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Die USA liefern Streubomben – die Bundesregierung unterstützt das – Juristinnen und Juristen nehmen Stellung.

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Die USA liefern Streumunition an die Ukraine. Die Bundesregierung unterstützt das. Dazu nahm die deutsche Sektion der IALANA am 26. Juli 2023 Stellung. Die IALANA ist die internationale Vereinigung der Juristinnen und Juristen gegen atomare Waffen. Hier die Stellungnahme der IALANA:

Der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, hat am 8. Juli 2023 der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass US-Präsident Joe Biden trotz Bedenken und nach langem Zögern entschieden habe, die Ukraine durch Lieferung von Streumunition zu unterstützen. Die US-Regierung sei sich des Risikos bewusst, dass Zivilisten durch nicht explodierende Munition zu Schaden kommen. Es bestehe jedoch auch ein großes Risiko, wenn russisches Militär weiteres ukrainisches Staatsgebiet erobere und ukrainische Zivilisten unterwerfe. Zur Verteidigung brauche die Ukraine dringend weitere Artilleriemunition. Biden selbst betonte, der Schritt sei mit dem US-Kongress und den Verbündeten abgesprochen.

Streumunition ist durch das am 1. 8. 2010 in Kraft getretene Übereinkommen zum Verbot von Streumunition von zahlreichen Staaten völkerrechtlich geächtet. Dieser völkerrechtliche Vertrag hat inzwischen 111 Mitgliedsstaaten. Weitere 13 haben unterzeichnet, aber noch nicht ratifiziert. Die hauptsächlichen Erzeuger- und Verwender-Nationen USA, Russland, China und Israel gehören dem Vertragswerk nicht an. Die Ukraine zählt ebenfalls zu der Gruppe der Staaten, die diesem Übereinkommen nicht beigetreten ist. Weil eine einheitliche Staatenpraxis und auch die übereinstimmende Rechtsüberzeugung der Staaten fehlen, ist derzeit ausgeschlossen, dass das Übereinkommen zum Verbot von Streubomben zum Völkergewohnheitsrecht und damit für alle Staaten verbindlich geworden ist. Die Lieferung der Streumunition durch die USA in die Ukraine verstößt daher nicht gegen das Übereinkommen zum Verbot von Streumunition.

Trotzdem bleibt der Einsatz von Streumunition weiterhin sehr problematisch. In dem Gutachten vom 8. 7. 1996 hat der Internationale Gerichtshof (IGH) unter Ziffer 95 festgestellt, dass nach den Prinzipien und Regeln des für den bewaffneten Konflikt verbindlichen humanitären Völkerrechts Methoden und Mittel der Kriegsführung verboten sind, die jede Unterscheidung zwischen zivilen und militärischen Zielen ausschließen. Unter Ziffer 78 beschreibt der IGH dieses Prinzip als eins der „kardinalen Prinzipien“ des humanitären Völkerrechts, wonach Staaten „niemals Waffen einsetzen dürfen, die nicht zwischen zivilen und militärischen Zielen unterscheiden können.“ Das ist aber bei der Streumunition der Fall, weil sie einerseits beim Einsatz streut – also nicht präzise eingesetzt werden kann – und andererseits ein Teil der Submunition nicht explodiert, und somit zu Landminen wird, die nach Ende der Kampfhandlungen jahrelang eine erhebliche Gefahr für die Zivilbevölkerung darstellen. Diese Eigenschaften von Streumunition machen deren Einsatz in der Regel unverhältnismäßig.

Wenn die Bundesregierung – wie die Erklärung von US-Präsident Biden vermuten lässt – der Lieferung der Streumunition ausdrücklich zugestimmt hat, hätte Deutschland als Mitgliedsstaat gegen seine Staatenverpflichtung aus dem Übereinkommen zum Verbot von Streumunition verstoßen. Denn mit Art. 1 Abs. 1c des Übereinkommens hat sich Deutschland verpflichtet niemanden beim Transport oder Einsatz von Streubomben zu unterstützen. In der Zustimmung könnte nicht nur eine verbotene Unterstützung der USA, sondern auch die innerstaatlich strafbare Förderung der Lieferung nach §§ 18a, 20a des Kriegswaffenkontrollgesetzes (KWKG) liegen.

Schwerwiegender ist, wenn der Transport der Streumunition aus den USA über deutsches Staatsgebiet erfolgt. Das ist höchstwahrscheinlich der Fall, weil es sowohl beim Seetransport als auch auf dem Luftweg der kürzeste Weg wäre. In diesen Fällen könnten die USA die Streumunition nicht ohne ausdrückliche Zustimmung der Bundesregierung transportieren. Für ihre Transport-Flugzeuge benötigte sie Überfluggenehmigungen Deutschlands, für Zwischenlandungen auf US-Stützpunkten in Deutschland Lande- und Starterlaubnis. Diese Erlaubnis darf die Bundesregierung nicht erteilen, weil Deutschland sonst gegen seine Verpflichtungen aus dem Übereinkommen zum Verbot der Streumunition verstoßen würde. Werden die Genehmigungen erteilt, sind die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen, weil nach §§ 18a, 20a KWKG die Durchführung der Streumunition durch das Bundesgebiet strafrechtlich verboten ist.

Die Verbote nach dem humanitären Völkerrecht, nach dem Übereinkommen zum Verbot der Streumunition und nach §§ 18a, 20a KWKG verlieren ihre rechtliche Verbindlichkeit nicht durch den Verteidigungsstatus der Ukraine als völkerrechtwidrig angegriffener Staat. Der IGH hat in seinem Gutachten festgestellt, dass das Notwehrrecht nach Art. 51 UN-Charta eingeschränkt ist, „welche Mittel der Gewalt auch eingesetzt werden“. Verteidigen dürfen sich Staaten nur mit Waffen, welche die Prinzipien und Regeln des humanitären Völkerrechts erfüllen (Ziff. 42). Die Verteidigung mit unterschiedslos auch gegen Zivilisten wirkende Waffen ist wegen Verstoßes gegen das Menschenrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit in Verbindung mit dem humanitären Völkerrecht rechtswidrig. Somit verstoßen sowohl das angreifende Russland als auch die sich verteidigende Ukraine durch den Einsatz von Streumunition gegen das Völkerrecht.

Deutschland ist durch Art. 21 Abs. 2 des Übereinkommens zum Verbot von Streumunition verpflichtet, die Normen, die darin niedergelegt sind, zu fördern und sich nach besten Kräften zu bemühen, „Staaten, die nicht Vertragsparteien dieses Übereinkommens sind, vom Einsatz von Streumunition abzubringen.“ Das bedeutet, dass die Bundesregierung völkerrechtlich verpflichtet ist, den USA bei der Lieferung und der Ukraine beim Einsatz von Streumunition „in den Arm zu fallen“.

