Die betrogenen Betrüger

Das oberste Ziel der USA im Ukrainekonflikt ist erreicht. Die Gräben zwischen Westeuropa und Russland sind so tief wie nie. Dass den USA eine bedrohliche eurasische Konkurrenz entsteht, ist undenkbar geworden.

Nun zeigt sich, dass das gemeinsame Vorgehen von EU und USA im Ukrainekrieg auf einer nur scheinbaren, zeitweisen Übereinstimmung der Interessen beruhte.

Im sicheren Glauben an die Zuverlässigkeit der amerikanischen Brüder, die die Ukraine schon seit Jahrzehnten militärisch aufgerüstet haben, haben unsere Moralapostel der Ukraine die europäische Freiheit versprochen und sie in den Regimewechsel und die Konfrontation mit Russland getrieben.

Die USA brechen den Krieg wohl ab: eine weitergehende Schwächung und Destabilisierung Russlands, ein Regimechange, ein Zerfall mit Zugriffsmöglichkeiten für amerikanisches Kapital ist momentan unerreichbar. Warum sollte man da noch mehr Milliarden reinpumpen? Und Russland noch weiter China in die Arme zu treiben, ist für die amerikanischen Ziele kontraproduktiv. Aus der sich vertiefenden Allianz mit China müssen die USA Russland wieder herauslösen. Ihren Krieg gegen China zum Erhalt ihrer Weltdominanz können sie nur führen, wenn die russischen Atomwaffen dabei nicht zum Einsatz kommen.

Enttäuscht stehen unsere freiheitsliebenden EU-Politiker, allen voran die deutschen, vor den Scherben der schönen einträglichen transatlantischen Allianz. Die Arbeitsteilung von EU-Erweiterung und amerikanischer NATO-Drohung hatte so gut funktioniert. Nun schnappen die USA dem westeuropäischen Kapital auch noch die Beute vor der Nase weg, zuerst mit einem erpresserischen Rohstoffdeal. Bleibt nur noch das Gestrampel um die Gewinne beim Wiederaufbau. Den unprofitablen Teil des Wiederaufbaus und die ebenso unprofitable Sicherung des kommenden Friedensabkommens werden die Europäer übernehmen dürfen. Die EU-Helden und Heldinnen sind in keiner schönen Position: um ihre Chancen zu wahren und um einen Platz am Katzentisch bei den Verhandlungen zu bekommen, müssen sie versuchen, die amerikanische Ukrainehilfe zu ersetzen. Noch tun sie so, als könnten sie den Krieg weiterführen lassen, obwohl die Mehrheit der Ukrainer das nicht mehr will, obwohl jedermann weiss, dass die ukrainischen Ostgebiete und die Krim nicht für die EU und die ukrainischen Oligarchen zurückerobert werden können.

Und der große blonde Dealmaker kann jederzeit mit dem Entzug des atomaren Schutzschildes drohen. Erfolg beim Betteln um den Verbleib der USA in der NATO scheint nur möglich, wenn die Militärausgaben radikal hochgefahren werden; für Käufe hauptsächlich in den USA, bitteschön. Mit den Ausgaben gehen die EU-Politiker das Risiko schwerer sozialer Konflikte ein. Als Ursache führt man dem vertrauensseligen Volk den Popanz der angriffslüsternen russischen Oligarchen vor, als könnten diese Westeuropa erobern und die Aktienmehrheiten stehlen. Dagegen braucht man dann die europäische, die eigene, die deutsche Atombombe.

Jahrelang haben unsere Meinungsmacher und Politiker aller Welt moralischen Sand in die Augen gestreut, um ihre Profitinteressen zu verbergen, für die sie die Ukrainer haben sterben lassen; jetzt zappeln sie wie Fische im Netz der amerikanischen „Verbündeten“. Vasallen werden eben wie Vasallen behandelt.

Klaus Dallmer

26.Februar 2025

Dieser Artikel erschien zuerst am 28.02.2025 auf de Webseite: frieden.gewinnen.de