Am 09. November 2023 fand eine Infoveranstaltung zum Jahrestag der unvollendeten Revolution 1918 zum „Thema Krieg und Kapital zerstören Leben, Löhne und Klima“ statt.
Schwerpunkt für die Veranstaltung war der politischer Streik, dazu referierte Uwe Haseloff über die Streiks von 1890 bis 1918. Günter Watermeier spricht über „100 Jahre Hitlerputsch in München“, Rolf Becker redet über die Folgen der unvollendeten Revolution und Duygu Kaya über ihren Arbeitskampf beim Lieferdienst Gorillas. Zum Schluss der Redebeiträge gibt Uwe Haselhoff einen kurzen Hinweis auf verbandsfreien Streik zur Verteidigung der Lohnfortzahlung.
Kulturell wurde die Veranstaltung begleitet durch : Isabel Neuenfeldt, Sängerin, Schauspielerin und Gesangslehrerin; Paul Geigenzähler und durch das Theater X.
Nachfolgende präsentieren wir hier die einzelnen Redebeiträge und Ausschnitte aus dem Kulturprogramm.
Redebeiträge
- Günter Watermeier (Einführung)
- Uwe Haseloff (Streiks von 1890 bis 1918)
- Günter Watermeier (100 Jahre Hitlerputsch in München)
- Rolf Becker (Die Folgen der unvollendeten Revolution)
- Duygu Kaya (Arbeitskampf)
- Uwe Haseloff (kurzer Hinweis auf verbandsfreien Streik zur Verteidigung der Lohnfortzahlung)
Vorab möchte ich die schlechte Tonqualität zum Anfang der ersten beiden Redebeiträge entschuldigen.
Günter Watermeier – Einführung zur Veranstaltung:
Redeauszug.
„Wir befinden uns hier, das will ich sagen, weil es nicht unbedingt alle wissen, an einem historischen Ort.
In der Revolution 1918, 19 wurde auch das Vorwärtsgebäude besetzt, was einige hundert Meter entfernt von hier ist.
Nach sechs Tagen Kämpfen, sind sieben Parlamentäre mit einer weißen Fahne gegangen, um zu verhandeln, beziehungsweise aufzugeben. Diese sechs Parlamentäre sind alle hier auf dem Gelände ermordet worden… .
Für mich selber, der sich schon länger damit befasst, ist das der Beginn der politischen Morde, der systematischen politischen Morde in Deutschland. Vier Tage später wurde Luxemburger Karl Liebknecht ermordet, das ist wesentlich bekannter. Aber diese Morde an Leuten mit einer weißen Fahne, das ist einfach unbeschreiblich.“
Auszug aus der Einführungsrede:
Uwe Haseloff (Streiks von 1890 bis 1918)
Redeauszug; “
Ich habe den Part übernommen zum politischen Streik, Massenstreik und Generalstreik vor und während des Ersten Weltkriegs von 1819 bis 1918 zu sprechen. Ich hoffe, dass daraus die Zusammenhänge klar werden. Üblicherweise wird das sehr gerne so gesehen, als ob das alles ¨überraschend, spontan sei, die Entwicklung. Große Streikbewegungen und Entwicklung der Arbeiterbewegung vor dem Ersten Weltkrieg, 1890 bis 1914. Massen- und Generalstreiks vor dem Ersten Weltkrieg….“
Günter Watermeier (100 Jahre Hitlerputsch in München)
Redeauszug:
„Die Berliner Revolution war zu dem Zeitpunkt schon zurückgedrängt worden. Das war, habe ich vorhin erwähnt, Mitte Januar hier passiert. Und jetzt ging es darum, die anderen Räte der Republik niederzuschlagen. München hat sich noch gehalten bis zum 30. April. Am 30. April war ein blutigster Massaker. Und am 1. Mai war praktisch die Revolution in Bayern niedergeschlagen worden“
Rolf Becker (Die Folgen der unvollendeten Revolution)
Hier die vollständige Rede lesen
Redeausschnitt:
„Deutsche Revolution? Ein kurzes pathetisches Emporrecken und dann ein Niedersinken in die Alltäglichkeit. Massengräber in Berlin, Massengräber in München, an der Saale, am Rhein, an der Ruhr. Ein tiefes Vergessen liegt über diesen Gräbern, ein trauriges Umsonst. Wenn wir das fortsetzen würden über die Folgen des Zweiten Weltkrieges, kämen weitaus umfassendere Erklärungen zustande. Und jetzt seine Konsequenz. Ein verlorener Krieg kann schnell verwunden werden. Eine verspielte Revolution, das wissen wir, ist die Niederlage eines Jahrhunderts. Und wir wissen heute, es ist nicht nur die Niederlage eines Jahrhunderts, wir sind im zweiten Jahrhundert danach. Aber die Folgen dieser Niederlage dauern nach wie vor.“
Duygu Kaya (Arbeitskampf)
Die vollständige Rede kann hier gelesen werden
Im Folgenden ein Redeauszug:
„Die Ausbeutung ist ein natürliches Ergebnis ihrer Nachlässigkeit gegenüber ihren Arbeiterinnen, denn wir sind nie in ihrem Blickfeld, denn dem kleinen Kapital geht es nicht um nachhaltigen Profit oder Selbsterhaltung oder gar um Arbeitsrechte. Es konzentriert sich einfach darauf, sich fortzubewegen, zu expandieren, einen Bedarf in der Gesellschaft zu schaffen und wenn dies erledigt ist, weiterzusehen und ein neues Projekt zu schaffen. Bei dieser Geschwindigkeit werden Arbeitsrechte und alles, was mit Menschlichkeit und Würde zu tun hat, völlig außer Acht gelassen. Es ist ein durstiges Monster, das ohne Unterbrechung um sein überleben kämpft, die schönste Form des wilden Kapitalismus. „
Uwe Haseloff (kurzer Hinweis auf verbandsfreien Streik zur Verteidigung der Lohnfortzahlung)
Redeauszug:
„Nur wird auch ein bisschen vergessen, dass es sehr wohl sogenannte politische und spontane Streiks, wilde Streiks gab. Es gab 1948 zum Beispiel einen großen Streik nach der Währungs-… Währungsunion hätte ich jetzt schon gesagt, nach der Währungsreform. Es gab natürlich 1969. September-Streiks. 1973 ist ja auch schon erwähnt worden.“
Kulturbeiträge:
Isabel Neuenfeldt
„An die Kriegshetzer“ (Text: Werner Möller/ Komposition: Isabel Neuenfeldt)
„Tord Foleson“ Text: nach dem norwegischen Original von Per Sivile (1894)
Musik: Gustav Adolf Uthmann
Paul Geigenzähler
00:02:46 Kurt Tucholsky: Der Graben
00:05:48 Der Zeitstrahl
00:12:33 kleines Schlusswort
Video: Margret Pospischil vom Team vorort.live; Bearbeitung: Ingo Müller.
Theater X
Wegen der schlechten Tonqualität haben wir nach langen Überlegungen entschlossen, den Beitrag des Theater X doch zu veröffentlichen, da das Thema zu wichtig ist um es nicht zu veröffentlichen.
Dank
Besonderes Dankeschön für:
für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und Technik an Holger Gumz,
für die Videoaufnahme an Margret Pospischil vom Team vorort.live
an Rainer Knirsch für den Büchertisch
und an alle Anderen, die an der Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung beteiligt waren.