Download der Stellungnahme als pdf

Rüstungsproduktion in Westberlin –

Mahnruf 16 - 1960
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Unter Bruch der Vier-Mächte-Vereinbarungen aus dem Jahre 1946,[1]besteht das Verbot der Herstellung, der Einfuhr, der Ausfuhr,der Beförderung und der Lagerung von Kriegsmaterial in Deutschland ;Gesetz Nr. 431 über Verbot der Herstellung, der Einfuhr, der … Continue reading stellen zahlreiche Firmen in Westberlin Kriegsmaterialien für die Bundeswehr und NATO her.

Quelle: “Der Mahnruf -16/1960” Seite: 44

Rüstungsproduktion Westberlin

References

References
1 besteht das Verbot der Herstellung, der Einfuhr, der Ausfuhr,
der Beförderung und der Lagerung von Kriegsmaterial in Deutschland ;Gesetz Nr. 431 über Verbot der Herstellung, der Einfuhr, der Ausfuhr, der Beförderung und der Lagerung von Kriegsmaterial, 20.Dezember 1946 , Seite 288

Zum Geleit

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Dieser Ausschnitt ist aus der “Berliner VVN – Mitteilungen” aus dem Jahre 1948.

Diese Nummer 1 ist der Vorgänger der Reihe “Der Mahnruf“, der ab 1957 herausgegeben wurde.

Meister der Doppelmoral

Getreidefeld
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Interessante und widersprüchliche Aussagen in der Tagesschau, vom 18.07.23

Immer wieder erhebt Berlin schwere Vorwürfe gegen Moskau wegen der Aussetzung des Getreidedeals, blendet aber die Folgen der Russland-Sanktionen für den Globalen Süden bei der Getreide-, Düngemittel- und Erdgasversorgung aus. Nach dem Aus des Getreidedeals, seit Anfang dieser Woche (18.07.2023) setzt unsere Außenministerin wieder ihren üblichen Tonfall gegen Russland fort, dass Putin: “erneut Hunger als Waffe gegen die ganze Welt” einsetzt. Sie verschweigt jedoch, dass die Sanktionen, die die Getreide- und Düngemittelexporte aus Russland behindern[1]Die Sache ist die, dass zwar Getreide und Düngemittel schon seit längerem von den westlichen Sanktionen ausgenommen sind, also theoretisch ohne weiteres geliefert werden dürfen. Die Theorie ist … Continue reading den globalen Süden hart treffen. Des weiteren hat die EU keine Sanktionen etwa bei Kernbrennstoffe[2]Am 15. April steigt Deutschland aus der Kernenergie aus – möchte man meinen. Im niedersächsischen Lingen wird nur das Kraftwerk abgeschaltet, Brennstäbe für Reaktoren produziert man dort aber … Continue readingund Nickel ausgerufen[3]In der Liste der EU der restriktiven Maßnahmen der EU, auf die die Bundesregierung verweist, findet sich nicht Nickel; in den Sanktionslisten der der Bundesregierung und der EU finden sich auch … Continue reading, da die EU darauf angewiesen ist und es nicht aus anderen Länder beziehen kann.[4]https://www.energiezukunft.eu/umweltschutz/weiter-keine-sanktionen-fuer-russlands-atomexporte/; https://www.telepolis.de/features/Russland-Sanktionen-Ja-aber-nicht-fuer-die-Atomindustrie-8047400.htm … Continue reading Hauptsache: Ich, alles andere ist mir egal, so ist die Denkweise der EU, so ist die Denkweise des Kapitals! Sie interessiert der Kampf gegen den Hunger der Welt nicht.

Getreidefeld
Foto: Getreidefeld, Nähe Leipzip, 2019, Ingo Müller

Interessante Tatsachen und Fakten, auch zu diesem Thema bringt “german-foreign-policy”. Das Nachrichtenmaterial dazu stammt aus öffentlich zugänglichen Quellen. Unter anderem aus Korrespondentenberichte assoziierter Wissenschaftler, die das Kontinuum (Kontinuierlichkeit, etwas lückenlos Zusammenhängendes) der deutschen Außenpolitik untersuchen.

weitere Info hierzu:


Es wird ja immer wieder durch die bürgerlichen Massenmedien und insbesondere durch unsere Außenministerin Baerbock behauptet, dass die Beendigung des Getreidedeal mit der Ukraine[5]Im Juli 2022 wurde unter der Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei eine Vereinbarung getroffen, die die Wiederaufnahme der Lieferungen aus drei ukrainischen Schwarzmeerhäfen regelt und … Continue reading die ärmsten Länder am meisten treffen wird und die Weltpreise für Getreide in die Höhe schießen werden.

Wenn man sich jedoch die Empfängerliste des Getreides anschaut, was nicht in den Massenmedien so propagiert wird, zeigt sich, dass die südlichen, ärmsten Ländern kaum etwas erhalten haben. Nutznießer waren die Länder, die mit dem Getreide Profit machen. Zu den Großabnehmer gehören die Türkey, China und Spanien.

Weitere Infos:

https://www.agrarheute.com/markt/marktfruechte/geht-getreide-ukraine-fuenf-laender-kaufen-60-prozent-602022

Wohin verkauft die Ukraine ihr Getreide? – nicht nach Afrika

Die Afrikanische Union (AU) ließ bereits am 3. Juni 2022 verlauten, dass die Blockade (gemeint sind die Sanktionen gegenüber Russland, in Punkto Getreideausfuhr) heute schon verheerende wirtschaftliche und sozioökonomische Auswirkungen haben.

weitere Info´s


Aussagen in der Tagesschau vom 18.07.2023

Schaut Euch die Tagesschau, insbesondere von Minute 02:53 – 04:52 an, hier geht es um das Getreideabkommen und wie hier zwei Aussagen genau das Gegenteil manifestieren, was kurz davor propagiert wurde. Uns wird weisgemacht, dass die Hauptleidenden des Endes des Getreideabkommens Ostafrika, Afghanistan und Jemen sind. Lt. Angaben der UN gingen nur 3% des Getreides an diese Länder.

Kommen wir jedoch zu den zwei Aussagen, die genau das Gegenteil ihrer Propaganda aufzählen. Entweder merkt es die Tagesschau selbst nicht, wie sie sich widerspricht oder sie hält die Zuschauer für dumm und blöd.

Seht selbst:

  1. Ab 03:08 – 03:14, hier geht es darum, dass Kiew den Export weiterführen will. Wer jetzt aber denkt, dass es Kiew um humanitäre Gründe geht, der irrt. Nein, es geht um die Einnahmen, die Kiew braucht. Keine weitere Bemerkungen von der Tagesschau, wozu die Einnahmen benötigt werden.
  2. Ab 4:16 – 4:26, die Tagesschau sagt selbst, dass die Hauptabnehmer nicht die ärmsten Ländern sind. So ging die letzte Lieferung an die Niederlande. Die Hauptabnehmer des Getreides sind China, gefolgt von der Türkei und Spanien. Diese drei Ländern importieren die Hälfe des Getreides, oft als “Tierfutter”

Lass euch diese Aussagen durch den Kopf gehen. Was hier offizielle gelogen wird. Und wie dumm wir verkauft werden. Jeder normal denkender Mensch, müsste allein schon bei der Nachricht, wer das meiste Getreide importiert und vor allem wofür aufschreien!

