Zu diesem besonders hÀufig gelesenen Beitrag vom 4. MÀrz 2022, zuletzt ergÀnzt im September 2023:
Zahllose Menschen sterben im Ukraine-Krieg. Aber niemand fragt: Was verteidigen sie?
Die russische Regierung will nicht, dass die Ukraine Mitglied der NATO wird. Sie betrachtet eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine als Bedrohung: Nach Darstellung der russischen Regierung betrĂ€gt die Flugzeit fĂŒr ballistische Raketen aus dem Raum Charkow 7 bis 8 Minuten und fĂŒr die Hyperschall-Rakete ‚Dark Eagle‘ 4 bis 5 Minuten. PrĂ€sident Putin in seiner Rede an die Nation am 21. Februar 2022: „Das bezeichnet man als ‚das Messer am Hals'“[1]zitiert nach LĂŒhr Henken „Der Ukraine Krieg – immnense Herausforderung fĂŒr die Friedensbewegung, Vortrag gehalten am 5. April 2022, … Continue reading.
Dagegen förderte die USA immer den Willen der Ukraine, in das NATO-Lager zu wechseln.
Niemand fragt auch nur danach, ob es in unserem Interesse ist, dass die Regierungen der USA, Ukraine, Deutschlands und Europas zur Verteidigung dieser „Politik der offenen TĂŒr“ einen Krieg in Kauf genommen haben. Nur Wenige verurteilen, dass die NATO nie bereit war, auf Osterweiterungen zu verzichten.
Nachdem die russische Regierung Truppen in die Ukraine geschickt hat, begnĂŒgt man sich mit der Aussage: Das Verhalten der NATO-Staaten kann nicht die russische Invasion in die Ukraine rechtfertigen.
Aber das reicht nicht, um den Krieg rasch zu beenden. Wenige Wochen nach Kriegsbeginn brachten NATO-Staaten unter FĂŒhrung der USA einen Friedensvertrag zwischen Russland und der Ukraine zum Scheitern.
Nur wenn erkannt wird, dass die Politik der NATO-Osterweiterung und die Weigerung, auf die Aufnahme der Ukraine in die NATO zu verzichten, entscheidende Voraussetzungen fĂŒr diesen Krieg waren, kann dieser Krieg beendet werden: Durch Verzicht auf die Aufnahme der Ukraine in die NATO und RĂŒckzug der militĂ€rischen KrĂ€fte und RaketenstĂŒtzpukte, die in den vergangenen Jahrzehnten immer nĂ€her an Russland heranrĂŒckten.
Doch stattdessen nimmt die NATO auch Finnland und Schweden auf, liefert immer gefĂ€hrlichere Waffen an die Ukraine und sorgt mit der Stationierung weitreichender Waffen auf deutschem Boden dafĂŒr, dass Deutschland sich als Kriegsschauplatz anbietet.
Wen muss da nicht die Angst vor einem Dritten Weltkrieg umtreiben?
Inhaltsverzeichnis:
- 1990: Es gab eine mĂŒndliche Vereinbarung von US-AuĂenminister Baker mit Gorbatschow: Keine Osterweiterung der NATO
- 1991: Es gab Einigkeit zwischen den Direktoren der AuĂenministerien der USA, von GB, Frankreich und Deutschland: Keine Osterweiterung der NATO
- Warum wurde das Versprechen aufgegeben? – „Die gröĂte vertane Chance“
- 2020/22: Die NATO bleibt bei ihrer „Politik der offenen TĂŒr“
- Warnende Stimmen
- „Das Messer am Hals“
- 2022: Krieg
- Zur Politik der USA
- FrĂŒhjahr 2022: Wer lieĂ den Friedensvertrag zwischen Russland und der Ukraine scheitern?
- September 2023: NATO-GeneralsekretÀr Stoltenberg nimmt Stellung
- 10. Juli 2024: Kriegsschauplatz Deutschland
1990: Es gab eine mĂŒndliche Vereinbarung von US-AuĂenminister Baker mit Gorbatschow: Keine Osterweiterung der NATO.
„Immer wieder geht es … auch um die Frage, ob die USA 1990 Gorbatschow im Zusammenhang mit seiner Zustimmung zur deutschen Wiedervereinigung versprochen haben, die NATO nicht ĂŒber die deutschen Grenzen nach Osten zu erweitern. Hier sollte man die wichtigste Quelle US-amerikanischer Forschung heranziehen: Das Buch „1989“ der Harvard-Professorin Mary Elise Sarotte, und zwar die zweite Auflage mit dem zweiten Nachwort 2014. Es ist heute unbestreitbar – wie auch Burns einst eindeutig bestĂ€tigte -, dass US-AuĂenminister Baker Anfang Februar 1990 in seinen Verhandlungen mit Gorbatschow ĂŒber die deutsche Wiedervereinigung mĂŒndlich vereinbarte, es werde ĂŒber die damalige Ostgrenzen der DDR hinaus keinerlei Erweiterung der NATO geben. Baker hielt nĂ€mlich diese Zusage im GesprĂ€ch mit Gorbatschow seinerseits als ein mĂŒndlich gegebenes Versprechen in einer Notiz fest: „End result: Unified Ger.anchored* in a changed (polit.) NATO–* whose jurisd. would not moved* eastwards!“ Sarotte berichtet auch die Antwort Gorbtschows: „Ganz gewiss wĂ€re jede Erweiterung der NATO ĂŒber ihren bisherigen Bereich inakzeptabel“. Und Baker antwortete: „I agree“ (Ich stimme zu“). Der Inhalt des Vermerks wurde einen Tag spĂ€ter in einem Brief an Bundeskanzler Kohl anlĂ€sslich dessen Besuch in Moskau ĂŒbermittelt“ – so Klaus von Dohnanyi in seinem Buch „Nationale Interessen. Orientierung fĂŒr deutsche und europĂ€ische Politikin Zeiten globaler UmbrĂŒche“, dass in diesem Jahr in 3. Auflage erschienen ist[2]Klaus von Dohnanyi „Nationale Interessen. Orientierung fĂŒr deutsche und europĂ€ische Politikin Zeiten globaler UmbrĂŒche“, 3. Auflage 2022 MĂŒnchen S. 66 f..
