Die Studie ELAB 2.0

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28. Dezember 2020 von benhop

Die Wirkung der Auto-Elektrifizierung auf die Arbeitsplätze der Automobilindustrie

Die Studie ELAB 2.0 untersucht die Wirkung der Auto-Elektrifizierung auf die Automobilindustrie

Die Fraunhofer Gesellschaft veröffentlichte am 15. November 2918 eine Studie mit dem Titel ELAB 2.0[1], die auf einer Studie ELAB aus dem Jahr 2012 aufbaut und die Wirkungen der Fahrzeugelektrifizierung auf die Beschäftigten der Automobilindustrie in Deutschland untersucht.

Nach dieser Studie verursachte im Jahr 2017 der Straßenverkehr 18 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Zum Schutz der Umwelt ist also das Ende des Verbrennungsmotor eher früher als später notwendig. Es ist bedauerlich, dass in der Studie eine Zurückdrängung des Individualverkehrs durch eine grundlegende Verbesserung des gemeinschaftlichen öffentlichen Verkehrs und die Folgen solcher Veränderungen für die Beschäftigung nicht berücksichtigt werden.  

Es werden ausschließlich die Wirkungen der Elektrifizierung von Autos untersucht. Die Folgen für die Arbeitsplätze werden entwickelt, indem ermittelt wird, wie viele Arbeitsplätze von der Herstellung einzelner Komponenten abhängen, und zwar der Komponenten, die mit der Elektrifizierung des Autos verschwinden, hinzukommen oder sich ändern. Alle diese Teile in einem Auto können mit dem Begriff Antriebsstrang zusammengefasst werden. Es ist der Antriebsstrang, der das Auto mit Verbrennungsmotor von einem Elektroauto unterscheidet. Zum Antriebsstrang eines Autos mit Verbrennungsmotor gehören der Verbrennungsmotor, das Getriebe und die sogenannte Peripherie, also Ölversorgung, Luftversorgung und Einspritzanlage u.a. Zum Antriebsstrang eines Elektroautos gehören der Elektromotor, die Batterie und Leistungselektronik.

In der Studie werden verschieden Szenarien durchgespielt, die alle die Autoproduktion im Jahr 2030 im Blick haben, aber mit einem unterschiedlichen Anteil von Elektroautos an der gesamten Autoproduktion in Deutschland. Im ersten Szenario sind im Jahr 2030 25% der hergestellten Autos Elektroautos, im zweiten Szenario sind es 40 % und im dritten Szenario 80 % der hergestellten Autos. 

Im ersten Szenario verlieren 74.000 bis 80.000 Beschäftigte, im zweiten Szenario 80.000 bis 90.000 Beschäftigte und im dritten Szenario 107.000 bis 125.000 Beschäftigte durch diese Elektrifizierung bis 2030 ihren Arbeitsplatz. Es geht nur um Beschäftigte, die in der Herstellung von Antriebssträngen gearbeitet haben und denen kein Ersatzarbeitsplatz in der Herstellung von Antriebssträngen für Elektroautos angeboten werden. Dabei werden auch die Beschäftigten der Zuliefererindustrie erfasst, soweit diese in Deutschland arbeiten. Zu beachten ist, dass in den angegebenen Zahlen auch die Produktivitätsfortschritte berücksichtigt werden, die beim Verbrenner zu einem jährlichen Verlust von 2 % der Arbeitsplätze und bei einem Elektroauto zu einem jährlichen Verlust von 3 % der Arbeitsplätze führen. Das Ergebnis der Untersuchung lässt sich so zusammen fassen: Es fallen viel mehr Arbeitsplätze weg als neue Arbeitsplätze mit der Herstellung von Elektromotoren, Batterien und Leistungselektronik geschaffen werden.

Im Jahr 2017 waren in Deutschland mit der Herstellung von Antriebsträngen 200.000 Menschen beschäftigt. Das Elektroauto spielte noch keine Rolle. 97% der gefertigten Antriebsstränge waren Antriebstränge für Verbrenner. Insgesamt arbeiteten im Jahr 2018 in der Automobilindustrie 840.000 Menschen. Mindestens ebenso viele Menschen sind nach Angaben der Studie indirekt von der Automobilindustrie abhängig. 

Die Auswirkungen der Elektrifizierung der Antriebe auf die Beschäftigung werden in der Studie als „erheblich“ gewertet. Die Auswirkungen treffen nach dieser Studie unmittelbar die Automobilhersteller, mehr oder weniger spezialisierte Zulieferer, einzelne Betriebe und ganze Standorte. „Die Politik ist auf allen Ebenen gefordert, frühzeitig Gegenstrategien zu entwickeln“.

Diese Gegenstrategien müssen darauf gerichtet sein, umweltfreundliche und zumutbare Ersatzarbeitsplätze zu schaffen. Davon ist bisher auch nicht im Ansatz etwas zu sehen. Luftreden, Empörung, Appelle sind kein Ersatz. Tatsächlich sind die Strategien darauf gerichtet, diejenigen, die jahrelang alles gegeben haben, als Überflüssige aus den Unternehmen zu drängen. Zum Schutz der Umwelt werden Vorgaben gemacht. Die Beschäftigten werden dem Markt überlassen. Sollen sie doch sehen, wie sie ihre Existenzgrundlage sichern. Reden wird nur weiterhelfen, wenn es darauf gerichtet ist, Handeln folgen zu lassen und massiven Druck aufzubauen. Beschäftigte und Umweltbewegung müssen Hand in Hand gehen – mit dieser Zusammenarbeit muss sofort begonnen werden. Umweltfreundliche Arbeitsplätze für Alle. Leave No One Behind. 


[1] ELAB Studie 2.0 der Frauenhofer-Gesellschaft aus dem Jahr 2019; kann herunter geladen werden