Selbst die Tagesschau setzt keine Zeichen, was hier nicht stimmt und regt sich nicht darüber auf. Aber Hauptsache die “Russen” haben schuld.

Hier geht’s zur Tagesschau:

Weitere Info´s hierzu:


Eine komplette Übersicht aller Sanktionspakete seit dem 23. Februar 2022 könnt ihr hier nachlesen:

In Istanbul wird ein gemeinsames Koordinierungszentrum eröffnet, um den sicheren Export kommerzieller Lebensmittel und Düngemittel aus ukrainischen Häfen zu erleichtern


“Ausbeutung des Kontinents beenden”

In der Ausgabe der Junge Welt vom 29./30.07.2023 wird über das zweite Russland-Afrika-Gipfel berichtet. Unter der Überschrift: “Ausbeutung des Kontinents beenden” wird auf das Ergebnis hingewiesen, dass die Ausweitung von Handel und russischen Investitionen beschlossen wurde.

So wurden u.a. folgende Probleme besprochen:

  • Bau von Erdgasverflüssigungsanlagen wird in Aussicht gestellt, wenn russ. Firmen die Technologie beherrschen
  • Ägypten drängt auf eine schnelle Entwicklung “innovativer Finanzmechanismen” um Nahrungsmittellieferungen aus Russland in den Ländern Afrika zu steigern, da diese auf Grund der westlicher Sanktionen gehemmt werden
  • geplant ist die Bezahlung des russisch-afrikanischen Handelns in eigenen statt in westlichen Währungen, so schützt man sich gegen westliche Sanktionen

Weitere Infos zu diesem Thema:

Ausbeutung des Kontinents beenden

Sabotage missglückt – Russland-Afrika-Gipfel mit zahlreichen Vertretern des Kontinents: Kostenloses Getreide für ärmste Staaten, Kooperation soll ausgeweitet werden

DIPLOMATIE UNERWÜNSCHT – Westen hat kein Interesse an Frieden

Das Ende der Dollar-Dominanz?


Dieser Text wurde in Zusammenarbeit mit Benedikt Hopmann und Ingo Müller erstellt.


References

References
1 Die Sache ist die, dass zwar Getreide und Düngemittel schon seit längerem von den westlichen Sanktionen ausgenommen sind, also theoretisch ohne weiteres geliefert werden dürfen. Die Theorie ist aber das eine, die Praxis das andere. Denn Getreide und Düngemittel müssen transportiert und bezahlt werden, die Transporte müssen versichert werden. Transport- und Finanzdienstleistungen unterliegen aber weiterhin den Sanktionen, und das behindert in der Praxis die Lieferung von Getreide und Düngemitteln ganz massiv: Man dürfte liefern, kann aber nicht, weil nicht transportiert und bezahlt werden darf. Wirtschaftssanktionen treffen vor allem auf folgende Bereiche: Verkehr (Verbot des Schiffs- und Flugverkehr mit anderen Ländern; den Handeln), Import und Export von bestimmten Waren sowie Finanztransaktionen. Die Bundesregeriung zu den Sanktionen: “Die russischen Banken wurden vom SWIFT-System ausgeschlossen. Das bedeutet ganz konkret: Diese Institute wurden von den internationalen Finanzströmen abgeklemmt; sie können faktisch am internationalen Zahlungsverkehr nicht mehr teilnehmen, was ihr globales Agieren massiv einschränkt.”(https://www.bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte/krieg-in-der-ukraine/eu-sanktionen-2007964) Solange die Lieferung von Getreide und Düngemitteln auf diesen internationalen Zahlungsverkehr über die russischen Banken angewiesen ist und die russischen Banken “faktisch am internationalen Zahlungsverkehr nicht mehr teilnehmen” können, ist die Lieferung von Getreide und Düngemitteln massiv eingeschränkt.
2 Am 15. April steigt Deutschland aus der Kernenergie aus – möchte man meinen. Im niedersächsischen Lingen wird nur das Kraftwerk abgeschaltet, Brennstäbe für Reaktoren produziert man dort aber weiter. Sogar in Zusammenarbeit mit Russland, weitere Info´s
3 In der Liste der EU der restriktiven Maßnahmen der EU, auf die die Bundesregierung verweist, findet sich nicht Nickel; in den Sanktionslisten der der Bundesregierung und der EU finden sich auch nicht Kernbrennstoffe; das unternehmernahe Institut IW hebt die Bedeutung von Nickel für deutsche Unternehmen hervor
4 https://www.energiezukunft.eu/umweltschutz/weiter-keine-sanktionen-fuer-russlands-atomexporte/; https://www.telepolis.de/features/Russland-Sanktionen-Ja-aber-nicht-fuer-die-Atomindustrie-8047400.htm ; https://de.euronews.com/my-europe/2023/02/14/kiew-will-sanktionen-gegen-russlands-atomsektor-aber-die-eu-zieht-nicht-mit
5 Im Juli 2022 wurde unter der Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei eine Vereinbarung getroffen, die die Wiederaufnahme der Lieferungen aus drei ukrainischen Schwarzmeerhäfen regelt und die sichere Passage von mit Getreide beladenen Schiffen durch den Bosporus gewährleisten soll.

14.07.2023: Ukraine – welchen Staat unterstützt Deutschland da eigentlich?

Foto: Werner Rügemer
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Veranstaltung von “Frieden gewinnen, nicht den Krieg!” am 14. Juli 2023 in der Mediengalerie – Referent: Werner Rügemer.

Conny Renkl berichtet:

Um 18 Uhr war der Raum mit über 100 Personen übervoll. Einige KollegInnen nahmen es sogar in Kauf zu stehen. In der Begrüßung zu dieser fünften Veranstaltung in unserer Vortrags- und Diskussionsreihe stellte Kameradin Brigitte Renkl (VVN-VdA Neukölln) den Referenten vor:

Dr. Werner Rügemer ist in Bayern aufgewachsen. Hat in München, Tübingen, Berlin und Paris studiert. Er hat in Bremen über den Philosophen Arnold Gehlen promoviert (nicht zu verwechseln mit dem Faschisten, Militaristen und BND-Gründer Reinhard Gehlen – hier ergänzte Werner Rügemer dass Reinhard Gehlen der Bruder von Arnold Gehlen gewesen sei).
Werner ist freier Autor und publiziert u.a. in Ossietzky, jungeWelt und NachDenkSeiten. Er hat sich gründlich mit neuen Entwicklungen im Kapitalismus auseinandergesetzt wie den Riesenkonzernen der sog. digitalen Plattformökonomie, also Amazon, Microsoft, Apple, Meta-Facebook, Google-Alfabet u.a. Dazu die Konzerne der Finanzmärkte, die Hedgefonds oder die Private Equity Monster US-amerikanischer Provenienz wie z.B. Black Rock. Zu Black Rock, in dessen deutscher Repräsentanz bekanntlich CDU-Merz eine führende Rolle spielt, organisierte er ein Tribunal in Berlin zusammen mit Peter Grottian. Bekannt wurde besonders sein Buch: Die Kapitalisten des 21. Jahrhunderts. Im Blick hat Rügemer dabei stets nicht nur die Kapitalisten, sondern den zweiten Part im Kapitalverhältnis: Die lohnabhängigen Werktätigen und ihre Rechte. „Arbeitsunrecht“ und die „Fertigmacher“ heißen seine Bücher. Für sein mutiges Engagement wurde Werner auch mit Prozessen überzogen so vom Bankhaus Sal. Oppenheim (früher Pferdmenges, heute Deutsche Bank), von Du Mont und dem Institut zur Zukunft der Arbeit (gegründet von der Deutschen Post).

