Freitag, 5. Juni 2020: Wir diskutieren zu Dritt beim Griechen im Oysseus in der Friedelstraße. Einer behauptet: “So etwas wie den Mord an George Floyd in den USA gibt es bei uns in Deutschland nicht”.
Einen Tag später um 14:00 Uhr auf dem Alex in Berlin: Viele Menschen, immer mehr Menschen, ganz junge Menschen, sehr viele mit farbiger Hautfarbe, aber auch sehr viele mit weißer Hautfarbe; viele mit einem Papp-Schild und darauf ein selbst geschriebener Satz. “Black lives matter” – “How many more?” – “Deutschland ist nicht unschuldig” – “I can’t breathe” – “Bezahlt zu schützen, nicht zu töten” – “Racism ist the longest pandemic yet” – “Stop white silence” – “No justice no peace” – “Rassismus tötet” – “No freedom until we are equal” – “White silence kills” – “Resist”. Wenn ich die Parolen lesen will, kann ich den Stolz in den Augen derjenigen sehen, die mir ihr Schild entgegen halten.
Ich gehe nach oben zum Bahnhof der S-Bahn, wo man sehr gut auf den Alex sehen kann: Überall Menschen. Neben mir stehen zwei Security-Männer. Ich spreche den einen an, mit weißer Hautfarbe: “Toll nicht?” Seine Antwort: “Ich sage dazu nichts”. Der andere mit schwarzer Hautfarbe sieht auch auf die Menschen auf dem Alex: “Das ist wichtig!”. Er nickt mir zustimmend zu als ich mit Blick auf seinen Kollegen erkläre: “Der sagt nichts, weil er gegen die Versammlung ist.”