Willi Bleicher

image_pdf

Im Folgenden eine kurze Beschreibung des Lebens von Willi Bleicher, verfasst von Ulrich Schneider[1]veröffentlicht in: Isaf Gün/Benedikt Hopmann/Reinhold Niemerg (Hrsg.) „Gegenmacht statt Ohnmacht. 100 Jahr Betriebsverfasssunggesetz. Der Kampf um Mitbestimmung, Gemeineigentum und … Continue reading, und darunter ein Film über und mit Willi Bleicher von Hannes Karnick und Wolfgang Richter aus dem Jahr 1977.

Einer, der aus antifaschistischer Erfahrung maßgeblich den gewerkschaftlichen Neubeginn mitgeprägt hat, war der Metallarbeiter Willi Bleicher. Geboren am 27.Oktober 1907 in Bad Cannstadt (Württemberg), arbeitete er nach seiner Lehre bei Daimler in Stuttgart und trat dem Metallarbeiterverband (DMV) bei, wo er bis 1933 verschiedenen Funktionen im Vorstand der DMV-Jugend hatte. Politisch gehörte er der KP-O (Opposition) an. Als Gewerkschafter und Antifaschist verfolgt, wurde er am 2.Januar 1935 verhaftet und 1937 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Sommer 1938 wurde er nach kurzer Haft im KZ Welzheim in das KZ Buchenwald deportiert. Er gehörte der illegalen Widerstandsorganisation an und war Kapo der Effektenkammer. In dieser Funktion trug er Verantwortung für die Rettung des „Buchenwald-Kindes“ Stefan Jerzy Zweig. Wegen seiner Mitwirkung an einer illegalen Trauerfeier für Ernst Thälmann im August 1944 wurde er 1944/45 ins Gestapogefängnis Weimar verschleppt. Von dort kam er auf „Todesmarsch“. Ende April 1945 befreite ihn in Eger (CSR) die US-Armee.

Zurück in Stuttgart engagierte er sich beim Aufbau der IG Metall als Einheitsorganisation. Als hauptamtlicher Jugendsekretär nahm er als jüngster Delegierter am Lüdenscheider Vereinigungs-Verbandstag der IG Metall teil, wo er in den Vorstand der IG Metall gewählt wurde. Wegen seiner KPD-Mitgliedschaft verlor er 1950 faktisch alle Funktionen. 1953 trat er in die SPD ein und wurde 1955 von den Delegierten erneut zum Bezirkssekretär gewählt und von 1958-1972 Bezirksleiter der IG Metall in Baden-Württemberg. In dieser Zeit gelang es ihm, durch Massenstreiks in den Arbeitskämpfen deutliche Erfolge gegen die Unternehmer durchzusetzen. Sein gesellschaftspolitisches Engagement zeigte er im Kampf gegen die Notstandsgesetze, gegen Neofaschismus und in der Friedensbewegung. In Anerkennung seiner Leistungen im Widerstand im KZ Buchenwald erhielt er den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“, verliehen vom Staat Israel. Willi Bleicher starb am 23.Juni 1981. Sein lebenslanges Motto lautete: „Du sollst dich nie vor einem lebenden Menschen bücken!“

Ulrich Schneider


Teil 1

Teil 2

Teil 3

References

References
1 veröffentlicht in: Isaf Gün/Benedikt Hopmann/Reinhold Niemerg (Hrsg.) „Gegenmacht statt Ohnmacht. 100 Jahr Betriebsverfasssunggesetz. Der Kampf um Mitbestimmung, Gemeineigentum und Demokratisierung“, Hamburg, 2020, S. 88