die sich aus der Politik und den
Handlungen der VR China ergeben.
Amerika hält an seinem grundsätzlichen Engagement für ein Europa fest, das ganz, frei und in
Frieden ist. Russlands weiterer Einmarsch in die Ukraine stellt eine ernste Bedrohung für diese
Vision dar. Deshalb sind wir entschlossen, die Ukraine bei der Verteidigung ihrer Souveränität
und territorialen Integrität zu unterstützen und Moskau für seine Aggression empfindliche
Kosten aufzuerlegen. Wir haben die Ukraine mit Sicherheits-, humanitärer und finanzieller Hilfe
unterstützt. Wir haben uns mit Verbündeten und Partnern in Europa und auf der ganzen Welt
zusammengetan, um Sanktionen und Exportkontrollen zu verhängen, die Russlands Fähigkeit
zur Führung künftiger Angriffskriege einschränken werden. Gemeinsam mit der Europäischen
Kommission haben wir einen ehrgeizigen Plan ausgearbeitet, um die Abhängigkeit Europas von
russischen fossilen Brennstoffen zu verringern, die europäische Energiesicherheit zu stärken und
gemeinsame Klimaziele zu erreichen. Bei all diesen Bemühungen ist die EU – ein integrierter
Markt mit über 450 Millionen Menschen – ein unverzichtbarer Partner, und wir unterstützen die
Bemühungen zur Förderung der EU-Einheit. Wir unterstützen auch die enge Zusammenarbeit
zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich in Angelegenheiten von gemeinsamem
Interesse. Darüber hinaus unterstreichen wir unsere Unterstützung für das
Karfreitagsabkommen, das die Grundlage für Frieden, Stabilität und Wohlstand in Nordirland
bildet.
Während wir die Ukraine unterstützen, werden wir auch daran arbeiten, die Stabilität und
Widerstandsfähigkeit anderer Demokratien zu stärken. Wir werden die europäischen
Bestrebungen von Georgien und der Republik Moldau und ihr Engagement für wichtige
institutionelle Reformen unterstützen. Wir werden unseren Partnern bei der Stärkung der
demokratischen Institutionen, der Rechtsstaatlichkeit und der wirtschaftlichen Entwicklung auf
dem westlichen Balkan helfen. Wir werden die diplomatischen Bemühungen um eine Lösung
des Konflikts im Südkaukasus unterstützen. Wir werden weiterhin mit der Türkei
zusammenarbeiten, um ihre strategischen, politischen, wirtschaftlichen und institutionellen
Beziehungen zum Westen zu stärken. Wir werden mit Verbündeten und Partnern
zusammenarbeiten, um die durch Russlands Krieg in der Ukraine ausgelöste Flüchtlingskrise zu
bewältigen. Und wir werden daran arbeiten, terroristische Bedrohungen für Europa abzuwehren.
Anderswo in Eurasien werden wir weiterhin die Unabhängigkeit, Souveränität und territoriale
Integrität Zentralasiens unterstützen.
Wir werden die Bemühungen zur Stärkung der Resilienz und der demokratischen Entwicklung
in den fünf Ländern dieser Region fördern. Wir werden unsere Arbeit im Rahmen der
diplomatischen Plattform der C5+1 (Kasachstan, Kirgisische Republik, Tadschikistan,
Turkmenistan, Usbekistan und die Vereinigten Staaten) fortsetzen, um die Klimaanpassung
voranzutreiben, die regionale Energie- und Ernährungssicherheit zu verbessern, die Integration
innerhalb der Region zu fördern und eine bessere Anbindung an die globalen Märkte zu


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erreichen.
Unsere Agenda mit den europäischen Verbündeten und Partnern ist zwar in der transatlantischen
Stärke und Stabilität verwurzelt, aber sie ist global. Wir werden mit der EU zusammenarbeiten,
um die Zusammenarbeit in den Bereichen Handel, Investitionen und Technologie auf der
Grundlage gemeinsamer demokratischer Werte zu stärken – durch die Förderung einer offenen
und inklusiven Weltwirtschaft, die Festlegung hoher Standards für den Handel, die
Gewährleistung eines fairen Wettbewerbs, die Unterstützung von Arbeitnehmerrechten, die
Förderung der Dekarbonisierung, die Bekämpfung von Korruption und den Schutz unserer
Innovationen vor Nutzungen, die unseren Interessen und Werten zuwiderlaufen. Im Rahmen der
G7 werden wir mit Frankreich, Deutschland, Italien und dem Vereinigten Königreich
zusammenarbeiten, um die internationale Zusammenarbeit bei den dringlichsten
Herausforderungen der Welt voranzutreiben. Wir werden gemeinsam für die Menschenrechte
eintreten, sei es in Belarus oder in Xinjiang. Um diese ehrgeizige Agenda in die Tat umzusetzen,
werden wir unsere strategische Ausrichtung vertiefen – uns regelmäßig beraten, Informationen
und Erkenntnisse austauschen und gemeinsam handeln.


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Förderung von Demokratie und gemeinsamem Wohlstand in der westlichen Hemisphäre