Klaus von Dohnanyi’s Kommentar: „Es bleibt unverstĂ€ndlich, warum diese Tatsachen in Deutschland noch immer weitgehend verschwiegen werden“[3]Klaus von Dohnanyi „Nationale Interessen – Orientierung fĂŒr deutsche und europĂ€ische Politikin Zeiten globaler UmbrĂŒche“ 3. Auflage 2022 MĂŒnchen s. 67.
Die Informationsstelle Militarisierung drĂŒckt es in einem Beitrag vom 3. MĂ€rz 2022 so aus:
„Seit Jahren ist die NATO vehement darum bemĂŒht, die Aussage, Russland bzw. der Sowjetunion sei Anfang der 1990er zugesagt worden, es werde zu keiner Erweiterung der westlichen MilitĂ€rallianz nach Osten kommen, als Falschmeldung zu diskreditieren. Auch die Medien, angefangen von Stefan Kornelius in der SĂŒddeutschen Zeitung ĂŒber Thomas Hanke im Handelsblatt bis hin zu Michael Thumann in der Zeit wissen es ganz genau: die russische Sichtweise entbehre jeder vernĂŒnftigen Grundlage, so der Tenor.
Ăber diverse WinkelzĂŒge versucht die NATO dem Problem beizukommen, dass sie mit der schlussendlich 1999 vollzogenen Osterweiterung wissentlich ihre einstigen Zusagen eklatant verletzt hat. Da wĂ€re einmal die Behauptung, die (nicht nur) von US-AuĂenminister James Baker gemachte Versicherung, die NATO werde sich nicht nach Osten erweitern, habe sich lediglich auf das Gebiet der ehemaligen DDR bezogen, von anderen LĂ€ndern in Osteuropa sei nie die Rede gewesen …“.
Hören wir uns einmal genau an, was Genscher wĂ€hrend der Verhandlungen ĂŒber den zwei-plus-vier Vertrag im Jahr 1990 im Weltspiegel der ARD im Beisein des amerikanischen AuĂenministers Baker erklĂ€rte:
„Wir waren uns einige, dass nicht die Absicht besteht, das NATO Verteidigungsgebiet auszudehnen nach Osten – das gilt ĂŒbrigens nicht nur in Bezug auf die DDR, die wir da nicht einverleiben wollen, sondern gilt ganz generell“.
„… das gilt nicht nur in Bezug auf die DDR … sondern gilt ganz generell“ – mit dieser Aussage wird der Verzicht auf eine NATO-Osterweiterung nicht auf das Gebiet der DDR begrenzt[4]Zu dem Thema ein Interview mit Horst Teltschik.
Dass eine NATO-Osterweiterung ausgeschlossen wurde, wird auch durch eine Regelung im 2+4-Vertrag gestĂŒtzt, in der es mit Blick auf das ehemalige Gebiet der DDR heiĂt: „AuslĂ€ndische StreitkrĂ€fte und Atomwaffen oder deren TrĂ€ger werden in diesem Teil Deutschlands weder stationiert noch dorthin verlegt.“[5]Artikel 5 Absatz 3 Satz 3 des 2+4-Vertrages
1991: Einigkeit zwischen den politischen Direktoren der AuĂenministerien der USA, GB, Frankreichs und Deutschlands: Keine Osterweiterung der NATO
Aus dem folgenden schriftlichen Dokument – hier in einem Ausschnitt zu sehen – geht hervor, dass auch 1991 eine Erweiterung der NATO ausgeschlossen wurde:

Dieses Dokument fand ein amerikanischer Professor der UniversitĂ€t Boston, Joshua Shifrinson, im britischen Nationalarchiv. Der Spiegel berichtete am 18. Februar 2022, dass es ursprĂŒnglich als geheim eingestuft und dann freigegeben wurde.
Das Dokument protokolliert ein Treffen der politischen Direktoren der AuĂenministerien der Vereinigten Staat, GroĂbritanniens, Deutschlands und Frankreichs am 6. MĂ€rz 1991 in Bonn.
Der Vertreter Deutschlands, JĂŒrgen Chrobog, erklĂ€rte: âWir haben in den Zwei-plus-vier Verhandlungen deutlich gemacht, dass wir die Nato nicht ĂŒber die Elbe hinaus ausdehnen. Wir können daher Polen und den anderen keine Nato-Mitgliedschaft anbieten.â Chrobog wies ausdrĂŒcklich daraufhin, dass diese Position mit Bundeskanzler Helmut Kohl und AuĂenminister Hans-Dietrich Genscher abgestimmt worden sei.
Der US-Vertreter Raymond Seitz erklĂ€rte: »Wir haben gegenĂŒber der Sowjetunion klargemacht â bei Zwei-plus-vier wie auch anderen GesprĂ€chen â dass wir keinen Vorteil aus dem RĂŒckzug sowjetischer Truppen aus Osteuropa ziehen werden⊠Die Nato soll sich weder formal noch informell nach Osten ausdehnen.«
Keine Osterweiterung der NATO – das war damals die gemeinsame Position von Deutschland, den USA, Frankreichs und Deutschlands.
Bleibt die Frage: Warum wurde diese gemeinsame Position, dieses Versprechen gegenĂŒber Russland aufgegeben?
Warum wurde das Versprechen aufgegeben? – „Die gröĂte vertane Chance“!