In einem neuen Prozess geht es am 10.8. in Köln um Zensur durch die Berliner Zeitung zugunsten solcher Ukraine-Aufrüster und Kriegsverlängerer wie Pistorius oder Strack-Zimmermann!

Wenn Werner Rügemer gelegentlich kritisiert wird, dass er zu sehr auf die USA als Bedrohung der Menschheit fixiert sei, so muss deutlich gesagt werden: Werner weiß sehr wohl zu unterscheiden zwischen dem US-Imperialismus, dem selbsternannten Weltgendarmen und dem Volk der USA, den amerikanischen Werktätigen, den Vielen, die wegen ihrer Hautfarbe oder ihrer Herkunft benachteiligt werden. Und in seinem Buch „Imperium EU“ erteilt er dem Großmachtgehabe der EU und seiner deutschen Hegemonialmacht eine deutliche Absage. Neu ist jetzt bei PapyRossa erschienen: „Verhängnisvolle Freundschaft – wie die USA Europa eroberten – Vom 1. zum 2. Weltkrieg“.

Zum Thema führte der Referent aus, dass die Ukraine kein selbständiger Staat sei, sondern Aufmarschgebiet für den „Westen“. Die Ukraine sei der höchstverschuldete Staat der Welt und erhält vom sonst so knauserigen IWF weiterhin Kredite zu unvergleichlich günstigen Bedingung. Die USA haben den Land-Lease Act wiederbelebt, der 1940 – im 2. Weltkrieg also – Großbritannien die Möglichkeit „nicht-monetärer Rückzahlung von Krediten“ eröffnete. Die Rückzahlung erfolgte dann nach dem Krieg durch „großzügige Überlassung von Stützpunkten im britischen Kolonialreich“. Die Ukraine sei auch der korrupteste Staat der Welt, seine Souveränität steht eigentlich nur noch auf dem Papier.

Die Ukraine ist der Schlüsselstaat zur Eroberung Eurasiens. In dieser Weise hat der bekannte US-Stratege Brzeziński die ehemalige Sowjetrepublik in seinem Buch von 1997 „Die einzige Weltmacht“ charakterisiert. Das Vorwort der deutschen Übersetzung hat immerhin der ehemalige deutsche Außenminister Genscher verfasst. Dort wird von einem kompakten Gebilde geträumt, das sich zur Abwehr Chinas von Lissabon bis Wladiwostok erstrecken müsse.

Bereits unter Präsident (von 1994 bis 2005) Kutschma wurde die Ulkraine „neoliberal zugerichtet“. Als Beispiele nannte Werner Rügemer u.a. Philip Morris. Die haben die ukrainische Zigarettenindustrie zu einem Spottpreis gekauft, mussten nur Niedrigstlöhne und praktisch keine Steuern zahlen. Die Ukraine wurde so zur Zentrale für den Zigarettenschmuggel in ganz Europa. Der Schaden, der der EU dadurch entstanden ist, wurde auf vier Milliarden Euro beziffert. Die EU-Kommission hat zwar geklagt. Es wurde ein Vergleich geschlossen, aber die Ukraine nie dazu angehalten, die geforderten Zahlungen zu leisten. Auch hier sei Black Rock als Aktionär von Philip Morris mit von der Partie.

Als weiteres Beispiel wurde ausgeführt, wie das Agrobusiness der Ukraine, die ja einer der größten Getreideexporteure der Welt ist, aussieht. Während etwa 7 Millionen Bauern ihre Existenz auf 2-3 ha Land fristen, ist das wirkliche Geschäft in festen Händen, nämlich in der Hand solcher Konzerne wie Cargill (größter Getreidehändler der Welt) John Deere (Landmaschinen), Glencore (mit Sitz in der Schweiz als Grundbesitzer und Verarbeiter) und nicht zuletzt Bayer/Monsanto (Düngemittel, Pestizide). Sie operieren mit ukrainischen Oligarchen, die ihren Sitz z.B. in Luxemburg oder Zypern haben.

In der Ukraine sitzen viele Zulieferer für deutsche und andere europäische Konzerne in der Auto-, Textil- und Pharmabranche. Der Mindestlohn betrug 2014 Euro 0,34, heute liegt er bei 1,21 Euro. 5 Millionen Wanderarbeiter verdingen sich in Rumänien, Polen u.a., wo der Mindestlohn bei 3 bis 4 Euro/h liegt.

Polnische Agenturen vermitteln ukrainische Frauen in der BRD für 24 Stunden Pflegejobs, bei denen aber nur 8 Stunden bezahlt werden (siehe der bekanntgewordene Fall vor dem Bundesarbeitsgericht).

Die von Selenskij 2022 durchgedrückte Arbeitsrechtsreform lassen jetzt sog. Null-Stunden-Verträge zu, bei denen nur bezahlt wird, wenn der Kapitalist tatsächlich die Arbeitsleistung abruft. Gegen Kündigungen kann nicht mehr geklagt werden. Gewerkschaften, die aus der Zeit der Sowjetunion noch über Häuser verfügen, können enteignet werden.

Besonders Frauen sind von der Verarmung betroffen. In der Ukraine herrscht ein besonders großes Auseinanderklaffen der Löhne für Frauen und für Männer. Besonders ausgebreitet hat sich die Leihmutterschaft, die in der Ukraine etwa 60.000 Euro kostet, während in den USA z.B. etwa 250.000 Dollars bezahlt werden. Das zum Thema „feministische Außenpolitik“.
Ausgerechnet Black Rock wurde zum offiziellen Koordinator des Wiederaufbaus der Ukraine ernannt. – Da weiß man doch wenigstens, dass nichts in falsche Hände kommt.

Nach dem Referat entwickelte sich eine angeregte Diskussion insbesondere auch um die Frage, ob die Ukraine ein faschistischer Staat sei. Werner Rügemer gab viele Hinweise zur Wiederbelebung der faschistischen Traditionen, meinte aber, dass die Debatte darum in die falsche Richtung weise; es genüge schon, was dieses arme Land unter der neoliberalen Knute zu erdulden hatte und hat. Es hatte bereits vor dem Krieg die ärmste und am meisten kranke Bevölkerung Europas.