Keine Region wirkt sich so unmittelbar auf die Vereinigten Staaten aus wie die westliche
Hemisphäre. Mit
Mit einem jährlichen Handelsvolumen von 1,9 Billionen Dollar, gemeinsamen Werten und
demokratischen Traditionen sowie familiären Bindungen tragen die Nationen der westlichen
Hemisphäre, insbesondere in Nordamerika, entscheidend zum Wohlstand und zur
Widerstandsfähigkeit der USA bei. Doch die COVID-19-Pandemie und die darauf folgende
Rezession haben die seit langem bestehenden strukturellen Herausforderungen verschärft,
politische und soziale Unruhen geschürt, das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Demokratie
untergraben und ein noch nie dagewesenes Ausmaß an irregulärer Migration in die Vereinigten
Staaten und die gesamte Region ausgelöst. In Anerkennung des direkten Zusammenhangs
zwischen dem Wohlstand und der Sicherheit der Region und unserem eigenen Wohlstand und
unserer eigenen Sicherheit ist es für die Vereinigten Staaten von entscheidender Bedeutung,
unsere Partnerschaften neu zu beleben, um wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit, demokratische
Stabilität und die Sicherheit der Bürger in der Hemisphäre aufzubauen und zu erhalten. Wir
werden diese Bemühungen durch regelmäßige Interaktionen, multilaterale und institutionelle
Zusammenarbeit und regionale Initiativen sowie durch die Umsetzung der auf dem Neunten
Amerikagipfel eingegangenen Verpflichtungen vorantreiben.
Die Bewegung von Menschen durch den gesamten amerikanischen Kontinent, darunter mehr als
sechs Millionen Venezolaner, die seit 2015 gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen, betrifft
ganz Lateinamerika und die Karibik und unterstreicht die Notwendigkeit regionaler
Maßnahmen. Die Erklärung von Los Angeles zu Migration und Schutz ergänzt die Bemühungen
der USA im eigenen Land zur Modernisierung ihrer Grenzinfrastruktur und zum Aufbau eines
fairen, geordneten und humanen Einwanderungssystems durch eine kühne hemisphärenweite
Partnerschaft, die auf dem Prinzip der gemeinsamen Verantwortung, der Stabilität und der
Unterstützung für betroffene Gemeinschaften, der Ausweitung legaler Wege, einem humanen
Migrationsmanagement und einer koordinierten Notfallreaktion beruht. Die Vereinigten Staaten
sind auch federführend bei der Ausweitung legaler Migrationswege und der Bekämpfung des
illegalen Menschenschmuggels und -handels, die schutzbedürftige Migranten ausnutzen. Diese
gemeinsamen Bemühungen zielen darauf ab, die Migrantenpopulationen zu stabilisieren und die
irreguläre Migration durch geordnete Migrationsströme zu ersetzen, die das
Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten und in der gesamten Region fördern können.
Wir werden diese gemeinsamen Bemühungen fortsetzen und gleichzeitig einen grundsätzlich
fairen, geordneten und humanen Ansatz für das Migrationsmanagement sicherstellen, der die
Grenzsicherheit stärkt und unser Land schützt.
Die Beendigung und Abschwächung der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und die
Förderung der Gesundheitssicherheit sind für das Wohlergehen der gesamten Hemisphäre von
entscheidender Bedeutung. Neben der Spende von über 72 Millionen Impfstoffen arbeiten wir
im Rahmen des Aktionsplans für Gesundheit und Widerstandsfähigkeit in Nord- und
Südamerika mit der Region zusammen, um künftigen Pandemien und anderen Notfällen im
Gesundheitswesen vorzubeugen, uns darauf vorzubereiten und darauf zu reagieren, und
gleichzeitig die gerechte Bereitstellung von Gesundheitsversorgung und öffentlichen Diensten
für abgelegene, gefährdete und marginalisierte Bevölkerungsgruppen zu verbessern. Neben der
Unterstützung von Ländern, insbesondere in Zentralamerika und der Karibik, bei der Erreichung
einer COVID-19-Impfrate von 70 Prozent, tragen die damit verbundenen Partnerschaften dazu


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bei, die Produktionskapazitäten für Impfstoffe zu erhöhen und bis 2027 über das Americas
Health Corps 500.000 Fachkräfte für öffentliche Gesundheit und Medizin auszubilden.
Gemeinsam mit regionalen Partnern vertiefen wir die wirtschaftliche Zusammenarbeit, um ein
dauerhaftes und integratives Wirtschaftswachstum zu gewährleisten, das unseren Arbeitnehmern
zugute kommt. Unsere Priorität ist die Zusammenarbeit mit Kanada und Mexiko, um eine
nordamerikanische Zukunftsvision voranzutreiben, die sich auf unsere gemeinsamen Stärken
stützt und die globale Wettbewerbsfähigkeit der USA stärkt. In ähnlicher Weise wird die
Amerikanische Partnerschaft für wirtschaftlichen Wohlstand unser regionales wirtschaftliches
Engagement leiten, indem wir uns auf die wichtigsten Triebkräfte für ein Wachstum von unten
nach oben und von der Mitte nach außen konzentrieren und die Instrumente für die neuen und
komplexen Herausforderungen aktualisieren, vor denen wir heute und in den kommenden
Jahrzehnten stehen, wobei der Schwerpunkt auf der Wiederbelebung der regionalen Wirtschaft
liegt.


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Institutionen, die Sicherung von Lieferketten, die Schaffung von Arbeitsplätzen im Bereich
der sauberen Energie und die Förderung der Dekarbonisierung, die Sicherstellung eines
nachhaltigen und integrativen Handels und die Durchführung von Investitionen, die die
Effizienz der öffentlichen Verwaltung erhöhen.
Die Bewältigung der Klimakrise und die Nutzung der Dynamik der Region werden im
Mittelpunkt unseres Ansatzes stehen, und wir werden die Bemühungen um Abschwächung und
Anpassung nutzen, um einen nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung voranzutreiben und die
Waldökosysteme zu schützen, u. a. durch die Förderung von Handel und Investitionen in
saubere Energie, um das gemeinsame Ziel einer installierten Kapazität von 70 Prozent für die
Erzeugung erneuerbarer Energien im Stromsektor der Region bis 2030 zu erreichen, und durch
die Mobilisierung von Finanzmitteln und anderen Formen der Unterstützung zur Förderung des
Schutzes des Amazonas. Die Vereinigten Staaten und die Karibische Gemeinschaft haben
außerdem die Partnerschaft zur Bewältigung der Klimakrise 2030 ins Leben gerufen, um den
Zugang zu Projektfinanzierungen zu erweitern, private Investitionen in saubere
Energieinfrastrukturen und Klimaanpassungsprojekte anzuziehen und die lokalen Kapazitäten
zur Bewertung, Planung, Vorhersage, Abschwächung und Reaktion auf extreme
Wetterereignisse und damit verbundene Risiken in einem sich verändernden Klima zu
verbessern.
Die Vereinigten Staaten ziehen aus der demokratischen Stabilität und den demokratischen
Institutionen der Region einen sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Nutzen, da unsere
gemeinsamen Werte die Grundlage für Zusammenarbeit und friedliche Streitbeilegung bilden.
Um diese Traditionen zu bewahren und zu stärken, werden wir Partner unterstützen, die sich um
den Aufbau transparenter, inklusiver und rechenschaftspflichtiger Institutionen bemühen.
Gemeinsam werden wir eine wirksame demokratische Regierungsführung unterstützen, die auf
die Bedürfnisse der Bürger eingeht, die Menschenrechte verteidigen und die
geschlechtsspezifische Gewalt, Bekämpfung der Korruption und Schutz vor Einmischung oder
Zwang von außen, einschließlich der VR China, Russlands oder des Irans. Durch die
Wiederbelebung und Repräsentation
Interamerikanischen Institutionen und in Partnerschaft mit der Zivilgesellschaft und anderen
Regierungen werden wir die demokratische Selbstbestimmung der Menschen in Venezuela,
Kuba, Nicaragua und allen Ländern, in denen der Wille des Volkes unterdrückt wird,
unterstützen. In Haiti, das unter einer ausgedehnten humanitären, politischen und
wirtschaftlichen Krise leidet, werden wir die internationale Gemeinschaft mobilisieren, um bei
der Wiederherstellung der Sicherheit zu helfen, die Regierungsinstitutionen wieder aufzubauen
und eine Grundlage für den Wohlstand zu schaffen, auf der das haitianische Volk seine Zukunft
selbst bestimmen kann.
Wir werden unsere Partner auch bei der Bewältigung von Sicherheitsbedrohungen unterstützen.
Diese Bedrohungen können interner Natur sein – z.B. durch lokale Banden – oder transnationaler
Natur – z.B. durch kriminelle Organisationen, die mit Drogen und Menschen handeln und andere
illegale Operationen durchführen – oder von außen kommen, wenn bösartige Akteure versuchen,
in der Region militärisch oder nachrichtendienstlich Fuß zu fassen. Diese Bedrohungen wirken
sich auf die Sicherheit in ganz Amerika aus, auch bei uns, und wir werden daher die
Zusammenarbeit fördern, um die zivile Polizei zu unterstützen, die Justizsysteme in Amerika zu
stärken und den Informationsaustausch mit unseren Partnern auszuweiten.
Diese Prioritäten – Ausbau der wirtschaftlichen Möglichkeiten, Stärkung der Demokratie und
Aufbau von Sicherheit – verstärken sich gegenseitig und tragen zur nationalen, regionalen und