Dazu Klaus von Dohnanyi:
„PrĂ€sident George H.W. Bush pfiff damals seinen AuĂenminister etwas zurĂŒck: „Wieso, wir haben gewonnen und nicht die“, wusste aber auch, dass Kohl auf dieser Grundlage mit Gorbatshow verhandelt habe, und er wusste auĂerdem, dass die Bundesregierung in Sachen Nato-Erweiterung anderer Meinung war als die USA. Doch angesichts des verzögernden Widerstands von Frankreich und GroĂbritannien auf dem Wege zur Wiedervereinigung brauchte Kohl die USA. So lud man bei den Beratungen auf Camp David am 24. Februar 1990 die AuĂenminister formell nicht ein; Genscher, Gegner der NATO-Erweiterung, musste zu Hause bleiben, aber AuĂenminiser Baker kam dann doch „zufĂ€llig“ in Camp David vorbei. Man beschrĂ€nkte dann auch die „zwei plus vier“ Verhandlungen eng auf die deutsche Frage. Obwohl doch unbestritten bleibt, dass Baker den ausdrĂŒcklichen Auftrag von Bush hatte, „auf eine schnell deutsche Wiedervereinigung zu drĂ€ngen … und dabei der Sowjetunion zu versichern , dass die Nato nicht weiter östlich erweitert werde,“ so Burn[6]Michael McFaul „From Cold War to hot Peace. An Amercan Ambassador in Putins’s Russia“, London 2018 S. 48.
Letzten Endes war es … PrĂ€sident George H.W. Bush, der die Chance eines Neuanfangs mit Russland nicht erkannte und damit leichtfertig das Ende des Kalten Krieges zum Anfang neuer Spannungen mit Russland machte. … Der PrĂ€sident und die USA als FĂŒhrungsmacht des Westens verkannten die Chance, mit einem Russland, das nun geschwĂ€cht und friedlich gestimmt war und die kommunistische Weltmission aufgegeben hatte, einen konstruktiven Weg in die Zukunft zu finden. Insbesondere amerikanische Fachleute fĂŒr Ost-West-Beziehungen, unter ihnen auch William J. Burns, haben immer wieder darauf hingewiesen, welche Folgen aus russischer Sicht mit der Nato-Erweiterung verbunden waren und sind … „We have won and not they.“ Dieser Satz und die dahinter stehende Haltung der USA erweisen sich heute als die gröĂte vertane Chance fĂŒr einen dauerhaften Frieden in Europa … „[7]Klaus von Dohnanyi „Nationale Interessen. Orientierung fĂŒr deutsche und europĂ€ische Politikin Zeiten globaler UmbrĂŒche“ 3. Auflage 2022 MĂŒnchen s. 67 ff..
ErgĂ€nzend dazu noch einmal die Informationsstelle Militarisierung in ihrem Beitrag vom 3. MĂ€rz 2022: „Allerdings zeigen 2018 freigegebene und beim âNational Security Archiveâ veröffentlichte Dokumente, dass auch mit Gorbatschows Nachfolger Boris Jelzin in Sachen NATO-Osterweiterung ein falsches Spiel getrieben wurde“.
Dann listet die Informationsstelle in einer Tabelle einige Kerndaten des „NATO-Weges in die Eskalation“ bis zum Jahr 2022 auf. Ganz kurz zusammengefasst: Auf dem NATO-Gipfel in Madrid 1997 wurden erstmals Beitrittsverhandlungen mit den ehemaligen Warschauer Pakt Staaten Polen, Tschechien und Ungarn angeboten, spĂ€ter folgten weitere osteuropĂ€ische Staaten. Am 12. MĂ€rz 1999 traten Polen, Tschechien und Ungarn der NATO bei. Im November 2002 lud die NATO, beim NATO-Gipfel in Prag, die LĂ€nder Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, RumĂ€nien, die Slowakei und Slowenien zu Verhandlungen ĂŒber einen NATO-Beitritt ein. Am 29. MĂ€rz 2004 traten diese sieben LĂ€nder der NATO offiziell bei. Beim NATO-Gipfel in Bukarest im April 2008 wurde der Beitritt Albaniens und Kroatiens offiziell beschlossen. Ihr Beitritt wurde fĂŒr den NATO-Gipfel im April 2009 in Kehl und StraĂburg geplant, von allen NATO-Mitgliedern ratifiziert und am 1. April 2009 vollzogen. Auch Deutschland stimmte sĂ€mtlichen neuen Mitgliedschaften zu.
Moldawien, Georgien und der Ukraine wurde von den USA und der NATO schon 2008 auf dem Gipfeltreffen in Bukarest eine Mitgliedschaft angetragen. Was damals noch an einem Veto Deutschlands scheiterte, wird bis heute nicht fĂŒr die Zukunft ausgeschlossen.
Klaus von Dohnanyi in seinem 2022 erschienenen Buch „Nationale Interessen – Orientierung fĂŒr deutsche und europĂ€ische Politik“ in Zeiten globaler UmbrĂŒche“ mit Blick auf die gegenwĂ€rtige Bundesregierung: „Es ist bedauerlich, dass das ganze Thema in dem umfangreichen Koalitionsvertrag der neuen deutschen Regierung keinerlei ErwĂ€hung findet“[8]Klaus von Dohnanyi „Nationale Interessen – Orientierung fĂŒr deutsche und europĂ€ische Politikin Zeiten globaler UmbrĂŒche“ 3. Auflage 2022 MĂŒnchen s. 105.
2021/22: Die NATO bleibt bei ihrer „Politik der offenen TĂŒr“
Am 15. Februar 2022, also noch vor Kriegsbeginn, erklÀrte der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz auf einer Pressekonferenz in Moskau mit dem russischen PrÀsidenten Putin zur NATO-Erweiterung um die Ukraine:
„… Das gilt auch fĂŒr die unterschiedlichen Positionen zur Frage der NATO-Osterweiterung. Das ist ja die etwas eigenwillige Situation, dass die gar nicht ansteht. Die steht nicht auf der Tagesordnung und jeder weiĂ es ganz genau: Das ist kein Thema, das uns wahrscheinlich in unseren Ămtern begegnen wird wieder, solange wir sie ausĂŒben. Ich weiĂ jetzt nicht wie lange der PrĂ€sident vorhat im Amt zu bleiben, aber ich jedenfalls habe das GefĂŒhl, das könnte lĂ€nger sein, aber nicht ewig, und insofern werden wir deshalb doch die Aufgabe haben, auch jetzt aus diesem Punkt etwas zu machen, das miteinander zu einer politischen VerstĂ€ndigung fĂŒhren kann ohne dass irgendjemand seine GrundsĂ€tze, seine Prinzipien dabei aufgeben muss“.