Als Fazit hielt Kamerad Benedikt Hopmann fest, dass wir uns nicht nur in der militärischen Auseinandersetzung, sondern in einem sozialen Krieg befinden, den wir mit der wahnsinnigen Rüstungsoffensive und den damit überall drohenden Kürzungen im sozialen Bereich, bei Bildung und Gesundheit, mit den massiven Reallohnsenkungen zu verlieren drohen, wenn nicht die Gewerkschaften und die Friedensbewegung wieder zusammenfinden und den Kampf gegen Krieg und Kapitalismus führen. Dabei geht es auch, wie ein Teilnehmer erklärte, um die Durchsetzung der sozialen Menschenrechte, wie sie völkerrechtlich verbindlich im sog. UNO-Sozialpakt (1966) festgelegt wurden. Diese Seite des Völkerrechts bemühen unsere SpitzenpolitikerInnen lieber nicht.

Der vollständige Vortrag mit vielen weiteren aufschlussreichen Einzelheiten kann hier nachgelesen werden.

Deutschland faktisch und völkerrechtlich Kriegspartei

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Aus der Stellungnahme der Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen “Deutschland ist faktisch Kriegspartei” ergibt sich, dass Deutschland auch völkerrechtlich Kriegspartei ist. Sevim Dagdelen stützt sich auf ein Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages (WD). Deutschland ist im Krieg und nur wenige scheint das zu beunruhigen. Wenn diese Beunruhigung existiert, ist sie jedenfalls nicht auf der Straße zu sehen. Hier die Stellungnahme von Sevim Dagdelen und hier das Gutachten des wissenschafltichen Dienstes.

“Whataboutism” als Kampfbegriff

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Wird der Krieg Russlands gegen die Ukraine als völkerrechtswidrig beschrieben, so wird die Gegenfrage “Und was ist mit dem völkerrechtswidrigen Krieg der USA gegen Irak?” als “Whataboutism” entwertet. Die Gegenfrage soll nicht zulässig sein, weil sie das Augenmerk auf einen anderen völkerrechtswidrigen Krieg richtet.

Wenn Gegenfragen wie “Und was ist mit dem völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Irak?” oder “Und was ist mit dem völkerrechtswidrigen Krieg gegen Jugoslawien?” in solcher Weise abqualifiziert werden, ist kein Raum mehr für ein Nachdenken, ob solche “Whataboutism” statt abzulenken nicht eher hinlenken, und zwar auf eine andere Wahrheit hinlenken, die sich hinter der Feststellung “Russlands Krieg ist völkerrechtswidrig” verbirgt.

Wörtlich übersetzt heißt “Whataboutism”: Und was ist mit …?

Es gibt Gründe für die Gegenfrage “Und was ist mit dem völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Irak?” oder “Und was ist mit dem völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Jugoslawien?” Denn hinter dieser Gegenfrage steckt eine weitere Frage: Wie kann ein Land einen völkerrechtswidrigen Krieg eines anderen Landes anprangern, wenn es selbst völkerrechtswidrige Kriege führt? Es sind die doppelten Standards, die mit der Gegenfrage angesprochen werden. Man kann die doppelten Standards auch einfach als Doppelmoral bezeichnen: Wenn die USA völkerrechtswidrige Krieg führen, ist das in Ordnung, wenn Russland einen völkerrechtswidrigen Krieg führt, ist das zu verurteilen.

Mit dem Einwand “Whataboutism” wird jedes Nachdenken darüber abgeschnitten. Die Gegenfrage “Und was ist mit dem völkerrechtswidrigen Krieg gegen Jugoslawien?” wird einfach nur zurückgewiesen. Es wird gar nicht mehr darüber nachgedacht, warum diese Gegenfrage gestellt wird.

Hinter der Gegenfrage “Und was ist mit dem völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Jugoslawien?” steckt auch die Frage: Wie ernst nehmen die USA und die Bundesregierung den Vorwurf der Völkerrechtswidrigkeit?

Es wird nicht mehr darüber nachgedacht, ob das Argument “Russlands Krieg ist völkerrechtswidrig” ein vorgeschobenes Argument sein könnte, vorgeschoben sowohl von den USA als auch von der Bundesregierung. Wenn ich sage, dass die USA endlos viele völkerrechtswidrige Kriege geführt haben, und wenn das als “Whataboutism” abgetan wird, dann ist es nicht mehr möglich, über die Frage nachzudenken: Warum hat eine deutsche Bundesregierung noch nie diese völkerrechtswidrigen Kriege der USA angeprangert und sich offen auf die Seite dieser völkerrechtswidrig angegriffenen Länder gestellt (Vietnam, Jugoslawien, Nicaragua usw.)? Warum tut sie das erst jetzt mit dem Ukrainekrieg? Warum hat die Bundesregierung im Jugoslawien-Krieg nicht Jugoslawien verteidigt, sondern Jugoslawien mitbombardiert?

Offensichtlich müssen andere Interessen als die Verteidigung des Völkerrechts den Ausschlag geben, wenn die Bundesregierung entscheidet, ob und auf welcher Seite sie sich an einem Krieg beteiligt. Und darauf kommt es an: Die Interessen zu erkennen, die ein Land dazu bewegen, einen Krieg zu rechtfertigen oder gar zu unterstützen.

“Whataboutism” als Einwand, Vorwurf und Kampfbegriff versperrt das Nachdenken über diese Interessen.

Zur Gefahr eines Dritten Weltkrieges

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Auf Youtube kann eine Stellungnahme von Klaus von Dohnany zur gegenwärtigen deutschen Außenpolitik und zur Gefahr eines Dritten Weltkrieges angesehen werden. Er verweist auf eine aktuelle Warnung Henry Kissinger’s vor einem Dritten Weltkrieg (unten ab 52:56).

Die Gefahr eines Dritten Weltkrieges ergibt sich unter anderem aus der immer schärferen Konfrontationspolitik der USA gegenüber China. Der Ansatz ist Taiwan, das die USA massiv aufrüsten und gegen die Volksrepublik China in Stellung bringen. Es geht um die Ein-China-Politik Chinas, die die USA zunehmend in Frage stellen.

Nach der Ein-China-Politik sind Festland-China und Taiwan ein Land. “Taiwan heißt offiziell Republik China – im Unterschied zur kommunistischen Volksrepublik China. Das Land wird von den meisten Staaten nicht als souveräner Staat anerkannt – auch von Deutschland nicht. Es ist auch kein Mitglied der Vereinten Nationen. Dort ist die Volksrepublik China Mitglied …”[1]siehe DIE ZEIT v. 12.04.2023 Zunächst war allein Taiwan Mitglied der UNO und vertrat auch die Volksrepublik China in der UNO. Damals war also Taiwan Vertreterin dieser Ein-China-Politik. 1971 übernahm die Volksrepublik China diese Rolle. Bisher wird diese Ein-China-Politik von (fast) allen Staaten respektiert. China hat unmissverständlich erklärt, dass es ein Abweichen von dieser Ein-China Politik durch andere Staaten als ein Überschreiten einer roten Linie betrachtet und nicht hinnehmen werde.

Doch scheinen die USA mit Taiwan gegenüber China zu wiederholen, was sie schon mit der Ukraine gegenüber Russland gemacht haben. Taiwan wird massiv aufgerüstet. Vor China wird eine amerikanische Bastion aufgebaut und zugleich erklären die USA: “Wir wollen die alleinige Weltmacht bleiben und wir wollen nicht, dass China heranrückt an eine vergleichbare Weltmachtposition.”