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globalen Stabilität bei. Wir haben ein übergeordnetes strategisches Interesse daran, die
Zusammenarbeit durch ein verstärktes diplomatisches Engagement mit hemisphärischen
Partnern und Institutionen fortzusetzen und zu verstärken, das auf der Prämisse beruht, dass die
Förderung einer Vision einer sicheren, mittelständischen und demokratischen Region
grundsätzlich im nationalen Sicherheitsinteresse der Vereinigten Staaten liegt. Die
Herausforderung und die Bedeutung dieses Unterfangens werden durch die zunehmende
geopolitische und geoökonomische Volatilität, die miteinander verknüpften Herausforderungen
durch Phänomene wie Klimawandel, globale Pandemien und Massenmigration und die
Erkenntnis, dass die Sicherheit und der Wohlstand der Vereinigten Staaten von denen unserer
Nachbarn abhängen, noch verschärft.


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Unterstützung der Deeskalation und Integration im Nahen Osten

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die US-Außenpolitik vor allem auf die Bedrohungen
konzentriert, die vom Nahen Osten und Nordafrika ausgingen. Wir haben uns zu oft auf eine
militärzentrierte Politik verlegt, die von einem unrealistischen Glauben an Gewalt und
Regimewechsel als Mittel zur Erzielung nachhaltiger Ergebnisse getragen wird, während wir die
Opportunitätskosten konkurrierender globaler Prioritäten oder unbeabsichtigte Folgen nicht
angemessen berücksichtigen. Es ist an der Zeit, von großen Plänen Abstand zu nehmen und
stattdessen praktischere Schritte zu unternehmen, die die Interessen der USA fördern und den
regionalen Partnern helfen, die Grundlage für mehr Stabilität, Wohlstand und Chancen für die
Menschen im Nahen Osten und für das amerikanische Volk zu schaffen.

Die Vereinigten Staaten haben einen neuen Rahmen für die US-Politik in der Region abgesteckt,
der sich auf Amerikas einzigartigen komparativen Vorteil beim Aufbau von Partnerschaften,
Koalitionen und Bündnissen zur Stärkung der Abschreckung stützt, während die Diplomatie
zum Abbau von Spannungen, zur Verringerung der Risiken neuer Konflikte und zur Schaffung
einer langfristigen Grundlage für Stabilität eingesetzt wird.

Dieser Rahmen umfasst fünf Grundsätze.

Erstens: Die Vereinigten Staaten werden Folgendes unterstützen und
Wir werden die Partnerschaften mit Ländern stärken, die sich der auf Regeln basierenden
internationalen Ordnung anschließen, und wir werden sicherstellen, dass diese Länder sich
gegen ausländische Bedrohungen verteidigen können.

Zweitens, Die Vereinigten Staaten werden nicht zulassen, dass ausländische oder regionale Mächte die
Freiheit der Schifffahrt durch die Wasserstraßen des Nahen Ostens, einschließlich der Straße von
Hormuz und des Bab al Mandab, gefährden, und sie werden auch keine Bemühungen eines
Landes tolerieren, ein anderes Land – oder die Region – durch militärische Aufrüstung,
Übergriffe oder Drohungen zu dominieren.

Drittens: Auch wenn die Vereinigten Staaten sich bemühen, Bedrohungen der regionalen Stabilität abzuwehren, werden wir uns bemühen, Spannungen abzubauen, Konflikte zu deeskalieren und zu beenden, wo immer dies auf
diplomatischem Wege möglich ist.

Viertens werden die Vereinigten Staaten die regionale
Integration fördern, indem sie politische, wirtschaftliche und sicherheitspolitische Verbindungen
zwischen und unter den US-Partnern aufbauen, unter anderem durch integrierte Luft- und
Seeverteidigungsstrukturen, wobei sie die Souveränität und die unabhängigen Entscheidungen
der einzelnen Länder respektieren.

Fünftens: Die Vereinigten Staaten werden sich stets für die
Menschenrechte und die in der UN-Charta verankerten Werte einsetzen.