Olaf Scholz ist dazu hier zu sehen und zu hören.
Eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine fĂŒr die Zukunft schlieĂt die Formulierung „Die steht nicht auf der Tagesordnung“ definitiv nicht aus.
Vorher, im Dezember 2021, hatte die russische Regierung der NATO einen Vertragsentwurf vorgelegt hatte, in dem die Verpflichtung der NATO, die Ukraine nicht aufzunehmen, ein entscheidender Punkt war[9]Artikel 6 des russischen Vertragsentwurfs: „Alle Mitgliedstaaten der Nordatlantikvertrags-Organisation verpflichten sich, von jeder weiteren Erweiterung der NATO, einschlieĂlich des Beitritts … Continue reading. Die NATO lehnte in ihrer Antwort eine solche Verpflichtung ab und bestand auf einer „Politik der Offenen TĂŒr“[10]Aus der Antwort der NATO auf den russischen Vertragsentwurf: „8.2 Alle Staaten respektieren das Recht anderer Staaten, Sicherheitsvereinbarungen zu wĂ€hlen oder zu Ă€ndern, und ihre eigene … Continue reading.
Noch am 14. Juni 2021 hatte der NATO-Rat auf der Ebene der Staats- und Regierungschefs beschlossen: „Wir bekrĂ€ften unseren auf dem Gipfeltreffen 2008 in Bukarest gefassten Beschluss, dass die Ukraine ein Mitglied des BĂŒndisses wird“[11]siehe unter Nr. 69 des vollstĂ€ndig dokumentierten Beschlusses des Nordatlantikrates vom 14. Juni 2021: … Continue reading. Klaus von Dohnanyi kommentiert diesen Beschluss so: „Warum musste das sein? Liest der NATO-GeneralsekretĂ€r …die Berichte der Botschafter aus Moskau ĂŒber die möglichen Folgen einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine …? … es hĂ€tte diesmal genĂŒgt, hinsichtlich der Ukraine nur auf den Status quo zu verweisen. Jetzt ist die NATO beunruhigt ĂŒber russische Truppenansammlungen an der Ostgenze der Ukraine …“[12]zitiert nach Klaus von Dohnanyi „Nationale Interessen – Orientierung fĂŒr deutsche und europĂ€ische Politik in Zeiten globaler UmbrĂŒche“ 3. Auflage 2022 MĂŒnchen S. 104.
Scholz weicht nicht substantiell von diesem Beschluss ab, wenn er am 15. Februar 2022 in der Pressekonferenz gegenĂŒber PrĂ€sident Putin nur erklĂ€rt: „Die steht nicht auf der Tagesordnung und jeder weiĂ es ganz genau: Das ist kein Thema, das uns wahrscheinlich in unseren Ămtern begegnen wird“. Ein Verzicht auf die Aufnahme der Ukraine in die NATO ist das nicht.
Die NATO kann eine neues Mitglied nur mit der Zustimmung aller NATO-Mitglieder aufnehmen. Deutschland verweigerte fĂŒr viele Jahre eine Zustimmung zur Aufnahme der Ukraine in die NATO. Doch die „Politik der offenen TĂŒr“, auch gegenĂŒber der Ukraine, wollte die Bundesregierung auch nie ausschlieĂen. AusfĂŒhrlich dazu auch: „Was will Russland, was will die NATO?“, wo der Vertragsentwurf Russlands und die Antwort der NATO detailliert dargestellt und kommentiert wird.
Warnende Stimmen
Noam Chomsky zÀhlt am 23. MÀrz 2022 in einem Interview, das in pressenza widergegeben ist, warnende Stimmen auf, die vor den gefÀhrlichen Konsequenzen einer Aufnahme der Ukraine in die NATO warnen:
“ … Zum Beispiel: âDa Putins Hauptforderung die Zusicherung ist, dass die NATO keine weiteren Mitglieder aufnehmen wird, insbesondere nicht die Ukraine oder Georgien, hĂ€tte es offensichtlich keine Grundlage fĂŒr die gegenwĂ€rtige Krise gegeben, wenn es nach dem Ende des Kalten Krieges keine Erweiterung des BĂŒndnisses gegeben hĂ€tte, oder wenn die Erweiterung im Einklang mit dem Aufbau einer Sicherheitsstruktur in Europa erfolgt wĂ€re, die Russland einschlieĂt.â Der Autor dieser Worte ist der ehemalige US-Botschafter in Russland, Jack Matlock, einer der wenigen ernsthaften Russland-Spezialisten im diplomatischen Corps der USA, der kurz vor der Invasion schrieb. Er kommt zu dem Schluss, dass die Krise âmit gesundem Menschenverstand leicht gelöst werden kann⊠Nach den MaĂstĂ€ben des gesunden Menschenverstands liegt es im Interesse der Vereinigten Staaten, den Frieden zu fördern, nicht den Konflikt. Der Versuch, die Ukraine vom russischen Einfluss abzukoppeln â das erklĂ€rte Ziel derjenigen, welche die âFarbrevolutionenâ angezettelt haben â war ein törichter und gefĂ€hrlicher Versuch. Haben wir die Lektion der kubanischen Raketenkrise so schnell vergessen?