Wie soll China unter diesen Umständen die Ein-China-Politik verteidigen? Xi Jinping muss sich fragen: “Soll ich warten, bis die Ein-China Politik nicht mehr verteidigt werden kann, weil Taiwan bis an die Zähne bewaffnet ist und sich dann selbstständig machen will?” Die Aufrüstung Taiwans durch die USA -Politik ist nichts anderes als die Vorbereitung eines Dritten Weltkrieges. Und ganz sicher werden die USA die Verantwortung dafür China zuschieben wie sie es auch gegenüber Russland gemacht haben.

Aufschlussreich ist die Position, die Macron in dieser Frage bei seinem Besuch mit von der Leyen in China eingenommen hat: „Die Frage, die wir als Europäer beantworten müssen, ist die Folgende: Liegt es in unserem Interesse, (eine Krise) bei Taiwan zu beschleunigen?“ Macron verneinte und warnte die Europäische Union vor dem Einfluss einer „US-Agenda“ und einer „chinesischen Überreaktion“. Damit fordert Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine eigenständige Position der EU im Konflikt zwischen China und den USA zu Taiwan.[2]siehe DIE ZEIT v. 12.04.2023

Ebenso aufschlussreich sind die Reaktionen deutscher Politiker auf diesen Vorstoß von Macron: “Mit scharfer Kritik haben SPD, FDP und CDU auf Macrons Äußerungen reagiert. Das sei eine „völlige Fehlbeschreibung der Situation“, sagte Außenpolitiker Norbert Röttgen (CDU) im Deutschlandfunk: „Es geht darum, ob in Taiwan Demokratie, Freiheit und Selbstbestimmung weiter gelten, oder ob wir China mitteilen: Wenn ihr dieses freie, demokratische Land angreift, dann interessiert uns das nicht.”[3]siehe DIE ZEIT v. 12.04.2023 Von Krieg sprechen diese Politiker und Politikerinnen nicht, sie sprechen nur davon, dass uns – anders als Macron es sieht – zu interessieren hat, wenn China Taiwan angreift. Die Konsequenz: Der Dritte Weltkrieg im Namen von “Demokratie, Freiheit und Selbstbestimmung Taiwans”.

Siehe auch Chinas Stellungnahme zur Chinastrategie Deutschlands.

References

Eisenbahner-Widerstand: Zum 90. Jahrestag der Zerschlagung der Gewerkschaften

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Hier ist das Referat von Peter Lind, wir bedanken uns für die Genehmigung der Veröffentlichung. 15.07.2023