Dieser neue Rahmen baut auf den jüngsten Fortschritten auf, die die Staaten der Region bei der
Überbrückung ihrer anhaltenden Differenzen gemacht haben. Wir werden weiterhin mit unseren
Verbündeten und Partnern zusammenarbeiten, um ihre Fähigkeiten zur Abschreckung und
Bekämpfung der destabilisierenden Aktivitäten Irans zu verbessern. Wir werden die Diplomatie
fortsetzen, um sicherzustellen, dass der Iran niemals in den Besitz einer Atomwaffe gelangen
kann, und gleichzeitig bereit sein, andere Mittel einzusetzen, falls die Diplomatie versagt. Irans
Drohungen gegen US-Personal sowie derzeitige und frühere US-Beamte werden nicht geduldet,
und wie wir bereits bewiesen haben, werden wir reagieren, wenn unsere Leute und Interessen
angegriffen werden. Dabei werden wir immer an der Seite des iranischen Volkes stehen, das
nach den grundlegenden Rechten und der Würde strebt, die ihm vom Regime in Teheran lange
verweigert wurden.


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Auf breiterer Ebene werden wir Diplomatie, Wirtschaftshilfe und Sicherheitshilfe für lokale
Partner kombinieren, um das Leid zu lindern, die Instabilität zu verringern und den Export von
Terrorismus oder Massenmigration aus Jemen, Syrien und Libyen zu verhindern, während wir
mit den regionalen Regierungen zusammenarbeiten, um die weiterreichenden Auswirkungen
dieser Herausforderungen zu bewältigen. Wir werden uns bemühen, Israels wachsende
Beziehungen zu seinen Nachbarn und anderen arabischen Staaten auszubauen und zu vertiefen,
unter anderem durch das Abraham-Abkommen, und gleichzeitig unser eisernes Engagement für
seine Sicherheit aufrechterhalten. Wir werden uns auch weiterhin für eine tragfähige
Zweistaatenlösung einsetzen, die Israels Zukunft als jüdischer und demokratischer Staat bewahrt
und gleichzeitig den palästinensischen Bestrebungen nach einem sicheren und lebensfähigen
eigenen Staat entgegenkommt. Wie Präsident Biden bei seinem Besuch im Westjordanland im
Juli 2022 erklärte: „Zwei Staaten entlang der Linien von 1967, mit gegenseitig vereinbarten
Tauschmöglichkeiten, sind nach wie vor der beste Weg, um ein gleiches Maß an Sicherheit,
Wohlstand, Freiheit und Demokratie für Palästinenser und Israelis zu erreichen.“


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Dieser neue Rahmen stützt sich auf eine nachhaltige und wirksame militärische Haltung, die auf
Abschreckung, die Stärkung der Kapazitäten der Partner, die Ermöglichung regionaler
Sicherheitsintegration, die Bekämpfung terroristischer Bedrohungen und die Gewährleistung des
freien Welthandels ausgerichtet ist. In Verbindung mit dem Einsatz anderer nationaler
Machtinstrumente tragen diese militärischen Aktivitäten auch dazu bei, der militärischen
Expansion externer Akteure in der Region entgegenzuwirken. Wir werden unser Militär nicht
einsetzen, um Regime zu verändern oder Gesellschaften umzugestalten, sondern den Einsatz von
Gewalt auf Umstände beschränken, in denen dies zum Schutz unserer nationalen
Sicherheitsinteressen notwendig und mit dem Völkerrecht vereinbar ist, während wir unsere
Partner in die Lage versetzen, ihr Territorium vor externen und terroristischen Bedrohungen zu
verteidigen.
Wir werden wirtschaftliche und politische Reformen fördern, die dazu beitragen, das Potenzial
der Region freizusetzen, unter anderem durch die Förderung einer stärkeren wirtschaftlichen
Integration, um das Wachstum anzukurbeln und Arbeitsplätze zu schaffen. Wir werden die
Energieerzeuger ermutigen, ihre Ressourcen zur Stabilisierung der globalen Energiemärkte zu
nutzen, während wir uns gleichzeitig auf eine saubere Energiezukunft vorbereiten und die
amerikanischen Verbraucher schützen. Wir werden auch weiterhin unsere demokratischen
Partner unterstützen und die Rechenschaftspflicht für Menschenrechtsverletzungen einfordern, in
dem Bewusstsein, dass echte Reformen nur von innen kommen können, die Vereinigten Staaten
aber dennoch eine wichtige Rolle spielen müssen. Die Vereinigten Staaten sind der größte
bilaterale Geber humanitärer Hilfe und setzen sich seit langem für prinzipienfeste,
bedarfsorientierte humanitäre Maßnahmen ein. Wir werden unsere Führungsrolle bei der
humanitären Hilfe und der Bewältigung langfristiger Flüchtlings- und Vertreibungskrisen
beibehalten, um die Menschenwürde zu wahren und die Stabilität zu stärken. Und wir werden
unsere Unterstützung für regionale Partner beschleunigen, um ihnen beim Aufbau einer größeren
Widerstandsfähigkeit zu helfen, da die Zukunft des Nahen Ostens ebenso sehr von klimatischen,
technologischen und demografischen Veränderungen bestimmt wird wie von traditionellen
Sicherheitsfragen.

Aufbau von Partnerschaften zwischen den USA und Afrika im 21. Jahrhundert

Afrikas Regierungen, Institutionen und Menschen sind eine wichtige geopolitische Kraft, die im
kommenden Jahrzehnt eine entscheidende Rolle bei der Lösung globaler Herausforderungen
spielen wird. Afrika ist jünger, mobiler, gebildeter und vernetzter als je zuvor. Die afrikanischen
Länder stellen eine der größten regionalen Stimmrechtsgruppen bei den Vereinten Nationen und
ihre Bürger leiten wichtige internationale Institutionen. Die boomende Bevölkerung, die
lebenswichtigen natürlichen Ressourcen und das dynamische Unternehmertum des Kontinents
haben in Verbindung mit der Afrikanischen Kontinentalen Freihandelszone das Potenzial, ein
transformatives Wirtschaftswachstum zu fördern. Unsere Partnerschaften mit afrikanischen
Staaten in den letzten drei Jahrzehnten haben dazu beigetragen, die Grundlagen für dieses
Wachstum zu schaffen. Um es zu beschleunigen, müssen die Partnerschaften zwischen den USA
und Afrika angepasst werden, um die wichtige geopolitische Rolle, die afrikanische Nationen
weltweit spielen, widerzuspiegeln.
Die Förderung der nationalen Interessen Amerikas wird zum Teil von einer engeren
Zusammenarbeit abhängen, nicht nur mit den afrikanischen Staaten, sondern auch mit
regionalen Gremien wie der Afrikanischen Union, subnationalen Regierungen, der