Matlock ist nicht allein. Die Memoiren des CIA-Chefs William Burns, eines weiteren der wenigen echten Russland-Spezialisten, kommen zu Ă€hnlichen Schlussfolgerungen ĂŒber die zugrunde liegenden Probleme. Die noch schĂ€rfere Position von George Kennan ist mit VerspĂ€tung weithin zitiert worden, und auch der ehemalige Verteidigungsminister William Perry und auĂerhalb der diplomatischen Reihen der bekannte Gelehrte fĂŒr internationale Beziehungen, John Mearsheimer, sowie zahlreiche andere Persönlichkeiten, die kaum mehr Mainstream kaum sein könnten, unterstĂŒtzen sie.
Nichts davon ist verborgen. Aus internen US-Dokumenten, die von WikiLeaks veröffentlicht wurden, geht hervor, dass das rĂŒcksichtslose Angebot von Bush II an die Ukraine, der NATO beizutreten, sofort scharfe Warnungen Russlands auslöste, dass die wachsende militĂ€rische Bedrohung nicht toleriert werden könne. VerstĂ€ndlicherweise“.
Die Warnung von George Kennan in der New York Times 1997 hier lesen
Klaus von Dohnanyi zitiert in seinem Buch „Nationale Interessen – Orientierung fĂŒr deutsche und europĂ€ische Politik in Zeiten globaler UmbrĂŒche“ frĂŒhe Warnungen von Michael McFaul[13]„Nationale Interessen – Orientierung fĂŒr deutsche und europĂ€ische Politik in Zeiten globaler UmbrĂŒche“, MĂŒnchen, 2022, 3. Auflage S. 67, Robert Hunter[14]a.a.O. S. 66 und Burns[15]a.a.O. S. 66 sowie spĂ€ter wieder Burns[16]a.a.O. S. 1099, Kennan[17]a.a.O. S. S. 109 und Brzezinski[18]a.a.O. S. 103, 105.
Eine weitere Zusammenstellung von warnenden Stimmen hier lesen.
„Das Messer am Hals“
Wir haben schon darauf hingewiesen, dass Putin ballistische Raketen aus dem Raum Charkow mit einer Flugzeit bis Moskau von 7 bis 8 Minuten und Hyperschall-Raketen mit einer Flugzeit von 4 bis 5 Minuten als „Messer am Hals“ beschrieb.
Dazu LĂŒhr Henken[19]https://widerstaendig.de/uncategorized/sechs-empfehlungen/#Henken:
„Die USA lassen Hyperschallraketen fĂŒr Armee, Luftwaffe und Marine entwickeln[20]Congressional Research Service, The U.S. Armyâs Long-Range Hypersonic Weapon (LRHW), 8.12.2021, 3 Seiten, https://crsreports.congress.gov/product/pdf/IF/IF11991. Das Programm hat âhöchste PrioritĂ€tâ[21]The Military Balance 2022, S.31 fĂŒr das Pentagon. FĂŒr Deutschland und Europa steht ein DĂ©ja-vĂč ins Haus. Die Eckdaten der Hyperschallrakete âDark Eagleâ von Lockheed-Martin, dem einstigen Hersteller der Pershing 2, sind klar: Reichweite mehr als 2.775 km, auf LKW landbeweglich und in Flugzeugen transportierbar, Stationierung ab 2023. Sie sollen nicht-nuklear bewaffnet werden.
Hyperschallraketen sind mindestens fĂŒnfmal schneller als der Schall. âDark Eagleâ hat die 12fache Schallgeschwindigkeit. Dass sie in Europa stationiert werden sollen, ist klar[22]NDR Info, StreitkrĂ€fte und Strategien, 12.3.2022, Manuskript, 18 Seiten, S. 14 f, https://www.ndr.de/nachrichten/info/sendungen/streitkraefte_und_strategien/sendemanuskriptstreitkraefte160.pdf, wo sie in Europa stationiert werden sollen, ist nicht bekannt. Von wo sie kommandiert werden sollen, jedoch schon. Von Wiesbaden aus, beim Europa- Hauptquartier der US-Armee. Dort ist seit November eine 500 Mann starke âMulti-Domain-Taskforceâ (MDTF) eingezogen, dessen 56. Artilleriekommando exakt jenes ist, welches bis 1991 fĂŒr die Pershing 2 zustĂ€ndig war. Die dem Kommando untergeordnete 41. Feldartilleriebrigade im bayrischen Grafenwöhr stellt damals wie heute die Kanoniere. Deshalb liegt es nahe, dass die âDark Eagleâ in Grafenwöhr stationiert werden. Moskau liegt 2.000 km von Grafenwöhr entfernt. Die Flugzeit der âDark Eagleâ von dort betrĂ€gt 10 Minuten. Was fĂŒr Ziele gibt es in ĂŒber 2.000 Kilometern Entfernung, die unbedingt binnen weniger Minuten zerstört werden mĂŒssen? Reicht dafĂŒr nicht ein Tomahawk-Marschflugkörper?
Zu dieser Frage erklĂ€rte das US-Heer im September 2021, die Raketen âDark Eagleâ wĂŒrden âeine einzigartige Kombination von Geschwindigkeit, ManövrierfĂ€higkeit und Flughöhe liefern, um zeitkritische, stark verteidigte und hochwertige Ziele zu besiegenâ[23]Dave Makichuk, Mach 5 Monster: Germany to Get Dark Eagle Missiles, Asia Times, 14.11.2021, https://asiatimes.com/2021/11/death-at-mach-5-germany-to-get-lethal-dark-eagle-missile/.
Gehen wir die einzelnen Parameter kurz durch: Zur Geschwindigkeit:
- 12 fache Schallgeschwindigkeit zu Unterschall bei Tomahawk.
- Zur ManöverfĂ€higkeit: Im Unterschied zu ballistischen Raketen, die eine berechenbare Flugparabel beschreiben, ist âDark Eagleâ lenkbar, so dass ein Abfangen unmöglich ist. Jedenfalls bisher. Das von der Hyperschallrakete gelöste Gleitvehikel schlĂ€gt samt konventionellem Sprengstoff mit Hyperschallgeschwindigkeit prĂ€zise ein. Volltreffer in ein Haus.
