Die Volksaktie oder „Jeder ist seines Glückes Schmied“

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Die Ausgabe der Telekom-Aktie als „Volksaktie“ in den Jahren 1996, 1999 und 2000, die die Liste der größten Börsengänge in Deutschland mit Abstand anführen, zeigt, wie sehr viele Menschen dieses Glück verlassen kann. Denn öffentliche Versprechen („Volksaktie“) sind die eine Sache, die Tatsachen, die diesen Versprechen folgen, aber eine ganz andere Sache. Die Telekom war zunächst in staatlicher Hand, dann wurde sie in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und ihre Aktien ab 1996 als sogenannte Volksaktien verkauft. Schauspieler Manfred Krug war andauernd als Werbeträge im Fernsehen zu sehen. „Die Telekom geht an die Börse, und ich gehe mit“ war einer seiner Werbesprüche. 1996 wurden 713 Millionen Aktien verkauft. Der Kurs betrug am ersten Handelstag 32,20 DM und stieg in den Folgejahren unaufhörlich. Im Jahr 1996 verkaufte die Telekom noch einmal 281 Millionen Aktien zu einem Preis von 39,50 € pro Aktie und im Folgejahr wurden im März wieder 200 Millionen Aktien verkauft, jetzt zum Preis von 66,50 €. Die Aktie erreicht ihr Allzeithoch im März 2000 mit 103,50 €. Doch dann ist es aus. Eine weltweite Spekulationswelle platzt und erreicht auch die Telekom Aktie. Im Jahr 2001 war die Aktie nur noch knapp 20 € wert. Die Stiftung Warentest zitiert einen Otto Uebelhör, der im Jahr 2000 junge Telekom Aktien für 14.224 € kaufte und ein Jahr später 10.000 € verloren hatte. und im Jahr 2012 erreicht sie ihr Allzeittief von 7,70 €. Am 19. Mai 2021 beträgt ihr Kurswert 14,50 € und damit annähernd den Wert, den sie am ersten Tag der Ausgabe 1996 mit 33,20 DM hatte. Die drei Aktienausgaben der Jahre 1996, 1999 und 2000, die mit Abstand die Liste der größten Börsengänge in Deutschland anführen, waren vor allem für diejenigen, die in den Jahren 1996 und 2000 Telekom Aktien kauften, ein Desaster. Wer eine der im Jahr 1999 ausgegebenen Aktien kaufte, verlor bis heute knapp ein Drittel und wer eine der im Jahr 2000 ausgegebenen Aktien kaufte, verlor bis heute weit mehr als die Hälfte seines eingesetzten Vermögens, die ausgeschüttete steuerfreie Dividende für alle Jahre ist berücksichtigt. Manfred Krug bezeichnete im Jahr 2007 die Werbespots für die Telekom Aktie als seinen größten beruflichen Fehler. Zu seinen eigenen Telekom-Aktien, die er noch besitzt: „Ich betrachte es als eine Art Selbstbestrafung. Es sind bis heute die einzigen Aktien, die ich selbst gekauft habe“. In einer Veröffentlichung der Commerzbank zum Thema Volksaktien: „Für viele Anleger in Deutschland war die Volksaktie der Deutschen Telekom die erste und gleichzeitig die letzte Aktie, in die sie investierten“. Die Aktien teilen sich zum Stichtag 31. März 2021 weitgehend die institutionellen Anleger mit 49,9 % und der Staat mit 31,9 % der Aktien. Das mögen in Zukunft die Gewinner sein. Dazu würden als Gewinner die Kleinanleger kommen. Das sind die sogenannten ‚Volksaktionäre‘, deren Anteil am Unternehmen t sich mit 18,2 % in Grenzen hält.