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Zivilgesellschaft, dem Privatsektor und der Diaspora. Wir werden weiterhin in die größten
Staaten der Region, wie Nigeria, Kenia und Südafrika, investieren, aber auch unsere
Beziehungen zu mittleren und kleinen Staaten vertiefen. Wir werden die afrikanischen Länder
als gleichberechtigte Partner einbeziehen, um unsere gemeinsamen Prioritäten zu erreichen,
von der Gesundheit über die Pandemievorsorge bis hin zum Klimawandel. Wir werden auch
Druck auf unsere Partner ausüben, wenn es um Menschenrechte, Korruption oder autoritäres
Verhalten geht, und die Partnerschaften mit Ländern vertiefen, die Fortschritte in Richtung
einer offeneren und demokratischeren Regierungsführung machen. In Abstimmung mit
internationalen Partnern und regionalen Gremien werden wir demokratischen Rückschritten
entgegenwirken, indem wir Kosten für Putsche auferlegen und auf Fortschritte bei zivilen
Übergängen drängen. Und wir werden den afrikanischen Führern und Menschen zuhören, wenn
sie ihre Visionen für die Zukunft formulieren.


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ihre ausländischen Partnerschaften, einschließlich der Erwartungen an Transparenz,
Rechenschaftspflicht, Fairness, Integration und Gerechtigkeit.
Die Förderung von Frieden und Wohlstand in Afrika wird die Fähigkeit Afrikas stärken,
regionale und globale Probleme zu lösen. Das Engagement und die Fähigkeit der Region, die
Demokratie zu erneuern sowie aufkommende und seit langem schwelende Konflikte
vorherzusehen, zu verhindern und zu bewältigen, kann zu günstigen Ergebnissen für Afrikaner
und Amerikaner führen. Wir werden die von den Afrikanern geführten Bemühungen um
politische Lösungen für kostspielige Konflikte, zunehmende terroristische Aktivitäten und
humanitäre Krisen wie in Kamerun, der Demokratischen Republik Kongo, Äthiopien,
Mosambik, Nigeria, Somalia und der Sahelzone unterstützen und in die lokale und internationale
Friedenskonsolidierung und Friedenssicherung investieren, um das Entstehen neuer Konflikte zu
verhindern. Im Einklang mit unserem umfassenderen Ansatz zur Terrorismusbekämpfung
werden wir terroristische Bedrohungen gegen die Vereinigten Staaten unterbinden und
entschärfen und gleichzeitig unsere Partner dabei unterstützen, die Ausbreitung von Terroristen
zu verhindern. Wir werden mit unseren afrikanischen und internationalen Partnern
zusammenarbeiten, um die Ursachen des Terrorismus zu bekämpfen, unter anderem durch die
Bekämpfung der Korruption, die Stärkung der Rechenschaftspflicht und der Justiz, Investitionen
in eine integrative wirtschaftliche Entwicklung und die Förderung der Menschenrechte,
einschließlich der Rechte der Frauen, und wir werden auch gegen die destabilisierenden
Auswirkungen der von Russland unterstützten Wagner-Gruppe vorgehen.
Wir werden die Beschleunigung des Wachstums durch Investitionen des Privatsektors
unterstützen, Afrika dabei helfen, seine digitale Wirtschaft zu erschließen, den Kampf gegen die
Ernährungsunsicherheit verdoppeln und die Infrastruktur für saubere Energie durch die
Initiativen Prosper Africa, Feed the Future und Power Africa ausbauen. Wir werden die
Anpassung an den Klimawandel, den Naturschutz und eine gerechte Energiewende
unterstützen, da die afrikanischen Länder südlich der Sahara bereits jetzt mit schwerwiegenden
Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert sind, die die Probleme der Landnutzung, der
Migration und der steigenden Lebensmittel- und Rohstoffpreise verschärfen, was durch
Russlands erneuten Einmarsch in der Ukraine noch verstärkt wurde. Qualitativ hochwertige
Gesundheitssysteme sind für das Wirtschaftswachstum unerlässlich, und wir werden auf
unseren jahrzehntelangen Partnerschaften aufbauen, um in die Gesundheitssicherheit und die
Infrastruktur der Gesundheitssysteme sowie in die laufende COVID-19-Maßnahme zu
investieren. Wir werden auch mit den afrikanischen Regierungen zusammenarbeiten, um die
Rahmenbedingungen für Unternehmen zu schaffen und die Investitionen in Humankapital und
Kapazitätsentwicklung zu tätigen, um Investoren anzuziehen, Unternehmen wachsen zu lassen
und sektorübergreifend gute Arbeitsplätze zu schaffen – und um die
den Handel zwischen den USA und Afrika zu fördern und neue Möglichkeiten für USUnternehmen zu schaffen. Wir werden versuchen, Möglichkeiten zu bieten, die
Amerikas Wettbewerbsvorteile widerspiegeln, inklusives Wachstum fördern, die Rechte
der Arbeitnehmer respektieren und die Ressourcen der Region für künftige Generationen
schützen.

Pflegen Sie eine friedliche Arktis

Die Vereinigten Staaten streben eine Arktis an, die friedlich, stabil, wohlhabend und kooperativ
ist. Der Klimawandel macht die Arktis zugänglicher als je zuvor, bedroht arktische Gemeinden
und lebenswichtige Ökosysteme, schafft neue potenzielle wirtschaftliche Möglichkeiten und