- Zeitkritisch bedeutet, es zielt nicht auf unbewegliche Ziele wie zum Beispiel militĂ€rische Infrastruktur, sondern auf bewegliche Ziele, die ihren Standort Ă€ndern. Stark verteidigt meint, durch Raketenabwehr verteidigt, und Hochwertziel meint, politische oder militĂ€rische FĂŒhrungspersonen. Wegen des Kriteriums zeitkritisch, kommen Tomahawk nicht in Frage. Sie wĂ€ren 2 Stunden unterwegs und von russischer Raketenabwehr zerstörbar. Hyperschallraketen benötigen von Grafenwöhr aus nach Moskau 10 Minuten, von der Nord-Ukraine nur 5 Minuten. Sie sind Ăberraschungswaffen, also Erstschlagwaffen, die die politische FĂŒhrung Russlands töten sollen.â
Dark Eagle âist eine Hightech-Waffe. Ein Schuss kostet mehr als 40 Millionen Dollar[24]4 Col. Mark Gunzinger, USAF (Ret.), Lukas Autenreid, Bryan Clark, Cost-Effective Long-Range Strike, 30.6.2021, https://www.airforcemag.com/article/cost-effective-long-range-strike/.
LĂŒhr Henken: „Um diese Gefahr, die von ukrainischem Boden ausgeht, auszuschlieĂen, hat Russland den Krieg gegen die Ukraine begonnen“.
2022: Krieg
Klaus Dohnanyi in einem Interview mit dem NDR am 22. April 2022: „Was ich so traurig und bedrĂŒckend finde, ist, dass es man hat sehen können und dass es man nicht verhindert hat“. Die von Klaus von Dohnanyi beschriebene Verweigerungshaltung Bidens geht auch aus einer Pressemitteilungen ĂŒber ein telefonisches GesprĂ€ch zwischen Biden und Putin am 31. Dezember 2021 hervor. Hier ein Ausschnitt aus dem Interview mit Klaus von Dohnanyi:
Das vollstÀndige Interview mit Klaus von Dohnanyi kann hier gehört werden.
Im Dezember 2021 veröffentlichten ehemalige deutsche Generale und Diplomaten einen Aufruf „Raus aus der Eskalationsspirale“.
Am 11. Februar 2022 veröffentlichte die IALANA zusammen mit der IPPNW einen Appell an die Bundesregierung „Diplomatie statt Kriegsvorbereitung„
Am 19. Februar 2022 sagte Selenskij auf der MĂŒnchener Sicherheitskonferenz: „Ich initiiere Konsultationen im Rahmen des Budapester Memorandums. Der AuĂenminister wurde beauftragt, sie einzuberufen. Wenn sie nicht wieder stattfinden oder zu keinen konkreten Entscheidungen zur GewĂ€hrleistung der Sicherheit unseres Staates fĂŒhren, wird die Ukraine mit Recht glauben, dass das Budapester Memorandum nicht funktioniert und alle BeschlĂŒsse des Pakets von 1994 in Frage gestellt wurden“. In diesem Budapester Memorandum verpflichteten sich am 5. Dezember 1994 Russland, die USA und England in drei separaten ErklĂ€rungen gegenĂŒber Kasachstan, Belarus und der Ukraine, die nach der Auflösung der Sowjetunion alle im Besitz von Nuklearwaffen waren, die SouverĂ€nitĂ€t und die Grenzen dieser LĂ€nder in „WĂŒrdigung des Beitritts der Ukraine zum Vertrag der Nichtverbreitung von Atomwaffen als Nicht-Kernwaffenstaat“ zu achten. Wenn die Ukraine glaubt, dass „alle BeschlĂŒsse des Pakets von 1994 in Frage gestellt wurden“, betrachtet sie sich erkennbar auch nicht mehr an den Vertrag ĂŒber die Nichtverbreitung von Kernwaffen gebunden, einen Vertrag, den die Ukraine nach dem Budapester Memorandum unterzeichnete[25]siehe Atomwaffen A-Z: https://www.atomwaffena-z.info/glossar/begriff/budapester-memorandum; Wortlaut des Textes des Memorandums bezogen auf die Ukraine: … Continue reading. Eine atomare Bewaffnung der Ukraine wĂ€re nur mit Zustimmung der USA möglich und eine verheerende Eskalation des Krieges in der Ukraine.
Am 24. Februar 2022 begann die Invasion russischer Truppen in die Ukraine. Der Krieg in der Ukraine hatte schon 2014 begonnen – niemand hatte die ĂŒber 10.000 Toten in diesem Krieg beachtet.
Zur Politik der USA
In einem Interview mit der âWeltâ am 1. April 2022 warnte der US-amerikanische Ăkonom Jeffrey Sachs:
âDie USA lieben die Eskalation von Konflikten. Ich beobachte sehr genau, welche VorschlĂ€ge und Botschaften aus den USA kommen. Die US-Regierung will die Gelegenheit nutzen und Russland in die Knie zwingen. Aber Europa sollte sich darauf nicht einlassen. KĂŒnftige Generationen in Europa mĂŒssen mit Russland als Nachbar leben. Biden hat in der Tat gesagt, dass wir uns fĂŒr einen langen Konflikt wappnen sollen. Das ist eine schreckliche Idee. Ein langjĂ€hriger Kampf; da spricht ein alter amerikanischer Mann mit Erinnerungen aus dem Kalten Krieg. Da spricht kein Mann der Zukunft. Die Welt sollte sich nicht auf einen langen Kampf vorbereiten. Sie sollte darauf hinarbeiten, den Krieg mit Verhandlungen zu stoppen. Das ist eher möglich, als die US-Regierung glaubt. Die EU sollte vorrangig auf eine Verhandlungslösung setzen und zusammen mit der Ukraine VorschlĂ€ge fĂŒr eine Einigung machenâ.
