Einsätze der Streitkräfte der USA im Ausland 1798-2022

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Autor: Benedikt Hopmann, 27.10.2022

Diese folgenden beiden Übersichten dokumentieren, was es heißt, wenn sich die USA die Stellung eines Weltpolizisten herausnehmen.

Inhaltsverzeichnis


Erste Übersicht

Die erste Übersicht wurde von William Blum angefertigt, sie besteht aus drei Teilen:

  • Die Regierungen anderer stürzen: Die Meisterliste (Fälle, in denen die Vereinigten Staaten eine ausländische Regierung seit dem Zweiten Weltkrieg stürzen oder versuchen, sie zu stürzen, * weist auf einen erfolgreichen Sturz einer Regierung hin)
  • Attentatspläne der US-Regierung (eine Liste prominenter ausländischer Personen, an deren Ermordung (oder Planung für dasselbe) die Vereinigten Staaten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs beteiligt waren)
  • Unterdrückung von Revolte und Revolution (Fälle seit dem Zweiten Weltkrieg, in denen die Vereinigten Staaten versuchten, eine populistische oder nationalistische Bewegung zu unterdrücken.)

Zweite Übersicht

Die zweite Übersicht wurde wurde vom Forschungdienst des amerikanischen Kongresses angefertigt. Wir zitieren aus der Einleitung zu diesem Bericht:

“Dieser Bericht listet Hunderte von Fällen auf, in denen die Vereinigten Staaten ihre Streitkräfte im Ausland in Situationen eines militärischen Konflikts oder potenziellen Konflikts oder zu anderen als normalen Friedenszwecken eingesetzt haben. Er wurde zum Teil aus verschiedenen älteren Listen zusammengestellt und soll in erster Linie einen groben Überblick über frühere militärische Einsätze der USA im Ausland geben, ohne auf das Ausmaß des jeweiligen Einsatzes einzugehen. Die Liste enthält insbesondere ab 1980 häufig Hinweise auf fortgesetzte militärische Einsätze, insbesondere auf die Beteiligung der US-Streitkräfte an multinationalen Operationen im Rahmen der NATO oder der Vereinten Nationen. Bei den meisten dieser Fälle nach 1980 handelt es sich um Zusammenfassungen auf der Grundlage von Berichten des Präsidenten an den Kongress im Zusammenhang mit der War Powers Resolution. Ein umfassender Kommentar zu jedem der aufgeführten Fälle wird hier nicht vorgenommen”.

Wir haben die folgenden Auszüge aus dem Bericht mit Anmerkungen versehen, um zu zeigen, dass sie nicht einmal die halbe Wahrheit beschreiben.

Trotzdem vermittelt diese Übersicht zumindest eine Ahnung davon, dass die USA es seit langer Zeit als ihr selbstverständliches Recht betrachten, in der gesamten Welt militärisch einzugreifen.

Auszüge aus dem Bericht:

Seite 18: 1926-1933 Nicaragua. 7. Mai bis 5. Juni 1926; 27. August 1926 bis 3. Januar 1933. Der Staatsstreich von General Chamorro löste revolutionäre Aktivitäten aus, die zur Landung amerikanischer Marinesoldaten zum Schutz der Interessen der Vereinigten Staaten führten. Die Truppen der Vereinigten Staaten kamen und gingen bis zum 3. Januar 1933 mit Unterbrechungen.

Anmerkung: Zu den militärischen und paramilitärischen Einsätzen der USA gegen Nikaragua in den Jahren 1983/84 findet sich in dem Bericht nichts. Am 27. Juni 1986 verkündete der Internationale Gerichtshof in Den Haag, dass diese militärischen und paramilitärischen Aktivitäten der USA gegen Nikaragua gegen das Völkerrecht verstießen und dass die USA zum Schadenersatz verpflichtet sind, weil sie die Häfen Nikaraguas verminten und damit den Zugang zu diesen Häfen blockierten.