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verschärft den Wettbewerb um die Zukunft der Region. Russland hat in den letzten zehn Jahren
erheblich in seine Präsenz in der Arktis investiert, seine militärische Infrastruktur modernisiert
und das Tempo der Übungen und Trainingsoperationen erhöht. Sein aggressives Verhalten hat
die geopolitischen Spannungen in der Arktis erhöht, was neue Risiken für unbeabsichtigte
Konflikte schafft und die Zusammenarbeit behindert. Die VR China hat auch versucht, ihren
Einfluss in der Arktis zu vergrößern, indem sie ihre Investitionen in der Arktis rapide erhöhte,
neue wissenschaftliche Aktivitäten verfolgte und diese wissenschaftlichen Engagements nutzte,
um Forschung mit doppeltem Verwendungszweck mit nachrichtendienstlichen oder
militärischen Anwendungen durchzuführen.
Wir werden die Sicherheit der USA in der Region aufrechterhalten, indem wir unser Bewusstsein
für den maritimen Bereich, unsere Kommunikation, unsere Fähigkeiten zur Katastrophenhilfe und
unsere Eisbrecherkapazitäten verbessern, um uns auf die zunehmenden internationalen Aktivitäten
in der Region vorzubereiten. Wir werden die Präsenz der US-Regierung in der Region wie folgt
ausüben


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und gleichzeitig die Risiken zu reduzieren und eine unnötige Eskalation zu verhindern. Die
arktischen Nationen tragen die Hauptverantwortung für die Bewältigung regionaler
Herausforderungen, und wir werden unsere Zusammenarbeit mit unseren arktischen
Verbündeten und Partnern vertiefen und mit ihnen zusammenarbeiten, um den Arktischen Rat
und andere arktische Institutionen trotz der Herausforderungen für die arktische Zusammenarbeit
durch Russlands Krieg in der Ukraine zu unterstützen. Wir werden weiterhin die Freiheit der
Schifffahrt schützen und den erweiterten Kontinentalsockel der USA in Übereinstimmung mit
internationalen Regeln festlegen. Wir müssen die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem
Klimawandel in der Region stärken und diesen abmildern, unter anderem durch Vereinbarungen
zur Emissionsreduzierung und eine verstärkte arktisübergreifende Forschungszusammenarbeit.
Da die wirtschaftliche Aktivität in der Arktis zunimmt, werden wir in die Infrastruktur
investieren, den Lebensunterhalt verbessern und verantwortungsvolle Investitionen des
Privatsektors durch die Vereinigten Staaten, unsere Verbündeten und unsere Partner fördern,
auch im Bereich der kritischen Mineralien, und die Überprüfung von Investitionen für nationale
Sicherheitszwecke verbessern. Bei all diesen Bemühungen werden wir unsere Verpflichtung zur
Anerkennung der Souveränität und Selbstverwaltung der Stämme durch regelmäßige, sinnvolle
und solide Konsultationen und Zusammenarbeit mit den indigenen Gemeinschaften Alaskas
einhalten.

Schutz von Meer, Luft und Raum

Die Menschen auf der ganzen Welt sind für ihre Sicherheit und ihren Wohlstand auf das Meer, die
Luft und den Weltraum angewiesen.
Die miteinander verbundenen Ozeane, Länder, Wasserstraßen und anderen Ökosysteme der Welt
schaffen wirtschaftliche Möglichkeiten und ermöglichen wichtige wirtschaftliche und
militärische Aktivitäten. Sie enthalten eine biologische Vielfalt, die für die Ernährungssicherheit,
saubere Luft und sauberes Wasser, ein stabiles Klima sowie für Gesundheit und Wohlbefinden
unerlässlich ist. Bedrohungen für diese Systeme – einschließlich übermäßiger Ansprüche auf
See- und Luftraum, Verschmutzung und unregulierte Abholzung sowie illegaler, nicht
gemeldeter und unregulierter Fischfang – beeinträchtigen die Fähigkeit der Regierungen, die
menschlichen Grundbedürfnisse zu befriedigen, und tragen zur politischen, wirtschaftlichen und
sozialen Instabilität bei. Wir werden für die Freiheit der Schifffahrt und des Überflugs eintreten,
den Umweltschutz unterstützen und uns gegen zerstörerische Fernfischereipraktiken wenden,
indem wir internationale Gesetze und Normen einhalten, einschließlich der Regeln des
Völkergewohnheitsrechts im UN-Seerechtsübereinkommen. Und wir werden den Status der
Antarktis als einen dem Frieden und der Wissenschaft vorbehaltenen Kontinent in
Übereinstimmung mit den Bestimmungen des Antarktisvertrags von 1959 fördern.
Die Erforschung und Nutzung des Weltraums kommt der Menschheit zugute, von der Schaffung
wirtschaftlicher Möglichkeiten über die Entwicklung neuer Technologien bis hin zur
Klimaüberwachung. Amerika wird seine Position als Weltmarktführer im Weltraum beibehalten
und mit der internationalen Gemeinschaft zusammenarbeiten, um die Nachhaltigkeit, Sicherheit
und Stabilität des Raums zu gewährleisten. Wir müssen die Führung bei der Aktualisierung der
Weltraumverwaltung übernehmen, ein Koordinierungssystem für den Weltraumverkehr
einrichten und einen Weg für künftige Weltraumnormen und Rüstungskontrolle aufzeigen. In
Zusammenarbeit mit Verbündeten und Partnern werden wir Strategien und Vorschriften
entwickeln, die den aufkeimenden kommerziellen Raumfahrtsektor der USA in die Lage
versetzen, im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Wir werden die Widerstandsfähigkeit der


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US-Raumfahrtsysteme verbessern, auf die wir uns für kritische nationale und innere
Sicherheitsfunktionen verlassen. Diese Bemühungen zielen darauf ab, die Interessen der USA
im Weltraum zu schützen, ein destabilisierendes Wettrüsten zu vermeiden und die
Weltraumumgebung verantwortungsvoll zu verwalten.


