Wolodimir Selenskij – Fernsehfeldherr des Tages

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Arnold Schölzel in der Jungen Welt vom 18. März 2022:

„Der Mann versteht sein TV-Handwerk: Seine Videoansprache im Bundestag am Donnerstag beendete er wie üblich mit dem Ruf »Ruhm der Ukraine!«, worauf die Abgeordneten sich erhoben und stehend Beifall klatschten. Die Parole wurde vor mehr als 80 Jahren von der »Organisation Ukrainischer Nationalisten« (OUN) populär gemacht. Deren Mitglieder kämpften u. a. im Bataillon »Nachtigall« an der Seite der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg und ermordeten Hunderttausende Juden, Polen und Rotarmisten. Seit 2018 ist der Ruf mit dem Zusatz »Ruhm den Helden!« offizieller militärischer Gruß in der ukrainischen Armee. Einer der OUN-Anführer, Stepan Bandera (1909–1959), wurde Anfang 1933 nach dem Vorbild Hitlers und Mussolinis zum »Führer« gewählt. Die heutige Ukraine ehrt ihn mit Statuen (laut Neuer Zürcher Zeitung gegenwärtig 40), jährlichem Aufmarsch zu seinem Geburtstag und mit der Benennung von Straßen und Plätzen. Die Parole aus Selenskijs Mund spiegelt eine in seinem Land populäre deutsch-ukrainische Tradition wider.

Ganz in diesem Sinn hatte der Präsident zuvor von der Bundesrepublik verlangt, endlich den Dritten Weltkrieg zu beginnen – mit einer Flugverbotszone über der Ukraine. Begründung: Wieder werde versucht, in Europa ein ganzes Volk zu vernichten. Durch die russische Invasion sei erneut eine Mauer entstanden. Den durch Erfinder Joseph Goebbels etwas belasteten Ausdruck »Eiserner Vorhang« vermied er, verlangte aber von Kanzler Olaf Scholz persönlich: »Zerstören Sie diese Mauer. Geben Sie Deutschland die Führungsrolle, die es verdient.«

Selenskij war 2019 mit dem Versprechen, Frieden im Donbass und mit Russland herbeizuführen, zum Präsidenten gewählt worden. Seitdem tat er alles, um den Krieg der Kiewer Regierung gegen die eigenen Landsleute in der Ostukraine weiterzuführen. Der Faschistenschlachtruf gehört dazu“.