Auf den Vorhalt: âDas klingt, als wĂŒrden Sie der USA Kriegstreiberei vorwerfenâ, antwortet Jeffrey Sachs: âDie USA betreiben Expansionspolitik. Das ist der Geist in Washington. Der USA geht es um die Vorherrschaft in der Weltâ.
FrĂŒhjahr 2022: Wer lieĂ den Friedensvertrag zwischen Russland und der Ukraine scheitern?
Am 10. November 2023 veröffentlichten Hajo Funke und Harald Kujath einen Beitrag unter dem Titel „Wie ein frĂŒher Friedensvertrag im Ukrainekrieg scheiterte“ und einen Tag spĂ€ter einen weiteren Beitrag unter dem Titel „Wie der Westen auf Diplomatie setzte – und dann die Ukraine in den Krieg fĂŒhrte„. Diese beiden BeitrĂ€ge beschreiben und belegen detailliert, dass Russland und die Ukraine wenige Wochen nach Beginn des Krieges Verhandlungen ĂŒber einen Vertrag zur Beendigung des Krieges fĂŒhrten. Diese Verhandlungen waren weit gediehen und wurden auf DrĂ€ngen von NATO-Staaten unter FĂŒhrung der USA abgebrochen. Diese Staaten, die das Scheitern der Verhandlungen betrieben haben, sind also in einem erheblichen AusmaĂ dafĂŒr verantwortlich, dass dieser Krieg bis heute andauert und endlos viele Tote auf Seiten der Ukraine und Russlands gekostet hat. Die NATO-Staaten unter der FĂŒhung der USA wollten diesen Krieg nicht beenden.
September 2023: NATO-GenerlsekretÀr Stoltenberg nimmt Stellung
Am 7. September 2023 hielt der GeneralsekretĂ€r der NATO, Stoltenberg, vor AusschĂŒssen des EuropĂ€ischen Parlaments[26]genauer: auf einer gemeinsamen Sitzung des Ausschusses fĂŒr auswĂ€rtige Angelegenheiten (AFET) und des Unterausschusses fĂŒr Sicherheit und Verteidigung (SEDE) des EuropĂ€ischen Parlaments eine Rede[27]Ausschnitte aus der Rede hier lesen; die Rede wurde am 7. September 2023 auf der website der NATO veröffentlicht und ist dort vollstĂ€ndig nachzulesen, in der er unter anderem erklĂ€rte:
âZum Schluss noch ein Wort zu Schweden. ZunĂ€chst einmal ist es historisch, dass Finnland jetzt Mitglied des BĂŒndnisses ist. Und wir mĂŒssen uns an den Hintergrund erinnern. Der Hintergrund war, dass PrĂ€sident Putin im Herbst 2021 erklĂ€rte und sogar einen Vertragsentwurf schickte, den die NATO unterzeichnen sollte, um zu versprechen, dass die NATO nicht mehr erweitert wird. Das war es, was er uns geschickt hat. Und das war eine Vorbedingung dafĂŒr, nicht in die Ukraine einzumarschieren. NatĂŒrlich haben wir das nicht unterschrieben.
Das Gegenteil war der Fall. Er wollte, dass wir das Versprechen unterschreiben, die NATO niemals zu erweitern. âŠ
Also zog er in den Krieg, um die NATO, mehr NATO, an seinen Grenzen zu verhindern. Er hat genau das Gegenteil erreicht.â[1]
Damit bestĂ€tigte Stoltenberg, was wir in diesem Beitrag von Beginn des Krieges an vorgetragen haben: Die Ursache dieses Krieges ist die seit Jahren betriebene Osterweiterung der NATO. Der drohende Beitritt der Ukraine zur NATO war schlieĂlich der Tropfen, der das FaĂ zum Ăberlaufen brachte. Sehr instruktiv kommentiert Jeffrey D. Sachs diese Rede Stoltenberg.
10. Juli 2024: Kriegsschauplatz Deutschland
Am Rande des NATO-Gipfels veröffentlichten Deutschland und die USA am 10. Juli 2024 folgende Stellungnahme:
âGemeinsame ErklĂ€rung der Regierungen der Vereinigten Staaten von Amerika und der Bundesrepublik Deutschland zur Stationierung weitreichender Waffensysteme in Deutschland.
Die Vereinigten Staaten von Amerika werden, beginnend 2026, als Teil der Planung zu deren kĂŒnftiger dauerhafter Stationierung, zeitweilig weitreichende Waffensysteme ihrer Multi-Domain Task Force in Deutschland stationieren.
Diese konventionellen Einheiten werden bei voller Entwicklung SM-6, Tomahawks und derzeit in Entwicklung befindliche hypersonische Waffen umfassen. Diese werden ĂŒber deutlich gröĂere Reichweite als die derzeitigen landgestĂŒtzten Systeme in Europa verfĂŒgen.
Die BeĂŒbung dieser fortgeschrittenen FĂ€higkeiten verdeutlicht die Verpflichtung der Vereinigten Staaten von Amerika zur NATO sowie ihren Beitrag zur integrierten europĂ€ischen Abschreckung.â
Bei den „hypersonischen Waffen“ handelt es sich um die Long-Range Hypersonic Weapon (LRHW) „Dark Eagle“ mit „einer Reichweite von 2.750 km und der fĂŒnffachen Schallgeschwindigkeit“[28]Junge Welt vom 12. Juli 2024; siehe https://www.jungewelt.de/artikel/479233.neue-us-waffen-in-deutschland-zur%C3%BCck-im-kalten-krieg.html; abgerufen am 12.07.2025 um 08:07 Uhr
Doomsday Clock
Seit 2020 stand die Weltuntergangsuhr auf 100 Sekunden vor 12. Mit dem neuerlichen Fortschreiten um 10 Sekunden bringt das Bulletin Board der Atomwissenschaftler die prekĂ€re Lage der Weltbevölkerung zum Ausdruck, die vor allem mit dem Ukrainekrieg, aber auch mit der sich zuspitzenden Klimakrise begrĂŒndet wurde.