Foto: Ingo Müller,eingescannt aus“ Der Mahnruf 30-1962″

Seite 20: 1964-1973 Vietnamkrieg. US-Militärberater waren seit einem Jahrzehnt in Südvietnam, und ihre Zahl war erhöht worden, als die militärische Position der Regierung in Saigon schwächer wurde. Unter Hinweis auf die Angriffe auf US-Zerstörer im Golf von Tonkin forderte Präsident Johnson im August 1964 eine Resolution, die die Entschlossenheit der USA zum Ausdruck bringen sollte, die Freiheit zu unterstützen und den Frieden in Südostasien zu schützen. Der Kongress antwortete mit der Resolution zum Golf von Tonkin, in der er seine Unterstützung für „alle notwendigen Maßnahmen“ zum Ausdruck brachte, die der Präsident ergreifen könnte, um einen bewaffneten Angriff auf die US-Streitkräfte abzuwehren und weitere Aggressionen zu verhindern. Im Anschluss an diese Resolution und nach einem kommunistischen Angriff auf eine US-Einrichtung in Zentralvietnam erhöhten die Vereinigten Staaten ihre Kriegsbeteiligung bis April 1969 auf einen Höchststand von 543.000 Soldaten.

Anmerkung zu dieser Darstellung des Vietnamkrieges: Die Entlaubung der Wälder, die furchbare Bombardierung Vietnams und die Toten – alles das wird nicht beschrieben, nicht einmal die Zahl der Toten auf Seiten der USA wird genannt. 1971 gab der Pentagon-Mitarbeiter Daniel Ellsberg die von ihm mitverfassten Pentagon-Papiere an US-Medienn weiter und deckte die „Angriffen auf US-Zerstörer im Golf von Tonkin“ als bewusste Flaschinformation auf. Zu den angeblichen „Angriffen auf US-Zerstörer im Golf von Tonkin“ ein Bericht der Zeit vom 14. Juli 2014 unter dem Titel „Die Kriegslüge von Tonkin“.

Seite 24: 1962 Kuba. Am 22. Oktober verhängte Präsident Kennedy eine „Quarantäne“ für die Lieferung von Angriffsraketen aus der Sowjetunion nach Kuba. Außerdem warnte er die Sowjetunion, dass der Abschuss einer Rakete von Kuba aus gegen eine Nation in der westlichen Hemisphäre einen nuklearen Vergeltungsschlag der USA gegen die Sowjetunion zur Folge haben würde.

Anmerkung zu dieser Darstellung der „Kuba-Krise“: Nicht erwähnt wird, dass vorher die USA Raketen in der Türkei stationiert hatte, die die Sowjetunion erreichen konnten. Die Lösung der Kubakrise bestand darin, dass die Sowjetunion die Stationierung ihrer Raketen in Kuba und die USA die Stationierung ihrer US-Raketen in der Türkei zurücknahm.

Und noch ein Hinweis: Die Reaktion der USA auf die Stationierung von Raketen der Sowjetunion auf Kuba ist auch deswegen aufschlussreich, weil sich umgekehrt die USA völlig selbstverständlich das Recht herausnahmen und herausnehmen, auf dem Boden verbündeter europäischer Staaten US-Atomrakten zu stationieren – schon damals nicht nur in der Türkei, sondern auch in Italien, Belgien, Deutschland usw. unter dem Stichwort „nukleare Teilhabe“. Und das auch, nachdem sich der Warschauer Pakt aufgelöst und Russland keine Möglichkeit mehr hatte, seine Atomraketen auf dem Gebiet der ehemals Verbündeten des Warschauer Pakts zu stationieren. Im Gegenteil, es droht die Stationierung von Atomraketen auf dem Gebiet ehemaliger Warschauer Pakt Staaten. Zudem erreichen auch konventionelle US-Rakten, wie zum Beispiel die Dark Eagle, die demnächst in Europa stationiert werden soll, immer zielgenauer und schneller russische Zentren.

Zum vollständigen Bericht hier weiterlesen: (in deutsch)

zur engl. Fassung hier:

Weiterführende Infos hier entlang:

Buchtipp zum Thema:

Bernd Greiner „Was die USA seit 1945 in der Welt angerichtet haben“; C.H.Beck-Verlag 2021