  1. Liebe Gäste, das Thema Eisenbahnerwiderstand gegen das Naziregime wäre ein Thema, über das man tage- und wochenlang referieren könnte, wir das aber heute, bedingt durch den engen Zeitrahmen nicht ableisten können. So wird das jetzt ein Parforceritt, für das ich mich einfach mal entschuldigen möchte, aber ich will versuchen in einigen Aspekten einen Einblick in die umfassende Thematik zu geben. Immerhin gehörte der Eisenbahnerwiderstand mit zu den stärksten Widerstandsbewegungen in Deutschland, wenngleich es sich nicht immer um eine einzige, reichsweit zentral gesteuerte Organisation handelte. Der Widerstand gliederte sich in mehrere Zentren, deren Verbindungen zueinander geringer waren. Hauptzentren des Widerstands dürften das Rhein-Main-Gebiet, der süd-westdeutsche Raum, das Gebiet um Frankfurt/Main, Hamburg, Sachsen, sowie der Berliner Raum gewesen sein. Aber auch in kleineren Bereichen bildeten sich Widerstandszellen wie in Cottbus und Magdeburg.  In all diesen Gebieten waren es vor allem die Werke, in denen sich organisierte Widerstandsgruppen bildeten. Gemessen an der Gesamtbevölkerung ist der Widerstand allerdings, wie fast überall eher marginal gewesen.
  2. Dennoch ist der Eisenbahner-Widerstand als bedeutsam einzuschätzen, weil er denen, die ihn leisteten, die Überwindung starker innerer Widersprüche abverlangten. Eisenbahner hatten ein spezifisches Verhältnis zu dem Unternehmen in dem sie arbeiten, wie auch zu ihrem Beruf an sich. Das drückt sich auch in auch vom Unternehmen durchaus geförderten Begrifflichkeiten von „Pflichtbewusstsein“ und „Eisenbahnerehre“ aus, Begriffe, den Mitarbeiter der Bahn sehr stark verinnerlichten.
  3. Zwei Besonderheiten dürften eine zusätzlich bedeutende Rolle bei der Effektivität des Eisenbahner-Widerstands gespielt haben. Zum einen besaß die Deutsche Reichsbahn ein eigenes, vom sonstigen Kommunikationsverkehr unabhängiges Telefonnetz, über den es bedingt einfacher war Kontakte zu bilden und Informationen, natürlich auch immer unter der Gefahr enttarnt zu werden, auszutauschen. Zum zweiten arbeitete die Bahn im eigentlich hermetisch abgeriegelten Reich grenzüberschreitend, so daß es dadurch diese Möglichkeiten relativ bessere Bedingungen für eine illegale Widerstandsarbeit gab, also Informationen aus dem Reich herauszubringen oder hineinzutragen, auch Personen, Kuriere der verschiedenen widerständigen Parteien und Organisationen, aber auch Flüchtlingen notwendige Wege zu ermöglichen.
  4. 1933, zur Zeit der Machtübertragung an die Nazis waren bei der Deutschen Reichsbahn ca. 600 000 Menschen beschäftigt. 250 000 davon waren Beamte, mehr als 350 000 waren Arbeiter und Angestellte. 60% der Beschäftigten waren gewerkschaftlich organisiert, allein 242 000 davon im EdED, dem Einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands. Darüber hinaus gab es auch viele gewerkschaftlich organisierte Mitglieder in der kommunistisch orientierten RGO (Rote Gewerkschaftsopposition). Die Zahl der bei der DRG beschäftigten Menschen stieg bis in das Ende der Naziherrschaft stark an. 1944 waren, bedingt durch den Krieg fast 200 000 Frauen bei der DRG beschäftigt, die die Männer ersetzen sollten, die als Soldaten eingezogen waren. Hinzu kamen hunderttausend aus anderen europäischen Länder nach Deutschland verschleppte Zwangsarbeiter sowie KZ-Häftlinge, die gezwungen waren den Eisenbahnbetrieb am Laufen zu halten. Die Reichsbahn hatte höchsten Stellenwert im System des Nazireiches, insbesondere ab 1939, dem Beginn des Krieges. Schließlich galt die Deutsche Reichsbahn neben dem Heer, der Marine und der Luftwaffe als Vierte Waffengattung („Räder müssen rollen für den Sieg“). Wir gehen davon aus, daß bis 1944 1,4 Millionen Menschen bei der DR arbeiteten.
  5. Der 1933 noch anfänglich stärkere Widerstand der Eisenbahner gegen das Nazisystem bekam im Laufe des Jahres 1933 einen erheblichen Dämpfer. Das Naziregime befahl die Entlassung von ca. 70 000 Mitarbeitern noch bis zum September 1933. Das waren vor allem solche Kolleginnen und Kollegen, die als politisch unzuverlässig galten, Originalzitat: „… wegen des Verdachts staats- und wirtschaftsfeindlicher Einstellungen“. Alleine der Verdacht reichte, um diesen Kreis von Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern zu feuern. Das waren den Nazis bekannte Kommunisten und RFB-Angehörige, Sozialdemokraten und Mitglieder im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Mitglieder  der sozialdemokratischen Eisernen Front, sowie Gewerkschafter der unterschiedlichsten Richtungen. Mit dieser Maßnahme sollte zugleich ein weiteres Problem behoben werden: das frühe Naziregime stand unter dem Druck der Einlösung eines Versprechens  allen Arbeit und Brot zu geben, vor allem ihrer Anhängerschaft. Der Plan war die 70 000 Entlassenen durch eigene Klientel aufzufüllen, was hieß, daß jetzt nur solche Personen einzustellen seien, die sich in den vergangenen Jahren als besonders für die Errichtung des faschistischen Staates eingesetzt hatten, besonders auch jene Totschläger, die die Vorjahre in der Arbeitslosigkeit verbringen mussten und ihre Zeit oftmals bei Alkohol in den Sturmlokalen der SA verbrachten. Diese „Dankbarkeit des Führers“ an seine Getreuen erwies sich aber als kompliziert. Dem Erfolg stand u. a. ein bahnspezifisches Problem im Wege, den Menschen, die bei der Bahn beschäftigt waren oder sind sehr wohl bekannt: Die bahnspezifische medizinische Tauglichkeit! Viele der eigentlich vorgesehenen Bewerber litten u. a. durch ihre katastrophal verlaufenen vorvergangenen Jahre und der Arbeitslosigkeit, die sie sehr oft in Kneipen verbrachten pikanter Weise unter gesundheitlichen Schäden, z. B. Leberschäden, aber auch gestörtem Sozialverhalten die sie für den Eisenbahndienst untauglich machte. So sah sich die Naziführung am 9. September 1933 erneut gezwungen massiv  eine Weisung unter dem Begriff „Sozialpolitische Bedingungen“ zu verfügen. In der hieß es: Zitat „…künftig bei Arbeitereinstellungen Angehörige der Nationalen Wehrverbände (SA, SS, Stahlhelm, die diesen Verbänden schon vor dem 30. Januar 1933 angehörten), wie auch die Mitglieder der NSDAP (Mitgliedsnummer 1.- 3.000.000) zu berücksichtigen“. Was die entlassenen Eisenbahnerinnen und Eisenbahner angeht, so ist festzustellen, so marginal das einem auch vorkommen kann, daß viele von ihnen nach ihrer Entlassung den Widerstand gegen das Naziregime fortsetzten, wenn auch in anderen Widerstandszusammenhängen, so daß sie nicht mehr im eigentlichen Sinne zum Eisenbahnerwiderstand zuzuordnen waren.
  6. Der Widerstand von Eisenbahnern bewegte sich auf unterschiedlichen Wegen. Natürlich spielte auch materielle Sabotage eine Rolle, wenngleich das eigentlich immer eine besondere Überwindung kostete; dem stand immer die in Fleisch und Blut übergegangene sogenannte Betriebs-, die Berufsverbundenheit, die Eisenbahnerehre entgegen. Trotzdem gab es auch das, nicht zuletzt auch unterstützt von widerständigen ausländischen Zwangsarbeitern, z. B. aus Polen, der Tschechoslowakei, Österreich oder Frankreich, die bei der DRG arbeiten mussten. Der Widerstand zeigte sich auch darin, daß immer wieder in Zügen Flugschriften verteilt und aufgefunden wurden, daß an Gebäuden und Einrichtungen widerständige Losungen angebracht waren, die der Gestapo erhebliche Schwierigkeiten bereitete. Es wird auch davon berichtet, daß  es zur Sabotage gehörte, und damit zu empfindlichen Störungen des Betriebsablaufs, daß vor allem Güterzüge, gerade auch solche mit Kriegsgerät in verstopfte Knoten hinein geschickt wurden, die zu erheblichen Verzögerungen im Transport führten. 1992 hat mir ein alter Kollege  aus Köln, Jean Jülich, seine Geschichte des Widerstands erzählt. Er gehörte zu den Edelweißpiraten und hatte letztlich großes Glück, als daß er trotz Haft und Folter dem Massaker entkam, den die Nazis am 10. November 1944 anrichteten, indem sie 13 Deutsche, darunter auch Angehörige der Edelweißpiraten ohne Gerichtsurteil durch SS und Gestapo öffentlich in den Bögen der Bahnunterführung in der Schönsteinstraße in Köln erhängten. Jean Jülich erzählte mir, daß ihr Widerstand bei der Bahn, wo sie arbeiteten u. a. auch darin bestand, daß sie in die zum Schmieren von rotierenden Teilen befindlichen Ölbehälter an Lokomotiven hinein pissten statt mit Öl aufzufüllen. Das führte letztlich dazu, daß sich die in den Lokomotiven befindlichen rotierenden Teile nach wenigen Fahrkilometern festfraßen und die Fahrt mit diesen vorerst nicht fortgesetzt werden konnte.