References
↑1 | zitiert nach LĂŒhr Henken „Der Ukraine Krieg – immnense Herausforderung fĂŒr die Friedensbewegung, Vortrag gehalten am 5. April 2022, https://widerstaendig.de/uncategorized/sechs-empfehlungen/#Henken |
---|---|
↑2 | Klaus von Dohnanyi „Nationale Interessen. Orientierung fĂŒr deutsche und europĂ€ische Politikin Zeiten globaler UmbrĂŒche“, 3. Auflage 2022 MĂŒnchen S. 66 f. |
↑3 | Klaus von Dohnanyi „Nationale Interessen – Orientierung fĂŒr deutsche und europĂ€ische Politikin Zeiten globaler UmbrĂŒche“ 3. Auflage 2022 MĂŒnchen s. 67 |
↑4 | Zu dem Thema ein Interview mit Horst Teltschik |
↑5 | Artikel 5 Absatz 3 Satz 3 des 2+4-Vertrages |
↑6 | Michael McFaul „From Cold War to hot Peace. An Amercan Ambassador in Putins’s Russia“, London 2018 S. 48 |
↑7 | Klaus von Dohnanyi „Nationale Interessen. Orientierung fĂŒr deutsche und europĂ€ische Politikin Zeiten globaler UmbrĂŒche“ 3. Auflage 2022 MĂŒnchen s. 67 ff. |
↑8 | Klaus von Dohnanyi „Nationale Interessen – Orientierung fĂŒr deutsche und europĂ€ische Politikin Zeiten globaler UmbrĂŒche“ 3. Auflage 2022 MĂŒnchen s. 105 |
↑9 | Artikel 6 des russischen Vertragsentwurfs: „Alle Mitgliedstaaten der Nordatlantikvertrags-Organisation verpflichten sich, von jeder weiteren Erweiterung der NATO, einschlieĂlich des Beitritts der Ukraine sowie anderer Staaten, Abstand zu nehmen„ |
↑10 | Aus der Antwort der NATO auf den russischen Vertragsentwurf: „8.2 Alle Staaten respektieren das Recht anderer Staaten, Sicherheitsvereinbarungen zu wĂ€hlen oder zu Ă€ndern, und ihre eigene Zukunft und AuĂenpolitik frei von Einmischung von auĂen zu entscheiden. Vor diesem Hintergrund bekrĂ€ftigen wir unsere Verpflichtung fĂŒr die NATO-Politik der Offenen TĂŒr gemÀà Artikel 10 des Washingtoner Vertrages“ |
↑11 | siehe unter Nr. 69 des vollstĂ€ndig dokumentierten Beschlusses des Nordatlantikrates vom 14. Juni 2021: https://nato.diplo.de/blob/2467084/2ced1f1d1ea0edd979dabd815bcfca3e/20210614-gipfelerklaerung-data.pdf |
↑12 | zitiert nach Klaus von Dohnanyi „Nationale Interessen – Orientierung fĂŒr deutsche und europĂ€ische Politik in Zeiten globaler UmbrĂŒche“ 3. Auflage 2022 MĂŒnchen S. 104 |
↑13 | „Nationale Interessen – Orientierung fĂŒr deutsche und europĂ€ische Politik in Zeiten globaler UmbrĂŒche“, MĂŒnchen, 2022, 3. Auflage S. 67 |
↑14, ↑15 | a.a.O. S. 66 |
↑16 | a.a.O. S. 1099 |
↑17 | a.a.O. S. S. 109 |
↑18 | a.a.O. S. 103, 105 |
↑19 | https://widerstaendig.de/uncategorized/sechs-empfehlungen/#Henken |
↑20 | Congressional Research Service, The U.S. Armyâs Long-Range Hypersonic Weapon (LRHW), 8.12.2021, 3 Seiten, https://crsreports.congress.gov/product/pdf/IF/IF11991 |
↑21 | The Military Balance 2022, S.31 |
↑22 | NDR Info, StreitkrĂ€fte und Strategien, 12.3.2022, Manuskript, 18 Seiten, S. 14 f, https://www.ndr.de/nachrichten/info/sendungen/streitkraefte_und_strategien/sendemanuskriptstreitkraefte160.pdf |
↑23 | Dave Makichuk, Mach 5 Monster: Germany to Get Dark Eagle Missiles, Asia Times, 14.11.2021, https://asiatimes.com/2021/11/death-at-mach-5-germany-to-get-lethal-dark-eagle-missile/ |
↑24 | 4 Col. Mark Gunzinger, USAF (Ret.), Lukas Autenreid, Bryan Clark, Cost-Effective Long-Range Strike, 30.6.2021, https://www.airforcemag.com/article/cost-effective-long-range-strike/ |
↑25 | siehe Atomwaffen A-Z: https://www.atomwaffena-z.info/glossar/begriff/budapester-memorandum; Wortlaut des Textes des Memorandums bezogen auf die Ukraine: https://treaties.un.org/doc/Publication/UNTS/Volume%203007/Part/volume-3007-I-52241.pdf; die drei Texte des Memorandums bezogen auf Kasachstan, Ukraine und Belorussland hier: https://web.archive.org/web/20170421194559/http://www.exportlawblog.com/docs/security_assurances.pdf |
↑26 | genauer: auf einer gemeinsamen Sitzung des Ausschusses fĂŒr auswĂ€rtige Angelegenheiten (AFET) und des Unterausschusses fĂŒr Sicherheit und Verteidigung (SEDE) des EuropĂ€ischen Parlaments |
↑27 | Ausschnitte aus der Rede hier lesen; die Rede wurde am 7. September 2023 auf der website der NATO veröffentlicht und ist dort vollstĂ€ndig nachzulesen |
↑28 | Junge Welt vom 12. Juli 2024; siehe https://www.jungewelt.de/artikel/479233.neue-us-waffen-in-deutschland-zur%C3%BCck-im-kalten-krieg.html; abgerufen am 12.07.2025 um 08:07 Uhr |