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Unsere Werkzeuge der Staatskunst schärfen

Unsere nationalen Sicherheitsinstitutionen und -mitarbeiter untermauern Amerikas globale
Führungsrolle und die Sicherheit, den Wohlstand und die Freiheiten des amerikanischen Volkes.
Um unsere ehrgeizigen Ziele zu erreichen, müssen wir unsere Instrumente der Staatsführung
modernisieren und an die heutigen Herausforderungen anpassen. Das tun wir zum Beispiel:
• Stärkung der amerikanischen Diplomatie durch die Modernisierung des
Außenministeriums, u. a. durch die kürzlich erfolgte Einrichtung eines neuen Büros für
Cyberspace und digitale Politik sowie eines Sonderbeauftragten für kritische und neu
entstehende Technologien.
• Anpassung der Intelligence Community (IC), u. a. durch die Anpassung unserer
Organisationen an den Wettbewerb, die Einführung neuer Dateninstrumente und die
verstärkte Integration von Open-Source-Material.
• Verbesserung der Frühwarnung und Vorhersage für Bedrohungen durch
Infektionskrankheiten und Pandemien in den USA und auf der ganzen Welt, indem
die Unterstützung für das Center for Outbreak, Forecasting and Analytics der Centers
for Disease Control and Prevention (CDC) und die Auslandshilfe für globale
Gesundheitssicherheit erhöht wird.
• Umstrukturierung des Büros des stellvertretenden Verteidigungsministers für Politik, um
sich stärker auf neue Technologien zu konzentrieren und die Aufmerksamkeit der
Führungskräfte auf kritische Regionen zu lenken. Stärkung des Cybersicherheitsdienstes
des Heimatschutzministeriums (Department of Homeland Security, DHS) durch die
Neugestaltung der Art und Weise, wie das DHS hochkarätige und vielfältige CyberTalente einstellt, entwickelt und bindet.
• Die Entwicklungshilfe soll zugänglicher und gerechter werden, indem 25 Prozent der
Mittel der US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID) an lokale Partner
weitergegeben werden und die Arbeit der USAID zur Stärkung von Frauen und
Mädchen verdoppelt wird.
• Ausweitung unseres Engagements mit Interessengruppen und Aufbau unserer
Kapazitäten für Partnerschaften mit dem Privatsektor, der Philanthropie, den
Diasporagemeinschaften und der Zivilgesellschaft.
• Priorisierung der Rolle der Technologie für die nationale Sicherheit durch Aufwertung
des Büros für Wissenschafts- und Technologiepolitik des Weißen Hauses zu einer
Behörde auf Kabinettsebene und zu einem vollwertigen Mitglied des Nationalen
Sicherheitsrats.
Der Erfolg dieser Bemühungen und unserer Außenpolitik erfordert eine Stärkung der
nationalen Sicherheitskräfte durch die Anwerbung und Bindung vielfältiger,
hochkarätiger Talente. Das sind wir:
• Vorrangige Berücksichtigung von Vielfalt, Gleichberechtigung, Integration und
Zugänglichkeit, um sicherzustellen, dass die nationalen Sicherheitsinstitutionen die
amerikanische Öffentlichkeit widerspiegeln, die sie repräsentieren.
• Effektivere und effizientere Verfahren zur Einstellung, Rekrutierung, Bindung und
Entwicklung von Talenten, insbesondere in den Bereichen MINT, Wirtschaft,
kritische Sprachen und regionale Angelegenheiten.
• Förderung von Möglichkeiten zur beruflichen Entwicklung – sowohl für
Führungsqualitäten als auch für technische Fähigkeiten – auf allen Ebenen der
Belegschaft.


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• Eröffnung von Möglichkeiten für nationale Sicherheitskräfte, zwischen Institutionen
innerhalb und außerhalb der Regierung zu wechseln und die erworbenen Fähigkeiten an
ihre Heimatbehörden weiterzugeben.
• Ausstattung der Mitarbeiter mit modernster Technologie und bessere Integration
von Daten und Analysetools zur Unterstützung der Entscheidungsfindung.
• Priorisierung der Fähigkeiten und des Personals der Humanressourcen, die all diese
Initiativen vorantreiben und betreuen werden.


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Das Wohlergehen unserer nationalen Sicherheitsinstitutionen und -mitarbeiter beruht auf dem
Vertrauen in die Unparteilichkeit der bundesstaatlichen Strafverfolgungsbehörden, des
Internationalen Strafgerichtshofs, unserer Diplomaten, Beamten, staatlich finanzierten
Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen und des Militärs, wenn wir im nationalen Dienst
zusammenarbeiten.
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TEIL V: SCHLUSSFOLGERUNG

Wir sind zuversichtlich, dass die Vereinigten Staaten an der Seite unserer Verbündeten und
Partner in der Lage sind, unser Streben nach einer freien, offenen, wohlhabenden und sicheren
Weltordnung erfolgreich umzusetzen. Mit den Schlüsselelementen, die in dieser Strategie
skizziert werden, werden wir die doppelten Herausforderungen unserer Zeit angehen: Wir
werden unsere Rivalen bei der Gestaltung der internationalen Ordnung ausstechen und
gleichzeitig die gemeinsamen Herausforderungen angehen, einschließlich Klimawandel,
Pandemievorsorge und Ernährungssicherheit, die die nächste Phase der Menschheitsgeschichte
bestimmen werden. Wir werden die Demokratie in der ganzen Welt und die multilateralen
Institutionen stärken, während wir in die Zukunft blicken, um neue und faire Spielregeln für
neue Technologien, Cybersicherheit, Handel und Wirtschaft festzulegen. Und wir werden all
dies und mehr tun, indem wir unsere beträchtlichen Vorteile und unsere beispiellose Koalition
von Verbündeten und Partnern nutzen.

Bei der Umsetzung dieser Strategie werden wir unseren Ansatz ständig überprüfen und neu
bewerten, um sicherzustellen, dass wir dem amerikanischen Volk am besten dienen. Wir werden
uns von der unbestreitbaren Tatsache leiten lassen, dass die Stärke und Qualität des
amerikanischen Projekts im eigenen Land untrennbar mit unserer Führungsrolle in der Welt und
unserer Fähigkeit, die Bedingungen der Weltordnung zu gestalten, verbunden ist. Diese
Nationale Sicherheitsstrategie wird an einem übergeordneten Maßstab gemessen werden: ob sie
das Leben der Menschen in den Vereinigten Staaten besser, sicherer und gerechter macht und ob
sie die Länder und Menschen auf der ganzen Welt, die unsere Vision für die Zukunft teilen,
stärkt.

Wir haben eine klare Vorstellung davon, wie der Erfolg am Ende dieses entscheidenden Jahrzehnts
aussehen soll.

Indem wir unsere industriellen Kapazitäten ausbauen, in unsere Menschen investieren und
unsere Demokratie stärken, werden wir das Fundament unserer Wirtschaft festigen, unsere
nationale Widerstandsfähigkeit stärken, unsere Glaubwürdigkeit auf der Weltbühne erhöhen und
unsere Wettbewerbsvorteile sichern.