  7. Dem gegenüber muß festgestellt werden, daß die Deutsche Reichsbahn entscheidend an der Ermordung der Europäischen Juden, Sinti und Roma beteiligt war. Alleine durch die Bahn sind mindestens 3 Millionen dieser Menschen in die Konzentrations- und Vernichtungslager unter den furchtbarsten Bedingungen deportiert worden. Doktor Alfred Gottwald, der leider so früh verstorbene Chefhistoriker des Technik- und Verkehrsmuseums hier in Berlin, hat in einem unserer Gespräche berichtet, daß man davon ausgehen muß, daß an der Ermordung dieser Menschen mindestens 100 000 Eisenbahnerinnen und Eisenbahner unmittelbar oder mittelbar beteiligt waren. Irgendwer muß ja die Weichen geschmiert, die Signale gestellt, die Lokomotiven bedient, die Fahrpläne erstellt haben, die die Transporte bis in die Gaskammern hinein realisierten. Nicht ein einziger an diesen Untaten Beteiligter ist jemals dafür zur Verantwortung gezogen worden. Nur ein einziger Beteiligter der Bahn, der stellvertretende Generaldirektor Albert Ganzenmüller wurde 1973 (!) zunächst vor Gericht gestellt, erlitt aber am 27. April d. J. während der nun endlich gegen ihn erhobenen Anklage (fast 30 Jahre nach dem Ende des Naziregimes) einen Herzanfall, der ihn jedoch dauerhaft in die Prozessunfähigkeit führte. Dies allerdings bei einer sehr hohen Rente, die in etwa der eines Staatssekretärs entsprach, der er ja auch während der Nazizeit war. Er ist 23 Jahre später, 1996 „friedlich“ – wie es hieß – „im Kreise seiner Familie eingeschlafen“.
  8. Zurück zum Eisenbahner-Widerstand. Das starke linke politische Bewusstsein gerade unter den Eisenbahnern, und die letztlich daraus resultierende Widerständigkeit mag auch darin zum Ausdruck kommen, daß alleine unter den von den Nazis ermordeten 90 Reichstagsabgeordneten 10 Eisenbahner waren. Vor dem Zugang zum Gebäude des ehemaligen Reichstags wurde in den 90er Jahren eine bemerkenswerte Gedenkstele errichtet, die an jedes einzelne dieser Naziopfer namentlich erinnert. Einer fehlt allerdings in dieser Gedenkstätte, ausgerechnet ein Eisenbahner, nämlich der einstige Schlosser und Betriebsrat im Bahnbetriebswerk München Hans Beimler. Seine Aufnahme in die Gedenkstätte wird bis zum heutigen Tage verweigert, u. a. mit der scheinheiligen Begründung, dass er ja nicht von Nazis ermordet, sondern außerhalb Deutschlands während des Spanischen Bürgerkrieges in Kampfhandlungen ums Leben kam, Man möglicher Weise sogar durch Erich Mielke im Auftrag Stalins ermordet worden sei. Man stößt bei Recherchen mitunter auf die abstrusesten Erklärungen.
  9. Bei unseren Forschungen und Ermittlungen, die ohne die großartige Vorarbeit und Unterstützung von Professor Siegfried Mielke, Dr. Stefan Heinz, Dr. Alfred Gottwald und unserem Kollegen Eberhard Podzuweit kaum möglich gewesen wäre, haben wir bislang namentlich 125 ehemalige Eisenbahner ermittelt und ihre Biographien versucht nachzuvollziehen, die von den Nazis auf Grund ihrer Widerstandstätigkeit, oder auch aus rassistischen Gründen ermordet wurden. Wir müssen aber davon ausgehen, daß noch nicht alle ermordeten Eisenbahner erfasst sind. Wir sind dabei auf jedwede Unterstützung angewiesen und wären für jede weitere Information sehr dankbar. Ich möchte hier weniger auf uns schon bekannte Eisenbahner und Widerständler eingehen, wie z. B. John Sieg, dessen Arbeitsplatz der Bahnhof Papestrasse – dem heutigen Südkreuz war. John Sieg verübte am 15. Oktober 1942 nach seiner Verhaftung Suizid, um nicht in Gefahr zu geraten unter der furchtbaren Folter seine Mitstreiter zu verraten. Es wäre sicher eine sehr angemessene Würdigung, gäbe es am Bahnhof Südkreuz wenigstens eine Gedenktafel für unseren Kollegen, zumal schon der östliche Platz vor dem Bahnhof den Namen einer seiner ermordeten Mitstreiterinnen aus der Roten Kapelle, Erika von Brockdorf trägt. Ich möchte beispielhaft auf zwei weniger bekannte Eisenbahner und Widerstandskämpfer aus Berlin verweisen, zunächst auf Karl Schippa, über den wir wissen, daß er schon 1917 Mitglied unsere Vorläufergewerkschaft DEV wurde und 1918 während der Novemberrevolution in Berlin Mitglied eines Arbeiter- und Soldatenrates und während der 20er Jahre Betriebsrat in einer Dienststelle der Deutschen Reichsbahn war. Karl Schippa wurde am 1. Mai 1945, einen Tag vor dem Ende des furchtbaren Krieges  vor dem Haus Tempelhofer Ufer 34 ermordet. Der Hintergrund für diesen Mord war, daß Karl Schippa während der in diesem Gebiet um das Hallesche Tor stattgefundenen schweren Gefechte zwischen der Roten Armee und Angehörigen der Naziwehrmacht, verwundeten Angehörigen der Roten Armee erste medizinische Hilfe leistete. Bei den sich dort ständig verändernden Frontbedingungen wurde er während eines Rückzugsgefechtes von marodierenden SS-Angehörigen aufgegriffen und sofort standrechtlich erschossen. Unser Ortsverband hat ihm  zu Ehren im Jahr 2013 vor seinem letzten Wohnort in der Ratiborstrasse 2 einen Stolperstein verlegt.                                         
  10. Als weiteres Beispiel möchte ich an Kollegen Herbert Gollnow erinnern, für den wir im Jahr 2015 vor seinem letzten bekannten Wohnort in der Tiergartener Feldzeugmeisterstrasse 5 ebenfalls einen Stolperstein verlegen ließen. Gollnow begann 1931 bei der Deutschen Reichsbahn eine Ausbildung, trat 1933 in die NSDAP, 1934 kurzzeitig auch in die SS ein. Ende 1938 schied er allerdings aus dem Reichsbahndienst aus, weil er die Möglichkeit bekam im Auswärtigen Amt zu arbeiten. Hier begann jedoch auch seine Widerstandsarbeit. Da er für die Arbeit im Auswärtigen Amt nicht die so notwendigen Fremdsprachkenntnisse besaß, bekam er durch das Amt eine Englisch-Sprachlehrerin vermittelt. Das war nun ausgerechnet Mildred Harnack, führendes Mitglied der Schulze-Boysen-Harnack-Widerstandsgruppe, jener Widerstands Organisation, die bei der Gestapo unter dem Fahndungsnamen „Rote Kapelle“ geführt wurde. Und hier ist wieder der Bezug von Herbert Gollnow zur vorhin schon erwähnten Erika von Brockdorf und unserem Kollegen John Sieg. Nach der Enttarnung der Gruppe wurde Gollnow am 19. Oktober 1942 verhaftet, im Dezember 1942 zum Tode verurteilt und am 12. Februar 1943 hingerichtet.                                              
  11. Etwa 20 Stolpersteine wurden alleine in Berlin für von den Nazis ermordete Eisenbahner verlegt. Einige davon waren rassistische Opfer des Naziregimes wie Heinz Kuttner, Samuel Finkels, Dr. Alfred Mode und Paul Levy. Mehrere Stolpersteine wurden dankenswerter Weise von engagierten Bürgerinitiativen verlegt. Wir als Eisenbahnergewerkschaft selbst haben in Berlin ca. 15 Verlegungen initiiert, die Letzte am 8. Oktober des vergangenen Jahres für unseren Kollegen und ehemaligen Reichstagsabgeordneten Friedrich Jendrosch vor dem Haus Osloer Strasse 110. Allen, die weiteres Interesse an den Schicksalen der ermordeten Kolleginnen und Kollegen haben empfehle ich sehr den Besuch unseres seit 2019 in unserer Bundeszentrale in der Berliner Reinhardtstrasse 23 eingerichteten Gedenkortes mit seinen umfassenden Informationen zu den einzelnen Schicksalen. Ich möchte nunmehr unserem Gast und Filmemacher Hermann Abmayr die Gelegenheit geben uns seinen sehr engagierten Film über den Eisenbahnerwiderstand während der Nazizeit in Deutschland zu zeigen.                                           Peter Lind, Arbeitskreis Geschichte der EVG, 17.06.2023