Gestern wurde mit viel Prominenz die Tesla Fabrik in Grünheide eröffnet. Die Berichte in den Zeitungen stützen sich in der Regel auf dpa, die zwei Sätze der IG Metall zitieren. Einer davon lautet: „Mit den Arbeitsbedingungen hinke Tesla allerdings im innerdeutschen Vergleich hinterher, sagte Bezirksleiterin Birgit Dietze“.
Das ist sehr zurückhaltend formuliert. Tesla in Grünheide ist das erste Autowerk in Deutschland ohne Tarifbindung. Das ist ein Bruch von enormer Bedeutung in der gesamten Autoindustrie in Deutschland. In allen anderen Werken, also in den Betrieben von VW, Mercedes-Benz, BMW, Ford usw. ist die IG Metall traditionell sehr gut organisiert. Durch die fehlende Tarifbindung verschafft sich Tesla einen Konkurrenzvorteil über Löhne, die niedriger sind als bei den anderen tarifgebundenen Autounternehmen.
Wir erinnern uns: Seit Jahren versucht ver.di Amazon in eine Tarifbindung zu zwingen. Bisher vergeblich. Wir hoffen, dass der IG Metall das erspart bleibt. Es wird ein sehr bedeutsamer Kampf werden. Denn es geht um das Kerngeschäft einer jeden Gewerkschaft: Über die kollektive Macht der Gewerkschaft die Unternehmen zu Tarifverträgen zu zwingen, die die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten sichern und verbessern. Ein Lichtblick sind die Betriebsratswahlen. Obwohl die Wahlen zu einem Zeitpunkt durchgeführt wurden, als erst wenige Beschäftigte in der Produktion die Arbeit aufgenommen hatten, stellt die Liste, die dem Management nahe steht, nur eine hauchdünne Mehrheit der Betriebsräte.
Es geht um die Bedingungen, unter denen wir arbeiten und leben. Dazu gehört auch eine Wende zur umweltgerechten Mobilität und zum öffentlichen Nahverkehr. Die Forderung, das „Was“ und „Wie“ der Produktion nicht den Kapitalherren zu überlassen, beschäftigte unter dem Stichwort Transformation die Gewerkschaften ebenso wie die Umweltbewegung.