Durch die Vertiefung und Ausweitung unserer diplomatischen Beziehungen nicht nur zu unseren
demokratischen Verbündeten, sondern zu allen Staaten, die unsere Vision einer besseren Zukunft
teilen, werden wir Wettbewerbsbedingungen mit unseren strategischen Rivalen entwickelt
haben, die unseren Interessen und Werten entgegenkommen, und die Grundlage für eine
verstärkte Zusammenarbeit bei gemeinsamen Herausforderungen gelegt haben.

Indem wir unser Militär modernisieren, fortschrittliche Technologien einsetzen und in unsere
Verteidigungskräfte investieren, haben wir die Abschreckung in einer Zeit zunehmender
geopolitischer Konfrontation gestärkt und Amerika in die Lage versetzt, unser Heimatland,
unsere Verbündeten, Partner und Interessen in Übersee sowie unsere Werte auf der ganzen Welt
zu verteidigen.

Indem wir unsere nationalen Stärken nutzen und eine breite Koalition von Verbündeten und
Partnern um uns scharen, werden wir unsere Vision einer freien, offenen, wohlhabenden und
sicheren Welt vorantreiben, unsere Konkurrenten ausmanövrieren und bedeutsame Fortschritte
bei Themen wie Klimawandel, globale Gesundheit und Ernährungssicherheit erzielen, um das
Leben nicht nur der Amerikaner, sondern der Menschen in aller Welt zu verbessern.


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Das ist es, was wir in diesem entscheidenden Jahrzehnt erreichen müssen. Wie wir es in unserer
gesamten Geschichte getan haben, wird Amerika diesen Moment nutzen und sich der
Herausforderung stellen. Es gibt keine Zeit zu verlieren.

2020: 60 Jahre Wirtschaftskrieg gegen Cuba

Rede von Benedikt Hopmann in Berlin vor dem Brandenburger Tor aus Anlass des 60 Jahrestages der Wirtschftsblockade gegen Cuba durch die USA. Zwei Jahre später, im November 2022, stimmten in der UNO-Vollversammlung 185 Staaten für die Aufhebung dieser US-Blockkaden gegen Cuba, 2 Staaten stimmten dagegen: Die USA und Israel. 4 Staaten nahmen an der Abstimmung nicht teil.

Meine Frau war in Cuba.

Die Töchter waren in Cuba.

Ich war nie in Cuba.

Aber man muss nicht in Cuba gewesen sein, um dieses Land zu bewundern.

Dieses Land hat mich mein Leben lang begleitet.

Fidel Castro soll einmal gesagt haben: „Der Mensch kann nicht so blöd sein, dass er nur unter dem Joch des Kapitals zu arbeiten im stande ist.“

Als die Systeme in allen Ländern des Warschauer Pakts zusammenbrachen, blieb Cuba sozialistisch.

Alles, was alle dazu zu sagen hatten, war: „Cuba wird bald folgen. Das ist so sicher wie das Amen im Gebet.“

Und wenn ich diesen Propheten zwanzig Jahre später wieder begegnet bin, sagten sie: „Die nächste Zeit wird dieses Cuba nicht überleben“.

Ich antwortete immer: Ist es nicht bewundernswert, dass dieses kleine Land bis jetzt aufrecht geblieben ist? Und das direkt vor der Haustür der USA, die gezeigt haben, dass sie zu jeder, wirklich jeder Brutalität bereit sind“.

So geht das nun schon seit 30 Jahren. Immer wird der Untergang propherzeit.

Aber Cuba lebt und ist frei.

Cuba enteignete schon 1960 die Famile Bacardi entschädigungslos – zusammen mit den anderen 360 größten größten kubansichen Unternehmen. Im selben Jahr begannen die USA die Blockkade. Bacardi seinerseits förderte massiv, dass der US-Kongress eine noch schärfere Gangart gegen Cuba beschloss. Mit dem Helm-Burton Act von 1996 könnnen die USA eine gnadenlose Wirtschafts- und Finanzblockade über Cuba verhängen. Jetzt wird es voll angewendet. Denn Cuba lässt sich seine Außenpolitik nicht von den USA vorschreiben. Cuba bleibt solidarisch mit der Regierung Venezuelas.

Ganz anders die Europäische Gemeinschaft.

Die Verordnung der Europäischen Gemeinschaft vom November 1996 stellt zwar fest, dass diese US-amerikanischen „Gesetze, Verordnungen und Rechtsakte … durch ihre extraterritoriale Anwendung das Völkerrecht verletzen … sie haben ferner nachteilige Auswirkungen auf die Interessen der Gemeinschaft und die Interessen von … Personen, die ihr Recht gemäß dem Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft ausüben“. Und die Verordnung bestimmte zur Abwehr Maßnahmen, um „die Interessen der Gemeinschaft und die Interessen der genannten Personen zu schützen …“.

Aber diese Verordnung wird nicht gelebt. Kuba sagt seit 60 Jahren: Nein. Und Cuba handelt seit 60 Jahren auch so. Die Europäische Gemeinschaft sagte 1996 gegen zu der verschärften US-amerikanischen Blockkade: Nein. Aber die Europäische Gemeinschaft handelte nicht danach.

So hat die USA die Geschicke der Europäischen Gemeinschaft, Deutschlands und Cubas miteinander verknüpft.

Das ist unsere Forderung: Die Bundesrepublik Deutschland darf sich nicht den USA unterwerfen und diesen Wirtschaftskrieg unterstützen. Wir wollen, dass die Bundesrepublik und die Europäische Gemeinschaft mit Cuba zusammenarbeitet.

Cuba ist eine Ermutigung in einer Welt, die wenig Ermutigendes zu bieten hat.

Cuba ist eine Ermutigung, auch in unserem Land für Unabhängigkeit und Selbstbestimmung zu kämpfen.

Angesichts der gegenwärtigen Krise sollten wir daran denken, dass unsere Zukunft

  • nicht die Militarisierung ist, wie sie unter Federführung der USA im Rahmen der NATO vorangetrieben wird,
  • nicht die Drohungen gegen China und Russland sind, wie sie die USA verschärft betreiben, und auch
  • nicht die Unterwerfung, wie sie die USA von uns genauso wie von Cuba verlangen.

Das ist nicht unser Schicksal.

Das zeigt das kleine große Cuba.

Das ist es, worauf es ankommt.